Sanfte Hilfe

Homöopathie bei Stillproblemen

Viele Mütter bezeichnen die Stillzeit rückblickend als besonders schöne Zeit. Trotzdem klappt nicht immer alles reibungslos. Wie gut, dass mit Gelassenheit, fachkundiger Unterstützung und einem passenden homöopathischen Mittel viele Probleme gut in den Griff zu kriegen sind.

Autor: Dr. Andrea Schmelz

Mein Baby wird nicht satt: zu wenig Milch

Stillprobleme: Mutter stillt Baby
Foto: © iStock, tatyana_tomsickova
Anmerkung der Redaktion: Aus wissenschaftlicher Sicht geht die Wirkung der Homöopathie nicht über einen Placebo-Effekt hinaus. Dieser Artikel gibt ausschließlich die Sicht der Autorin wieder.

Wenn dein Baby immerzu an die Brust will, weil die Milch nicht reicht, ist das bereits der erste Schritt zur Problemlösung. Je häufiger du anlegst und dein Kleines beide Brüste leer trinken lässt, umso mehr Milch wirst du bilden. Wichtig ist darüber hinaus, dass du genug trinkst und dir ausreichend Ruhe gönnst – Stress und Überforderung bremsen die Milchproduktion. Hilfreich sind jetzt auch folgende Mittel:

  • Agnus castus (Vitex agnus-castus, Keuschlamm, Mönchspfeffer) C12: wichtiges Mittel, wenn die Milch zu versiegen droht, hilfreich beim anfänglichen Einschießen der Milch, du leidest zusätzlich oft unter körperlicher Schwäche und  psychischer Überlastung
  • Bryonia (Bryonia cretica, Zaunrübe) C6: gestörte Milchproduktion nach Ärger, starker Aufregung oder infolge Kälte, du hast großen Durst
  • Calcium phosphoricum (Kalziumhydrogenphosphat) C12: du bist erschöpft vom Stillen, du bist zu dünn, dein Baby verweigert die Milch
  • Ignatia (Strychnos ignatii, Ignatiusbohne) C30: stabilisiert die Stimmung und hilft bei zu wenig Milch infolge Aufregung, Kummer oder anderer seelischer Belastung
  • Lac caninum (Hundemilch) C6: mangelnde Milchbildung und zusätzlich sehr empfindliche Brustwarzen, oft bestehen Ängste (z.B. vor einer ernsten Erkrankung) oder Niedergeschlagenheit, hilfreich, wenn du z.B. im Krankenhaus von deinem Kind getrennt bist
  • Pulsatilla (Pulsatilla pratensis, Küchenschelle) C6: Du bist launisch, sehr weinerlich, brauchst frische Luft, willst immer Gesellschaft und nicht alleine bleiben, du hast wenig Durst
  • Urtica (Urtica urens, Brennnessel) D3 oder D6: stimuliert allgemein die Milchbildung, mangelnde Milchbildung geht oft mit Juckreiz im Bereich der Brust oder stechenden Schmerzen einher

Hilfe, ich habe zu viel Milch!

Dass Mütter vorübergehend zu viel Milch produzieren, kommt seltener vor als das Gegenteil, kann jedoch ebenfalls belastend sein. Bitte überschüssige Milch nicht abpumpen, das würde die Milchproduktion zusätzlich anregen. Streiche lieber ein wenig Milch vorsichtig mit der Hand aus und biete deinem Baby bei jeder Stillmahlzeit nur eine Brust an. Unterstützend wirken die folgenden Mittel:

  • Calcium carbonicum (Kalziumkarbonat, Austernschalenkalk) C6: die Brüste spannen aufgrund des Milchüberschusses, du produzierst eher wässrige Milch, möglicherweise verweigert dein Baby die Brust, wirkt am besten bei stämmigen Frauen, die sehr kälteempfindlich sind und trotzdem schnell schwitzen
  • Phytolacca (Phytolacca americana, Kermesbeere) D6 nach jedem Stillen: wichtigstes Mittel, wenn zu viel Milch vorhanden ist und die Brüste dadurch schmerzen, der Schmerz kann bis in die Schulter ausstrahlen. Phytolacca wird in der Potenz D3 auch als Mittel zum Abstillen eingesetzt.
  • Pulsatilla (Pulsatilla pratensis, Küchenschelle) C12: du bist launisch, musst viel weinen, brauchst frische Luft, willst immer Gesellschaft und nicht alleine bleiben, du hast wenig Durst.

