Ehemann plötzlich verstorben/Kind 8 Jahre

Hallo!

Mein Mann ist plötzlich mit 36 ohne Vorankündigung an einem Herzinfarkt gestorben...
Unser Sohn ist 8 Jahre alt, ich habe ihm ehrlich erklärt was passiert ist und er/ich glauben, dass er jetzt vom lieben Gott aus auf uns aufpasst. Wenn Leute hier sind, dann ist er wie immer. Kommen wir zur Ruhe, dann fragt und weint er auch oder er ist sauer auf Papa oder weil andere Kinder einen Papa haben und er nicht...Alles normal. ABER er will nicht zur Beerdigung (ich am liebsten auch nicht), aber ich denke es ist wichtig. Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Haben noch eine Woche Zeit bis zur Beerdigung...

Schon mal Danke,
Jenny

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Puh, das ist wirklich hart. Herzliches Beileid!

Weiß er denn überhaupt, was genau eine Beerdigung ist? War er schon mal auf einer Beerdigung? Oder kennt er nur "Schauermärchen" von anderen?

Eine wirklich extrem gute Beschreibung von Beerdigungen hat Armin Maiwald mal für die Sendung mit der Maus gemacht. Die Folge heißt Abschied von der Hülle und ist zur Zeit bei Amazon Prime verfügbar:
https://www.amazon.de/Was-tr%C3%A4gt-der-Papst/dp/B019HR7RKC/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1481662156&sr=8-4&keywords=prime+sachgeschichten

Zudem würde ich auch mal in Ruhe mit dem Bestatter reden, ob er dir Kontaktadressen zur Trauerbewältigung bei Kindern empfehlen kann. Falls dein Mann kirchlich bestattet wird, kann dir sicherlich auch der Pfarrer helfen.

Aber wenn er genau informiert ist und dann wirklich nicht mitmöchte, würde ich seinen Wunsch respektieren.

lg

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Hallo!

Danke für deine Antwort!

Wir haben uns Bücher ausgeliehen und wir haben über die Beerdigung geredet. Ich lasse ihm jetzt erstmal Zeit und dann frage ich ihn nochmal - Beerdigung ist erst Mittwoch....
Habe die Trauerbegleitung , aber die Dame war mir etwas zu "hart": wir als Familie müssen meinen Mann nochmal sehen, alle Familien haben im Nachhinein positiv reagiert und mein Sohn muss mit zur Beerdigung. Ich verstehe die Argumente, aber wir müssen rein gar nichts... Mal sehen...

LG

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Hallo Jenny,

mein herzlichstes Beileid #liebdrueck

Mein Vater starb mit 39 an einem Herzinfarkt (ich war damals 12 Jahre alt) einzige von 4 Geschwistern, die mit bei der Beerdigung war. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich auch einen Rückzieher gemacht, aber ich war / bin ja die Große und musste da durch.

Man hat mich leider auch nicht darauf vorbereitet, was alles bei einer Beerdigung passiert, was gefordert wird / nicht gewünscht ist ect. So habe ich damals gedacht, man muss immer und die ganze Zeit weinen - mir war nicht zum weinen, aber ich habe so getan, nur damit die Menge sieht, wie traurig ich bin (ich war sehr traurig - konnte aber zu dem Zeitpunkt nicht (mehr) weinen) ... heute schäme ich mich dafür (obwohl es wahrscheinlich allen anderen egal war)

Eine Trauerbewältigung gab es damals leider nicht ... ich konnte nie so recht abschließen und habe auch das Grab 20 Jahre lang nicht besucht ...

Meine Geschwister sind zT. traurig, nicht dabei gewesen zu sein - ich wäre es am liebsten nicht gewesen ...

Zwinge ihn nicht - geh lieber nach der Beerdigung mit ihm zum Grab. Er kann sich auch allein von seinem Vater verabschieden - dazu braucht es (m.M.n.) keine Feierlichkeit.

LG und alles Gute !

jojo

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Hallo!

Auch dir Danke für deine Worte.

