Die Schuld und das Warum - unsere Geschichte

Hier unsere Geschichte, sie begann am 24.2.16 mit dem positiven Test und der Freude auf unser Wunschkind...

Meine Schwangerschaft verlief soweit Komplikationsfrei, bis auf die Tatsache, dass mein Sohn etwas kleiner war als normal..Wir dachten immer, er würde es noch aufholen. In der 13. SSW wurde ich dann 7 Tage zurückgestuft, obwohl es vom Eisprung und dem bestätigten Herzschlag am 1.3. gar nicht passen konnte. Da habe ich mir noch nichts bei gedacht, oder wollte mir dabei vielleicht auch einfach nichts denken. Man wünscht sich einfach nichts sehnlicher, als ein gesundes Kind und die ersten 12. kritischen Wochen waren ja auch schon überstanden.

In der 25.SSW (Eigentlich ja schon 26.SSW) hatte mein Sohn dann geschätzt nur 28cm und 600g. Immer hörten wir von der Frauenärztin nur: "Er ist halt sehr zierlich" oder "Die Messungen sind halt nicht so genau "

Sie erkannte nicht meinen Bluthochdruck oder nahm ihn nicht ernst, jedenfalls flogen wir noch mit ihrem o.k. In den Urlaub..

Mein Bauchgefühl war schon seit Wochen komisch, es zog im Bauch, aber ich hörte auf die Ärztin, die meinte, auch dies wäre normal.

Hätte ich vielleicht etwas ändern können, wäre ich zu einer anderen Ärztin oder Feindiagnostik? Habe ich die Schuld???

Am Termin nach dem Urlaub sollte das erste mal CTG geschrieben werden, die 29. SSW (30.SSW) war erreicht. Ich freute mich darauf...Dann kam wie immer Blutdruck..Zu hoch...Ultraschall..Nicht gewachsen seit 4 Wochen..CTG noch ok..Also sofort in die Klinik, obwohl die Ärztin entspannt war und meinte wir könnten auch noch morgen gehen und sogar noch den Blutzucker kontrollieren wollte und hat, weil ich so perplex war...

Zum Glück habe ich da dann endlich auf mein Bauchgefühl gehört und wir sind sofort gefahren.

Angekommen wurde Ultraschall gemacht und Widerstand gemessen - Kind unterversorgt, geschätzt 700g, 24 Std. CTG, versuchen 48 std. zu überstehen, um die Lungenreife mitzunehmen. Das war morgens um 11.00 Uhr.
Immer wieder haben sie mein Baby beim CTG nicht gefunden, immer wieder Ängste, sein Herz wäre jetzt still. Immer wieder Tränen, die über mein Gesicht liefen.
Die Psychologin war da, wir redeten über die Frühgeborenen-Intensiv.
Um 24.00 dann Notfall, ab in den OP, Abfälle von 145 Puls auf 50. Ärzte, die diskutieren, ob sie noch warten sollen, damit wenigstens die erste Lungenreife wirkt oder ob er dann im Bauch stirbt. Sie holen ihn.

"Ich war ganz allein, sie klauen mein Baby aus meinem Bauch, ich werde um unsere Geburt beklaut - ich wollte ihn doch natürlich gebären. Ich will das nicht, warum wir? Warum mein Baby? Wird er sterben oder ich? Werden wir sterben? Werde ich ihn nie im Arm haben können? " Dann schlief ich zittert im kalten OP Saal ein.

Da war er...am 18.08.2016 mit 630g und 34cm...

Da lag er..Mit Atemhilfe im Inkubator..mit Kabeln zur Überwachung ..Mit Zugang am Kopf...Mit einer winzigen Windel..Mit Magensonde zur Ernährung..Mit einem Fuß, so groß, wie ein Streichholz..Wie ein Vogel, der aus dem Nest fiel..Aber er war ein Kämpfer und mein Sohn..Abends kämpfte ich mich zu ihm, obwohl ich 3x ohnmächtig wurde, durch die Schmerzen des Kaiserschnitts..Er war so zerbrechlich...

Einen Tag später durfte ich ihn das erste Mal auf der Brust spüren, jeden Tag nahm er etwas zu - nach einer Woche erst nur 20g dann immer mehr. Wir standen Ängste durch und das größte Glück.

Nach 4 Wochen durfte er mit 1200g in das Wärmebett umziehen und bekam seine ersten Klamotten an.

80 Lebenstage und eine LeistenbruchOP später, durfte er von der Intensiv auf Normalstation ..Und jetzt endlich am 7.11.16 durfte er mit 45cm, 3400g und Sauerstoff nach Hause..

Obwohl wir noch viel vor uns haben, wie eine zweite LeistenbruchOP und Krankengymnastik, sind wir unglaublich stolz und froh ihn zu haben.

Der Verdacht der Plazentainsuffizienz hat sich nicht bestätigt, die Plazenta hatte aufgehört zu wachsen und war einfach viel zu klein.

Ich dachte vielleicht hilft mir und euch der Austausch zur Verarbeitung...

