Regelkindergarten?

Hallo,

gibt es für euch eine Grenze, bis zu welchem Grad einer Behinderung ein Kind einen Regelkindergarten besuchen sollte oder lieber einen, der auf die besonderen Bedürfnisse des Kindes eingestellt ist?

Im speziellen Fall handelt es sich um eine Kita mit insgesamt um die 100 Kindern, 10 davon in der Krippe und der Rest verteilt auf vier Gruppen, halboffenes Konzept.
Es gibt eine Gruppe mit einer I-Kraft, darin sind 20 Kinder von 2 bis 6 Jahren, 1-3 davon mit Auffälligkeiten. Bisher hatten diese Kinder, die einen I-Status hatten, nur leichte Entwicklungsverzögerungen wie z.B. Sprachentwicklungsstörungen aufgrund einer Kiefer-Gaumenspalte.

Würdet ihr ein Kind, grade zwei Jahre alt geworden, das nicht frei sitzen kann, sich höchstens durch leichtes Robben fortbewegen kann, nicht spricht bzw. nur gutturale Laute von sich gibt, deutlich kleiner und leichter ist als gleichaltrige Kinder, in diese Gruppe geben?
Kann eine Gruppe, in der noch 19 andere Kinder plus noch das ein oder andere Besucherkind aus einer anderen Gruppe sind, dem behinderten Kind überhaupt gerecht werden? Die Kita an sich ist ganz toll, hat einen guten Ruf und ich gebe meine Kinder dort sehr gerne hin.
Ich frage mich aber, ob sie sich in diesem Fall eventuell übernehmen? Tut man dem Kind wirklich einen Gefallen damit?

Helft mir doch mal auf die Sprünge, sagt mir eure Denkweisen dazu als Eltern, die selbst ein besonderes Kind haben. Übrigens gehen meine Kinder nicht in diese Gruppe, es ist eine rein äußerliche Sichtweise der Situation, ich bin da in keinster Weise involviert.

1

***Würdet ihr ein Kind, grade zwei Jahre alt geworden, das nicht frei sitzen kann, sich höchstens durch leichtes Robben fortbewegen kann, nicht spricht bzw. nur gutturale Laute von sich gibt, deutlich kleiner und leichter ist als gleichaltrige Kinder, in diese Gruppe geben?***

Ganz pauschal gesagt: Warum nicht?

Was denkst du denn was das Kind braucht, was es dort nicht bekommt?

Vermutlich wird es über die Eingliederungshilfe noch eine FSJ-Kraft an die Seite bekommen, die ihm bei den Dingen hilft, welches es (noch) nicht (gut) kann und einige Stunden einen Heilpädagogen zur Verfügung bekommen, der dafür sorgt, dass die Erzieher wissen was das Kind braucht und wie sie mit bestimmten Situationen umgehen sollen.

Im Einzelfall sollten die Eltern sich den Kiga genau anschauen. Sind dort zB Erzieher, die "nicht frei sitzen", "nur gutturale Laute" und "höchstens robben" als Problem sehen, dann würde ich als Eltern davon Abstand nehmen, das Kind dort anzumelden. Das ist nämlich die Sicht von einem falsch verstandenen Inklusionsgedanken, der schief gehen muss. Oder wenn die Erzieher sichtlich überfordert sind, auch im normalen Alltag, dann würde ich auch als Elternteil eines gesunden Kindes mein Kind dort nicht anmelden. Aber das scheint ja in dem Kiga nicht der Fall zu sein.

VG S.

2

Danke für deine Antwort!

Dass es höchstwahrscheinlich noch eine zusätzliche Kraft gibt, in welcher Form dann auch immer, daran habe ich nicht wirklich gedacht. Das wirft ja schon wieder ein ganz anderes Licht auf die Sache. In der Konstellation mit den Betreuungskäften die dort aktuell arbeiten, hätte ich mir den Mehraufwand irgendwie nicht vorstellen können.

Den Kindergarten kennen die Eltern gut, ihr älteres Kind geht auch dort hin. Dementsprechend kennt auch der Kindergarten die Eltern und das kleine Mädchen schon.

Ich habe gestern die Kleine mit ihrer Mutter in der Gruppe sitzen sehen (sie hatten einen Schnuppertag) und irgendwie wirkte dieses kleine zarte Wesen, das nur bei Mama auf dem Schoss sitzen konnte, dort so total deplatziert. Aber das war ja auch nur eine Momentaufnahme gepaart mit der Überraschung, dass sie beiden überhaupt da sitzen.
Ich weiß, dass vor ca. 10 Jahren schon einmal eine Mutter ihr behindertes Kind dort anmelden wollte und eine ziemlich klare Absage bekommen hat. Ich muss dazu sagen, dass wir hier ein kleiner Stadtteil sind, etwas abgelegen vom Stadtkern und es auch die einzige Kita im Ort ist. Aber in der Zwischenzeit hat sich ja viel getan, was Inklusion usw. angeht. Anscheinend ist es nun besser möglich, auf so eine Situation einzugehen.

