Lernzeitung Grundschule Hessen 3. Klasse ,eure Erfahrungen damit .....

Hallo ,
bei uns an der Schule wurden vor 3 Jahren die Lernzeiten eingeführt. So dass die Hausaufgaben durch das Arbeiten in den zusätzlichen Lernzeiten ersetzt wird( größten Teils)

Viele Eltern in unserer Klasse "ruhen sich darauf aus" und denken sich,dass man nun nichts mehr mit den Kindern zu Hause machen muss. Auch das Unterschreiben des Lernzeitplanes oder das Erledigen und Kontrollieren offener Aufgaben halten Sie nicht für nötig.

Zusätzlich gibt es Wochenhausaufgaben für die Kinder, die von der Menge her völlig ok sind aber auch hier die Eltern eher mäßig dahinter stehen.
Viele schimpfen,dass die Kinder eher HA benötigen um zu wissen wie es ist zu lernen und halten von den Lernzeiten gar nichts.

Unsere Lehrerin hat nun uns ( Elternbeirat ) zu einem Gespräch eingeladen um zu besprechen,wie es weitergehen soll.
Usere Kinder in der Klasse sind sehr bunt gemischt. Lernstarke, Lernschwache,Flüchtlingskinder ,Migrantenkinder.

Hier heißt es für die Lehrerin ein Spagat zu vollziehen,was meiner Meinung nach sehr schwer ist.

Es gibt unterschiedliche Lernzeitpläne, die dem Lernstand jedes Kindes angepasst sind udn die Lehrerin sich sehr viel Arbeit macht mit Zusatzaufgaben usw.

Trotzdem leigt doch die Hauptverantwortung in den Hnden der Eltern. Dieses hat unsere Lehrerin auch schon in EG vermittelt aber die Ernsthaftigkeit kommt wohl bei den Eltern nicht an. Manche reagieren auch gar nicht auf eine Einladung zum EG.

Ich hätte gerne mal gewußt, wie die Lernzeiten bei euch so ablaufen und wie die Zusatzaufgaben so gehandhabt werden . Wie ist die Zusammenarbeit mit den Eltern?

Ich habe noch nicht konkret die Ahnung,was heute Mittag genau besprcohen wird aber wenn ich mir hier schon ein Paar Tipps mitnehmen kann, wäre das super.
Ich hoffe,es ist verständlich geschrieben und danke euch für eure Hilfe.
LG
Hanni

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Hallo Hanni,

ich komme weder aus Hessen (Sachsen), noch kenne ich das Modell, noch habe ich schon so ein großes Kind (1.Klasse) #hicks
Aber ich fand es beim Lesen sehr interessant, so dass ich trotzdem was schreiben wollte.

Du schreibst: "Trotzdem leigt doch die Hauptverantwortung in den Hnden der Eltern."
Das finde ich schon sehr komisch, besonders wenn es schon um eine dritte Klasse liegt. Meiner Meinung nach liegt die Hauptverantwortung für das Lernen und die Hausaufgaben in der Hand der Kinder! Aufgabe der Schule ist es diese Verantwortung so zu stricken und wachsen zu lassen, dass es für die Kinder händelbar, überschaubar und tragbar ist.

Die Zeit soll ja die Selbstständigkeit fördern und den Kindern helfen das Lernen zu lernen. Da muss das auch so gestaltet sein, dass es für die Kinder selbst machbar ist.

Je nach dem wie oft und wie lang die Lernzeiten sind, kann ich die Verwirrung, dass es dennoch extra Hausaufgaben gibt, verstehen. Klar, so etwas wie ein Gedicht lernen, lesen üben oder Material für eine Collage sammeln ist was für zu Hause. Aber noch zusätzliche Übungsaufgaben fände ich auch seltsam, wenn dafür schon extra Zeiten in der Schule eingeführt wurden.

"Auch das Unterschreiben des Lernzeitplanes oder das Erledigen und Kontrollieren offener Aufgaben halten Sie nicht für nötig."
Was genau sollen die Eltern unterschreiben? Sieht man denn nicht anhand der erledigten Aufgaben ob der Plan erfüllt wurde?

Warum sollen die Eltern die Aufgaben kontrollieren? Woher weiß die Lehererin dann wie der Stand des jeweiligen Kindes ist und die Menge des Planes angemessen ist?

Ist es nicht Aufgabe des Lehrers?

Ansich finde ich das Modell wirklich sehr toll! Aber ich habe etwas das Gefühl, dass die Lehrerin wirklich recht verzweifelt versucht den Spagat hinzubekommen.

Ich hoffe, dass hier noch mehr davon berichten!

Viele Grüße!

PS: Gibt es für die Flüchtlingskinder (und ggf. Migrationskinder) denn gar keine zusätzliche Hilfe im Unterricht? Ich stelle mir das auch sprachlich sehr schwierig vor...

