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Hallo,

mein Mann und ich sind auch nicht gerade das Selbstbewußtsein in Person sind, weil unsere Eltern da einiges verkehrt gemacht haben. Mein Mann wurde zu Schulzeiten auch massiv gemobbt, bei mir ging es so.

Deswegen haben wir überlegt, was wir für die Wurzel dieses Übels halten und beschlossen, diese Fehler bei unseren Kindern zu vermeiden (Wahrscheinlich machen wir gerade andere Fehler...).
Bei mir hat meine Mutter zu wenige Grenzen gesetzt und mir zu viel abgenommen, wenn ich mich nicht traute.
Meinem Mann hat seine Mutter alles aus der Hand genommen und ihn keine eigenen Erfahrungen machen lassen und ihn ständig ausgehorcht und ausspioniert.

Entsprechend bekommen unsere Kinder (jetzt fast 7 und 9) Grenzen, müssen kleinere Dinge schon lange alleine regeln (Sie müssen z.B. Verkäufer selbst fragen, wenn sie etwas wissen wollen. Wir fragen nicht für sie.) und dürfen ihre eigenen Erfahrungen machen und werden von uns ermutigt, auch mal länger zu probieren. Wenn sie wirklich Hilfe brauchen, helfen wir natürlich. Aber wenn sie es selbst schaffen, haben sie ein Erfolgserlebnis. Wir respektieren es, wenn sie gerade nicht über etwas reden wollen. (Es sei denn, das ist aus irgendeinem Grund gerade wichtig.)

Was bei unseren Kindern auch anders war, war dass sie schon früh im Hort bzw. bei einer Tagesmutter waren, weil ich wieder arbeiten gegangen bin. Dadurch lernen die Kinder schon früh, wie man sich in einer Gruppe behauptet. Das ist auch etwas, was mir als Kind schwer fiel, weil ich erst mit 4 Jahren in den Kindergarten kam und bis dahin nur mit Kindern zu tun hatte, mit denen ich auch zu tun haben wollte. Ich konnte mit irgendwelchen Rabauken und Nervensägen lange überhaupt nicht adäquat umgehen.

Ich muss sagen, dass die Große wirklich ein Muster ein Selbstbewußtsein im positiven Sinne ist. Sie übernimmt gerne Veranwortung und auch die Führung, ohne andere herum zu kommandieren. Sie hat viele Freunde, jede Menge freundlich gesonnene Bekannte aus allen Klassenstufen ihrer Schule und bisher keine echten Feinde.
In der Schule hat sie super Noten, ohne, dass von uns Druck käme. Sie will die Einsen.
Ich bremse sie teilweise schon, bevor sie sich selbst wahnsinnig macht. #schwitz
Der Kleine ist mir als Kind recht ähnlich, aber trotzdem ein ganzes Stück selbstbewußter als ich damals. Er hat nicht ganz so viele Freunde, spielt aber mit ganz vielen unterschiedlichen Kindern mal in der Pause oder in der OGS. Wie es in der Schule läuft, gucken wir gerade. Jedenfalls hat er auch von selbst den Ehrgeiz, nicht schlecht zu sein.

Ich denke, wir sind bei beiden Kindern auf einem guten Weg.

Eigentlich weißt Du doch auch, was in Deiner Kindheit schief gelaufen ist.

Dir hat Verständnis von Deinen Eltern gefehlt, wenn Du gemobbt wurdest oder wenn gerade eine einzigartige und Dir wichtige Freizeitaktivität mit einer Schulaufgabe kollidierte.

Also würdest Du zur Lehrerin gehen, wenn Dein Sohn gemobbt würde und ihn zu Hause trösten und aufbauen. Du würdest bei einem Geburtstag überlegen, ob die Schulaufgabe nicht vielleicht einmal schnell und weniger sorgfältig kurz vor oder nach dem Geburtstag abgehakt werden kann. Manchmal ist das Privatleben eben wichtiger, auch bei Kindern.

Du fandest es doof, dass Deine Eltern im Urlaub immer alles alleine bestimmt haben.

Deswegen würdest Du Deinen Sohn fragen, ob er denn zu Deinem Urlaubsziel auch Lust hätte oder ob er andere Vorschläge hätte oder zumindest dürfte er vor Ort mit entscheiden, was gemacht wird.

Grundsätzlich ist ganz wichtig, dass man Kinder ernst nimmt und sich anhört, was sie bewegt, ohne das als Anstellerei oder Unsinn abzutun.
Damit meine ich nicht, jeden Mist auszudiskutieren, wenn die Kinder bockig sind, sondern sich in einer ruhigen Minute über grundsätzliche Themen zu verständigen, wie warum muss das Kind im Haushalt helfen oder warum kann das Kind nicht erst dann ins Bett gehen, wenn es Lust dazu hat. Oder auch, warum spielt XY nicht mehr mit dem Kind, sondern nur noch mit Z? usw.

Und mach' Dich nicht verrückt. Du schaffst das schon. Du weiß doch, worauf es ankommt.

LG

Heike

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Was dir in allen Situationen, die du mit deinen Eltern beschrieben hast, gefehlt hat, ist einfühlsames Zuhören. Deine Eltern hatten immer einen Tipp parat, aber haben sich nicht eingefühlt, wie es dir geht. Das ist ein ganz typischer Erziehungsfehler in unserer Kultur.

