Mutter in 37. SSW verloren

Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht so recht wie ich anfangen soll... Ganz plötzlich hatte ich das Gefühl, dass es mir gut tun könnte, hier in dieses Forum zu schreiben. Ich weiß nicht, ob jemand antwortet aber vielleicht war/ist jemand von euch in einer vergleichbaren Situation und man kann sich gegenseitig etwas helfen.
Ich versuche mich kurz zu fassen:
Ich bin bald 36 Jahre alt und habe im März diesen Jahres habe ich erfahren, dass ich schwanger bin. Dies war für uns so eine großartige Neuigkeit, da wir die HOffnung auf ein Kind nach vielen Schwierigkeiten schon aufgegeben hatten. Ziemlich genau 4 Wochen später ist meine Mutter ganz plötzlich in die Uniklinik gekommen; sie hatte eine aggressive Form der akuten Leukämie. Ab diesem Zeitpunkt lief alles nur noch wie in Trance ab: ich bin fast jeden Tag in die Klinik gefahren, wollte bei ihr sein und sie in ihrem Kampf unterstützen. Wer diese Krankheit kennt, weiß, dass man durch ständige Höhen und Tiefen gehen muss: Chemo; Nebenwirkungen der Chemo; langsam bauen sich die Zellen wieder auf; Chemo schlägt nicht an; neue Art der Therapie wird ausprobiert, diese schlägt ebenfalls nicht an; dann plötzlich im Juli ein Hoffnungsschimmer, die Tumorwerte sinken drastisch; leider kann eine folgende dringend notwendige Chemo nichts mehr bewirken, da meine MUtter körperlich und natürlich psychisch extrem abgebaut hat. Alleine in den letzten 6MOnaten hat sie 40 kg verloren. Während der gesamten Zeit ist meine SS teilweise komplett in den HIntergrund gerückt. Ich hatte ständig ein schlechtes Gewissen: wenn ich bei meiner MUtter war, dann meinem Baby gegenüber; und andersherum, wenn ich es einmal nicht geschafft habe zu ihr zu fahren, weil ich einfach nur müde und ausgelaugt war.

Nun ist meine Mutter am Freitag verstorben. Die Tage davor waren grausam; langsam musste man zuschauen, wie sie immer schwächer wurde und sie sich schließlich dazu entscheiden konnte, zu gehen...

Ich kann es nicht fassen, dass die letzten MOnate solch eine Qual für sie waren und nun doch alles vorbei ist und sie ihr Enkelkind nicht kennenlernen kann. Auf der anderen Seite versuche ich es so zu sehen: wir hatten eine sehr intensive Zeit zusammen, so oft und so nah wären wir sonst nie beieinander gewesen. Und sie hat doch sehr an der SS teilgenommen und meinen Sohn irgendwie doch kennengelernt... Er hat ihre Stimme gehört und gespürt, wie sie meinen Bauch gestreichelt hat.

Vielleicht hat sie sich auch entschieden, doch noch so kurz vor der Geburt (in 3 Wochen) zu gehen, damit uns wenigstens noch ein wenig Zeit bleibt, vorher zur Ruhe zu kommen und etwas Kraft zu sammeln...? Ich merke zumindest, wie neben der unendlichen Traurigkeit eine große Last von mir abfällt. Diesen Spagat zwischen Sorge um meine Mutter und Freude auf das Baby hätte ich nicht mehr lange geschafft.

Dieses Jahr war einfach nur grausam, aber ich hoffe dass die Geburt gut laufen wird und ich es schaffe eine gute Mama zu sein und trotzdem meine Mutter nicht zu vergessen...

Gibt es jemanden unter euch, der ähnliches erlebt hat? Könnt ihr mir Mut machen?

Ich danke euch jetzt schon für eure Antworten!!!

Alles Liebe...

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Mein Beileid zu deinem Verlust, ich glaub das versteht nur jemand der es erlebt hat, mein Vater hat auch Krebs, nicht so wie deine Mama, und dennoch war es eine harte Zeit und ich kann ein klein wenig nach vollziehen wie es dir ergangen ist. Und dennoch weiß ich es nicht wirklich.....

Ich wünsche dir alles gute für die Geburt, deine Mama ist immer bei euch im Herzen #kerze

2

Hallo du!

Ich möchte dir zunächst mein aufrichtiges Mitgefühl zum Ausdruck bringen, denn ich weiß leider genau wie du dich grade fühlst...

Vor etwas mehr als 15 Jahren ging es mir ganz genau so wie dir... Unsere Tochter war damals 4 Jahre alt und ein zweites Kind war eigentlich schon irgendwann geplant. etwa in dieser Zeit bekam mein Vater die Diagnose Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Meinem Mann und mir war klar, dass wir bald anfangen müssten, für ein zweites Kind "zu üben", wenn mein Vater sein 2. Enkelkind noch kennen lernen sollte.
Prompt wurde ich schwanger und wir freuten uns sehr. Vater bekam diverse Chemos, die zuerst auch anschlugen, doch dann hatte er irgendwann immer öfter neurologische Ausfälle, sein linkes Bein knickte oft beim normalen Gehen einfach weg, oft stützte er und verletzte sich. Dann sollte er die Chemo ambulant bekommen, also Morgens rein ins KH und abends oder am nächsten Morgen wieder nach Hause.... Die Chemos vertrug er nicht, lag dann tagelang zu Hause im Bett, kam dann doch für längere Zeit ins KH.
Ich war oft dort, konnte mich aber nicht so intensiv kümmern, weil ich zu der Zeit noch gearbeitet habe.

