Fruchtwasserindex?

Hallo,
ich sitze gerade mit einer Freundin zusammen die schwanger ist in der 33. Woche. Sie macht sich große Sorgen wegen ihrer Fruchtwassermenge, vielleicht können Sie helfen.

In der 29. Woche wurde beim 3. Ultraschall ein AFI von 11,3 eingetragen. Letzte Woche beim Ultraschall (Igel-Schall) dann sogar nur noch 6,8.

Meine Freundin hat die Biometrie-Werte und die Werte des AFI gestern mal aus Interesse in einer Tabelle nachgesehen und während die Biometrie gut passt zur Woche ist das Fruchtwasser ja scheinbar VIEL zu wenig. Ihre Ärztin hat dazu nichts gesagt, meine Freundin fand aber auch dass wenig schwarze Stellen zu sehen waren beim Ultraschall.

Wir haben gerade nochmal gemeinsam im Internet geschaut und der AFi scheint ja viel zu wenig. Sollte sie eine zweite Meinung einholen, da ihre Ärztin ja nicht drauf achtet? Die Ärztin würde von sich aus sogar erst am ET wieder Ultraschall machen, alles was sie vorher will muss meine Freundin als Igel bezahlen. Sollte bei zu wenig Fruchtwasser nicht die Kontrolle bezahlt werden?

Vielen Dank!

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Achso, sie ist jetzt in der 33. Woche!

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Hallo babyme86,
ich kann Ihre Sorge verstehen. Tatsächlich beträgt die untere Normgrenze des AFI vor der 37. SSW 7cm.

Es gibt allerdings mehrere Methoden, um die Fruchtwassermenge zu bestimmen.
Man kann sie subjektiv beurteilen, d.h. mit bloßem Auge einschätzen, ob sie normal ist, oder nicht. Ein erfahrener Untersucher fährt mit dieser Methode meist sicher.
Des Weiteren kann man das "größte Depot messen". Hier sollten das größte Fruchtwasserdepot vertikal gemessen werden und tiefer als 2cm sein.

Der "Amniotic fluid-Index" ist eine übliche Methode, bei der das vertikale Depot in allen 4 Quadranten summiert wird.Diese Methode ist allerdings relativ fehleranfällig. In einer Übersichtsarbeit von Nathan et al. 2009 konnte gezeigt werden, dass es viele falsch-postiove Fälle eine Oligohydramnions (zu wenig FW) gab. Daraus resultierte eine hohe Anzahl von Geburtseinleitungen und Kaiserschnitten-ohne das Kindliche outcome zu verbessern.
Die AFI-Methode ist unsicherer als z.B. die Messung des größten Depots und sollte nur in Kombination mit CTG und/oder Dopplersonografie eine Konsequenz nach sich ziehen.

Ihre Freundin sollte mit Ihrer Frauenärztin sprechen und Ihre Sorgen mitteilen. Wenn die Gewichtsschätzung, CTG und Doppler in Ordnung sind, müssen Sie sich wahrscheinlich keine Sorgen machen.
Im Zweifel sollte aber sicher ein Pränataldiagnostiker sich die Fruchtwassermenge und das Kind einmal anschauen- nicht zuletzt um Klarheit erlangen.

Alles Gute!

MK

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Schreibfehler: Nabhan et al.

Amniotic fluid index versus single deepest vertical pocket: a meta-analysis of randomized controlled trials.

Nabhan AF1, Abdelmoula YA.
Author information
Abstract
OBJECTIVE:
To compare the use of the amniotic fluid index with the single deepest vertical pocket measurement, during antepartum fetal surveillance, in preventing adverse pregnancy outcome.

SEARCH STRATEGY:
We searched the Cochrane Pregnancy and Childbirth Group's Trials Register (January 2008), the Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) (The Cochrane Library 2008, Issue 2), MEDLINE (1966 to May 2008), and the metaRegister of Controlled Trials (May 2008). We handsearched the citation lists of relevant publications, review articles, and included studies.

SELECTION CRITERIA:
Randomized controlled trials involving women with a singleton pregnancy, whether at low or high risk, undergoing ultrasound measurement of amniotic fluid volume as part of antepartum assessment of fetal well-being that compared the amniotic fluid index and the single deepest vertical pocket measurement.

DATA COLLECTION AND ANALYSIS:
Both authors independently assessed eligibility and quality, and extracted the data.

RESULTS:
Four trials (3125 women) met the inclusion criteria. When the amniotic fluid index was used, significantly more cases of oligohydramnios were diagnosed (risk ratio (RR) 2.33, 95% CI 1.67-3.24), and more women had inductions of labor (RR 2.10, 95% CI 1.60-2.76) and cesarean delivery for fetal distress (RR 1.45, 95% CI 1.07-1.97). There is no evidence that one method is superior to the other in the prevention of poor peripartum outcomes, including: admission to a neonatal intensive care unit; an umbilical artery pH of less than 7.1; the presence of meconium; an Apgar score of less than 7 at 5 minutes; or cesarean delivery.

CONCLUSION:
Single deepest vertical pocket measurement is the method of choice for the assessment of amniotic fluid volume.

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Sehr geehrte Frau Dr. Kolsch,
wir würden noch eine Anschlussfrage stellen, nachdem meine Freundin letzte Woche Freitag dort war und selbst nochmal gefragt hat, ob der Index zu niedrig sei - ihr Frauenarzt meinte es sei mit 6,8 schon niedrig, aber da es vorher auch schon weniger war nicht so sehr gesunken, das man sich Sorgen machen müsste. Meine Freundin hat dann einen Wunschultraschall genommen um die Menge des FW kontrollieren zu lassen. Der AFI-Wert wurde mit 5,9 gemessen, also wieder weniger (jetzt 35.SSSW). Ihr Arzt meinte es sei immernoch okay. Doppler und CTG wurden dort nicht gemacht.

Da sie Angst hat war sie gestern als Selbstzahler in einer Pränatalklinik, dort wurde sofort veranlasst dass sie ab sofort wöchentlich kontrolliert wird und gestern auch ein Doppler vom Kind gemacht, die Plazenta angeschaut und ein CTG gemacht. Bis auf den AFI sind wohl alle Werte unauffällig.

Reicht ihrer Meinung/Erfahrung nach wirklich einmal die Woche zu kontrollieren oder sollte man doch besser vorzeitig das Kind holen? Welche Risiken hat das wenige Fruchtwasser für das Kind?
Und kann meine Freundin irgendetwas außer viel trinken (wurde ihr gesagt) tun, um die Menge nochmal zu steigern?

Vielen Dank!

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