Was ist linksextrem, was ist rechtsextrem?

Wie sind da eure Definitionen oder Erklärungen?

Bitte jetzt keine Links zu Seiten für politische Bildung sondern möglichst mal in eigene Worte gefasst. :-)

Danke / Gruß

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Beides gefährliche polit. Strömungen, da eben "extrem". Die einen nationalistisch und antidemokratisch, die anderen anarchisch, kommunistisch und revolutionär.

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Es gibt wohl nicht die EINE Eigenschaft, die politischen Extremismus beschreibt.

Als linksextrem definiere ich wie die Vorschreiberin das Zusammenkommen von anarchistischen sowie kommunistischen Eigenschaften sowie die konsequente Ablehnung einer bourgoisen Klasse.

Rechtsextreme definieren sich durch Überzeugung der eigenen Überlegenheit gegenüber anderen Ethnien und Völkern, einer darwinistischen, auf Verdrãngung durch den Stärkeren ausgelegten Gesellschaftordnung, in denen Schwäche als Makel gilt. Oft kommen archaische und sexistische Elemente hinzu, die die Frau in ihrer Idealvorstellung vor allem als Gebärmaschine sowie in einer überhöhten Mutterrolle sieht.

Hinzu kommen aber bei beiden Extremen gemeinsame Elemente. Linksextreme wie Rechtsextreme vereinnahmen den Begriff Volk als imaginäre homogene Einheit. Die Rechtsextremen um sich gegenüber anderen Ethnien, Nationalitäten, nicht-völkischen Minderheiten und Religionen abzugrenzen um damit Rassismus als notwendige Maßnahme zu legitimieren. Linksextreme wollen "ihr Volk" gegenüber der herrschenden Obrigkeit für sich vereinnahmen.

Beide Extreme zeichnen sich außerdem durch die Legitimation von Gewalt zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele aus. Wobei die Opfer dieser Gewalt die Feindbilder sind, gegen die man sich abgrenzen will. Rechtsextreme töten Ausländer, Homosexuelle, Behinderte etc.. Linksextreme verüben Gewalt gegen die Obrigkeit aus Politik und Wirtschaft.

In Deutschland verbindet Linksextreme wie Rechtsextreme außerdem die Ablehnung des Staates Israel. Die Rechten aus antsemitischen Beweggründen, die Linken aufgrund ihrer antizionistischen Haltung.

Desweiteren haben beide Extreme eine große Sehnsucht nach singulären Führungspersönlichkeiten, die in ihrer kultischen Überhöhung als Ersatzgötzen für die ansonsten gott- und religionslose Gesellschaft dienen.

Es ist mitunter schwer, jemanden den Punkt, an dem er extremistisch zu nennen ist, nachzuweisen. Wenn jemand sagt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland ist dies bereits der Beginn klarer Abgrenzung, wenn man Muslime per se ablehnt ist dies Rassismus. Ob damit schon jemand rechtsextrem zu nennen ist, hängt von von weiteren Eigeschaften wie z.B. seiner Sprache ab. Rechtsextremer Sprech bedient sich gerne einem auf Elative bauenden Jargon. Dies haben schon die Nationalsozialisten im dritten Reich bis auf die Spitze getrieben, hat aber seinen eigentlichen Ursprung in vorherigen völkisch strukturierten Gesellschaften, u.a. in Preussen und dem deutschen Kaiserreich.

Jemanden als linksextrem auszumachen ist noch schwieriger. Ein Vermummter, der auf einer Demo Steine gegen die Polizei als staatliche Ordnunsgmacht erfüllt schon gewisse Elemente linksextremen Handelns. Ist sein Denken auf die konsequente Abschaffung der Obrigkeit zugunsten eines Gremiums aus dem Prekariat ausgelegt, dann kann man denjenigen druchaus linksextrem nennen.

Politisch massgeblich, ob rechts- oder linksextrem ist aber weniger, ob jemand persònlich gewalttätig ist sondern viel mehr seine ideologische Ausprägung, sein Denken und, wie oben angedeutet, die Sprache.

