Wenn ich mir meine Kinder angucke, finde ich den Gedanken immer spannend, wie sie wohl vor 100, 200 oder 10.000 Jahren wohl aufgewachsen wären. Gab es die Trotz- äh, Autonomiephase schon in der Steinzeit? Was meint ihr?
Ein Tipp vom urbia Team

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Ich finde deinen Gedanken Herrlich #pro#rofl

Ich habe auch schon mal einen Artikel darüber gelesen, da ging es aber um Teenager. Noch vor gar nich so vielen 100 jahren waren es nämlich genau die 14/15/16 jährigen die für den Nachwuchs gesorgen gaben und auf die Jagt gegangen sind.
Das wir heute so alt werden liegt am Fortschrit und an der Medizin früher war die Lebenerwartung eines Menschen max. 40 also in dem alter wo heute viele erst anfangen gerade eine Familie zu gründen war man eigendlich schon alt...

Jedenfalls ist die Pubertät gerade auf diese Risikobereitschaft ausgelegt die Verantwortung für den Stamm zu übernehmen.

Und welche Verantwortung gibt man heutzutage einem 14 jährigen? Die suchen sich ihre Bestätigung im Freundeskreis und werden so zu "Problemkindern"

Ich kann mir gut vorstellen das auch ein Kleinkind in der Höhlenmenschenzeit viel selbstständiger sein musste und enfach mehr auf seine Instinkte vertrauen musste... Deswegen kann ich mir trotzanfälle vor dem Säbelzahntieger nur schwer vorstellen #schock vermutlich sind sie eher der heutigen Erziehung zuzuschreiben, dass wir unsere Kleinen viel zu wenig selbst machen und ausprobieren lassen.

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Ich will ja niemanden die Illusionen rauben aber es war damals nicht so wie heute, dass praktisch jedes gesunde Kind auch groß gezogen wird. Wer super viel geschrien und dadurch den Clan gefährdet hat (Aufmerksamkeit von Raubtieren oder anderen Clans ) wurde durchaus auch ausgesetzt oder ging halt so hops.

Die Steinzeit Mutti hatte im übrigen im Schnitt zwei Kinder und hat zwei bis vier Jahre lang gestillt. Die Lebenserwartung und Kinderzahl stieg dann erst mit der Erfindung der Landwirtschaft .

;-)

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Hi,

ein netter Gedanke ... ich glaube, mal gelernt zu haben, dass diese intensive Bindung der Eltern an die Kinder etwas sehr sehr neuzeitliches ist ... wenn man sich die Säuglings-oder Kleinkindersterberaten aus dem 10-18 Jahrhundert anschaut, konnten es sich die Erwachsenen emotional gar nicht leisten, sich so an die Kinder zu binden. Was nicht heißt, dass die Eltern nicht traurig über den Tod eines Kindes waren, aber es war - alltäglich.

Um so mehr war es in der Steinzeit oder in den frühen Hochkulturen. Da wurde nicht lange rumüberlegt, ob es irgendwelche nachhaltigen Schäden beim Kind gibt, wenn es gezwungen wird, etwas gegen seinen Willen zu tun. Mach oder stirb.

Es gab die klare Rollenverteilung Mann-Jäger / Ernährer Frau_Familie / Feuer ... und die Kinder liefen mit und mussten schon früh mit helfen / arbeiten / jagen. Da war für unsere "Luxusprobleme" keine Zeit
LG

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Was das Bindungsverhalten angeht, geb ich dir Recht. Aber die klare Rollenverteilung ist vermutlich ein Mythos. :-) Die Höhlenmalereien in Südfrankreich und Nordspanien, die u.a. Jagdwissen verraten, wurden zu 75% von Frauen gemalt - sie haben ihre Handabdrücke hinterlassen. In Frauengräbern wurden Werkzeuge und Waffen gefunden, an ihren Skeletten Deformationen, die auf schwere körperliche Arbeit hindeuteten, auf anstrengende handwerkliche Berufe und schlichtes Lastenschleppen - und in Männergräbern gab es dafür Schmuck statt Waffen.
An die harte Arbeit mussten alle ran, auch die Kinder, das stimmt.

