Pubertät - Unzuverlässigkeit und Umgang mit Geld

Hallo,

mein Sohn ist 12 (gefühlte 14) und schon seit einiger Zeit sehr unzuverlässig, was Absprachen angeht. Zu ausgemachten Zeiten kommt er nicht nach Hause, sagt auch nicht Bescheid, wo er ist, ist auch am Handy dann nicht erreichbar und erfindet die dollsten Geschichten ... Wir sind uns schon bewusst, dass er auch Freiraum braucht, aber möchten einfach, dass er eben kurz Bescheid sagt, wenn er noch mit Freunden unterwegs ist - zu Hause wird an kurzen Schultagen extra für ihn gekocht. Auch Termine, die er hat (zB Klavierunterricht), "vergisst" er in diesem Zusammenhang einfach. Wir haben im letzten Jahr seinen zu vollen Terminkalender entschlackt, so dass er nun eigentlich schon genügend Zeit hat, um sich mit Freunden zu treffen, aber natürlich gibt es auch Tage, an denen das einfach nicht passt. Sanktioniert haben wir das schon in der Vergangenheit mit einem Verabredungsverbot für einen freien Tag (kontrollieren können wir das aber nur am Wochenende, aber das zeigt keinen Erfolg).

Ein noch größeres Problem ist sein Verhältnis zu Geld: Er bekommt Taschengeld, kann aber schlecht haushalten und hat schon wiederholt in mein Portmonnaie gegriffen. Er weiß schon, dass das gar nicht geht, und leugnet dementsprechend - wenn man das Geld nicht bei ihm findet, bleibt er da erst mal uneinsichtig und gibt oft erst nach Wochen zu, dass er es doch war. Auch nach Absprache mit der Psychotherapeutin, bei der wir vor einiger Zeit mit ihm waren (aus verschiedenen Gründen), haben wir es z.T. so gehandhabt, dass er das Geld "abarbeiten" musste und auch damit, dass er einfach für Kino etc., was wir sonst auch mal übernehmen, eben nichts bekommt - schließlich ist das Geld einfach weg. Das scheint aber alles nicht zu fruchten: Heute morgen fehlten wieder 5 Euro (ich hatte meine Tasche nur einen Moment für ihn zugänglich im Wohnzimmer abgestellt) ...

Haben Sie einen Rat für mich, würde eine Erziehungsberatung Sinn machen?

Herzliche Grüße

Anja

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Viele Aussagen zum Umgang mit störenden Verhalten und zur Wichtigkeit gemeinsam entwickelter Regel wurden schon in den vorigen Beiträgen gemacht. Hier zur Ergänzung: Ihr Sohn wirkt älter als er ist. Dies können Sie nutzen indem Sie – so von Erwachsenem zu fast Erwachsenem miteinander wichtige Lebens-Regeln entwickeln. Bisher – so wirken ihre Ausführungen, sind Sie als Eltern sehr stark im ‚Ansage-Modus’. Sie möchten Infos, Sie entschlacken seinen Terminplan, Sie haben Sanktionen erteilt, Sie wollen nicht, dass er sich Geld von Ihnen nimmt. Dieses Verhalten ist von gemeinsam entwickelten Regeln meilenweit entfernt.

Gemeinsame Regeln entwickeln heißt z.B.: Wenn du zu einem Treffen gehst, wie soll das geregelt werden. Wann möchtest du nach Hause kommen? Zu welchem Zeitpunkt meinen wir wann du nach Hause (in der Woche, am WE) kommen solltest? Auf welchen Zeitpunkt einigen wir uns? Wie kommst du nach Hause? Terminverlängerungen sind nur per gemeinsamer Übereinkunft möglich. Welche Sanktion planst du für dich ein, wenn du dich nicht an die Regeln hältst?