Schmerzen beim Stillen und wunde Brustwarzen

Wunde Brustwarzen können dir das Stillen verleiden, denn jedes Anlegen des Babys ist schmerzhaft. Lasse dir von deiner Hebamme oder Stillberaterin zeigen, wie du dein Baby am besten anlegst – oft bringt eine andere Position Erleichterung. Verwende Stilleinlagen aus Bourette-Seide und Schafwolle (enthält noch pflegendes Wollfett). Auch folgende Mittel können helfen:

  • Borax (Natrium tetraboracicum, Natriumtetraborat) C6: wunde Brustwarze infolge Soorbefalls (Candidabefall), beim Stillen schmerzt auch die andere Brust
  • Castor equi (hergestellt aus dem warzenartigen Gebilde an der Innenseite des Pferdefußes) D3: schrundige, sehr empfindliche Brustwarzen, sodass keinerlei Berührung, nicht einmal die Kleidung ertragen wird
  • Chamomilla (Chamomilla recutita, echte Kamille) C12: entzündete, gerötete Brustwarzen, Anfangsstadium, noch keine Risse, Brustwarzen sehr berührungsempfindlich, „zu schmerzhaft, um zu stillen“
  • Croton tiglium (Krotonölbaum) C6: ausgeprägt wunde Brustwarzen, ziehende Schmerzen, die auf der Seite, an der das Baby trinkt, beginnen und über den gesamten Brustkorb zum Schulterblatt ziehen
  • Graphites (Reißblei) C6: Brustwarzen sehr empfindlich, sehr wund und aufgesprungen, es tritt bernsteinfarbenes Sekret aus, zusätzlich kleine Bläschen und Risse um der Brustwarze herum, wirkt am besten bei kräftigen Frauen, die schnell frieren und zu Verstopfung neigen
  • Hydrastis (Hydrastis canadensis, kanadische Gelbwurz) C12: schmerzhafte, schrundige Brustwarzen, aus den Schrunden wird ein gelbes, zähes (fadenziehendes) und dickes Sekret abgesondert
  • Ignatia (Strychnos ignatii, Ignatiusbohne) C30: schmerzhaftes Stillen infolge wunder Brustwarzen, Verschlechterung durch Trauer und Kummer
  • Phellandrium (Phellandrium aquaticum, Wasserfenchel) C6: stechender Schmerz in der rechten Brust, der bis in die Achselhöhle und in den Rücken zieht, wirkt am besten bei überempfindlichen, schlanken Frauen
  • Phytolacca (Phytolacca americana, Kermesbeere) C6: die gesamte Brustwarze ist wund, gerötet, mit Schrunden bedeckt, der Schmerz strahlt in den ganzen Körper aus
  • Pulsatilla (Pulsatilla pratensis, Küchenschelle) C12: wandernde Schmerzen, die hierhin und dorthin ausstrahlen, du musst beim Anlegen des Babys weinen, du bist anhänglich und launisch
  • Silicea (Acidum silicium, gefälltes Siliziumdioxid) C12: schneidende, scharfe Schmerzen, die von den stark entzündeten, rissigen Brustwarzen in den Rücken oder gar den ganzen Körper ausstrahlen, du bist nervös und schnell gereizt

Wenn sich die Milch staut und eine Brustentzündung droht

Bei einem Milchstau solltest du Ruhe halten (ins Bett legen!) und dein Baby doppelt so oft wie zuvor anlegen. Vermeide einengende Kleidung, verzichte auf den BH. Schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken Quarkwickel und die folgenden Mittel:

  • Arnica (Arnica montana, Bergwohlverleih) C30: erstes Mittel, wenn die Brüste zu spannen und zu schmerzen beginnen, sich wund, hart und voll anfühlen
  • Belladonna (Atropa belladonna, Tollkirsche) C12: beginnende Brustentzündung, die Brust ist sehr empfindlich gegenüber Erschütterung und Berührung, sie fühlt sich voll, hart, heiß und gerötet an, der entzündete Bereich ist hellrot und oft ziehen rote Streifen vom entzündeten Bereich weg, häufig hast du auch Fieber, du brauchst Wärme und Ruhe
  • Bryonia (Bryonia cretica, Zaunrübe) C6: Brust ist geschwollen, steinhart und schwer, sehr erschütterungs- und berührungsempfindlich, Wärme, Bewegung und Berührung verstärken die Schmerzen, Kälte und Ruhe bessern
  • Calcium carbonicum (Kalziumkarbonat, Austernschalenkalk) C6: deine Brüste sind durch den Milchstau heiß und entzündlich geschwollen, deine Milch ist eher wässrig, dein Baby mag nicht an der Brust trinken
  • Conium (Conium maculatum, Fleckenschierling) C12: harte, knotige, gerötete Schwellung in der Brust, häufig besteht zusätzlich Schwindel beim Bewegen des Kopfes oder im Liegen, der sich bessert, wenn du die Augen schließt
  • Lac caninum (Hundemilch) C6: dene Brüste sind extrem schmerzhaft bei Berührung oder Erschütterung (Treppensteigen!), du musst sie deshalb mit der Hand stützen
  • Phytolacca (Phytolacca americana, Kermesbeere) C12: deine Brüste sind gerötet und verhärtet, jede Berührung ist unerträglich, jede Erschütterung (Treppensteigen!) verschlimmert die Schmerzen, du fühlst dich kaputt und zerschlagen
  • Pulsatilla (Pulsatilla pratensis, Küchenschelle) C12: beim Stillen kann dein Baby die Brüste nicht leeren, du weinst schnell, brauchst frische Luft

Achtung, der Übergang von einem Milchstau in eine Brustentzündung ist fließend!

Ein Milchstau ist schmerzhaft (bei Berührung, beim Stillen), die Brust ist prall gespannt, eventuell besteht ein leicht geröteter, schmerzhafter Knoten an einer Stelle. Bei einer Brustentzündung (Mastitis) bestehen dieselben Symptome wie bei einem Milchstau, zusätzlich entwickelt sich Fieber (oft bis 40 Grad C) und es besteht starkes Krankheitsgefühl (Abgeschlagenheit und eventuell Gliederschmerzen wie bei einer Grippe). Die Brust kann einen geröteten Knoten aufweisen oder aber großflächig gerötet und überwärmt sein. Bitte wende dich zur Vermeidung von Komplikationen unbedingt an eine Hebamme, Stillberaterin oder eine Ärztin/einen Arzt! Bei einer Brustentzündung wird häufig ein Antibiotikum nötig.

Wie werden homöopathische Mittel richtig eingenommen?

In der Stillzeit empfehlen sich überwiegend die Potenzen C6 bzw. C12, die drei- bzw. zweimal täglich genommen werden (je Gabe entweder 5 Globuli oder 1 Tablette). Damit die Mittel richtig wirken können, solltest du auf Kaffee (der in der Stillzeit ohnehin eher ungünstig ist), Kamille, Pfefferminze und ätherische Öle (auch in Zahnpasten!) verzichten. Halte bei der Einnahme homöopathischer Medikamente einen Abstand von zehn Minuten zum Essen, Trinken oder Zähneputzen ein.

Homöopathie nicht im Alleingang

Auch wenn die Homöopathie eine sanfte Methode ohne gravierende Nebenwirkungen ist, braucht es eine Menge Erfahrung, um das passende Mittel in der richtigen Potenz auszuwählen. „Doktere“ daher nicht selbst herum, sondern wende dich an deine Hebamme, deine Stillberaterin oder eine/n homöopathisch arbeitende/n Ärztin/Arzt, wenn du Stillprobleme hast. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Beschwerden unter homöopathischer Behandlung nicht bis zum nächsten Tag etwas leichter geworden sind.