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Das ist das Problem, wenn man den Lernzeitplan nicht kennt. ;-)

Selbiger dient schon auch als Kommunikation zwischen Eltern und Lehrer. Die Lehrer müssen lt. Gesetz z.B. eine Klassenarbeit schriftlich ankündigen. Hier unterschreiben die Eltern dann sogar, dass sie es gesehen haben.

Eine Lernzeit ist per se kein Unterricht. Zwar ist eine der Klassenlehrerinnen anwesend (zusammen mit einer Betreuungskraft vom Hort), aber es ist "lauter". Kinder die eh schon Konzentrationsproblemchen haben, kommen hiermit gar nicht mehr zurecht und erledigen in dieser Zeit nicht eine einzige Aufgabe.

Das Kind soll erst die Selbstständigkeit lernen. Es kann also noch nicht allein verantwortlich sein. Es braucht eine Anleitung. Entweder diese kommt von den Lehrern (Lernzeit) oder von den Eltern (Hausaufgaben).

Bei uns wird übrigens alles in der Lernzeit gemacht, was früher Hausaufgaben waren. Also auch Gedichte auswendig gelernt, für Arbeiten gelernt, ...

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Auch wenn ich selbst keine Erfahrung mit dem System habe, ich denke, dass da einige Punkte durchaus hinterfragt werden dürfen.

Ich finde, dass ein Kind in der dritten Klasse zum selbstständigen abarbeiten eines vorgegebenen Planes keine Anleitung mehr benötigen sollte - in der Regel. Die Pläne sollten so gestaltet sein, dass das Kind das allein bewältigen kann. (Das wird selbst von meiner Tochter in der ersten Klasse schon erwartet)
Die Kontrolle auf Richtigkeit sollte der Lehrerin obliegen. Sie muss den Lernfortschritt und ihre Pläne beurteilen.

Dass der Plan ansonsten dazu dient, dass die Eltern auf dem Laufenden gehalten werden finde ich gut. Aber sie sollten halt eher am Rand stehen finde ich.

Wie oft/wie lang ist denn nun diese Lernzeit und wieviele Aufgaben müssen dort bzw. dann noch zusätzlich zu Hause erledigt werden?

Eine Hausaufgabenzeit gibt es bei uns im Hort auch. Da herrscht dann aber Arbeitsatmosphäre und die Kinder erledigen ihre Aufgaben auch. Warum ist es während der Lernzeit laut? Ist diese direkt im Anschluss an die Schule?

Entschuldige meine Nachfragen, aber ich kann bei dem was du schreibst, den Unmut der Eltern gut verstehen. Ich finde es zwar nicht richtig, dass sie es ignorieren, aber ich hätte so wie es bei euch umgesetzt ist, auch meine Probleme damit.

Es klingt wirklich sehr danach, als würde die Überforderung die sich in der Schulzeit aufstaut auf die Lernzeit und die Eltern übertragen werden. Und ich denke so ist das nicht gedacht und so sollte es auch nicht sein.

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Lach...schreibst du von unserer Schule?
Als mein Ältester hier in die 1. Klasse ging, gab es das letzte Jahr die normalen Hausaufgaben - jetzt ist er in der 4. Klasse und wir "genießen" die Lernzeit. Witzigerweise kam gerade vor ein oder zwei Wochen ein Fragebogen der Schulleitung zum Thema Lernzeit. Und ja, in unsere Schule gehen Kinder mit Hochbegabung, aber dort sind eben auch schwerst mehrfachbehinderte Kinder, Kinder von Ausländern, die kein Deutsch sprechen,... - es ist wirklich extrem schwer für die Lehrer. Die Lernzeitpläne sind natürlich individuell für jedes einzelne Kind.

Bei uns in den Klassen meiner Söhne kämpfen wir schon seit Anfang an dafür, dass uns Eltern nicht jegliche Kontrolle entzogen wird. Die Lehrerinnen meines Jüngsten konnten wir überzeugen. Bei den Lehrerinnen meines Ältesten ist das bis heute nicht der Fall.

Wie sieht das in der Realität bei uns aus?

Es gibt ja nicht nur einen Lernzeitplan, sondern die Schule möchte auch nicht, dass die Kinder ihre Hefte, Bücher,... mit nach Hause nehmen. Das ist natürlich gut für den Rücken ;-), aber außer dem Zettelchen eines Lernzeitplans sehe ich zu Hause absolut nichts. Jetzt ist der Lernzeitplan aber auch noch so kryptisch geschrieben, dass ich keinerlei Informationen daraus entnehmen kann. Bei uns sieht das so aus:

Mathematik:

AH 49 51 52 53 54 55 56
AB 13 16
Logico _ _

Deutsch:

Abschreiben _ _
RH 60 61 62 63 64
LM _ _ _ _

Zusätzlich:
Lies weiter deine Bücher und beantworte die Fragen im Antolin!
Lerne das 1X1 auswendig!