Werde meinen Sohn definitiv nicht zwingen. Meine Tante würde mit ihm zu hause bleiben oder ggf vor Ort einspringen wenn es ihm zu viel wird.
Zur Zeit will er gar nicht über Papa reden, weil er mich nicht traurig machen will. Er möch

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Hallo!

Auch dir Danke für deine Worte.

Werde meinen Sohn definitiv nicht zwingen. Meine Tante würde mit ihm zu hause bleiben oder ggf vor Ort einspringen wenn es ihm zu viel wird.
Zur Zeit will er gar nicht über Papa reden, weil er mich nicht traurig machen will. Er möchte unsere Erinnerung löschen :-(

LG

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Hallo,

erst einmal mein herzliches Beileid :(

Mein Sohn war 11 als meine Mutter starb. Seine Oma war mit mir zusammen, der wichtigste Mensch für ihn.

Er war auch mit auf der Beerdigung. Es ist zwar nichts schönes aber ich finde, man sollte Abschiednehmen. Denn wenn man es nicht gemacht hat, kann man es nicht mehr nachholen.

Beerdigungen sind nichts schönes........aber man muß damit auch abschließen und ich finde, dass kann man damit nur.

Es graut einem vor diesem Tag aber es ist ein Abschluß.

LG Dany

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Ich danke Dir, LG

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Hallo,

zuerst möchte ich euch mein herzliches Beileid aussprechen.

Ich war 6 als mein Vater starb und nicht mit bei der Beerdigung. Ich war sehr froh damals, dass ich nicht mit musste. Wir waren am nächsten Tag noch einmal allein am Grab, dass fand ich bei allem Schmerz wesentlich besser.

Ich wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit. Den Tipp mit der Trauerbewältigung für Kinder finde ich sehr gut. Ich wünschte, das hätte es 1979 auch schon gegeben.

Viele Grüße

Heike

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Danke für Deine Worte, Jenny

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Hallo Jenny,

mein herzliches Beileid!

Ich würde ihn nicht zwingen, zur Beerdigung zu gehen, wenn er das absolut nicht will. Den Vater zu verlieren, ist das eine, das andere sind die Menschen und die Trauerarbeit derjenigen, die zur Beerdigung kommen und Deinen Sohn daran teilhaben lassen (wollen). Damit haben es Erwachsene schon schwer, ein Kind muss damit nicht umgehen können.

Letztes Jahr ist meine Freundin gestorben. Ihre beiden Töchter waren bei der Beerdigung zwar dabei, saßen aber bei ihren Schulklassen und hätten jederzeit die Möglichkeit gehabt, raus zu gehen.
Vielleicht lässt er sich darauf ein? Also eine Person für ihn "abzustellen" und die Beerdigung nicht unbedingt in der ersten Reihe, aber doch mitzubekommen.

Die Idee mit der Trauerbewältigung (z.B. mit einem Psychologen, der auf Trauerarbeit mit Kindern spezialisiert ist oder in einer Gruppe) würde ich Dir auch empfehlen.
Halt die Ohren steif! #liebdrueck

LG
Karin

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Mein Herzliches Beileid! Ich war vergangene Woche bei einer Beerdingung und fand es schon als Außenstehende sehr ergreifend aber auch sehr bedrückend. Für ein Kind stelle ich es mir schwer vor, diese Stimmung auszuhalten (Sarg sehen, hinter dem Sarg zum Grab gehen usw.) und auch Aushalten wie die Erwachsenen leiden / weinen usw. ist schwer. Wenn es sein expliziter Wunsch ist, nimm ihn mit. Ansonsten würde ich am Abend mit ihm gemeinsam alleine am Grab Abschied nehmen, einen Luftballon mit einer Botschaft für ihn in den Himmel steigen lassen. Ich glaube das ist kindgerechter... Alles Liebe für euch...

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Hallo Jenny,

wir leben leider in einer Gesellschaft wo zuviel von uns von der Außenwelt erwartet wird aber niemand daran denkt wie er sich mit den Erwartungen von außen fühlen würde.

Mein Mann hatte über Jahre einen nicht einfachen Job. Vor ein paar Jahren ist er an Weihnachten nur kurz einem Unglück entkommen - hat danach den Job gewechselt.

