Starrsinn bei den eigenen Eltern

Hallo Mädels,
ich wollte man Frage ob jemand das Problem kennt. Meine Mama ist ein wahnsinnig tolle Frau. Sie war immer so warmherzig, ruhig und bedacht. Ich verdanke ihr so viel und hab sie so lieb. Leider scheint sie sich in den letzten Jahren immer mehr zu verändern. Sie ist 58 und hört sehr schlecht. Sie will absolut kein Hörgerät. Wenn man alleine mit ihr spricht und sie einen direkt ansieht geht es, sobald aber mehrere zusammen sitzen und mal der und mal der reden kommt sie nicht mehr mit. Selbst kurze Absprachen mit ihr gehen immer wieder schief, wenn im Hintergrund ein Geräusch ist. Sie tut dann immer so als hätte sie alles gehört und fragt nicht nochmal nach. Mein Vater liebt sie, aber das macht ihn echt fertig. Wir haben schon viel mit ihr darüber geredet, aber da ist nichts zu machen. Sie bleibt stur. So kenne ich sie nicht.

Seit ein oder zwei Jahren ist noch eine ziemlich schwierige politische Meinung dazu gekommen. Sie informiert sich jetzt fast nur noch übers Internet. Meine Güte ... gibt es da dämlich Seiten, die angeblich den vollen Durchblick haben. Und meine Mama plappert alles nach und denkt nicht mit. Das die sich teilweise widersprechen oder irgendwelche Behauptungen aufstellen, die bei weiterem Nachdenken so durchschaubar sind. Wir versuchen schon solche Themen zu meiden, aber sie haut einfach irgendwelche unpassenden Kommentare dazwischen.

Das sie kein Hörgerät will oder eine schräge politische Einstellung hat kann ich ertragen. Immerhin ist sie erwachsen und muss ihre eigenen Entscheidungen treffen, aber es geht mir um das Wie? Früher wurde ihr Handeln durch ihr Warmherziges und Bedachtes Gemüt gesteuert, aber heute spricht so viel Zorn und Bitterkeit aus ihr und sonderlich glücklich wird sie dadurch auch nicht. Ich hab richtig Angst um sie und ich habe Angst sie zu verlieren.

Wie ein böses Damokles Schwert schwebt das Bild ihres Vaters vor meinen Augen. Er ist so stur und lebt so in seiner paranoiden Welt, dass sich keiner mehr mit ihm unterhalten will. Er ist bitter und (obwohl wir oft da sind) im Inneren einsam, aber wir dringen nicht zu ihm durch und er kommt nicht aus seiner Haut. Ich habe so Angst, dass meine Mama auch so wird. Bitter, stur und paranoid.

Kennt das jemand von seinen Eltern? Hat jemand einen guten Rat?
Ich würde mich freuen von euch zu hören.

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Wenn sie selbst kein Problembewusstsein hat, wird sie sich vermutlich nicht untersuchen lassen. Aber ich würde Demenz in Betracht ziehen...

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>>Aber ich würde Demenz in Betracht ziehen... <<
Das fiel mir auch sofort ein beim Lesen...

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Das muss schwer mit anzusehen sein. Einen wirklich3n Rat habe ich leider nicht. Außer, ihr das ganze einfach mal genauso zu sagen, wie du es hier geschrieben hast. Wenn Sie merkt, dass ihr ehrlich besorgt um sie seit und angst um sie habt, vielleicht erkennt sie dann, dass sie handeln muss.

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Hi,
Deine Mutter hört nichts und die viele Raterei von ihr, bei Gesprächen führt zu vielen vielen Missverständnissen.

7 Jahre dauert es wohl, bis man einsieht ein Hörgerät zu brauchen. Bis dahin ist viel kaputt gemacht worden. Da sie vieles Falsch versteht, gibt sie falsche antworten und wird irgendwann als doof da stehen.

Die idiotischen Websites tun dann ihr übriges.

Altersstarsinn ist auch vererbbar. Evtl. auch mal Demenz abklären lassen.

Schleift sie zum Hörgeräteakkustiker, es ist so ätzend immer falsch verstanden zu werden. Meine Mutter hört nichts und hört nicht zu. Hörgerät bringt aber nichts. Das ist so anstrengend.