Zu seinen Terminen: Was ist dir in deiner Freizeit wichtig? Welche Termine könntest du am ehesten kippen? Welche sollten unbedingt bleiben?
Zu seinem Umgang mit Geld: Du hast ja irgendwie Probleme mit dem Geld: Wie kannst du deine Ausgabeverhalten reduzieren? Würde dir eine Buchführung helfen um zu shen, wohin das Geld ging? Wie kannst du dein Einnahmen durch welche Arbeiten steigern, z.B. Zeitschriften austragen, bei Nachbarn Rasen mähen usw.? Wie sollen wir demnächst reagieren, wenn du wieder von uns Geld genommen hast? Wichtig: Viel Zeit zur Reaktion lassen! Erst wenn trotz ‚bohren’ nicht kommt, könnten folgende Fragen eine Denkhilfe sein: Einen Monat Taschengeldsperre? Das Stoppen der Zusage zu einer wichtigen Einladung? Den Fehlbetrag verdoppeln und mit der nächsten TG-Ausgabe in bar verrechnen? ….?

Wichtig: Konsequentes Handeln, welches nicht vorher durch Regeln miteinander abgestimmt wurde, wirkt wie machtvoll zum Ausdruck gebrachter Despotismus. Auch für Ihren Sohn gilt: Wenn er die selbst entwickelten negativen Konsequenzen seines Handeln spürt, wird am ehesten die Veränderung einsetzen.

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Mit dieser Aussage : "mein Sohn ist 12 (gefühlte 14)"

Kann ich irgendwie nix anfangen... wieso fühlt es sich wie 14 an? Ist er optisch älter? Kannst du das erklären?

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Optisch ist er mit seinen 12 3/4 (um es genau zu nehmen) nicht älter, aber erst ist schon ziemlich im Abnabelungsprozess, will alles selbst bestimmen oder zumindest mitbestimmen, nur dass er sich dann eben an Grundregeln einfach nicht hält.

Er war schon immer ein recht unabhängiger Geist, und da er eine Klasse übersprungen hat, orientiert er sich natürlich an seinen Klassenkameraden, von denen die meisten mindestens ein Jahr älter sind als er.

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Was Zuverlässigkeit und sich nicht an Absprachen halten betrifft, davon können wir auch ein Lied singen bei unserem 15 jährigen.

Bei ihm ist es sogar noch schlimmer, er kommt gleich gar nicht nach Hause, obwohl eine Zeit ausgemacht war. Ans Handy geht er dann auch nicht. Wir rufen dann regelmäßig alle seine Freunde an, bis wir einen erwischen, wo unser Sohn sich gerade befindet.

Oder er sagt er ist auf dem weg nach Hause. Nach der Zeit wo er eigentlich zuhause sein müsste, ist er natürlich nicht da. Rufen wir ihn an, sagt er, er steht am Bahnhof und wartet auf die Bahn. Es ist nur so, das es schon häufig vorkam, das die letzte Bahn schon weg ist und er immer noch behauptet, das noch eine kommt.

Was wir wegen ihm rum fahren und ihn irgendwo abholen und ihm hinterher telefonieren. Einfach schrecklich nervig.

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Hallo, mein Posting war ja schon etwas älter, und inzwischen haben wir professionelle Unterstützung - unser Sohn war zweimal über Nachr abgehauen, und auch sonst war die Lage sehr angespannt.

Der Meister an Zuverlässigkeit ist er immer noch nicht, aber die Clique, mit der er früher rumhing, ist jetzt nicht mehr so wichtig für ihn. Da wir kein Auto haben, war unsere Suchmöglichkeir auch begrenzt, aber ich kenne gut dieses nervende und auch lähmende Gefühl, wenn man nicht weiß, wo der Sohn ist und merkt, dass man angelogen wird.

Mit vielen Eltern bin ich in gutem Kontakt, dass unser Sohn da ein unsicherer Kantonist ist - meinem Sohn ist das peinlich, aber da muss er durch. Inzwischen meldet er sich und kommt dann auch einigermaßen pünktlich.

Ich drück Dir die Daumen, dass ihr da im Gespräch mit eurem Sohn (ggf. mit äußerer Unterstützung) die Lage entlasten könnt - gar nicht heimkommen geht gar nicht!

Liebe Grüße
Anja