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Ob der Mythos von den stolzen Jägern, die in Höhlen gelebt haben und sich durch die Jagd auf wilde, große Tiere ernährt haben, tatsächlich zutrifft, sei mal dahingestellt. Nach neueren Forschungen haben unser Vorfahren wohl mehrheitlich an Flüssen gelebt und sich von allerlei Kleingetier ernährt. Die Trotzphase ist wohl eher unserem Anspruch geschuldet, Kinder zu "mündigen Bürgern" zu erziehen. In einem Naturvolk gibt es eine klare Hierarchie, und wer nicht hört, kriegt eins auf Maul. Die Trotzphase ist der Beginn des ständigen Kampfes zwischen der jungen und der alten Generation, nur mit dem Unterschied , dass bei diesen Völkern bereits die ersten Anzeichen im Keime erstickt werden. Wer sich trotz Unterdrückung durchsetzen kann, wird Chef und nimmt sich möglichst viele Frauen, die seine Gene weitertragen. So wird das Widerstandsgen von Generation zu Generation weitergetragen.

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Ich kann gar nichts zu dem Thema beitragen, da ich mir zugegebenermaßen noch nie Gedanken darum gemacht habe.

Aber eins wollte ich sagen: ;-)
Ich esse schon mein Leben lang rohe Kartoffeln. Nicht viele, aber immer landet beim Schälen auch eine im Mund. Mein Sohn macht es mir nach. #winke

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Dito! Ich habe von Kindheit an am liebsten Kartoffeln roh gegessen, mittlerweile sind es bestimmt schon einige Zentner (in 35 Jahren). :-)

Vielleicht liegt es an der Herkunft? Ich komme aus Magdeburg. :-)

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Hallo

Ich bin im Kommunismus aufgewachsen, kenne rationiertes Essen, keine Auswahl bei Kleidungsstücken, gedankliche Zensur, etc.
Meine Mutter meint Trotzphasen waren vollkommen unbekannt (neue Wortschöpfung für sie, übrigens auf demselben Level wie Magen-Darm-Grippe!) und Pubertät hatte ausschließlich eine physiologische Dimension, eine soziale definitiv nicht!

Da brauche ich gar nicht in die Steinzeit zu gucken - Leute hatten andere Prioritäten im Leben, es ging ums nackte überleben, wir können uns hier um reinste Luxusprobleme kümmern, die es deswegen gibt, weil wir und unsere Kinder keine Energie für primäre Lebensbedürfnisse aufwenden müssen und diese Energie ohnehin verbraucht werden muss.
Ich brauche auch nicht einmal eine Generation zurück zu blicken, ich kann mir gut vorstellen, dass ein Kleinkind in Liberia, Burundi, Mosambik, Malawi, Niger, Äthiopien, Ruanda, Uganda kaum eine Trotzphase mit seiner Mutter ausfechtet .... Und ich glaube kaum, dass Mütter da energisch Tatsachen schaffen müssen, noch dass sie Kinder kloppen müssen, dass die was gefälligst umsetzen ....

Vielleicht nicht das was Du hören wolltest ....

LG, I.

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Der letzte Beitrag gab mir jetzt Anstoß, mich auch dazu zu äußern...

Wenn man früher eben nicht fünf Hosen und Shirts mit Comic-Motiven zur Auswahl hatte, sondern mit Glück EINE abgetragene von Verwandten, dann zog man die an.
Heut ist das anders.

Und ja, ich selbst bin schuld, wenn ich meinem Kind eben jene fünf Shirts unter die Nase halte und frage, welches sie anziehen will...
Dann will sie eben IMMER bestimmen...

Insofern ist das Gezicke und Getrotze schon ein bissel ein Luxusproblem der heutigen Zeit...
Früher lagen die Prioritäten mangels Gelegenheit eben anders...
Und gaaaanz früher, also in der Höhle, sowieso...

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Les mal das Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück"

http://www.buecher.de/shop/eltern-kind-beziehung/auf-der-suche-nach-dem-verlorenen-glueck/liedloff-jean/products_products/detail/prod_id/27005320/

ich fand es damals sehr erhellend, auch wenn wie bei allen Theorien nicht alles eins zu eins übernommen werden sollte. Aber die Grundbotschaft hat mich fasziniert und mein Verhalten Kindern gegenüber stark beeinflusst.

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Am Besten ist die Überschrift. Schön geschrieben.

