Beikost ab wann?

Zehn wichtige Fragen zum Beikoststart

Von der Milchnahrung zur Beikost - das ist für Mutter und Baby ein großer neuer Schritt. Damit er beiden Spaß macht, hat urbia für dich hier die Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zum Beikoststart zusammengestellt.

Autor: Petra Fleckenstein

Wann anfangen und mit welchem Brei?

Beikost Start gelingt einfach

Ein Vater füttert seinen Sohn mit Babybrei

Foto: © iStock, svetikd

1. Was ist eigentlich Beikost?

Unter  Beikost versteht man jede Form von Babynahrung, außer Muttermilch und industrieller Säuglingsmilch.

2. Wann ist mein Baby bereit für Beikost?

Babys sind da sehr unterschiedlich, manche interessieren sich schon mit vier oder fünf Monaten für den Löffel und das, was darauf liegt, andere erst mit einem dreiviertel Jahr. Grundsätzlich wird empfohlen, das Baby mindestens vier Monate voll zu stillen und frühestens mit Beginn des fünften Lebensmonats mit Beikost zu beginnen. Falls es nicht gestillt wird oder aus anderen Gründen früher mit der Beikost begonnen werden soll, so ist dies ebenfalls frühestens ab dem fünften Lebensmonat möglich.

3. Welche Mahlzeit wird zuerst ersetzt?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es am günstigsten ist, zunächst die Mittagsmahlzeit langsam zu ersetzen. Das Baby sollte einigermaßen ausgeschlafen und ein wenig, aber nicht übermäßig hungrig sein.

4. Baby Beikost: Wann drohen Verstopfung, Durchfall & Co

Viele Babys mögen Karottenpüree, da es etwas süßlich schmeckt und meist gut vertragen wird. Bei manchen Babys führen Karotten allerdings zu Verstopfung. Gut geeignet sind nach Empfehlung des Dortmunder Forschungsinstituts für Kinderernährung für den Start auch Fenchel, Kohlrabi, Zucchini, Blumenkohl, Broccoli, Pastinaken und Kürbis. Als Faustregel gilt: Immer nur ein neues Nahrungsmittel einführen und mindesten eine Woche testen, wie es vertragen wird, bevor die nächste Zutat dazu kommt (Zeichen für Unverträglichkeit können sein: Wundsein, Pickelchen, Durchfall, Verstopfung über mehr als vier Tage). Für den ersten Gemüsebrei bedeutet das zum Beispiel: Zunächst mit Möhrenbrei beginnen, dann nach frühestens einer Woche pürierte Kartoffel dazufügen, schließlich nach einer weiteren Woche Fleisch dazu und wiederum nach einer Woche ein wenig Speiseöl (Rapsöl, Sonnenblumenöl). Wird der Brei selbst gekocht, so sollten die Produkte aus biologischem Anbau stammen. Es ist praktisch, eine größere Portion vorzukochen und in die Eiswürfelform einzufüllen und einzufrieren. So gewinnt man für den Anfang ohne größeren Aufwand kleine Portionen für jeden Tag.

5. Wie lernt mein Baby, vom Löffel zu essen?

Das Baby sollte fit und hungrig, aber nicht übermäßig hungrig sein. Hat es großen Hunger, hat es sich bewährt, zunächst ein wenig zu stillen, bevor erstmals ein (am besten weiches, leicht biegsames) Plastiklöffelchen mit wenig lauwarmem, gekochtem und fein püriertem Gemüse angeboten wird (den Löffel am besten nur höchstens halb voll machen). Häufig besteht die erste Reaktion des Babys darin, den Brei mit der Zunge wieder aus dem Mund hinauszuschieben. Das heißt nicht, dass er nicht schmeckt, sondern dass das Baby einfach noch nicht weiß, was es mit dem unbekannten "Zeug" anfangen soll. Bei den ersten Malen findet vielleicht noch überhaupt kein Brei den Weg in Babys Magen, sondern es kommt eher zu einem Hin- und Her-Geschiebe des Breis vom Löffel in den Mund und mit der Zunge wieder hinaus. Oft hat das Kleine nach kurzer Zeit genug davon und strebt wieder an die Brust (und darf es auch!).