Alles Gute
Claudia

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Hörgeräte und Brillen verbinden viele mit "ich werde alt" oder "ich habe Angst zu sterben, jetzt geht es dem Ende zu"

ich selbst trage seit meiner Kindheit eine Brille. Daher ist es für mich kein Problem. Sogar, ich freue ich mich, sehen zu können.
Aber für viele, die das erst im Alter bekommen, verbinden es mit Angst. "ich will nicht alt sein". Manche lassen die Brille dann beim Auto fahren weg und riskieren lieber einen Unfall. Um bloß nicht alt zu sein. Die Vernuft wissen sie. Aber die Angst ist größer.

Das nicht zugeben wollen Hilfe zu brauchen, kommt auch noch hinzu.
Wer oft und lange und viel für andere da war und selbst nie gezeigt hat, wenn man selbst Hilfe brauchte, das ist im Alter besonders schwer.

und erinnert noch mehr ans alt werden
zudem noch die Angst die Selbstständigkeit aufgeben zu müssen.

Das führt zu Bitterkeit.
Angst, die viele mit sich selbst ausmachen. Bitterkeit auch mit sich selbst.

Freunde besuchen oder soziales Leben wird zudem schwer.
nichts hören, nichts sehen (irgendwie abgeschnitten sein von der Kommunikation)

mit der Zeit auch nicht mehr verbergen können, dass Hilfe notwendig ist
aber Hilfe anzunehmen ... siehe oben

was mir auch aufgefallen ist, die charakterliche Veränderung. Oder Verhaltsveränderung. Das halt, was du beschreibst.
das könnte auch eine Stufe von Demenz oder Alzheimer sein.

mit 58 ist sie zwar noch relativ jung. aber wie ich gehört habe gibt es auch Formen von Alzheimer, die schon früher auftreten und so.
Das könnten Hinweise sein.

im Zweifel mal bei deinem Arzt fragen. Nicht Diagnosen oder so. Sondern halt einen Fachmann zu Rate ziehen, was bei folgenden Symtomen zu beachten wäre. Ob es überhaupt / welche Ursachen haben kann
und dann auch, wie man mit Menschen umgeht, die das vielleicht haben

erst mal nur zur Beratung

und dann wenn ihr wisst, was es sein könnte oder wahrscheinlich nicht ist
und/oder wie ihr mit ihr reden könnt - oder wer euch beim Reden helfen könnte - zu schauen, ob Untersuchungen notwendig sind oder auch nicht

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Hey,

Oh je als ich deine Zeilen gelesen hab, dachte ich mir du redest genau von meiner Mutter ;-)

Bei ihr hat es 10 Jahre gedauert ( sie is allerdings schon 72) bis sie ein Hörgerät benutzt hat...

ich würde dir raten sie einfach in ein laden zu schleifen, wenn das nich geht geh alleine und erkläre die Situation, lass dir ein gute Gerät geben zum ausleihen/ ausprobiere ... selbst wenn es nicht auf deine mutter angepasst is, wird es erstmal eine kleine Verbesserung sein... vielleicht is sie dann eher zu einem Termin bereit, wenn sie merkt dass es besser wird und die Geräte heutzutage ganz unauffällig sind..

Was politische Meinung angeht, is meine Mutter deiner auch sehr ähnlich... auch generell entwickelt sie im Alter sturrsinnigkeiten die früher nicht waren... ich rede zum Teil mit ihr ganz ruhig drüber... allerdings will ich sie auch nich zu sehr bevormunden und lass ihr ihre Ansichten... glaube sie merkt die Änderungen selber, will es aber nich sehen Bzw wahrhaben, da es das Altern widerspiegelt ... deswegen is es glaube ich angenehmer für sie, sie so zu nehmen wie sie gerade is.. im Alter entwickeln sich einfach bestimmte eigensinnigkeiten ... wozu ihr das Altern durch ständiges tadeln schwerer machen

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Hallo,

einen Rat habe ich nicht sondern eine Frage,
Liest deine Mutter von den Lippen ab?

Gruß Sol

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So richtig weiß ich das gar nicht, weil sie nicht darüber spricht, aber ich vermute eher, dass es eine Mischung aus beidem ist.