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Wow, das ist ne harte Zeit, die ihr hinter Euch habt. Ich wünsche Euch alles Gute und viel Kraft für die Verarbeitung und das, was noch vor Euch liegt.

Aber bitte tu Dir den Gefallen und verabschiede Dich von der Schuldfrage. Schuld ist so schwer und moralinsauer und hält einen in der Vergangenheit fest. Du hast ein lebendiges Kind mit nach Hause genommen, das will in die Zukunft wachsen, krabbeln, laufen.

Natürlich kann man Ursachenforschung und die Frage was wäre wenn nicht ganz verdrängen, aber Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen und Selbstvorwürfe bringen niemandem etwas.

#klee

2

Die Zeit war hart, die hinter euch liegt, aber die Betonung liegt auf "hinter euch".
Es gibt bei Frühgeburten fast nie eine "Schuldfrage" - und wenn man sich die dauernd stellt, nimmst Du Dir nur Lebensqualität und Lebensfreude, die Du lieber mit Deinem Kind genießen solltest.
Die Geschichte meiner Enkelin war nicht weniger dramatisch. Wochenlange Ungewissheit und KrHs-Aufenthalt, Sturzgeburt Ende der 29. Woche mit 980 Gramm, 3 Monate Frühchenstation und danach zwei Jahre Operationen und Gipsbehandlungen der unausgereiften Hüften = weitere zahllose Krankenhausaufenthalte.

Schau auf meine VK - Fotos, damals und heute. Alles ist gut.
Bitte schau auch nach vorne und nicht mehr nach hinten.
Alles Gute
LG Moni

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Erstmal: herzlichen Glückwunsch :)

Bitte geb dir keine Schuld - du hast deiner Ärztin vertraut, was ja normal ist, da sie das immerhin beruflich macht. Die frage nach der schuld kann man eh selten beantworten.

Euer weg war und wird sicher nicht leicht - aber dein Sohn hat sich zum kämpfen entschieden :) das muss man ihm anrechnen. . Er hat alles gegeben um bei dir zu sein :)

Versuch die Gegenwart zu genießen. . Evtl die Vergangenheit professionell aufzuarbeiten.

Ich wünsche euch alles Gute

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Liebe poem,
ganz herzlichen Glückwunsch zu Eurem kleinen Schatz! Ihr habt eine ganz schwere Zeit toll gemeistert und seid mit dem größten Geschenk belohnt worden. #herzlich
Ich gebe den anderen im Grunde recht, daß diese Zeit nun "hinter Euch" liegt und die Frage nach der Schuld nicht angemessen ist - zumindest was Dich angeht! Von Deiner Ärztin hätte man wohl etwas mehr erwarten können.
Du klingst sehr mitgenommen, und das ist nach Euren Erlebnissen auch kein Wunder. Eine solche Erfahrung rund um die Geburt ist für die weitaus meisten Menschen traumatisch. Punkt.
Mich hat die Geburt unserer Tochter (Not-KS innerhalb von 5 Minuten in der 28. SSW, nachdem ich ab 20+1 im KH lag) auch völlig aus der Bahn geworfen und ich kann Deine Gefühle nachvollziehen. Wenn plötzlich dieser panische "Notfall-Apparat" im KH anspringt und man überhaupt nicht mehr weiß, wie einem geschieht....man will nur sein Baby und daß es in Sicherheit ist und lebt....
Bei mir ist dieses Erlebnis nun knapp 2 Jahre her, und dennoch bekomme ich schon jetzt beim Tippen dieser Nachricht einen Kloß im Hals, ganz ehrlich. Das einzige, was mir geholfen hat, war reden, reden, reden. Mit jeder vertrauten Person über diese Erfahrung sprechen, wenn es sein muß 20mal. Meine Gefühlslage hat sich mit dem 1. Geburtstag der Kleinen deutlich gebessert, auch wenn dieser Tag nochmal hochemotional war. Seitdem geht es bergauf und es ist alles eine riesige Freude, begleitet von wirklich unendlicher Dankbarkeit.

Gib Dir ganz viel Zeit, mit dem Erlebten klarzukommen, und genieß Euren kleinen Schatz!

Ich fühle mich nun übrigens nach 2 Jahren bereit, mir den Geburtsverlaufsbericht aus dem KH kommen zu lassen, um die "weißen Flecken" zu füllen.
Fühl dich feste gedrückt! tatzel mit minitatzel #liebdrueck

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erstmal herzlichen glückwunsch!
wahnsinn was ihr alles überstanden habt, echte kämpfer!
mach dir bitte keine vorwürfe, die erste schwangerschaft ist so überwältigend neu und anders, da vertraut und glaubt man eben dem frauenarzt!

eins möchte ich dir mitgeben: mein sohn ist kein frühchen, aber seine geburt war auch sehr unschön. not-ks innerhalb von 6 minuten, da die herztöne immer wieder abfielen, am ende um die 30 und da erholten sie sich auch nicht mehr.
mein kopfkino war sehr ähnlich dem deinen. ich hatte mir so sehr eine möglichst natürliche geburt ohne arzt und interventionen gewünscht. statt dessen hatte ich nur noch angst um sein leben. diese unglaubliche hektik um mich herum werde ich nie vergessen. der oberarzt rief ständig "schneller, schneller", die schwester mehrmals panisch "scheiße, scheiße"! ich fragte dann noch den arzt an meinem kopf, ob ich noch eine narkose bekomme und bin dann auch frierend mit der frage im kopf, ob mein kind noch lebt eingeschlafen.
lange rede, kurzer sinn. ich werde das zwar nie vergessen, aber es ist mittlerweile so ziemlich egal. mein sohn ist das tollste auf der welt für mich, die zeit mit ihm so wunderschön, ich trauere keiner natürlichen geburt mehr hinterher. wichtig ist, dass wir alle alles gesund überstanden haben.

