Kinderfeinde in der Nachbarschaft

Dürfen Kids noch draußen spielen?

Es gibt Nachbarn, die regen sich auf, wenn Kinder mit Kreide das Pflaster verschönern, Schneebälle werfen oder mit dem Ball spielen. Dürfen Kinder eigentlich noch draußen spielen?

Autor: Ute Kallenbach

Kinderfeinde in der Nachbarschaft

Kind Kreide Strasse panther Benjamin Schmelzer
Foto: © panthermedia/ Benjamin Schmelzer

Kennst du das auch? Dein Kind hat mit Straßenmalkreide ein wunderbares Kunstwerk auf das Pflaster vorm Haus gemalt. Da kommt auch schon der Nachbar und beschwert sich, dass man die Kreide ja ins Treppenhaus schleppen würde. Und überhaupt, das müsse ja nicht sein. Dann im Winter, als einmal ein Schneeball an sein Fenster fliegt, kommt wieder eine Beschwerde: "Das war Ihr Kind! Ich hole einen Fensterreinigungsdienst und Sie können bezahlen!" Da wird sogar mit dem Jugendamt gedroht – nach dem Motto: "Ihre Erziehung ist völlig daneben!"

Oft sind es ganz normale Spiele und kleine Streiche, die bei einigen Mitmenschen auf keinerlei Verständnis treffen, geschweige denn auf Humor. Natürlich gab es diese besonders netten Nachbarn schon immer. Aber dort wo es immer weniger Kinder gibt, fallen die wenigen Kinder um so mehr auf, wenn sie ein bisschen laut und lebendig sind.

Manche Streitigkeiten gehen bis vor Gericht. Wie gut, dass Richter das Lachen, Weinen und Schreien von Kleinkindern als "natürliches Verhalten der Kinder" ansehen, das von den Hausbewohnern hingenommen werden muss.

Und wenn etwas passiert?

Natürlich haben Eltern die Aufsichtspflicht über ihre Kinder. Aber selbst ein Kindergartenkind muss nicht ständig und auf Schritt und Tritt überwacht werden.
Kinder unter sieben Jahren können rechtlich überhaupt nicht für einen Schaden verantwortlich gemacht werden (BGB § 828). Auch die Eltern sind nur dann schadensersatzpflichtig, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. Macht ein Kind mit seinem Dreirädchen einen Kratzer an ein Auto, obwohl die Mutter daneben steht und das Kind zur Vorsicht ermahnt, hat der Autobesitzer das Nachsehen. Weder Eltern noch Versicherung müssen zahlen, denn so etwas gehört zum "allgemeinen Lebensrisiko".

Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder draußen unbeobachtet spielen zu lassen, weil sie Beschwerden aus der Nachbarschaft fürchten. Aber die Nachbarn waren auch einmal Kinder – sie erinnern sich bloß kaum noch daran. Vielleicht gehören sie zu den Menschen, die ihre Kindheit abgelegt haben wie andere ihren Hut an der Garderobe (Erich Kästner). Wo bitte geht’s zur Garderobe mit den abgelegten Kindheiten?

Lies auch den Artikel "Vorsicht, spielende Kinder!" .