Wie verhält man sich, wenn die Oma demenzkrank ist und in ihrer eigenen Welt lebt? Was kann die Enkelin tun, damit sich ihre Großmutter beruhigen kann und sich sicher fühlt? Unsere User erzählen von ihren Erfahrungen geben hilfreiche Ratschläge.
Ein Tipp vom urbia Team

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Hallo,

ich denke, kurz bevor meine Oma verstorben ist, war sie in der gleichen Verfassung wie deine Oma. Sehr klare Momente wechselten mit dem Leben in der Vergangenheit ab. Sie hat in einem sehr guten Heim gelebt, das Personal war m. W. nach sehr gut ausgebildet und außerordentlich engagiert.

Zu Anfang war ich völlig hilflos, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte (hab sie mehrmals in der Woche besucht), wenn sie wieder einmal forderte, dass wir sie schnellstmöglich in ihre Wohnung bringen sollten, weil sie doch das Mittagessen für ihren Mann, unseren Opa, kochen muss. Mein Opa ist 1986 verstorben, war zu diesem Zeitpunkt also schon 26 Jahre tot.

Zu Anfang habe ich auch ständig versucht, dies richtig zu stellen. Das hat sie teilweise wütend gemacht, teilweise hat sie auch geweint bzw. mir das Lügen unterstellt.
Nach einem sehr aufschlussreichen Gespräch mit einer Pflegekraft habe ich das geändert und mit ihr in den Erinnerungen an meinen Opa und an die Vergangenheit "geschwelgt". Das hat sie abgelenkt und teilweise zum Erzählen von lustigen Geschichten aus der Vergangenheit veranlasst. Lediglich die Forderung, sie auf jeden Fall mit nach Hause zu nehmen, habe ich dadurch umschifft, dass ich sie so gut es ging durch einen Spaziergang oder durch den Gang zum heimeigenen Café abgelenkt habe.
Teilweise war ich auch ihre Tochter, ihre längst verstorbene Schwester und einmal eine gute Freundin aus Jugendtagen. Ich habe mich redlich gemüht, die Rollen halbwegs gut auszufüllen, was mir natürlich mangels Kenntnis des Umfelds meiner Oma in jungen Jahren nicht so gut gelungen ist.
Oma: "Bist du noch mit diesem Heinrich zusammen??" ( da war ich die Freundin in ihren Augen)

Ich: "Nein, Waltraud, der ist doch längst Geschichte. Das hat hinten und vorne nicht hingehauen. Ich suche mir lieber einen netten Mann."

Oma: "und ich hätte schwören können, dass du mir vorige Woche erzählt hast, dass du total verliebt in ihn bist."
Ich: "Ähhh, ja Waltraud, das war vorige Woche. Hab mich umentschieden. Wenn du magst, können wir ja mal wieder tanzen gehen und uns mögliche Kandidaten ansehen."
Oma (macht große Augen): "oh, ja, das wäre eine nette Abwechslung!"
Ich: So, jetzt gehen wir erst einmal einen Cafe trinken, wir besprechen, was wir da anziehen werden..."
Im Café war das Gespräch längst vergessen.
Wenn ich zurückdenke, war die Zeit ziemlich schlimm für uns alle. Nicht zu wissen, ob meine geliebte Oma mich dieses Mal als ihre Enkelin erkennt. Zuzusehen, wie ihre Gefühle von Wut, Heiterkeit, Trauer, Glückseeligkeit in einem Gespräch hin und hersprangen.
Zu wissen, dass alles was in ihren hellen Phasen gesprochen wurde, im nächsten Moment doch wieder verschwinden würde. Deprimierend für mich.
Bezüglich der Finanzen und des Umganges mit Geld hatten wir eine Regelung mit dem Personal getroffen. Meine Oma hatte immer ein kleines Taschengeld zur Verfügung, über welches sie verfügen konnte. Z. B. war es ihr sehr wichtig, ihre Friseurrechnung selbst zu begleichen und der Friseurin Trinkgeld zu geben. Oder sie bestand darauf, dass sie den Kaffee und das Eis bezahlte, welches wir im Café gemeinsam zu uns nahmen. Hier gab es eigentlich keine Schwierigkeiten.

