Geburtshelfer Dr. Harald Abele

Expertenrat Schwangerschaftsbeschwerden

Übelkeit, Rückenschmerzen, Sodbrennen - das sind nur einige der Beschwerden, über die Schwangere klagen. Was dagegen hilft ohne dem Baby zu schaden, erklärte der Tübinger Gynäkologe Dr. Abele von motherstalk.de in unserem Expertenforum.

Best of-Fragen

Experte Abele

Über den Experten

Dr. med. Harald Abele ist leitender Oberarzt an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen mit dem Schwerpunkt spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin.

 

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3 wichtige Fragen aus unserem Expertenforum

Schlafprobleme

Frage: Ich bin erst bei 4+1 aber ich habe extreme Schlafstörungen. Ich werde alle 30 minuten wach und brauche ewig bis ich wieder einschlafen kann. Das geht die komplette nacht so. Kann ich da irgendwas machen damit ich endlich wieder richtig schlafen kann? 

Experte: Schon in der 4. SSW Schlafstörungen zu haben, ist in der Tat ausserordentlich früh, meist findet das erst gegen Ende der Schwangerschaft statt, wenn der Bauch beim Bewegen im Bett im Wege ist. Und die Schlaflosigkeit ist nicht nur lästig, sondern stört die Gesundheit und das Wohlbefinden. Zudem kann es Auswirkungen auf das Essverhalten (erhöhte Kalorienzufuhr) haben mit Übergewichtigkeit und der möglichen Entwicklung eines Diabetes (Zuckerkrankheit). Insofern ist es schon wichtig, etwas gegen die Schlaflosigkeit zu unternehmen.
Zunächst einige Tips:
Legen Sie sich tagsüber hin, wenn möglich. Machen Sie mit Ihrem Partner einen Abendspaziergang. Vielleicht hilft ein warmes Bad mit Lavendel- oder Rosmarin-Essenz.
Schalten Sie um von Beat auf leichte, eingängige Musik.
Lesen Sie oder lassen Sie sich ein Buch vorlesen.
Achten Sie im Schlafzimmer auf eine Temperatur unter 20 °C.
Trinken Sie vor dem ins-Bett-gehen warme Milch mit Honig oder einen Baldrian-Kräutertee.
Auch eine Kombination aus Baldrian und Hopfen verbessert den Schlaf (alkoholfreies Bier). 
Sollte das alles nichts helfen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Überlegen Sie selbst, was Ihre Schlaflosigkeit auslösen könnte: Stress, partnerschaftliche Probleme, Angst vor der Schwangerschaft, der Geburt und der mit einem Kind verbundenen Verantwortung. Dann sollten Sie sich einer entsprechenden Behandlung unterziehen. Und denken Sie daran: Angst ist ein schlechter Ratgeber, er behindert das Leben, in Ihrem Fall das Schlafen.

 

Harter Bauch und Muskelzuckungen

Frage: Ich habe 2 Probleme
1. habe ich das Gefühl im Oberbauch Muskelkater zu haben und er fühlt sich auch nach nem langen Arbeitstag, arbeite teilweise 9,5 Std. am Stück irgendwie verhärtet an .... 
2. habe ich teilweise, da eher im unteren Bauchbereich Muskelzuckungen ..... Es tut jetzt nicht weh aber irgendwie stört es doch :) mache ich iwas falsch oder kann ich irgendwas dagegen machen ? Ich bin in der 10. ssw. und nehme 1x tägl. 400 mg Magnesium.

Experte: Die Schwangerschaft hat ihre ganz eigenen Regeln. Bei einer Arbeitszeit von 9,5 Stunden am Tag sollten Sie daher auf ausreichende Erholungspausen achten. Sitzen Sie sehr viel bei der Arbeit, z.B. vor dem Computer, kann sich das Beschwerdebild allein durch eine schlechte Haltung erklären. Versuchen Sie einmal die Umgebungsbedingungen zu variieren und prüfen, ob sich die Beschwerden verändern. Sind diese beispielsweise am Wochenende auch da? Versuchen Sie Entspannung in Ihren Alltag einzubauen. Denken Sie beispielsweise auch an Sport und ausreichend Bewegung an der frischen Luft.

 

Sodbrennen und Verstopfung

Frage: Ich würde gerne wissen, was ich bei Sodbrennen machen kann? Und welche Möglichkeiten gibt es gegeni Verstopfung?

Experte: Sodbrennen entsteht dadurch, das die aggressive Magensäure in die Speiseröhre gelangt und dort die Schleimhaut der Speiseröhre verätzt. In der Schwangerschaft ist der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre hormonell bedingt erschlafft und kann dem steigenden Druck des größer werdenden schwangeren Bauches nicht widerstehen.
Ein paar Tips, was Sie selber machen können:
Nehmen Sie viele kleinere Mahlzeiten, als die 3 Hauptmahlzeiten zu sich, meiden Sie süße, scharfe und zu fette Speisen. Milchprodukte hingegen können das Sodbrennen mildern, ebenso wie das Kauen von Mandeln und Haselnüssen - halten Sie immer eine Handvoll davon bereit, vermeiden Sie Kohlensäure in Getränken und verzichten Sie auf Cola, Alkohol und Nikotin. Schwer zu erklären ist, warum ein Teelöffel Senf nach dem Essen helfen soll, das wird aber berichtet.
An Medikamente stehen sog. Antacida (gegen Säure gerichtet) zur Verfügung. Am bekanntesten und in der Schwangerschaft am längsten angewandt sind Rennie(R), Maaloxan(R) und Riopan (R). Es gibt weitere unbedenkliche Arzneimittel - diese werden nicht in den Blutkreislauf aufgenommen, und haben damit keinen Einfluss auf das Ungeborene - z.B. sog. H2-Rezeptorenblocker, das Ihnen Ihr Arzt verschreiben sollte. Ein pflanzliches Präparat wäre Iberogast(R). Auch eine Akupunktur oder das homöopathische Mittel Strychnos nux vomica können hilfreich sein. Sie müssen selber ausprobieren, was Ihnen hilft. Ausführlicher dazu lesen Sie bitte: www. mothers-talk.de/Schwangerschaft/Beschwerden/Sodbrennen.
Zur Verstopfung: Auch hier können Sie zunächst selbst etwas tun: Viel Bewegung an frischer Luft, achten Sie bei der Ernährung auf frisches Gemüse (auch roh, meiden Sie Weißmehlprodukte, stattdessen Vollkornbrot, Joghurt und Quark mit Leinsamen, Obst oder Kräutern. Trinken Sie ausreichend, in schweren Fällen hilft ein vom Arzt verschriebenes Miniklistier.