Aspie und Tischmanieren

Hallo ihr Lieben,

heute war wieder so ein Tag, an dem ich mir sooo schwer tue die Tischmanieren meines 7jährigen Sohnes zu ertragen. Er kann überhaupt nicht mit dem Messer umgehen und vermeidet es wo nur irgendwie möglich. Ich schneide ihm allerdings sein Essen auch nicht klein, denn nur Übung macht den Meister. Allerdings lässt er sich nicht helfen und kriegt Wutanfälle die bis zur Essensverweigerung gehen (er wiegt bei 130cm 21kg, sollte also schon essen) wenn man auf Essen mit Messer und Gabel besteht. Ich lasse ihm natürlich sehr viel durchgehen im Gegensatz zu Altersgenossen, aber alles geht auch nicht!
Heute hat er sein Spiegelei mit Löffel und Fingern gegessen...#schmoll
Manchmal ertrage ich das fast nicht, ich schaue dann weg.
Er tut sich sehr schwer mit Messer und Gabel aber es ist nicht so dass er gar nicht könnte wenn er nur wollte. Er will nur nicht... und wer einen Aspie daheim hat weiß wahrscheinlich was es heißt wenn er nicht will...

wie macht ihr denn das?

LG

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Hallo,

unabhängig von eurer Problematik, ich glaube das es nicht so unüblich ist. Unser 8jähriger ist GsD völlig gesund. Er hat auch so seine liebe Mühe. Er kann schlecht schneiden und das Messer zur Hilfe um zum Beispiel etwas auf die Gabel zu schieben, das macht er gar nicht. Er kann sehr stur sein und Essen nimmt für ihn einen sehr geringen Stellenwert ein. Er wiegt 28kg auf 142 cm. Ist also auch eher sehr schlank. Hat er zum Beispiel sein Lieblingsessen (Schnitzel) selbst klein schneiden, dann verzichtet er lieber.
Wir haben beschlossen einfach kein Drama drum zu machen. Er wird es lernen.

LG

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Das finde ich ja total beruhigend. Meine Vierjährige ist nämlich etwa so geschickt wie mein Sohn und daher dachte ich dass es mit seinen feinmotorischen Problemen zusammenhängt.

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Mmh...
Eine Behinderung ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen.
Für Dinge, die ein Mensch BEHINDERUNGSBEDINGT nicht kann, kann er nix. Das müssen eben andere für ihn erledigen.
Ich habe keinen Aspie, aber dafür 2 Frühkindliche Autisten als Söhne - ich denke, das zählt auch ;-). Mein Jüngster hat eine schwere Ess- und Fütterstörung und war deswegen schon mehrere Wochen stationär zur Therapie. Sowas KANN ein Nebeneffekt des Autismus sein. Ein Zwang hilft da gar nichts.

Meine Söhne müssen nicht mit dem Messer essen. Sie dürfen essen, wie sie wollen. Von mir aus mit Löffel oder Hand - völlig egal. Den Druck rauszunehmen hat bei meinem Großen bewirkt, dass er es ganz langsam allein gelernt hat. Schließlich WOLLTE er es ja lernen. Mein Ältester ist jetzt 10 Jahre und kann langsam mit dem Messer umgehen, aber Fleisch kleinzuschneiden klappt noch lange nicht. Der Kleine hält mit seinen fast 9 Jahren das Messer sogar noch meist falsch herum, allerdings ist er auch noch geistig behindert und das ist ja ein Aspie nun eher nicht. Der Kleine wird auch heute noch vollständig gefüttert, außer beim Frühstück. Sein Brötchen mit Nutella macht er sich selbst und isst er selbst...und wehe er wird dabei gestört ;-).