Ich bin mal gespannt, wie sich das ganze dann im August gestalten wird.

3

Huhu,

In unserem Kindergarten war ein schwerbehinderter Junge in der I Gruppe, es war überhaupt kein Problem. Er konnte auch nur im Spezialbuggy sitzen oder auf dem Boden liegen, musste auch gefüttert werden etc. Er hatte natürlich zusätzlich eine Spezialbetreuung, Krankengymnastik, etc.

LG

Hanna

4

Bei meiner Ältesten war in der Gruppe ein Kind mit Down-Syndrom und das funktionierte sehr gut. Der Kindergarten hatte 3 Gruppen mit halboffenem Konzept und die anderen Kinder stellten sich ganz selbstverständlich auf die Bedürfnisse dieses Kindes ein. Seit welchem Alter er in diesen Kindergarten ging, weiß ich nicht, da wir erst hinzogen, als meine Tochter 4 und der Junge 5 waren. Sie kamen dann beide zusammen in die Schule und die Klasse meiner Tochter hatte eine Außenklasse der Schule für geistig Behinderte mit drin/nebendran, sodass die Beiden auch dort zusammen in einer Klasse waren. Alle Kinder gingen ganz selbstverständlich miteinander um, die "Behinderten" gehörten mit ihren Besonderheiten ganz normal dazu. Der ganze Ort konnte mit diesem Jungen sehr unverkrampft umgehen, er wurde zu Geburtstagen eingeladen und auch später im Bus auf dem Weg zur weiterführenden Schule gingen die Jugendlichen ganz selbstverständlich und freundlich mit ihm um. Für mich ist das ein Beispiel einen gelungenen Integration von Behinderten.

5

Als mein großer Sohn im Kindergarten war, gab es dort einen schwerst behinderten Jungen....... der konnte weder laufen, noch sprechen, eigentlich konnte er körperlich gar nichts, nur liegen.

Dieser Junge war solch eine Bereicherung für die Kinder, mein Sohn liebte ihn....... alle Kinder gingen so rührend mit ihm um, die Erzieherinnen gingen ganz normal mit ihm um, er war überall dabei. Auch bei der Abschlussübernachtung der Kinder die eingeschult wurden...... auch bei Ausflügen und Wanderungen wurde er sogar von der Erzieherinnen getragen, wenn sie mit dem Rollstuhl nicht durchkamen.

Der Junge hat immer gelacht wenn man ihn gesehen hat, das war wirklich schön Er wurde auch zu Kindergeburtstagen eingeladen, ich werde nie vergessen als die Mutter ihn zu uns brachte und er so strahlte.
Mein Sohn wird 14 und wir reden heute noch über diesen Jungen.

Er war das einzige behinderte Kind in diesem Kindergarten und ich habe das so in der Form auch nie wieder gesehen, aber ich denke dass das für dieses Kind wirklich ein Gefallen war.

6

Hallo
Ich selbst habe einen fast 3 jährigen Sohn der noch nicht frei sitzen kann weder laufen noch stehen noch sprechen Er robbt auch und bewegt sich auf dem Boden nur.
Er geht seit okt.2016 in einem heilpädagogischen Kindergarten Und bin äußerst zufrieden Das es solche Einrichtungen gibt.
Ich kann dir nur empfehlen Dein Kind in eine spezielle einrichtung anzumelden .Die Erzieher sind Auf solcher fälle besser eingeschult als manche die nur mit regelkinder Zutun haben ( das ist meine Meinung dazu) noch dazu bekommt es die nötigen fördermöglichkeiten die einem Kind fortgeschrittener machen Von physiotherapie Bus hin zu ergotherapie über Logopädie uvm.noch dazu bekommt man die Gelegenheit das das Kind von Zuhause abgeholt wird. Und wieder zurück gefahren wird. Nichts gegen die regelkitas es gibt natürlich viele gute mit gutem Ruf aber bei besonderen Kindern sollte es auch ein intensiver kitaplatz sein.
Wünsche dir weiterhin viel Glück

7

Huhu,
die TE hat kein behindertes Kind, es geht um ein fremdes behindertes Kind.

