Kind 2,5 treibt alle in den Wahnsinn

Hallo liebe Community,

ich wende mich in meiner Verzweiflung an Gleichgesinnte. Mein Sohn ist 2,5 Jahre alt. Schon als Baby war er sehr anstrengend, hat nie länger als eine halbe Stunde am Stück geschlafen und war (fast) immer unzufrieden. Kinderwagen, Trage, hat alles nicht funktioniert, ablegen konnte man ihn nie, er hat sofort wie am Spieß geschrien und auch nicht wieder aufgehört, bis man ihn hochgenommen hat. Ruhige zufriedene Momente gab es äusserst selten, er hat permanenten Input eingefordert. Ich weiß gar nicht, wie ich es besser beschreiben soll.

Heute ist er immer noch ein sehr aufgewecktes Kind. Er ist sprachlich und körperlich für sein Alter sehr weit, kann sich sehr gut ausdrücken und Zusammenhänge verstehen.
Hier nun mein Problem: Er kann sich extrem schlecht beschäftigen. Draußen geht es etwas besser, drinnen gar nicht. Heißt: er hängt ununterbrochen (!!!) an meinem Bein und fragt mich über Gott und die Welt aus. Klar, das ist schön, aber ich schaffe es manchmal stundenlang nicht, überhaupt nur im Kopf auf fünf zu zählen, weil er permanent was von mir will, immer und immer wieder. Spielsachen interessieren ihn nicht, außer, jemand spielt mit ihm. Wir vereinbaren Auszeiten im Kinderzimmer. Dazu hat er die besten Ausreden parat, z.B. Angst vor Einbrechern… Mit Konsequenz komme ich nicht weiter. Er kommt nach 30 Sekunden wieder, ich bringe ihn zurück, das Spiel geht von vorne los, bis ich irgendwann wütend und laut werde. Das tut mir sehr leid, aber dann klappt es oft plötzlich.
Auch sonst hört er fast nie auf das was ich sage, hat komplett seinen eigenen Kopf. Er weiß, was zu tun ist und keine Bitte oder Ansage meinerseits wird auch nur beachtet. Drohe ich eine logische Konsequenz eines Fehlverhaltens an, provoziert er bewusst und weint natürlich sehr, wenn dann die Konsequenzen umgesetzt werden.

Achja, dieses Verhalten zeigt er nicht nur bei mir, sondern auch bei Papa, Oma, Opa, Tagesmutter,…

Je weicher eine Bezugsperson (v.a. Opa), desto extremer tanzt er derjenigen auf der Nase rum.

Wir wissen einfach nicht weiter, weil weder freundliche Bitten, noch Erklärungen und auch keine Konsequenzen irgendwas bringen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Was hilft?

Ich hoffe auf freundliche Ratschläge! Danke!

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Aus eurem High Need Baby ist ein High Need Kleinkind geworden. Er hat von Anfang an Probleme mit der Regulation und hat nie gelernt sich selbst zu regulieren. Du schreibst er brauchte als Baby dauerhaft Input, also Ablenkung. Ich verstehe das Dilemma, aber die Regulation wird durch viel Input natürlich nicht unterstützt.

Mit einem Kind in den Alter zu vereinbaren, dass es eine bestimmte Zeit in seinem Zimmer bleiben soll, ist einfach noch zu früh. Leider wird dadurch auch ein Teufelskreis erzeugt: Das Kind weiß, dass die Eltern eine Pause brauchen und es (kurzfristig) nicht da haben wollen, das Kind hat Angst und die Bindung und ist angespannt und klammert noch mehr, die Eltern sind noch verzweifelter und brauchen noch dringender eine Pause und die Anspannung steigt bei allen Beteiligten.

Ich finde es wichtig erstmal zu akzeptieren, dass das Kind nichts dafür kann. Somit wird sich das Verhalten auch nicht auf Befehl oder durch Konsequenzen ändern lassen. Das Kind kann sich (noch) nicht anders verhalten.

