Buchtipp

Luxus Hausgeburt

In ihrem neuen Fotobuch hat Caroline Oblasser 268 Erfahrungsberichte und Privatfotos von Müttern zur Hausgeburt gesammelt. Entstanden ist ein beeindruckender Band über die selbstbestimmte Geburt ohne Technik und Medizin.

Autor: Petra Fleckenstein
Luxus Privatgeburt Edition Riedenburg
Foto: © Edition Riedenburg

268 Mütter erzählen von ihren Erlebnissen bei einer Hausgeburt

Wer denkt, die Hausgeburt existiert nicht mehr, der irrt! Ein neues Fotobuch über die „Privatgeburt“ zeigt begeisterte Hausgeburtsmütter und ihre Babys „bei der Arbeit“ sowie in den Wochen, Tagen und Stunden vor und nach der Geburt. Zwischen Wohnzimmercouch und Vitrine, vor der Kommode oder in der Badewanne, im Pool vor dem offenen Kamin oder am Perserteppich vor dem Ehebett – die Geburtsorte der Kinder sind so mannigfaltig und individuell wie die jeweiligen Geburtserlebnisse der befragten Mütter. Manche Mütter schauen so strahlend schön und erholt aus, als kämen sie gerade aus dem Urlaub. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass sie gerade geboren haben, denn ihr Kind ist noch nicht einmal abgenabelt. Die meisten Fotos sind typische Bilder eines privaten Fotoalbums, professionelle Fotografenbilder gibt es nur sehr wenige.

Alle Foto-Doppelseiten sind immer nach dem gleichen Schema aufgebaut und jeder Mutter werden dieselben Interview-Fragen gestellt. Man erfährt daher viel über die Geburtsvorbereitung, die Reaktionen des Partners, Arztes und Umfeldes auf die Hausgeburt, die Suche nach der richtigen Hebamme, die eigentliche Geburt, das Stillen sowie die Zeit des Wochenbettes und danach.

Der Einleitungsteil des Buches „Luxus Privatgeburt“ verrät einiges über die Teilnehmerinnen und ihre Motive für eine Hausgeburt: Die Mehrheit der 268 Mütter im Alter von 19 bis 89 Jahren (mittleres Alter: 34 Jahre) mit 1 bis 6 Hausgeburten hatten vor ihrer privaten Geburt bereits eine Geburt im Krankenhaus. Sehr viele der Frauen aus Deutschland (57 Prozent), Österreich und vielen anderen Ländern waren mit dieser klinisch überwachten Geburt unzufrieden, weswegen sie sich beim nächsten Kind auch für die Entbindung in den eigenen vier Wänden entschieden haben. Kaum eine Mutter hat nach der erfolgreichen Hausgeburt zum Gebären eines weiteren Kindes nochmals eine Klinik aufgesucht.

„Risikoschwangere“ zu Hause ganz normal

Wer den Namen Caroline Oblasser am Cover von „Luxus Privatgeburt“ liest, erinnert sich vielleicht an ihr Buch zum Kaiserschnitt, „Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht“. Im Vorwort erzählt die Autorin, wie es ihr ergangen ist, als sie nach ihrem eigenen Kaiserschnitt mit dem zweiten Kind schwanger war und wie schwierig sich die Suche nach einer Hausgeburtshebamme gestaltete. Die glückliche Hausgeburt ihrer zweiten Tochter sei für sie dann der Anlass dazu gewesen, gemeinsam mit Hausgeburtshebamme und Hausgeburtsmutter Martina Eirich „Luxus Privatgeburt“ zu initiieren.

Nicht nur Caroline Oblasser war also eine so genannte „Risikoschwangere“ aus gynäkologischer Sicht. Doch im Buch zeigt sich, dass auch und gerade jene Schwangeren zu Hause ganz normal gebären können. Die Freude der Frauen über die selbstbestimmte Geburt ist zum Greifen nah, wenn sie davon berichten, wie sie nach vorausgehender Sectio, bei Zwillingen, bei Beckenendlage, bei überaus schweren Kindern (über 5 kg Geburtsgewicht) oder aber bei eigenen körperlichen Beeinträchtigungen (Sehbehinderung, Rollstuhl) erfolgreich und meist verletzungsfrei zu Hause geboren haben.

Beiträge zahlreicher Gastautorinnen und Gastautoren ergänzen das breite Spektrum der bildhaft dargestellten Hausgeburt, und spätestens die Artikel über die Geburt in der 500-Liter-Baumarkt-Regentonne oder die „Geburtsverstopfung“ lassen einen beim Lesen schmunzeln. Es sind aber auch dunkle Zwischentöne, die das Buch beim Lesen erklingen lässt. Einige der befragten Mütter haben Sternenkinder und daher eine traurige Geschichte zu erzählen. Doch auch diese Mütter, wie etwa die 22-jährige Marion, die ihr Kind einen Tag nach der glücklichen Hausgeburt durch SIDS verloren hat, würden sich wieder für eine Hausgeburt entscheiden.

Die Autorinnen:

Martina Eirich ist eine der meistbeschäftigten Hausgeburtshebammen Deutschlands. Sie ist Autorin zahlreicher Fachartikel sowie des Buches „Praktisch bewährte Hebammenkniffe“ (Hippokrates Verlag). Ihre vier Kinder sowie ihre zwei kleinen Sternenkinder kamen zu Hause zur Welt.

Dr. phil. Caroline Oblasser studierte Violoncello, Linguistik und Japanologie. Sie arbeitete unter anderem in der Werbebranche und ist heute Verlagsleiterin der edition riedenburg. Ihre erste Tochter wurde durch einen ungeplanten Kaiserschnitt geboren. Die zweite kam bei einer geplanten Hausgeburt zur Welt.

Weitere Informationen zum Buch finden Sie auf der Webseite www.privatgeburt.de