Ich liebe ja solche wirren Gedankenspiele. Zum Glück habe ich einen Mann der auch so einen verrückten Kopf hat. In seinem ergibt so was auch Sinn. #rofl

Zum Thema:

Ich schließe mich den Stimmen an, dass die Trotzphase ein hausgemachtes Luxusproblem ist. Eine Kombination aus dem Leben im Überfluss an Dingen und einem Mangel an Zeit. Das Ergebnis eines Zeitgeistes indem Kinder immer mehr ins Zentrum der Familie und am liebsten der ganzen Welt gerückt werden und Kinder leider auch immer mehr zur Selbstbestätigung einerselbst werden.

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Na Kinder hatten einfach einen anderen Stellenwert. Wenn ein Kind den pilz gegessen hat, ja dann war das halt Pech. Man hatte halt noch einen dutzend anderer Kinder.

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Na, aber genau das meine ich doch. Das wäre ja dann natürliche Selektion, sprich Evolution. Wenn deine These so stimmen würde, wären die trotzenden Kinder nicht geschlechtsreif geworden und hätten ihre Gene nicht weitergeben können, zack, Trotzphase ausgestorben :-)

Zu den Posterinnen aus der ehemaligen DDR: Ich als privilegiertes Mittelstandskind aus dem Westen finde das total spannend. Eigentlich logisch, dass sich nicht nur Kinder sondern auch Kindheiten ans politische System anpassen. Da sieht man mal wieder, wieviel von unserer Sozialisierung abhängt!

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Bis zu einem gewissen Zeitpunkt haben nur die überlebt, die auch währen der Trotzphase einen gewissen Überlebensinstinkt in sich hatten. Wenn man zynisch sein wollte, dann überleben heute eben alle. Auch die Doofen.

Im Übrigen denke ich, dass du in deinem Post -wenn er auch nicht allzu ernst gemeint war- die Phasen deines Kindes zu ernst nimmst. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob und wann eine Kinder in der Trotzphase waren. Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht, wann was welches Verhalten zu bedeuten hat.

Vielleicht habe ich eher gedacht: Okay, das Kind kann jetzt das und das und will dieses oder jenes. Wie passt das in unseren Alltag, wo muss ich echt aufpassen, was ist gar nicht so wichtig wie ich immer dachte? Jede Phase, wenn man es so nennen will, hat den Sinn, dass das Kind selbstständiger wird und ich mich irgendwann eben nicht mehr kümmern muss. Ich habe es niemals so gesehen und mache das bis heute nicht, dass ich irgendwie gegen das Kind arbeiten muss.

Wäre ich oder irgendeine Mutter aus irgendwelchen Gründen auf der Flucht, dann diskutiert auch die bildungsbewusste Mutter nicht lange rum, sondern schnappt sich das Kind -nackt oder unangemessen angezogen- und schleppt es in Sicherheit. heute wie vor 1000 oder 2000 Jahren. Wir haben nur die Zeit, da vorher schon ewig lange nachzudenken.

Früher waren die Gefahren vielleicht wilde Tiere und harte Winter, heute sind es Steckdosen, Straßenverkehr, giftige Putzmittel. Die Evolution kommt mit all den schnellen Neuerungen nicht hinterher. Dem Steinzeit-Kleinkind war wahrscheinlich instinktiv klar, was es essen darf und was nicht.

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Hallo!

Ich denke du muss da bei weitem nicht soweit zurück gehen.
Eigentlich ist da gar kein Zeitsprung nötig, sondern nur ein Ortswechsel.
"Kind, es ist wieder Bombenangriff - wir müssen weg". Ein Gezicke "Aber Papa soll mir die Schuhe anziehen" würde das Problem im Zweifelsfall direkt ultimativ lösen.

Rumgezicke kann man sich immer dann erlauben wenn es Wohlstand gibt. Ansonsten - sei es in grauer Vorzeit oder im Krieg - sorgt die natürliche Auslese dafür das die starken und lernfähigen überleben. Das ist im Tierreich nicht anders.
Ein Vogel der meint "Flügelschlagen find ich jetzt blöd - Mama muss mich tragen" verhungert eben oder wird vom Feind gefressen.
So einfach funktioniert das.

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So wie gobberblast sehe ich das auch. Damals waren die Menschen froh, wenn sie überlebt haben. In den Naturvölkern ist das auch streng geregelt, die haben auch keine Vergleichsmöglichkeiten. Da kommt irgendwann die Stammesprüfung um zum "Mann" oder zur "Frau" zu werden und das war es dann.