Hier heißt es, sich mit viel Geduld zu wappnen und das Ganze ohne Leistungs- oder Zeitdruck und so entspannt und spielerisch wie möglich anzugehen. Nach ein bis zwei Wochen klappt es meist schon besser. Lehnt das Baby den Löffel nach zwei Wochen immer noch komplett ab, ist es vielleicht noch zu früh für den Beikoststart. Übrigens: Es ist gut möglich und überhaupt kein Zeichen für einen Misserfolg, dass das Baby auch nachdem es schon ganz gut vom Löffel essen gelernt hat, plötzlich nochmal nur noch an die Brust will. Hintergrund können zum Beispiel ein Entwicklungsschritt, vielleicht eine beginnende Erkältung oder Zahnungsbeschwerden sein. Diesem Bedürfnis des Babys für eine Weile nachzugeben kann für Mutter und Kind sehr erleichternd und sinnvoll sein.

Wie viel Brei und Getränke braucht mein Baby?

6. Wie viel Brei sollte mein Baby essen?

Zu Beginn wird das Baby nur einen oder wenige Löffelchen Püree zu sich nehmen. Wenn es so weit an den Löffel gewöhnt ist, dass es richtig essen und satt werden kann, kann die komplette Mittagsmilchmahlzeit durch Breikost ersetzt werden. Das Baby bekommt zunächst etwa 150 bis 180 Gramm Brei, der sich aus etwa 100 Gramm Gemüse, 50 Gramm Kartoffel, 10 Gramm Pflanzenöl und zwei- bis dreimal wöchentlich 20 Gramm gekochtem und püriertem Fleisch zusammensetzt. Die Breimenge wird allmählich auf 200 bis 250 Gramm gesteigert.

7. Baby Beikost einführen: Braucht das Baby jetzt auch Getränke?

Mit Beginn des Beikoststarts macht es Sinn, dem Baby nun auch Mineralwasser (ohne Kohlensäure) oder ungesüßten Tee nach der Breimahlzeit anzubieten. Dies sollte einfach regelmäßig getan werden, um das Baby langsam an diese Getränke zu gewöhnen. Es ist jedoch kein Problem, wenn das ansonsten noch gestillte oder mit Flaschenmilch genährte Baby zunächst kaum oder gar nicht davon trinkt. Der Gemüsebrei enthält ausreichend Flüssigkeit. Dringend abgeraten wird von Hebammen und Ernährungsexpteren von der Gabe gesüßter Getränke, wie sie als "Babytees" zu kaufen sind. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) schreibt dazu: "Zuckerzusätze sind überflüssig. Sie fördern die Entstehung von Karies und die frühzeitige Gewöhnung an den süßen Geschmack. Deklariert sind sie z. B. als: Fructose, Glucose, Glucosesirup, Honig, Maltodextrin, Maltose, Saccharose sowie verschiedene Dicksäfte und Sirupe."

8. Braucht mein Baby beim Essen Abwechslung und Gewürze?

Lange Zeit hieß die Devise, Babys brauchen noch keine Abwechslung. Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es aber durchaus von Vorteil, wenn bereits Babys viele verschiedene Gemüsesorten kennenlernen. Denn wie Vergleiche mit Frankreich zeigten, fördert dies die spätere Akzeptanz vieler Geschmacksrichtungen und führt zu mehr Gemüsekonsum auch in den weiteren Lebensjahren. Was Babys aber noch nicht benötigen, sind Gewürze und Geschmacksverstärker. Das FKE empfiehlt, falls Fertig-Babybrei gegeben wird, Produkte zu wählen, die "möglichst frei von geschmacksgebenden Zutaten wie Gewürzen, Nüssen, Schokolade, Kakao, Aromen" sind. Denn erstens werden so potentielle Allergieauslöser vermieden. Und zweitens haben Babys einen so feinen Geschmackssinn, dass sie keine starken Geschmacksreize benötigen.