Das Verhalten in der Spielgruppe finde ich auch auffällig für das Alter. Natürlich machen Kinder immer mal Quatsch, aber die meisten wollen auch Teil der Gruppe sein und nicht negativ auffallen. Vielleicht hat euer Kind aber auch die Erfahrung gemacht, dass er eh negativ auffällt und dass es mit erwachsenen Bezugspersonen eher ein gegeneinander als ein miteinander ist.


Ich vermute das Beste wäre es, wenn ihr eure Vorstellungen und Erwartungen ganz runterschrauben und verstärkt auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen würdet, zum Beispiel Grundbedürfnisse nach Nähe und positiver Aufmerksamkeit jederzeit erfüllen. Das Problem daran ist natürlich, dass ihr Eltern vermutlich auch völlig erschöpft seid und die Energie dafür fehlt. Was könnte euch dabei helfen, die Kraft dafür zu finden? Könnt ihr vorübergehend beruflich kürzer treten oder euch im Haushalt unterstützen lassen oder andere Aufgaben abgeben? Es geht einfach darum, aus diesem Teufelskreis rauszukommen.

Natürlich kann es aber sein, dass euer Kind ein High Need Kind bleibt. Vielleicht fehlt ihm Impulskontrolle im Vergleich zu Gleichaltrigen und es verwächst sich in den nächsten Jahren, vielleicht liegt aber auch ADHS vor oder sowas. So oder so, mit überhöhten Erwartungen überfordert ihr das Kind und macht die Situation leider schlimmer.

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Vielleicht auch gemeinsame Ruhezeiten, in denen man zwar da ist, aber jeder sich leise beschäftigt, man Musik hört, kuschelt etc.?

Ich hatte den Eingangstext allerdings so verstanden, dass der Sohn einen großen Wissensdurst hätte und deshalb immer Fragen stellen würde. Das würde ich dann eher nicht einschränken, sondern umleiten. Eventuell auch einfach gemeinsam Wissens-Hörspiele hören. Kindersachbücher, Geschichten, in denen Wissen vermittelt wird, bspw. vom Arztbesuch etc.

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Ja ich habe im Ausgangstext das Ausmaß der Wissbegier unterschätzt. Ich schließe mich dem Vorschlag mit den Hörbüchern an. Mein wissbegieriges Kind hätte in dem Alter stundenlang "Wieso weshalb warum Junior" hören können.

Zudem finde ich schon, dass auch aufgeweckte 2-Jährige lernen können zu akzeptieren, dass man gerade eine Auszeit von Gesprächen braucht. Auf eine räumliche Trennung würde ich nicht bestehen, aber ich nehme mir durchaus heraus, mal ein paar Minuten die Fragen nichts zu beantworten. Das ist denke ich auch irgendwo eine Übungssache. Man könnte zum Beispiel Entspannungsmusik anschalten und erklären, dass man jetzt eine Pause braucht und der Musik lauschen und bis zum Ende des Liedes nicht auf Fragen antworten wird, außer es gibt einen Notfall.

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Ich füge noch hinzu: Auffällig ist es auch in Spielgruppen. Die anderen gleichaltrigen spielem zufrieden (Puzzle, Bauklötze stapeln, Schaukelpferd, …). Mein Kind hingegen nimmt den ganzen Raum auseinander, will mit dem Laufrad ins Bällebad, stiftet ein anderes Kind an, jenes auszukippen, macht ständig das Licht an und aus, versucht, aus dem Raum zu kommen um die anderen Räume zu erkunden oder „ich gehe schon Hause, ohne Mama, tschüss“.
Dieses Verhalten ist sicherlich nicht untypisch für das Alter. Aber ich kenne einfach kein anderes Kind, das sich so verhält. Alle anderen sind immer super zufrieden und beschäftigen sich klaglos mit dem angebotenen Spielzeug.

