Ich werd nur verunsichert

Erstmal zu mir. Ich bin die dritte Tochter meiner Mama und hab am 1.3. mein erstes Kind auf die Welt gebracht. Meine Schwestern haben jeweils schon zwei Kinder.

Nun ja... Gestern war meine Mama mal wieder zu Besuch. Wir wollten das Wetter genießen und spazieren. Mein kleiner war auch hundemüde. Meine Mama sagt "leg ihn in wagen und dann schläft er schon ein beim spazieren, das war bei euch früher auch so". Ich hab ihr schon des öfteren gesagt, dass er nur aufm Arm einschläft. Aber sie wollte mir nicht glauben also sind wir los. Nach kurzer Zeit fing er an zu weinen, hab ihn kurz raus genommen aber er ließ sich nicht beruhigen. Wir also wieder nach Hause und meine Mutter am tottern. "Ihr habt früher immer im Wagen geschlafen. Ich musste mich auch um deine Schwestern kümmern und konnte dich nicht in der Wohnung umher tragen. Du hast ihn echt total verwöhnt. Wie willst du das nur wieder hin kriegen."
ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN! Bei jedem Besuch werde ich verunsichert, wird mir jedes mal gesagt das er alleine einschlafen lernen muss und und und. Ich Zweifel so doll an mir selber durch diese Sätze, dass ich gleich n Milchstau bekommen habe heute.
Ich weiß auch nicht was ich tun soll. Ihm geht es einfach besser, wenn ich ihn in den Schlaf trage. Ich würde mich auch freuen wenn er mal alleine einschläft aber ihn weinen lassen werde ich nicht. Das kann ich nicht. Mich nervt das einfach so sehr :-( was kann ich tun? Nachts kommt er immer wieder ohne Hilfe zur Ruhe. Da still und wickel ich, mach Bäuerchen und leg ihn hin. Wackel ihm bisschen seinen Po und dann ist Ruhe aber tagsüber funktioniert es einfach nicht. Ich mag nicht verzweifeln und an mir zweifeln...

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Was du tun kannst? Dir ganz, ganz schnell ein ganz, ganz dickes Fell zulegen. Du wirst es von jetzt an dauernd brauchen! Merke: Was auf immer du von nun an tun wirst, es wird in den Augen deiner Mitmenschen falsch sein. Denn Muetter machen (vor allem beim ersten Kind) grundsaetzlich immer und staendig absolut alles flasch und sind an jedem "Fehlverhalten" ihres Kindes allein Schuld.

Ja, deine Mutter hat euch bestimmt gut und liebevoll erzogen. Sie hat es so gemacht, wie es FUER SIE und in ihrer damaligen Situation ab besten war. Schoen. Und deshalb machst du es jetzt so, wie es FUER DICH und in deiner Situation am besten ist. Punkt.

Mein Sohn war monatelang praktisch bei mir angewachsen und liess sich nicht laenger als 10 Minuten ablegen, hat im Kinderwagen nur gebruellt (den habe ich gnau 4 Mal benutzt, bevor ich ihn zum Buggy umbauen konnte), wurde 2 Jahre in den Schlaf gestillt und hat 3.5 Jahre im Familienbett geschlafen.

Jetzt ist er 4y 4m, geht er in die Vorschule (nicht in Deutschland, anderes System), und die Lehrerin hat mir gerade bestaetigt, dass er sozial super integriert, sehr aufmerksam und lernfreudig und sehr selbstaendig ist.

Ach ja, abends begleite ich ihn noch immer in den Schlaf, weil er das moechte, es mich nicht stoert, und meine Situation es erlaubt. Wenn ich beruflich unterwegs bin, geht es aber auch prima ohne mich.

Haette ich von 4 Jahren gewusst, was fuer ein prima Kerlchen er heute ist, und wie gluecklich und selbstaendig er heute ist, dann haette ich mir damals deutlich weniger Sorgen gemacht und deutlich weniger an mir gezweifelt.

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Liebe lynci,
erst mal herzlichen Glückwunsch zu deinem Söhnchen! Ist ja noch ganz frisch!

Tja die Mütter...meinen es ja eigentlich nur gut!!! Und richten damit doch so viel an!