Außer den Fahrdienst kann das Kind auch alles in einem Regel- oder Integrativen Kindergarten haben, wenn es gut läuft und der Kindergarten bzw die Erzieherinnen offen dafür sind. Nur dass dass das Kind dann am normalen Leben der Kinder aus seiner Umgebung teilnimmt und nicht irgendwo gesodert hin gefahren wird, Natürlich ist ein HP-Kindergarten routinierter und da kann man dann wirklich fast nichts falsch machen.

LG S.

8

Danke schon mal für die ganzen Antworten!

Es hat sich am Mittwoch beim Kinderturnen ergeben, dass ich mich mit der Mutter unterhalten habe. Sie hatte die Kleine eigentlich gar noch nicht angemeldet, wurde aber von der Kita-Leitung angesprochen, dass dieses Jahr weniger Anmeldungen kamen als erwartet und sie das Mädchen noch unterkriegen würden. Sie haben dann wohl etwas überlegt, Gespräche geführt und sich dann entschlossen, dass es im August tatsächlich los geht.

Es gibt allerdings, wenn ich sie richtig verstanden habe, keine zusätzliche Kraft.
Es sind dort also drei Vollzeiterzieherinnen von denen eine Sonderpädagogin (I-Kraft) ist und die wird dann hauptsächlich für das Mädchen da sein. Ich gebe zu, das finde ich noch irgendwie seltsam wenn man bedenkt, dass die kleine deutlich mehr Zuwendung braucht als die bisherigen I-Kinder dort. Ich denke, dass wohl insgesamt dann weniger Kinder in der Gruppe sind, damit der Betreuungsschlüssel passt.

Eine Logopädin und eine Ergotherapeutin kommen eh schon immer für einige Kinder in die Kita (allerdings bisher nur einmal wöchentlich), die persönliche Physiotherapeutin der Kleinen kommt dann entweder auch oder in die Kita oder sie machen es weiterhin zuhause.

Es geht mir ja gar nicht drum dass ich meine, ein behindertes Kind gehört nicht in einen Regelkindergarten, da gibt es sicherlich etliche tolle Gegenbeispiele, aber so, wie es sich für mich in unserer Kita momentan darstellt, bin ich doch noch ziemlich skeptisch.

9

***Es gibt allerdings, wenn ich sie richtig verstanden habe, keine zusätzliche Kraft.***
Integrativ arbeitende Kindergärten haben die zusätzlichen Kräfte bzw die Gelder dafür häufig in ihr Personal eingearbeitet. Sprich, es muss nicht immer eine eigene FSJ-Kraft oder eine eiegne Sonderpädagogin für das Kind kommen/da sein, die Gelder fließen aber ins Personal und deswegen wird auch das Kind seine notwendige Zuwendung bekommen. Der Kindergarten wird schon wissen was er da macht.

LG S.

10

Meine Maus kommt ab den 1.08 in die Krippe. Sie ist dann 1 Jahr und 3 Monate. Sie wird vermutlich bis dahin auch noch nicht sitzen können.

Meine Maus ist kleinwüchsig und sehr zart. Ich sag mal Größe passt zum Gewicht. Sie hat die Glasknochenkrankheit und einen mittelschweren Verlauf.

Ich glaube der Umgang mit anderen Kindern ist für meine Maus wichtig. Im ersten Lebensjahr konnten wir leider nicht an krabbelkursen oder Schwimmkursen teilnehmen weil wir anfangs viel im Krankenhaus waren.

Mitlerweile kann sie sich aber durch die Gegend rollen, es kann aber noch dauern bis sie krabbeln wird (wenn das überhaupt klappt).

Es ist ein integrativer Kindergarten und es wären 13 Kinder in der Krippe und es gibt wohl noch ein weiteres "besonders" Kind. Die Stunden von der Heilpädagogin wurden hochgeschraubt

Mal sehen wie es dann alles so klappt, sie kann sich auch etwas in der Krippe brechen, aber das gehört nun mal zu der Krankheit dazu.

Wenn genug Leute/Erzieher zur Verfügung stehen finde ich, gibt es eigentlich keine Problem.

Lg

11

Ich bin Mutter eines ehemaligen I Kindes das erst mit 3 Jahren frei gelaufen ist und um 2 Jahre verzögert ist in der Entwicklung.

Regelkindergarten oder nicht sowas muss immer auch mit dem SPZ und den behandelten Ärzten besprochen werden ob sie das befürworten oder nicht. Wir hatten für unseren Sohn vom SPZ die klare Ansage bloß nicht Sonder Kindergarten er MUSS von gesunden Kindern lernen können.
Wichtig ist auch das der Kindergarten den Bedürfnissen gerecht werden kann personell und nicht jede I Kraft ist für jedes Handicap geeignet.

Ist definitiv immer eine Einzelfall Entscheidung im Zusammenspiel Ärzte/ Kindergarten/ Behörden / Eltern