Ich würde ihm alles zerkleinern und ihm dann eine Kuchengabel oder einen Löffel geben - je nachdem, was angemessen ist. Spiegelei zerkleinere ich schon seit Ewigkeiten und reiche meinen Kindern einen kleinen Löffel dazu. Sie essen nicht mit den Fingern ;-). Schnitzel & Co. zerkleinern in mundgerechte Stücke und Kuchengabel dazu - die andere Gabel ist viel zu groß. Lass ihn sich nicht immer blamieren. Das ist nicht schön, wenn Mama sich wegdrehen muss, weil das Kind nicht essen kann. Gib ihm doch die Möglichkeit, soviel wie nur möglich selbst zu tun und so sauber wie möglich zu essen.

Im übrigen kann man Essen mit Messer und Gabel super üben mit "Lieblingsessen". Was isst er denn gern? Also spielt doch mal ein Spiel. Das Lieblingsessen muss vorher zerteilt werden (egal wie idiotisch das ist) und ganz gesittet mit der Gabel in den Mund gefördert werden. Das kannst du auch noch Filmen und alle haben etwas zu lachen.

Es gibt auch spezielles Besteck mit dem das Schneiden leichter fällt. Vielleicht wäre das etwas für ihn. Sowas würde ich aber erst nach Rücksprache mit der Ergotherapeutin nutzen.

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Ich glaube genau da liegt der Hund begraben. Ich weiß oft nicht wo das nicht Wollen aufhört und wo das nicht können anfängt. Dieses Problem hatten bisher auch alle Therapeuten. Er hat da eine sehr spezielle Art. Aber ich werde tendenziell wieder eher nach dem Motto "im Zweifel für den Angeklagten" agieren. Man muss bei ihm trotzdem ein wenig aufpassen dass man ihn genug fordert sonst macht er gar nichts mehr :-\

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"Das kannst du auch noch Filmen und alle haben etwas zu lachen"
Ist das dein Ernst?

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Ich habe auch einen Aspi daheim, ich bin allerdings derzeit froh, wenn er überhaupt etwas isst. Er wiegt 16 kg bei einer grösse von 116 cm, sollte also auch essen, nur mit Druck kommt man nicht weit. Extra kochen mag ich aber auch nicht.
Also ernährt er sich ausschliesslich von Joghurt.
Derzeit isst er nur Ciniminis, Teigwaren und Wienerli achja und Joghurt.

Zu den Tischmanieren, mit Messer kann meiner auch noch nix anfangen, er wird im Januar 7.
Denke aber auch, das sie das in dem alter noch nicht zwingen können müssen mit Messer und Gabel essen.
Er kann sich aber schon ein Brot selber streichen.
Aber etwas schneiden mit dem Messer nicht.

LG

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Wer einen Asperger Zuhause hat sollte meiner Meinung nach aber auch wissen, dass Machtkämpfe insbesondere rund ums Essen völlig sinnbefreit und destruktiv sind.
Viele Asperger lernen erst spät mit dem Messer umzugehen. Die einen essen lieber mit Fingern, das kann taktile Gründe haben.

So oder so handelt es sich um reale Bedürfnisse. Diese gilt es zu respektieren. Aber es gilt auch zusammen mit dem Asperger Strategien auszuarbeiten wie sich seine Bedürfnisse mit den Gegebenheiten der Gesellschaft unter einen Hut bringen lassen.
Anleitung zur Eigenverantwortung auf der einen Seite, wertfreie Respektieren der individuellen Bedürfnissen auf der anderen Seite.

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Meine Tochter ist 11 und kann das auch noch nicht. Sie hat einfach definitiv motorische Einschränkungen, das war aber schon immer so. Es war vor allem schlimm für sie, als sie mitbekommen hat, wie sie von ihrer kleinen Schwester in der Entwicklung überholt worden ist.

Bei ihr wäre es völlig nutzlos gewesen, ihr zu sagen, sie soll sich mal ein bisschen mehr Mühe geben.

Und es gab so viele Leute, die mir vorgeworfen haben, ich würde sie in der Unselbstständigkeit festhalten, weil ich ihr so viel abnehme.

Gerade auch die Frau vom MDK meinte, woher ich denn wissen will, ob meine Tochter das nicht könnte, wenn ich sie das nicht nicht selber machen lasse... #kratz