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Hallo, spannend geschrieben. Ich Denke bei Rechtsekstrem an die Menschen die Flüchtlingsunterkünfte anzünden , NSU und NPD.

Bei linksextem an RAF, an die Antifada in Hamburg , an Menschen die Autos von Staatsdienern anzünden..

Ist den jede extreme Gruppe duch ihre eigene Sprache gekennzeichnet. Also radikale Moslems, bibeltreue Christen , radikale Veganer usw...

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Radikale Gruppen, die sich auf Basis ihrer Ideologie als elitäre Gruppe verstehen, entwickeln alle einen eigenen Sprachcode, der sich herleitet aus ihrer radikalen Ideologie.

Auffallend zum Beispiel bei der sog. Neuen Rechten ist, dass sie zwar einerseits sich auch der z.T. abstrakt-technisierten Sprache der Nationalsozialisten in ihren Schriften bedient ("völkisch", "die Bewegung", "Entartung" usw.) andererseits aber auch neue Begriffe einsetzt ("Gutmensch", " Meinungsdiktatur", "Politikerkartell", "Lügenpresse", "Mainstreammedien", "Umvolkung" usw.) die zum Ziel hat, dem radikalen Denken ein bürgerliches Erscheinungsbild zu geben. Das unterscheidet die Neue Rechte von den klassischen Neozazis, die offen ihre Symapthien für das dritte Reich zeigen. So gesehen ist die neue Rechte alter Wein in neuen Schläuchen und deswegen nicht minder gefährlich. Denn der ideologische Kern ist nachwievor antiwestlich, antidemokratisch, fremdenfeindlich, homophob, frauenfeindlich und stark auf die völkische Begrifflichkeit des 19. Jahrhunderts rückwärtsgewandt.

Die AfD beruft sich in ihrer Programmatik auf die Neue Rechte und Vordenker der Neuen Rechten publizieren heute als Parteilose wie als Parteimitglieder ihre politischen Ideen in Reden und Flyern der AfD. Das Grundsatzprogramm der AfD ist eine Art Blaupause der ideologischen Ideensammlung der Neuen Rechten.

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In der Uni haben wir mit folgender Definition gearbeitet:

>>Rechtsextremismus bedeutet aus 'natürlicher Ungleichheit' der Menschen erwachsene Ungleichwertigkeitsvorstellungen plus der Befürwortung/Akzeptanz personaler und/oder struktureller Gewalt.<<

Den Satz musste ich mir zweimal durchlesen, aber danach gefiel er mir: er ist so schlank. Klar, man kann auch mit Umfangsdefinitionen arbeiten - "zum R-E gehören Antisemitismus, Rassismus, elitäres Gedankengut, polares Geschlechterbild, Führerprinzip.. etc", aber diese Umfangsdefinitionen haben zum einen das Manko, wahnsinnig auszuufern, und zum anderen ist dann immer noch nicht klar, welche Merkmale erfüllt sein müssen, damit "es" Rechtsextremismus ist. Ist Antisemitismus zwingend? Und was ist dann mit rechtsextremen Juden (ja, die gibt es), die auf der Überlegenheit des jüdischen Volkes bestehen?
Eine strukturelle Definition hat eben diesen Vorteil: extremistisches Gedankengut auch dort zu erkennen, wo man "klassischerweise" keine Rechtsextremem vermuten würde: unter Juden, Muslimen, Christen, Feministen, Anthroposophen... oder unter Frauen, die ja per se unverdächtiger sind als Männer.

Extremistisch ist btw der Gewaltteil. Nach dieser Definition sind Extremisten (auch im linken Spektrum) deswegen sogar sehr leicht zu erkennen: du haust dem Ausländer aufs Maul? Findest, dass Homosexuelle die Todesstrafe verdienen? Dass Arbeitslose doch verhungern sollen, die blöden Schmarotzer? Herzlichen Glückwunsch, du hast grade im Extremisten-Bingo gewonnen.

Was den Linksextremismus angeht: ich passe. Extremismus siehe oben, links bedeutet grundsätzlich erstmal die Betonung einer natürlichen Gleichheit der Menschen. Wie das dann zusammenkommt, ist eine spannende Frage. Vielleicht weiß eine Mitforistin hier ja noch mehr, würde mich freuen.