Es gibt noch einen Abschnitt für Bemerkungen. Dort schreiben die Lehrer dann rein, wenn eine Klassenarbeit geschrieben wird. Nicht selten erfahre ich so das erste mal, dass dieses Thema überhaupt schon behandelt wurde. Letztes Jahr habe ich das sogar erst auf dem Zeugnis erfahren. Mein Sohn wird zwar lernzielgleich beschult, hat aber eine I-Kraft. Ich bin täglich (!) in der Schule. Ohne die I-Kraft würde ich noch weniger wissen. Mir fehlt ganz klar die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule/Lehrern. Warum drängt man in dieser Klasse die Eltern so aus der Schule raus? In der Klasse meines Jüngsten (gleiche Schule) klappt das doch auch. Es reicht doch völlig, wenn die Kids am Wochenende verbindlich ihr Schulzeug mitbekommen.
In Mathe und Deutsch habe ich wenigstens mal noch den Lernzeitplan und eine Arbeit, die nachzuholen ist. So bleibt man fast am Ball. Über alle anderen Schulfächer weiß ich gar nichts. Ich habe schlicht keinen Plan, was die Kids dort im Unterricht machen. Witzig, da es ja nun Noten gibt.

Wo also sollen Eltern hier auch nur ernsthaft versuchen können am Ball zu bleiben? Eine Förderung zu Hause ist schlichtweg unmöglich, weil die Schule es unmöglich macht. Die Hauptverantwortung kann nicht mehr in den Händen der Eltern liegen, wenn keine Informationen mehr fließen.

Nächster Punkt:
Lernzeit bedeutet zwangsweise auch, dass die Kinder länger in der Schule bleiben. Bei uns sieht es so aus, dass alle Grundschulen Ganztagsschulen sind. Bis letztes Jahr gab es an 3 Tagen einen "Ganztag" für Alle bis 15:15 Uhr. Durch die doch eher negativen Erfahrungen damit wurde der Ganztag für die Kinder bis inklusive der 2. Klasse jetzt gestrichen und für die 3. und 4. Klassen gibt es nur noch an 2 Tagen bis 15:30 Uhr Unterricht.
Aber Kinder haben doch auch ein Leben nach der Schule! Sie haben Familie, Freunde, Hobbies, manche Kinder brauchen Therapien... Gerade bei einer so bunt durchmischten Klasse muss man all das bedenken. Unsere Klassenlehrerinnen muss ich auch immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, weil sie das "vergessen". Mein Sohn ist seit 7:45 Uhr in der Schule und hat heute 15:30 Uhr Schulschluss - 16:00 Uhr wird er zuhause sein. 19:00 Uhr hat er seine LRS-Therapie (Dauer der Therapie 1 Stunde, An- und Abfahrt je 15 Minuten). Und in den knapp 3 Stunden zuhause soll ich ihn jetzt echt Hausaufgaben machen lassen? Ganz ehrlich: er würde durchdrehen! Nach der Therapie muss er ins Bett. Das "Beispiel" ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Morgen hat er zwar nur bis 12:45 Uhr Unterricht, aber 15:00 Uhr hat er Autismustherapie - die ist hier nicht um die Ecke. Wir fahren zwischen 1,5 und 2 Stunden (einfache Strecke) für eine Stunde Therapie. Natürlich hat er auch noch Logopädie, Ergotherapie, Psychomotorik und Alltagspraktische Fähigkeiten (letztere finden allerdings in der Schule - nach dem Unterricht - statt). Man sollte also immer das komplette Kind betrachten. Manchmal ist "mehr lernen" einfach nicht möglich. Den größten Fortschritt hat mein Sohn gemacht, als er mal eine Woche krank war. Individuelles lernen, keine Therapien und keine Schule. Das war "perfekt". Selbst die Lehrer waren schwer beeindruckt.

Ich persönlich finde die Idee der Lernzeit nicht schlecht, sie bedarf aber einiger Verbesserungen:
- der Lernzeitplan muss von dem Kind immer komplett abgearbeitet werden (bei uns passiert außer einem erhobenen Zeigefinger nix, wenn das Kind das nicht schafft) - wenn nicht in der Lernzeit, dann eben als Hausaufgabe

- in regelmäßigen, festgelegten Abständen bekommen die Kinder das komplette Schulmaterial mit nach Hause zur Durchsicht für die Eltern (nicht um etwas schnell vorzuarbeiten)
- konkrete Meldungen an die Eltern, wie das Kind steht (möglichst mit Noten) - dieses Wischiwaschi mit der schriftlichen Beurteilung macht zwar viel Arbeit, ist aber nicht aussagekräftig genug. Es ist locker möglich sein Kind für einen 1-er Schüler zuhalten, dabei liegt es nur im 4-er Bereich.