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Du erwartest zu viel. Und das sage ich als Mama von zwei Kindern, deren erstes Kind ganz ähnlich war. Er wollte permanent Aufmerksamkeit oder Bespaßung, sein Mund stand und steht auch jetzt mit 5 quasi nie still. Sprachlich ist er immer weiter entwickelt als Gleichaltrige. War die Bespaßung nicht in seinem Sinne, fing er an Blödsinn zu machen, aus Langeweile. Er macht das nicht um euch zu ärgern und Ausreden sind Ängste auch nicht. Er kooperiert dann nur, weil du ihm drohst und nicht, weil er keine Angst hat. Du erwartest Dinge von ihm, die man in diesem Alter nicht vollständig erwarten kann. Das ist leider oft so, wenn die Kinder sprachlich sehr weit sind: Man neigt dazu sie zu überschätzen, weil sie älter wirken.
Schraube seine Erwartungen herunter, akzeptiere die Autonomiephase, bleibe konsequent und irgendwann wird es besser. Bis dahin: Sorge für Entlastung durch kinderfreie Zeit.

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Ich denke eine Mutter die hier verzweifelt schreibt dass ihr Kind hyperaktiv ist will sicher nicht hören dass sie zu viel von ihrem Kind erwartet. Ich finde schon dass man von einem 2 1/2 Jährigen mehr erwarten kann.
Für mich klingt es leider nicht normal und ich würde mir an ihrer Stelle Hilfe suchen, womöglich würde eine Therapie helfen.

Bearbeitet von K1lug
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Danke für deine Antwort. Ich habe Anfang letzten Jahres Hilfe gesucht und über das Jugendamt eine Familienhilfe bekommen. Mit dieser kommen wir sehr gut zurecht und sind sehr dankbar dafür. Er hält unser Kind für völlig gesund, sehr pfiffig und weit für sein Alter, aber eben von der anstrengenden Sorte. Gemeinsam haben wir auch schon einige Strategien erarbeitet.

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Wie wäre es denn mit Hörspielen? Vielleicht auch etwas anspruchsvolleren. Also, Sachbücher, Sachgeschichten, Kinderbücher über Alltagsphänomene für etwas höhere Altersstufen etc.? Dann könnte er im Zimmer zuhören und hätte ja mentalen Input. Vielleicht auch eher Lernspielzeug.

Ich würde ihn dann aber nicht sofort mit dem Hörspiel ins Zimmer setzen, sondern erst mal längere Zeit gemeinsam hören und dann nach und nach auch alleine hören. Dabei vielleicht nach und nach beim gemeinsamen Hören auch verschiedene Paralleltätigkeiten einführen - Malen, was man hört, einfach vor sich hin malen, kneten, etwas bauen etc.

Ich würde ihn dann bitten, mir hinterher zu zeigen oder zu erklären, was er gehört hat, so dass er auch Austausch hat und nicht das Gefühl hat, das Hörspiel soll nun die Interaktion mit dir ersetzen.

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Danke für den Tipp. Ich habe es bisher mit einem Hörspiel getestet. Das klappt gar nicht. Er kann sich einfach nicht konzentrieren:(

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Ich hab keinen Ratschlag ausser mit deinem Mann abwechseln u hoffen, dass er irgendwann auf Hörbücher reinkippt, das klappt aber in der Regel erst ab 3.5 gut. Meine Tochter (nun 5) war ziemlich genau so (ausser das Verhalten im kiga, da war sie immer super angepasst u sozial) aber ab 3.5 waren hörbücher der gamechanger, plus wir machen 50/50 (2x die Woche hole ich ab, 2x die Woche mein Mann, 1x die Großeltern) u da war es zum Aushalten, am WE haben wir uns auch abgewechselt und waren viel unterwegs. Wollte auch sagen, dass ich es toll finde, dass du ihn nicht vorm TV parkst!

Bearbeitet von LaVie85
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1:1 mein Kind. 😂

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Hast du vielleicht Lust auf persönlichen Austausch? :)

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Du beschreibst mein Kind. Wird im Juni 2,5 und ist auch kaum zu halten.
Ich weiß leider auch nicht mehr weiter und wir haben auch vom Jugendamt eine Familienhilfe. Ich kam einfach irgendwann mit dieser Unruhe nicht mehr klar. So richtig helfen tut uns das mit der Familienhilfe allerdings auch nicht..