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Ich würde da ja ganz intuitiv ,unwissenschaftlich erstmal meinen,
dass man das Linksextreme als Einheit sehr viel schwerer fassen kann.

Marxismus, Stalinismus, Kommunismus, Sozialismus, Maoismus.........

Teilw. Geiseshaltungen,die sich gegenseitig bekämpft haben, aber jeder beanspruchte das Zepter der Moral für sich.

Linkes Gedankengut strebt Gleichheit zwischen allen Individuen an, sieht in ihr etwas Gottgleiches, die Entwicklung des Menschen mündet in ihr.
Bildung wird tendenziell skeptisch betrachtet ,da traditionell, nach der " Tyrannei der Feudalherrschaft die Tyrannei der gebildeten Bourgeoisie ' folgte, die man genauso bekämpfte.

Rechtes Gedankengut strebt Ungleichheit an, indem der vermeintlich höherwertige Mensch den minderwertigen entweder (im besten Fall) ausgrenzt, verjagt oder für seine Zwecke als Arbeitstier ausbeutet. Für dieses Denken ist ein flächendeckendes , effektives , alle optimal erreichendes Bildungssystem natürlich kontraproduktiv.
Bildung wird zu einem Gut, symbolisiert etwas Erhabenes, an dem auch nur der "höherpreisige" Mensch partizipieren sollte.
Ich denke, die Wiedereinführung des dreistufigen Schulsystemes ,auf welches die AfD so drängt, geht in diese Richtung.

Auch wenn die Auswirkungen von Fanatismus, ob links oder rechts , immer grauenvoll sind, sehe ich doch einen Unterschied, ob eine Ideologie
grundsätzlich von einer Gleichheit aller Individuen ausgeht

oder qualitative Unterschiede zwischen Menschen macht.

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"Ich denke, die Wiedereinführung des dreistufigen Schulsystemes ,auf welches die AfD so drängt, geht in diese Richtung."

Mit diesem System waren wir in Deutschland sehr erfolgreich. Wir hatten die besten ausgebildeten Fachkräfte. Wir haben den Hauptschulabschluß kaputt gemacht und es wird vermittelt nur noch mit einem Studium Erfolg haben zu können. Es macht doch durchaus Sinn die Schulform wählen zu können, die seinen Fähigkeiten entspricht. Warum sollte es besser sein, zuerst alles zusammen zu werfen und dann mühsam wieder versuchen jedem gerecht zu werden? Was an den wenigsten Schulen funktioniert.

Wir Menschen sind nunmal nicht alle gleich und das ist auch gut so und trotzdem kann jeder vom anderen profitieren.

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Warum sind die Hauptschulen wohl in vielen Bundesländern abgeschafft worden?

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ich würde die Begriffe auseinander klamüsern, um deren Bedeutung zu erklären:

1. Extremismus
Politischer Extremismus ist mit Gewaltbereitschaft verbunden.

2. Die Linken
Die Linken sind eine Zusammenfassung mehrerer politischer Strömungen, die gemeinsam haben, dass sie von der Gleichheit der Menschen ausgehen. Das führt in einigen Fällen zum Kommunismus, in anderen Fällen dazu, dass die Wohlhabenden um ihr Kapital erleichtert werden sollen. Oder dass die Globalisierung angelehnt wird. Es gibt natürlich noch weitere Erscheinungsbilder.

3. Die Rechten
Die Rechten gehen hingegen davon aus, dass die Menschen verschieden sind und wollen gesellschaftliche Hierarchien etablieren. Das führt dazu, dass Ungleichheit als unausweichlich, natürlich, normal und wünschenswert betrachtet wird.

4. Rechtsextremismus
Das Paradebeispiel für den Rechtsextremismus: die Nazis, die Gewalt angewendet haben, um die in der Hierarchie angeblich unter ihnen angesiedelten (z.B. Juden) zu unterdrücken.

5. Ein klassisches Beispiel für Linksextremismus: das kommunistische Russland, das äußerst gewaltbereit gewesen ist, um die Gleichheit aller Menschen durch zu setzen.