Mitte Mai hatte ich Geburtstag und wir verbrachten ihn im KH. Dann hieß es einige Tage später, Vater dürfte über Pfingsten nach Hause. Meine Mutter war geradezu euphorisch! Pfingstsamstag kam er dann tatsächlich nach Hause, doch dann gings ihm zu Hause plötzlich erheblich schlechter, so dass er Pfingstmontag wieder mit Rettungswagen ins KH kam.

Tja...es kam, was wir alle irgendwie schon ahnten....Vater bekam für seine starken Schmerzen heftige Schmerzmittel, die ihn fast nur noch dahin dämmern ließen. Er starb vor 15 Jahren am 9.6. und unser Sohn, sein zweites, heißersehntes Enkelkind, wurde 3 Wochen später geboren. 3 Wochen....genau wie bei dir..... 15 Jahre erzähle ich nun meinem Sohn von seinem Opa, den er nie kennen lernen durfte und ich merke, dass es noch immer weh tut...

Fühl dich gedrückt... Ich wünsche dir alles, alles Gute für dein Kleines..! Es hat eine wunderbare Oma im Himmel...

Stillere Grüße als sonst
jessy

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Ich möchte Dir mein ehrliches Beileid ausdrücken. Ich kann Dich unglaublich gut verstehen.
Habe von 2013 bis 2014 eineinhalb Jahre lang meine langjährige beste Freundin, meine Seelenverwandte durch ihre unmenschliche Leukämiebehandlung begleitet - und saß dann doch auch verzweifelt an ihrem Totenbett. Ich konnte mich noch verabschieden von ihr, einen Tag später starb sie. Wenigstens hat sie noch ihren einzigen Enkel kennengelernt, nur deswegen setzte sie sich überhaupt der Therapie aus. Für ihre Tochter war es auch grausam - also ich kann mir schon gut denken, wie es Dir geht.
Ich saß nur 6 Monate danach schon wieder an einem Totenbett - von meinem Mann.

Du wirst Deine Mama ganz sicher nicht vergessen und wirst Deinem Kind hoffentlich mal ganz viel von seiner Oma erzählen, die nun als Schutzengel auf euch aufpasst. Ich hab übrigens auf dem Grab meines Mannes ein Herz mit seinem Bild stehen. Vielleicht wäre das bei euch auch eine Idee? Dann ist das Grab für Dich nicht ganz so "fremd" - für mich ist es das immer noch.....
Du hast wenigstens etwas, auf das Du Dich freuen kannst, Dein Kind - genieß es ruhig #herzlich
Liebe Grüße von Moni

4

Ich danke euch sehr für eure Worte...

Es tut irgendwie gut zu wissen, dass man nicht alleine ist mit seiner Situation und der Trauer. Sicher kann man diese nie miteinander vergleichen, aber ich denke jeder von uns versteht worum es geht...

Eure Antworten geben mir auf jeden Fall Kraft für die nächsten Wochen. Und ganz sicher, werde ich dem kleinen Mann ganz viel von seiner Oma erzählen. Ich habe schon angefangen, all meine Gedanken und schönen Erinnerungen in ein kleines Büchlein zu schreiben. Habe irgendwie Sorge, dass ichso viele Dinge und Erlebnisse vergessen werde und die schrecklichen Bilder der letzten Wochen zu präsent bleiben. Vielleicht lese ich dem Kleinen irgednwann daraus vor...

Ich drücke euch ganz feste! #herzlich

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hallo pukker,

ich habe nur durch zufall hier reingeguckt... war schon lange nicht mehr online. ich habe meine mutter auch in der 37 ssw woche an krebs verloren #heul

ich bin zwei mon nach bekanntwerden ihrer erkrankung schwanger geworden... sie hat uns nicht gesagt wie schlimm es wirklich ist. ich hatte zwar immer mehr eine ahnung - wollte es aber nicht wahrhaben.....

ich habe die ersten drei mon nicht wirklich getrauert- mein kopf hat wohl alles verdrängt - weil ich eben mein baby hab und noch eine große tochter... man muss halt funktionieren... nun

bricht alles aus mir raus und mir geht es leider sehr schlecht.... mein körper rebelliert gegen die nicht rausgelassene trauer mit beschwerden,... schwindel, kopfweh, sehstörungen, magenschmerzen, schüttelfrost, hitzewallungen... ich habe die letzte woche schlimmste weinkrämpfe gehabt. stundenlang. ich habe nun rat bei einer psychologin gesucht. ich kann so nicht weiterleben (meine mutter hatte auch bis zu ihrem tot psychische probleme - sie hat nie etwas dagegen getan)

es ist einfach nur sehr schrecklich.... und man brauch viel zeit darüber hinwegzukommen... "Ich habe schon angefangen, all meine Gedanken und schönen Erinnerungen in ein kleines Büchlein zu schreiben. "
...du machst das schon ganz richtig.... ich wünsche dir eine schöne geburt und das du besser damit fertig wirst als ich bisher.... eine geburt und der tot der eigenen mutter so nah zu erleben ist eine sehr belastende situation für den körper....

#liebdrueck