Ich kenne deine Mutter nicht, aber ich möchte dich ermutigen, deinen bzw. euren eigenen Weg zu finden - sei es in der Frage des Tragens, Verwöhnens, Stillens, Zufütterns, Trockenwerdens... Es wird immer Leute geben, die es anders machen oder gemacht haben und ich bin mir sicher bzw. hoffe es sogar, dass deine Oma mit deiner Mutter anders umgegangen ist, als deine Mutter mit dir. Du wirst deine Mutter nicht verändern (oder nur schwer), aber du kannst deine Einstellung dazu verändern inwieweit du es anderen, respektive deiner Mutter Recht machen willst. Vielleicht ist die Geburt des ersten eigenen Kindes ein weiterer Schritt zur Abnabelung, zum Erwachsenwerden. Du hast jetzt deine eigene Familie gegründet und dafür bist du und dein Partner verantwortlich. Und wenn es dich irgendwann einmal stören sollte, dass dein Sohn tagsüber nur auf deinem Arm einschläft, bin ich sicher, dass du dann daran etwas ändern wirst. Und bis dahin, versuche es einfach zu genießen. Es gibt übrigens genügend Litaratur zu dem Thema "getragen werden". z.B. "Ein Baby will getragen sein" von Evelin Kirkilionis.

Liebe lynci, ich wünsche dir, dass du den Mut findest, dich von der Meinung deiner Mutter ein Stück weit unabhängig zu machen. Es gibt nie nur den einen richtigen Weg, sonst wären wir nicht alle so unterschiedlich.

Liebe Grüße, Alexandra Geißler-Wölfle

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Wenn es dir nichts ausmacht dein Kind zu tragen, ist das super. Du kannst ja ein Tragetuch oder eine Tragehilfe benutzen. In anderen Ländern trägt man seine Kinder auch ständig rum. Die Nähe tut dem Kind gut und solange du ihn Nachts nicht andauernd tragen musst ist doch alles ok. Ich glaube du machst das richtige für dein Kind!

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also eins vorweg.. an dir liegt es definitiv nicht!
als ich meine zweite kleine süße entbunden hab, wusste ich sofort "schreikind!"
nach 3 tage KKH endlich zuhause angekommen. Beim wickeln bemerkte ich dass ihr Bauchnabel entzündet war und voll mit eiter (sie war 3 oder 4 tage alt). Sofort mit ihr in die nächste Stadt zur Kinderklinik. dort sagte man mir ich muss mit ihr einige tage dort bleiben. also musste ich wieder nachhause und Klamotten holen. nach ca ne stunde war ich wieder zurück in der Klinik. als ich ins zimmer rein kam waren die ganzen schwetern erstaunt wie ein noch so extrem kleines bzw junges Baby weiß was es heißt auf dem arm genommen zu werden!! sowas gab es noch nie sagten sie. tja, das ging ganze 9 Monate so. sie MUSSTE immer in meinem arm einschlafen. egal wie tief sie schlief, sobald ich sie hinlegen wollte schrie sie auf. ich habe alle mögliche Ärzte aufgesucht weil ich dachte sie hat was... bis der letzte Kinderarzt meinte "mein jüngster war genauso... sie haben ein schreikind, da kann man nix machen". erst 9 Monate nach der Entbindung konnte ich die erste nacht durch schlafen. meine älteste ich 12 Monate älter. ein engel. musste man NIE auf den arm nehmen. NIE geweint.

ich würde mal sagen deine mama hat mit euch einfach nur glück gehabt. und solange es nur deine mama ist ignorier sie einfach ;-) du hast nichts falsch gemacht. dein Kind mag es einfach in deinem arm zu liegen

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wenn du etwas mutiger bist:

dann sage ihr, dass du heute ja auch nicht mehr im Wagen schläfst. ;-)

Früher haben Kinder im Kinderwagen geschlafen, war ja auch eine Gewohnheit. Und irgendwann, wann war diese wieder weg.

So wird dein Kind auch irgendwann nicht mehr auf deinem Arm schlafen.

Jetzt ist es ok so, zumal es dir selbst zu mehr Ruhe und Schlaf verhilft, den du ja selbst auch brauchst.

Auch etwas frecher, funktioniert manchmal ganz gut: "spätestens bei der ersten Freundin..."

Kinder werden auch älter und größer und Gewohnheiten ändern sich. Bei Babys und Kindern, schneller als wir Großen es manchmal wahrhaben wollen. (wie die Zeit vergeht)

während Große/Erwachsene über Jahre an ihren Gewohnheiten viel intensiver hängen und sich ein Leben ohne, nur noch schwer vorstellen können.

Lass dich nicht verunsichern, ist leichter gesagt als getan.
Vielleicht spürt sie auch deine Unsicherheit und will dann umso mehr helfen.

Tief durchatmen.

Vielleicht hilft auch der Satz: "du hast mich großgezogen, damit ich gut geworden bin. Jetzt vertraue darauf, dass ich das auch kann"

Immer wieder tief durchatmen.