Also ist es ganz einfach für dich, diesen Fehler selbst zu vermeiden. Das passt auch zum Ratschlag deiner Hebamme, denn wenn man sich rundum verstanden fühlt, wird die Liebe des Gegenübers doch am besten spürbar.

Du kannst dich in "Aktives Zuhören" einlesen oder, was ich hier regelmäßig empfehle, ist die CALM Methode von Jeniffer Kolari (youtube).

Ganz Liebe Grüße und eine schöne Zeit mit deinem Sohn.

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...sorry, ich habe nur quergelesen. Aber das Wesentliche verstanden, denke ich.

Erstens: Hör auf, deinen Eltern die Schuld für dein Leben zu geben. Klar hätte man aktiver auf Mobbing etc. reagieren können... aber du bist erwachsen. Schüttle das ab.

Zweitens: Hör auf dein Herz. Lies nicht laufmeterweise Erziehungsratgeber. Nimm dein Kind ernst, aber stelle es weder auf einen Podest noch verteidige es reflexartig. Lass es sich ausprobieren. Lass ihm privatsphäre, lass es Probleme selber lösen.

Auch es wird mal sagen, dass du nicht alles optimal gemacht hast - aber du steigerst dich da in was rein.

Es wird nicht an allen Weihnachten bei dir nach selbstgemachten Guezli und Manderinen riechen, es wird nicht immer harmonisch gemeinsam gespielt. Es wird mal laut sein, es wird mal Streit geben - es wird nicht alle deine Erwartungen erfüllen, es wird nicht zwingend deine Meinung vertreten, es wird Freunde finden, die du nicht magst...

Aber wenn du dein Kind liebst, wenn du ihm Freiraum lässt, es nicht dauernd kontrollierst, ihm aber Halt und Liebe gibst, dann wird es gut kommen.

Was jetzt gerade zählt: Lies ihm viel vor, zeige ihm die Welt, gibt ihm Zeit, selber etwas zu entdecken, lass ihm Zeit. Lass es helfen, mitmachen, dabei sein. Aber stell es nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Kinder sind gerne dabei, gerne wichtig. Aber auch gerne Teil des ganzen und möchten nicht die ganze Familie füllen müssen.

Bleib bei heiklen Themen wie Missbrauch, Mobbing, Überforderung wachsam, aber stell dich nicht von vorneherein darauf ein, dass es eh so kommen muss. Sonst kommt es so. Und seh nicht in allem ein Anzeichen dafür, dass es so sein muss wie bei dir.

Wenn also ein Kind dem deinen die Sandschaufel über den Kopf zieht ist das kein Mobbing. Es ist eine Kontaktaufnahme. Und wenn es in der Schule nur einen einzigen Freund hat - dann ist das genug. Es muss kein Heer von Freunden regieren...

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Hallo,

ich denke nicht, dass Liebe ausreicht.

Ich bin überzeugt dass du deinem Kind sehe viel hilfst, indem du dir für dich Hilfe holst und aufrichtig dieses Thema aufarbeitest.

Bist du stark, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es auch dein Kind sein wird.

Nichts ist verloren, auch im späteren Alter können wir uns verändern - unseren Kindern zuliebe.

#blume

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Hallo du,

kennst du Jesper Juul den Autor von X Familien- und Erziehungsratgebern? Laut ihm ist der schlimmste Erziehungsfehler der Wunsch nach Perfektion "Es gibt keine perfekten Eltern! Es gibt nicht einmal annähernd perfekte Eltern!" Selbst die besten Eltern machen mind. 20 Fehler am Tag! Ja, ich wäre auch gerne eine perfekte Mutter und ja ich gehe oft abends ins Bett und denke "Kacke, 20 Fehler habe ich heute mind. wieder gemacht, hier hätte ich so und so reagieren sollen usw." Aber ich bin laut J.J. ja in guter Gesellschaft mit meinen Fehlern ... aber ich denke das mit dem perfekt-sein müssen wir uns abschminken!

LG

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Ich habe mir noch keine Antworten angeschaut. Was mir zu deinem Post einfällt ist, dass man sich als Erwachsener von seinen Eltern auch distanzieren kann, bzw. Ihnen Grenzen setzen, wenn sie einen ein Leben lang nur fertig machen.

Und zweitens, dass man sich Hilfe und Unterstüzung in Sachen Erzeihung holen ka. Elternschule, Baby-verstehen Kurse, Kommunikationskurse...

Ich z.B. wußte, dass ich keine Kinder möchte, da ich mich auch als "vond en Eltern mißraten" angesehen habe. Als der Kinderwunsch immer größer wurde habe ich mich umgeschaut und geguckt, was ich machen kann um besser mit mir selbst zureckt zu kommen. Du hast ja schon Erfahrung mit coaching, es gibt das auch im privaten Bereich.

Ja, es ist wichtig, dass die Kinder merken, dass sie bedngungslos geliebt werden, aber es stimmt auhc, dass viele Menschen nicht wissen WIE man das vermittelt. Man kann es aber lernen. Du kannst Erziehungsberater-Bücher lesen, Kurse machen, Menschen fragen, die es deiner Meinung nach "können"... insgesamt um Hilfe bitten.