9. Gibt es Breie, die weniger empfehlenswert sind?

Nicht gut verträglich für Babys Magen sind Rohkost, Kohlgemüse wie Weiß- oder Rotkohl und Hülsenfrüchte, wie Erbsen, Linsen und Bohnen. Auch Tomaten sind zunächst mit Vorsicht zu genießen, da sie oft zu wundem Po führen. Geändert haben sich die Empfehlungen für Kinder aus Allergikerfamilien. Während es lange hieß, Lebensmittel wie Kuhmilch, Hühnerei, Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse, Weizen und Sellerie gelten als allergieauslösend und sollten in Allergikerfamilien möglichst spät (am besten erst mit einem Jahr) eingeführt werden, so haben neue Erkenntnisse ergeben, dass es möglicherweise sogar förderlich für die Allergieprävention sein kann, nach Vollendung des vierten Monats allmählich vielerlei Stoffen ausgesetzt zu sein. In den aktuellen Empfehlungen des FKE heißt es daher: "Für die Zeit nach der ausschließlichen Milchernährung gibt es bisher keine wissenschaftlichen Studien, die den Nutzen einer allergenarmen Ernährung belegen."

10. Wie geht es weiter?

Nach der Mittagsmahlzeit werden schrittweise weitere Mahlzeiten ersetzt. Etwa als nächstes die Nachmittagsmahlzeit durch einen milchfreien Obst-Getreidebrei: Zum Beispiel 20 Gramm Vollkorn-Haferflocken in 90 ml Wasser aufkochen und quellen lassen und 100 Gramm püriertes Obst (Apfel, Birne oder Banane) unterrühren.

Dann wird die Abendmahlzeit durch einen Milchgetreidebrei ersetzt. Zum Beispiel 20 Gramm Vollkorngetreideflocken (z.B. Haferflocken) in 200 ml Vollmilch, Muttermilch oder Säuglingsmilch kurz aufkochen und quellen lassen. Vollmilch darf ab der Einführung des Milchgetreidebreis gegeben werden, allerdings sollte erst überprüft werden, ob das Kind diese verträgt, so das Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund. Ein Nachteil der Kuhmilch ist übrigens: Sie ist erstens ein schlechter Eisenlieferant, zweitens hemmt sie sogar die Eisenaufnahme im Blut. Daher empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Ernährung (ESPGHAN), statt Kuhmilch im ersten Lebensjahr lieber die mit Eisen angereicherte Säuglings-Flaschenmilch zu geben.

Tipp zum Stichwort Gluten: Getreide, wie zum Beispiel Hafer, Weizen und Roggen enthalten ein Klebeeiweiß namens Gluten, das manche Menschen nicht vertragen. Babys sollten nach neuesten Empfehlungen nicht mehr bis zum siebten Lebensmonat davor bewahrt werden, glutenhaltiges Getreide zu sich zu nehmen. Sondern nun lautet die Empfehlung des FKE: Glutenhaltige Beikost darf in kleinen Mengen eingeführt werden, und zwar vorzugsweise, solange das Baby noch gestillt wird. Wer möchte, kann den Nachmittagsgetreideobstbrei oder der Abendmilchgetreidebrei zum Beispiel auch mit Reisflocken (die kein Gluten enthalten) zubereiten.

Die Morgenmilchmahlzeit wird meist als solche am längsten beibehalten und eventuell die Muttermilch irgendwann durch ein Fläschchen ersetzt, es kann aber natürlich auch am Morgen ein Milchbrei gegeben werden. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung empfiehlt allerdings im ersten Lebensjahr pro Tag nicht mehr als 200ml Vollmlich (also ein Brei oder ein Fläschchen) zu geben und andere Mahlzeiten mit Muttermilch oder Säuglingsnahrung zuzubereiten.