Wilde Dreijährige

Hallo,

wir sind zur Zeit nicht so ganz zufrieden mit einigen Situationen bei uns zuhause.

Wir hben Zwillinge, die im Juni vier werden. Die beiden Jungs waren schon immer wahnsinnig energiegeladen und wild. Wenn wir viel draußen sind und uns bewegen können ist das auch toll. Aber es gibt auch Tage, da haben wir nicht so viel Programm.

An einem Regentag zuhause (so wie gestern zB) drehen die beiden durch. Drehen auf, werden wild, albern, fangen an zu kabbeln und kämpfen. Wenn die beiden im Kindergarten zu wild sind, werden sie getrennt (sie gehen in die gleiche Gruppe) um runterzukommen. Das geht hier nicht. Wir haben eine kleine Wohnung und wir müssten die beiden schon in zwei zimmern einsperren um das hinzubekommen. Ablenkung (einer puzzelt mit dem einen, der andere malt mit dem anderen zB) klappt gar nicht. Die beiden sind dann so albern, dass sie immer wieder zueinander laufen und sich aufeinander schmeißen und toben. Ich finde toben per se nicht schlimm, aber die beiden übertreiben so, dass es echt zu wild /gefährlich wird. Wenn sie anfangen aufeinander rumzuspringen ist es mir einfach zu viel.

An solchen Tagen hab ich also regelmäßig das Gefühl im Irrenhaus zu sein... wir erklären, versuchen auseinander zuhalten bis hin zum schimpfen. In dem Modus nehmen die beiden nichts auf. Wir waren schon so weit die beiden festzuhalten. Das artet natürlich im schreien aus. Wir haben schon alles versucht sie in solchen Situationen "runterzukriegen", aber es scheint nichts zu helfen, die beiden Stacheln sich gegenseitig wieder an. Das einzige was hilft, ist fernsehengucken. Wenn sie eine (altergerechte natürlich) Sendung gucken ist alles wieder gut. Auch danach. Dann konnten sie runterkommen und danach können wir dann was spielen (ohne dieses aufgedreht-sein). Aber das kann ja nicht die Lösung sein.

Wir wissen, dass die beiden so viel wie möglich draußen sein müssen und die Möglichkeit haben müssen, sich auszutoben. Das versuchen wir auch, sie gehen zum turnen, wir sind so viel wie möglich draußen, machen am we viele Ausflüge etc. Aber das geht eben nicht immer..

Was können wir da ändern? Unsere Nerven sind natürlich auch sehr gespannt, wenn so wie gestern Geschreie und Getobe hier herrscht, und das obwohl wir schon Besuch von Freunden plus Gleichaltrigen Kind hatten. Der wird dann links liegen gelassen und die beiden Spielen bzw toben dann nur miteinander.

Auch sonst müssen wir die beiden sehr ermahnen nicht zu wild zu sein, nicht rumzuspringen etc (bei anderen zum Beispiel). Unsere schnupperstunde bei der Musikschule war die Katastrophe und ich am Ende völlig durchgeschwitzt, weil die beiden den Musikraum als Turnhalle missbraucht haben und massiv den "Unterricht" gestört haben. Theater oder Vorführungen klappen dagegen erstaunlich gut, weil es interessant ist oder alle eben sitzen und zugucken?!

Viele Grüße

Emma

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Puh, Emma … da ist ja ganz schön was los bei euch …

Dass ihr da manchmal angespannt seid, wundert mich nicht …

Was mir gut gefällt, ist, dass ihr a) euch schon so viel habt einfallen lassen und b) auch umgesetzt habt. Einerseits ist diese überschäumende Energie und Lebenslust etwas, was ich sehr mag, andererseits könnte die Welt dafür schnell zu klein werden.

Ich denke, dass du die beiden Racker nicht einfach stilllegen kannst und willst. Aber was kannst du tun, damit es für dich erträglich ist?

Ich fantasiere mal so herum …

Rhythmus spart Kraft. Ein verlässlicher Rhythmus zwischen den Polen Dynamik und Ruhe, Bewegung und Besinnlichkeit, Ausdruck (malen, sprechen, springen) und Eindruck (zuhören, zuschauen, aufmerksam sein). Gassi gehen, egal ob es regnet, schneit, hagelt. Wildheit und Bewegungsdrang in Spielform und ja, warum nicht, Wettkampf ausleben. Bis zur Erschöpfung rennen. Energie kanalisieren. Geschichten, Malen, gemütlich Kakao trinken, Fernsehen. Alles in einer gewissen Struktur und Regelmäßigkeit. Wochenplan. Abenteuer. Die Welt entdecken. Sich einlassen. Wenn sie hochdrehen: kurz rausgehen, Wettlauf machen: „Wer als erster …“

All das begleitet von klarer, gesunder Kommunikation (Erziehung ist Kommunikation): Ich-Botschaften, Aktiv Zuhören, Umschalten bei Widerstand. Das kann man lernen und trainieren. Ist wie eine neue Sprache, also auch aufwändig. Aber es gibt zwei Verläufe: einer mit gesunder Kommunikation, einer ohne.

Welchen hättest du lieber?

Schöne Literatur:

Coaching Kids: Die neue kreative Kindererziehung für 55 Ct oder als Hörbuch für 1 ct bei Amazon
Die Familienkonferenz
Basteln, Spielen und Toben: Beschäftigungsideen für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter

Aus dem Inhalt:
Steine bemalen
Ein Floß bauen
Einen Staudamm bauen
Entdeckungen mit der Becherlupe
Basteln mit Kastanien
Basteln mit Knüll-Ballchen
Regen, Matsch und Modderpampe
Schiffchen bauen
Schnipselbilder kreieren
Klammertiere basteln
Blätter sammeln und pressen.
Schneekugel basteln
Bilder aus Treibglas basteln
Vogelplätzchen zum Aufhängen
Eislicht für Lichtblicke im dunklen Winter.
Eine Stadt aus Schnee und Eis
Papierflieger basteln
Buden bauen
Schatzsuche für Schlecht-Wetter-Tage
Schatzkiste basteln
Steinmännchen basteln
Seifenblasen in allen Großen......
Kartoffeldruck: Stempeln mit Kartoffeln oder Korken
Masken basteln
Einfaches Puzzle basteln

Hey … und ab und zu fernsehen, wenn es hilft und runterbringt – ich finde es ok. Natürlich, ich kenne Eltern, die drücken ihrem Kind beim kleinsten Mucks ein iPad in die Hand, das muss nicht sein. Aber bei euch hört es sich so an, als wäre der Umgang sinnvoll.

Emma, kannst du etwas damit anfangen?

Ich freue mich auf eine Rückmeldung.

Alles Gute,

Kay

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Damit kann ich sehr viel anfangen und werde mir einige Ideen aus dem Buch heraus suchen.

Danke!

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Klasse. Vielen Dank für die Rückmeldung.
Lieber Gruß, Kay