Dir alles Gute

Nici

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Hallo,

Du hast ja schon viele Tipps bekommen. Wir haben bei uns auch eine Dame die dem Personal immer Geld zustecken möchte. Wir nehmen dies dankend an und es geht dann in den Safe. Dies geben wir dann an die Kinder zurück und die Dame erhält das Geld dann wieder. Die Frau ist glücklich und alle zufrieden.

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Hallo,

das ist ja toll und schön wäre es, wenn alle so handeln würden. Meine Oma macht das auch, allerdings wird das Geld auch gern angenommen. Gut, es handelt sich nur um kleine Beträge, aber ich kann Ihr auch kein Geld mehr da lassen :-(

LG

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Deine Oma sucht mit dem "ich will nach Hause" die Behütung ihrer Kindheit. Das ist bei fast allen Demenzkranken so.
Die depressiven Ansätze und auch Wut sind ebenfalls Bestandteil des normalen Krankheitsverlaufes.
Am besten ist, ihr zu sagen, dass sie bald nach Hause kann und dass Du ihr nächstes mal Geld mitbringst.
Das beruhigt sie und sie hat es beim nächsten mal wohl vergessen. :-(

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Jetzt wollte ich nur mal schnell das Postfach checken und fall fast hinten über, weil das voll mit Urbia-Antworten ist. Mir fehlt die Zeit, jetzt jedem einzelnen eine Antwort zu schicken. Aber ich habe mir alles durch gelesen.

Es sind viele hilfreiche Vorschläge dabei. Ich nehme mir vor, die Oma öfters anzurufen und mit ihr 'mitzuspinnen'. Meine Mutter habe ich auch informiert, dass wir das Ganze nun mal anders angehen werden - sie macht mit! Ich bin gespannt und hoffe, dass wir meiner Oma zu einer besseren Stimmung verhelfen können.

Vielen, lieben Danke Euch allen!

Mare88

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Hallo,

ich bin zwar kein Altenpfleger, aber meine Mama war auch dement.

Das Geldproblem hatten wir auch. Wir haben ihr einen Schein und diverse Münzen im Portemonaie gelassen, einfach damit sie was in der Hand hatte und ihr Geld einfach da war. Hat ihr Sicherheit gegeben. Ich weiß ja nicht, wie alt Deine Oma ist und wieviel Währungen sie mitgemacht hat - aber wie wäre es zur Not mit Spielgeld? Wenn es weg ist, ist es halt weg ...

Sonst auf jeden Fall nie dagegegn reden wenn sie von "zu Hause" reden, immer alles zustimmen und bejahen - sonst verunsicherst Du sie nur. Und dann regen die sich auf.

Bringt nichts.

Auf jeden Fall viel Kraft für Euch!

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Manchmal hilft es sie zu "vertrösten". Das es zu weit ist, das Haus gar nicht mehr steht, ihre Eltern tot sind usw weiß sie in diesen Momenten nicht.

Wir haben eine Bewohnerin die immer fragt wann ihre Schwester und ihr Schwager zu Besuch kommen. Schwester ist fast 100 und selber Pflegefall, Schwager seit 2 Jahren tot aber das weiß sie nicht. Sie hat allerdings auch kein richtiges Zeitgefühl mehr. Sie ist immer zufrieden wenn man auf ihre Frage sagt "Die kommen bestimmt zu deinem Geburtstag /nächsten Feiertag..." Dann fragt sie "Dauert das noch lange" "Geht so, ein bisschen noch" Dann ist sie wieder für eine Weile beruhigt und erzählt jedem der es hören will oder auch nicht "Ich bekomm bald Besuch"
Also könntest du deiner Oma vielleicht sagen "Im Urlaub können wir ja vielleicht mal da hin fahren" (und hoffen das sie es bis dann vergessen hat oder sich dann was einfallen lassen warum es nicht geht und man doch erst zu Weihnachten fahren kann.)
Mit dem Geld ist schwieriger. Vielleicht ein paar 5€ Scheine geben und mit den Schwestern absprechen das sie das Geld immer wieder zurück legen wenn Oma es nicht mitbekommt?

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Auf Spiegel TV gibt es aktuell einen interessanten Beitrag zu dem Thema - deutsche Senioren in Thailand. Dieser fällt mir gerade dazu ein, da dort auch ein demenzkranker Herr ist, der von seiner Frau wegen der besseren Versorgung dort hin geschickt wurde.