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Dein Text könnte halbwegs von mir sein. Ganz klar Überforderung und zu viel auf einmal! Überall bin ich der Chef und Macher. Auf der Arbeit und zu Hause. Ich mogel mich durch mein Leben und keiner merkt es. Wenn ich die Geschirrspülmaschine ausräumen soll, kriege ich die Krise. Überall sehe ich nur Arbeit oder um was ich mich sonst noch kümmern sollte/ muss etc.
Nach außen lasse ich mir nichts anmerken!

Wir sind beide krank! Das moderne Wort dafür nennt man Burn-Out!

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Ich kann mich da anschließen. Vor allem zu Hause. Meine Kinder sind mittlerweile volljährig, jedoch noch zu Hause. Als sie klein waren, dachte ich immer "Wenn sie größer sind, erledigt sich diese Unordnung, dieses Chaos hier von alleine" ... falsch gedacht... ich jage ständig hinterher!
Auf der Arbeit habe ich lange Zeit 150 % geleistet, absolut zuverlässig und strukturiert. Seit mein Mann vor drei Jahren fremdgegangen ist, hat es mit den Boden unter den Füßen weggezogen, ich habe dort bei manchem den Anschluß verloren und seither nicht wieder voll auf die Reihe gebracht. Zuhause habe ich manchmal gute Zeiten - wo ich anfange z. b. Kellerräume auf Vordermann zu bringen, zu entrümpeln... bis einer kommt und es in einer Stunde wieder zustellt.... etc.
Früher bin ich ausgeflippt - bringt nichts - ich resigniere...

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Hallo,

Dein Thread ist ja schon zwei Tage alt und Deine Hausarbeit jetzt (hoffentlich) erledigt ist....

Das was Du (und auch eine andere Posterin) schreibst, erinnert mich stark sowohl an meine 10jährige Tochter als auch an meinen Mann.

Meine Tochter hat ADHS, welches medikamentös behandelt wird.... bei meinem Mann wissen wir es nicht so genau. Nach dem, was er sowohl von seiner jetzigen Gefühlswelt als auch von seiner Kinder/Jugendzeit berichtet, würde ich sagen: ja.

Beide sind total unstrukturiert, meine Tochter aufgrund ihres Alters noch mehr als mein Mann. Ich für mich habe oft Probleme, das bei meinem Mann nachzuvollziehen...ich bin Verwaltungsbeamtin und quasi von berufswegen auf ein gewisses Mass an Struktur angewiesen. ;-) Ich muss daher gezwungenermassen viel Organisatorisches übernehmen.

Mein Mann arbeitet gut auf Anweisung. Das heißt, ich sage ihm an, mach JETZT bitte das und das. Das funktioniert dann auch. Sage ich am Abend vorher "Kannst du morgen bitte bei xy anrufen?" ist das bis dahin weg. Noch schlimmer, wenn man es zwei Tage vorher ansagt.
Wir haben daher auf unseren Handys eine gemeinsame Kalender-App, in die ALLE Termine (auch wiederkehrende, wie Fußball-Training des Kleinen, Logo der Grossen usw.) eingetragen werden plus To-Do-Punkte, die nach Erledigung abgehakt werden. Das klappt besser als der berühmte Familienplaner zu Hause an der Wand.
Beide (Mann und Tochter) müssen die Dinge nacheinander abarbeiten. Zuviel Ankündigung vorher (es ist das und das und das zu erledigen) bewirkt nur totale Überforderung und Stillstand auf null (jetzt mach ich gar nichts mehr!).

Meine Tochter hat mir oft von diesem unüberwindlichen "Knäuel", wie Du es gut beschreibst, berichtet. Dass sie in der Schule auf das Aufgabenblatt schaut, und nur einen Berg Buchstaben sieht (sie hat auch noch eine LRS). Mit Medikament kann sie endlich Texte sehen und "denken", wie sie selbst sagt.
Mein Mann ist Erzieher im Hort. Dort hat er sehr viel Praxis und sehr wenig Schriftkram. Seine Kolleginnen nehmen ihm da auch das eine oder andere an Papierkram ab.
Er kann da einfach so "in den Tag hinein" arbeiten.

Er war bis vor kurzem nebenberuflich als Fußball-Trainer im Männeramateurbereich tätig. Da musste er alles alleine machen und das hat erstaunlicherweise auch gut geklappt. Training und Theorie hat er immer spontan "aus dem Bauch" raus ohne schriftliche Vorbereitung gehalten und das war echt gut.

Vielleicht wäre es für Dich längerfristig tatsächlich eine Option, dich auf ADHS testen zu lassen und evtl. auch entprechend tätig zu werden.

Sprich auch mit Deinem Mann, ob er Dir helfen kann, mehr Struktur zu bekommen, evtl. dass er Dir sogar einzelne "Arbeitsanweisungen" gibt. Evtl. kannst Du damit besser arbeiten.
Überlege doch auch mal, ob Du mit Deinem beruflichen Background mehr in der praktischen Schiene arbeiten kannst, am Besten in einem Team, wo die Aufgabenverteilung klar(er) ist. Nicht in allen sozialpädagogischen Richtungen ist eine umfangreiche Dokumentation erforderlich.

Gruß, S.

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Guten Morgen,

solche Zustände, wie von dir beschrieben, sind mir bekannt. Ein Freund hat lang dagegen angekämpft. Es gibt die Möglichkeit, sich Hilfe beim Arzt zu suchen und dafür muss sich keiner kramen. Er war dann nach jahrelangem Kämpfen schlussendlich zweimal in Kur und ist jetzt vor einem dreiviertel Jahr wieder schrittweise in den Job eingestiegen. Er hat dauerhaft eine Reduzierung und das Recht auf einen Schwerbehindertenstatus. Es gibt durchaus Möglichkeiten für dich. Hab Mut.

Alles Gute dir :)