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Was das Politische angeht, so kann ich glücklicherweise nicht mitreden. Allerdings stelle ich mir auch das sehr schwierig vor und wer die einschlägigen Internetseiten kennt, der weiß, dass sie durchaus ganze Arbeit leisten und dass es eine immense Überzeugungskraft bräuchte, um Menschen "in die Spur" zu bringen. Ein wenig erinnert mich das aber auch an meine Oma, die - jedoch schon deutlich älter als deine Mutter - dement war.

Allerdings ist auch meine Mutter schwerhörig. Sie trägt jedoch seit einigen Jahren beidseitig Hörgeräte. Geändert hat sich dadurch wenig. Sie hat lange versucht, ihre Schwerhörigkeit zu vertuschen und viel dazu Strategien entwickelt. Es scheint, als habe sie in dieser Zeit auch verlernt, zuzuhören. In großen Gesprächsrunden kommt sie gar nicht mehr mit. Weil sie aber irgendwann auch mal irgendwas sagen möchte, tut sie das: Ie sagt irgendwann irgendwas und das ist dann oft unpassend und hat nichts mit dem Thema zu tun. Meinem Vater ist das - so schlimm das auch ist - dann oft regelrecht peinlich. Beide sind immer sehr gesellige Menschen gewesen, die gerne Zeit mit Freunden verbracht haben. Das fällt meiner Mutter zunehmend schwerer.

Meine Eltern wohnen etwa 150 km entfernt. Telefonieren ist keine Option mehr. Ich telefoniere fast ausschließlich mit meinem Vater. Mit meiner Mutter ist es sehr schwierig. Sage ich etwas, merke ich an ihrer Reaktion, dass sie gar nichts verstanden hat. Das weiß sie auch, jedoch fragt sie nie nach oder gibt es zu. Dadurch sind auch schon blöde Missverständnis entstanden bzw. Absprachen nicht eingehalten worden, weil sie einfach "Ja" zu einer Sache gesagt hat, die sie aber gar nicht verstanden hat. Mittlerweile bespreche ich solche Dinge nur noch mit meinem Vater. Meine Mutter vermeidet es aber auch, überhaupt ans Telefon zu gehen oder jemanden anzurufen.
Es tut mir weh, wie sehr sich meine Mutter dadurch ins Abseits begeben hat. Sie, die einstmals sehr aktiv an allem beteiligt war, ist jetzt oft nur noch passiv dabei. Oft scheint es sogar, dass sie nicht mehr ganz für voll genommen wird. Das ist bitter aber auch ich geben mittlerweile weniger auf das was meine Mutter sagt, da es eben oft nichts mit der Sache zu tun hat und einfach nur noch selten sinnvoll ist.

Ich kenne viele Menschen, bei denen das Hörgereät, trotz damit verbundener Veränderungen im Hören, zu deutlichen Verbesserungen geführt hat. Bei meiner Mutter leider nicht.Ich bin kein Spezialist, aber dafür könnte es verschiedene Gründe geben.
Zum einen muss das Hörgerät sehr genau angepasst und justiert werden. Das braucht Zeit und meine Mutter sieht sich beim Hörgeräteakustiker nicht als König Kunde, sondern als Bittstellerin, die niemanden zuviele Umstände machen will. Vielleicht gibt sie sich zu schnell zufrieden.
Dann ist es wohl auch abhängig von der Art des Hörschadens, ob ein Hörgerät eine deutliche Verbesserung bringt.
Ich vermute jedoch auch, dass meine Mutter schon lang bevor sie überhaupt ein Hörgerät hatte, aufgehört hat, zuzuhören. Und auch deshalb kann sie heute nicht mehr so konzentriert zuhören. Daher denke ich es ist wichtig, früh zu handeln. Und es ist wichtig, offen mit den Hörproblemen umzugehen und zuzugeben, dass man etwas nicht verstanden hat.
Aber wie gesagt, ich bin selbst auch nur Laie.
Allerdings habe ich auch Angst, dass ich nach meiner Oma mütterlicherseits und meiner Mutter eines Tages auch dieses Problem haben werde.