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ach, da da hast du mir aber eine gänsehaut verpasst! gerade die geburt habe ich genauso auch empfunden! auch ich war ganz allein und fühlte mich beraubt! beraubt um mein kind, die geburt, die restschwangerschaft und und und... und weißt du was?! das ist ok! ja, verdammt noch mal, es ist völlig in ordnung einer wunschvorstellung nachzutrauern! bitte lass das unbedingt zu, ja?! schließ diesen trauerprozess ganz in ruhe ab!

ansonsten kann ich den anderen nur beipflichten. die frage nach der schuld stellt man am besten erst gar nicht! eine zufriedenstellende antwort wird man nicht bekommen... am besten ist es, zu akzeptieren, wie es jetzt ist! alles hätte, wenn und aber bringt einen nicht weiter und blockiert den blick nach vorne. ich weiß, es ist sooo schwer. aber du wirst das sicher auch schaffen!

alles gute, viel kraft und geduld wünsche ich euch!

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Liebe Poem,

herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs#klee. Da habr ihr aber vieeel erlebt#liebdrueck
Man liest aber in deinen Zeilen viel Tampferkeit und Mut. Kennst du das Gefühl und die Erfwhrung ? Die Heraus-forderung, die uns so sehr weh tut, zeigt auch neue Seiten, die wir sonst nie endeckt hätten.

Bei mir isr es sehr viele Jahre her und dennoch merkte ich beim Lesen, dass man dies nur bedingt verarbeiten kann. Warum passierte es gersde uns ?#heul Merket du ee, man kann bei manchen Sachen erst jetzt übrhaupt anfangen zu fühlen und eben es kommt etwws hoch, was man vorher gar nicht fühlen durfte, weil man funktionieren musste...

Hast du jemanden, der dir zuhört und die Last mit Dir trägt ?#herzlich

Beim Lesen deiner Zeilen kommt Schmerz der damalligen Zeit hoch, dann darf ich mein Kind anschauen und bin nur dankbar dass es gut ausgegangen ist.

Ich halte dir die Daumen, dass du bei diesem Krieg der Gefühle nicht alleine bist und dass du immer jemanden hast, der diese Lasr mit dir trägt.

#herzlich

8

Hallo!
Erstmal noch herzlichen Glückwunsch! :-)

Unser Sohn war auch unterversorgt, allerdings war ich als Risikoschwangere streng überwacht und so war eine Frühgeburt keine Überraschung für mich! Trotzdem war das natürlich hart... ich war so gerne schwanger #schmoll
Jedenfalls musste unser Sohn in der 29. SSW geholt werden und wog da 700g verteilt auf 32cm! Ich fand, das er aussah wie ein kleines Alien-Baby #schock So rot und dürr. So hatte ich mir kein Baby vorgestellt. ... hat auch ewig gedauert, bis ich kapiert habe, das das wirklich unser Kind ist #schwitz

Naja, jetzt ist er grad 4 geworden und unser ganzer Stolz #verliebt! Er ist zwar immer noch zu klein und zu leicht, aber er ist gesund, das ist das wichtigste! #huepf
Ich wünsche Euch für Euren weiteren Weg alles Gute #klee
LG
asira #winke

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Hallo,
in unserer Hochtechnologiesierten Zeit denken immer viele, es stehen alle Informationen zur Verfügung, man braucht sie sich nur zu nehmen, aber so ist es nicht! Wir sind Laien und erkennen viele Zusammenhänge gar nicht, oder trauen uns nicht unserem Gefühl zu vertrauen. Du hast zu Recht dem Profi dem du dich und dein Kind anvertraut hast, nahezu blind vertraut. Mag sein das einige denken: hättest du dies und das gemacht wäre das und das nicht passiert, aber so ist es nicht. Niemand hätte etwas gegen diese Laune der Natur tun können. Ihr hattet riesiges Glück, dein Kind lebt und du darfst es sein und dein Leben lang begleiten! Gib um Gottes Willen nicht dir die Schuld wie deine Schwangerschaft und die Geburt deines Sohnes verlaufen ist.
Ich würde dir raten professionelle Hilfe zur Bewältigung dieses Traumas zu suchen und eventuell eine andere Gynäkologin.
Ich wünsche dir, deinem Mann und nicht zuletzt deinem Superkämpfersohn alles Gute und Liebe #klee