Damals haben wir uns geschworen nur noch das zu tun was wir von Herzen her machen - haben auch über das Thema Tod und Beerdigung gesprochen weil es einfach ein Thema war an dem Tag vor Weihnachten.

Als dann einige Zeit später jemand nahes im Verwandenkreis starb wurde auch von uns erwartet das die Kinder mitkommen. Die Kinder blieben dort wo sie wollten und sind nicht mitgegangen. Was wir aber getan haben - wir sind am nächsten Tag zum Grab.

Und Du - wie geht es Dir? Ich hoffe Du hast jemand der Dir Deine Hand hält in der Zeit des Abschiedes und Du hast jemand der Dich auffängt. Mein Mann und ich waren und sind uns immer einig das wir immer das tun müssen was wir für richtig halten und was uns das Bauchgefühl sagt. Wenn Dir also in der schwersten Stunde dabei zumute ist in roten Schuhen und lila Jacke dorthin zu gehen weil es die Lieblingssachen Deines Mannes waren dann ziehe das an. Wenn Dein Bauch Dir sagt dass Du auf auf den ganzen Bimborium keine Lust hast und Du lieber mit Deinem Sohn eine Runde wandern gehen willst und Luftballons zum Himmel steigen lassen wollt weil ihr Euch dem Papa und Ehemann so nahe fühlt dann macht das und wenn ihr weinen, schreien und ggf vor Wut lachen wollt dann tut auch das.

Ich bin nicht doll gläubig aber ein Spruch aus dem Hohelied der Liebe : " die Liebe hofft alles, glaubt alles, erträgt alles und sie hört niemals auf" begleitet uns beide. Und das ist das was ihr zwei in Euch tragen solltet - die Liebe und die Erinnerung an einen Papa und Ehemann.

Viel Kraft

Geli

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Hallo.

Verspätet, aber trotzdem mein Beileid. Ich hoffe, die Beerdigung ist so verlaufen, wie ihr euch das vorgestellt habt. Ob oder ob nicht dein Sohn mitkommen soll, ist ja nun erledigt. Aber ich würde gerne noch was schreiben über meinem Sohn (8).

Sein Opa starb im August. Er hatte einen Leidensweg (Krebs), den er dann verloren hat. Diese Zeit hat unser Sohn sehr intensiv miterlebt, soweit er es wollte. Auch bei der Beedigung wurde gefragt, ob er mitkommen würde. Wir haben mit ihm drüber geredet und wir bekamen auch viiiile Fragen. Sogut es ging haben wir sie beantwortet. Wir stellten ihm dann frei, ob er mit möchte. Er ist mitgekommen. Und er sagt, es war nicht so schlimm, wie er dachte. Muss dazu sagen, es war eine unwahrscheinlich schöne Trauerfeier (soweit man es schön nennen kann). Alles so liebevoll und die Rede vom Pfarrer war sehr toll. Unser Sohn hat zwischendurch weinen müssen, aber er wusste, er braucht sich dessen nicht zu schämen. Wir alle weinten ja mehr oder weniger. Und das Schönste, sagte er, er durft zu Opa in den Himmel eine Taube fliegen lassen. Der Opa züchtete Tauben und war im Verein. Ich muss sagen, unser Sohn hat das so toll auch gemeistert und ab und an fällt er in Gedanken an den Opa, aber das darf er auch. Er sagte, er kommt gut klar damit und muss gar nicht mehr weinen. Ich weiß ja, dem Opa gehts jetzt besser da oben.

Aber ich denke mal, dein Sohn hat noch ein schwierigeres Laster zu tragen. Zumal es ja plötzlich passiert ist und er nicht versteht, warum der Papa nicht mehr da ist. Und ich denke, er wird noch eine Weile brauchen, um es zu verstehen bzw. zu akzeptieren. Aber da würde ich voll hinter ihm stehen und ihn auch schreien, wütend oder weinen lassen. Und vielleicht auch Hilfe von Außen holen, sofern ihr es nicht schon gemacht habt.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen viel Kraft und noch viel mehr Glück, diese Zeit zu überstehen bzw. zu verarbeiten.

Alles, alles Gute.

LG