Ärgern, Ehrlichkeit, echte Liebe

7 Gründe, warum es gut ist, Geschwister zu haben

Allen Rivalitäten und Eifersüchteleien zum Trotz: Geschwister machen einander auch glücklich – und stark fürs Leben! Wie sich Brüder und Schwestern positiv auf das Leben auswirken? Wir erklären es Dir!

Autor: Gabriele Möller

Geschwister: Trainingspartner für Fairness und Mitgefühl

Geschwister
Foto: © Colourbox

Nichts prägt die Kindheit so stark, wie die engste Familie. Und dabei hat es großen Einfluss, ob dein Kind mit oder ohne Geschwister aufwächst - beides hat Vorteile. Hier nun sollen die Stärken von Geschwisterkindern im Vordergrund stehen. Denn auch wenn ihre häufigen Streitereien für uns Eltern oft ganz schön anstrengend sind – Geschwister profitieren sehr voneinander. Und das sind ihre sieben größten Stärken:

1. Geschwister lernen leichter

Der zehn Monate alte Elias versucht mit aller Kraft, sich am Wohnzimmertisch hochzuziehen. Er wirft missmutige Blicke auf seine zwei älteren Schwestern, die fröhlich kreischend durch die Wohnung fegen. Er möchte zu gern schon mitmachen, das steht ihm deutlich ins kleine Gesicht geschrieben. Von nun an wird er alle Energie in das Projekt stecken, möglichst bald stehen und laufen zu können.

Diese anspornende Wirkung, die ältere Geschwister auf die Kleinen haben, heißt "Tutoren-Effekt": Durch ihr Vorbild bringen die Älteren den Jüngeren vieles einen Tick früher bei, als ein Einzelkind es lernen würde. Und wenn die Großen den Kleinen etwas erklären, tun sie das zwar ein bisschen gönnerhaft, aber zugleich auch kindgerechter als ein Erwachsener. Die älteren Geschwister selbst profitieren davon ebenfalls: Wer etwas erklären muss, versteht es auch selbst besser. Wissenschaftler glauben, dass dies ein Grund dafür ist, warum Erstgeborene bei Intelligenztests meist etwas besser abschneiden.

Dank des "Geschwister-Coachings" haben Zweitgeborene früher einen umfangreichen Wortschatz, wie Forscher beobachteten. Dieser Effekt schwächt sich allerdings bei weiteren Kindern ab: Dritte und vierte Kinder kennen (im selben Alter) weniger Wörter als das zweite. Was vermutlich daran liegt, dass weitere Kinder in der Familie eher "mitlaufen" und sich der Fokus weniger stark auf sie richtet.

2. Geschwister geben Bodenhaftung

„Deine neue Frisur sieht echt blöd aus!" oder: „Ja. Echt super, dass du 'schon' mit fünf Jahren keine Stützräder mehr brauchst!" Geschwister sagen einander ungefiltert die Meinung. Das tut manchmal weh, schützt aber vor Selbstüberschätzung. Denn Schwester oder Bruder sprechen auch das aus, was Mama und Papa verschweigen, um das Kind nicht zu kränken. Die schonungslose Ehrlichkeit der Geschwister hat auch einen gewissen Abhärtungs-Effekt: Wer schon als Kind Gegenwind gewöhnt ist, fällt auch später im Job nicht gleich in sich zusammen, wenn Chef oder Kollegen mal eine kritische Bemerkung machen.

Die Offenheit unter Geschwistern hat auch eine angenehme Seite: Man kann auch mal herzhaft über die Eltern ablästern – und das hilft sehr dabei, Frustrationen zu bewältigen. Außerdem sind die Erwachsenen nicht in der Mehrzahl, wenn es mindestens zwei Kinder in der Familie gibt – und das stärkt die Moral der „Kinderfraktion" sehr.

3. Wer Bruder oder Schwester hat, ist mitfühlender

Wer Geschwister hat, ist mitfühlender, wie Wissenschaftler beobachten konnten, er entwickelt früher und stärker seine Empathiefähigkeit. Auch Fairness und Rücksichtnahme werden im Alltag ganz automatisch trainiert. Geschwister sind im späteren Leben oft sogar selbstloser als Einzelkinder, sie können leichter zurückstecken und Kompromisse schließen. Weil sie so gut sind in Sachen Kooperation werden sie als Erwachsene oft gute Team-Player. Natürlich können auch Einzelkinder all diese Eigenschaften entwickeln, auch wenn dies eher etwas später geschieht.

4. Jüngere Geschwister sind durchsetzungsfähiger

Wenn du mehr als ein Kind hast, kannst du es sicher selbst beobachten: Jüngere Geschwister lernen früh, sich gegen die älteren zu behaupten, die allzu gern die „Bestimmer" sein wollen. Viele Nesthäkchen sind deshalb besonders energisch und durchsetzungsstark, auch noch als Erwachsene. Forscher beobachteten außerdem, dass jüngere Geschwister etwas aggressiver sind als Einzelkinder – allerdings nur, wenn sie ältere Brüder hatten, ältere Schwestern hatten diesen Effekt nicht. Die gute Seite der erhöhten Wut-Neigung: Kinder, die sich recht aggressiv gegen ihre älteren Geschwister behaupten mussten, sind im späteren Leben emotional wehrhafter und lassen sich nicht so schnell etwas gefallen.

5. Schwestern machen stark gegen Krisen

Wer eine Schwester hat, ist tendenziell optimistischer, ausgeglichener und meistert Krisen besser als jemand, der nur Brüder (oder gar keine Geschwister) hat, wie eine britische Langzeitstudie ergab. Sogar bei großen Herausforderungen zeigt sich diese Wirkung: Wer eine Schwester hat, verkraftet zum Beispiel die Scheidung der Eltern besser. Doch warum haben Schwestern diese stabilisierende Wirkung? Die Forscher beobachteten: Mädchen reden leichter als Jungen über ihre Gefühle. Und dadurch regen sie die anderen Familienmitglieder an, dasselbe zu tun. Die Leiterin der Studie, Liz Wright: „Schwestern fördern die offene Kommunikation innerhalb der Familie und stärken so den Zusammenhalt."

6. Jüngere Geschwister sind sportlicher und kreativer

In jeder Geschwisterbeziehung schwingt bekanntlich immer eine kräftige Prise Konkurrenz mit. Und die wirkt anspornend, auch im Sport. Vor allem Jungen mit älteren Geschwistern sind sportlicher als Einzelkinder: Sie sind häufiger Mitglied im Sportverein, wie Forscher feststellten. Jüngere Geschwister sind außerdem auffallend oft unter erfolgreichen Unternehmensgründern zu finden (Paradebeispiele: Bill Gates, Mark Zuckerberg). Grund: Sie mussten einfach schon als Kind besonders kreativ sein, um in Sachen Interessen und Fähigkeiten eine Nische zu finden, die nicht schon vom älteren Kind besetzt war.

7. Wer eine Schwester hat, hat auch mehr Freunde

Wer mindestens eine Schwester hat, hat – zumindest im Durchschnitt – mehr Freunde und findet seine sozialen Kontakte generell befriedigender. Das ist nur auf den ersten Blick erstaunlich. Die einfache Ursache auch hier: Mädchen sind fitter in Sachen Kommunikation. Bei einer Schwester kann man sich oft richtig gut aussprechen – und übt dabei, über Gefühle zu reden und aufeinander zuzugehen. Das aber wirkt sich auch in Beziehungen zu Freunden positiv aus. Dieser Schwestern-Bonus wirkt bis ins Erwachsenenalter hinein.