Helfen konnte ich dir nicht, sorry. Ich hoffe, dass andere hier hilfreiche Tipps haben, von denen ich im Umgang mit meiner Mutter auch profitieren kann.

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Da mein Mann 18 Jahre älter war als ich, kann ich etwas mitreden;-)
Ee brauchte 2 Jahre, bis ich ihn beim HNO-Dok hatte wegen Verschreibung eines HG. Allerdings erst, nachdem ich mir fürs Gästezimmer einen Fernseher gekauft hatte und nur noch dort schaute, er saß jeden Abend alleine im Wohnzimmer (natürlich viel zu laut für mich).
Ich tat ihm auch nicht den Gefallen und sprach ihn direkt ins Gesicht an, sondern schlampte nach Herzenslust - bis er die Nase voll hatte und mitging zum Dok und natürlich auch sofort HG für beide Seiten verschrieben bekam. Er erschrak selber, WIE schlecht er schon hörte.
Er trug sie dann konsequent - ABER - Du musst trotzdem ein paar Spielregeln beim Reden beachten, z.B. deutlich sprechen und direkt ansprechen - aber bitte nicht brüllen.

Seine politischen Ansichten waren manchmal auch nicht die meinen, aber sie waren weder radikal noch rechts - sondern eigentlich immer sehr verständlich und nachvollziehbar, auch wenn sie sich mit den Parteiprogrammen der aktuellen Parteien nicht immer deckten. Da reichte aber eine entsprechende Bemerkung von mir und er war wieder friedlich ;-) Man darf auch nicht vergessen, dass er Jahrgang 1936 war, die Nachkriegsgeneration denkt einfach anders - und kann vieles nicht verstehen, was heute von unseren lieben Politikern angestellt und toleriert wird. Das kann auch ich nicht immer, ehrlich gesagt.

Du kannst es mit dem sturen Weg versuchen. Da müsste aber auch Dein Vater mitmachen!! Noch EINMAL Deiner Mutter klarmachen, dass Du sie nicht mehr anbrüllen wirst, sondern gerne zum HNO-Dok begleiten. Mach ihr klar, dass sie bald garnichts mehr hören wird und eine Kommunikation dann komplett umöglich ist, sie hört dann auch keinen Fernseher und Radio mehr. Dann hilft ihr übrigens auch kein HG mehr. Das kann nur den Status einfrieren und das vorhandene Hörvermögen verstärken. Aber wo nix mehr ist, kann nix mehr verstärkt werden, so einfach ist das.
Bei den politischen Ansichten würde ich sagen, dass ich darüber nicht diskutiere, Ende.
Mit 58 so stur zu sein finde ich übrigens schon auch auffallend - ich möchte eine beginnende Demenz auch fast nicht ausschließen. Mein Mann ging immerhin schon straff auf die 70 zu, als er seine HG bekam.
Ich wünsche Dir viel Erfolg.

LG Moni

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Hallo

durch deinen Beitrag habe ich gerade vorsichtshalber Sohn und Tochter gefragt, wie es mit meinen Veränderungen aussieht.Ich bin 60 und merke schon, dass ich mich verändere.
Ich höre und sehe gut( -1,25 Dioptrien beidseitig ), brauche noch nicht mal eine Lesebrille, aber

trotzdem merke ich Veränderungen.Ich bin nicht mehr so anpassungsfähig und noch etwas sturer geworden.Meine Tochter meint es wäre nichts Neues hinzu gekommen ,nur das bereits vorhandene hat sich etwas verstärkt.#schein
Natürlich hat man auch Angst so zu werden wie seine Mutter.
Meine ist 82 und lebt irgendwie schon in ihrer eigenen Welt. Aber sie ist lustig, optimistisch und immer gut drauf.
Aber leider schreibt sie die Vergangenheit irgendwie um, erfindet Sachen u.s.w:-(
.Das ist schon manchmal traurig für mich.
Mein Mann hat mir geholfen ihre positiven Seiten zu sehen und nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
Würde sie schlecht hören würden wir eingreifen.Termin machen und ab geht es zum Arzt.
Politische Diskussionen kann man abbrechen.
Nicht jeder wird weise und gütig im Alter.
Hole deinen Vater ins Boot und es gibt dann einen Ausflug zum Hörtest.

L.G.