Eltern als Vorbilder gefordert

Kinder brauchen mehr Bewegung

Um die Freizeit von Kindern und Jugendlichen tobt ein harter Kampf: Computerspiele, DVDs, Fernsehen. Auch Hausaufgaben wollen gemacht sein. Zu kurz kommt bei alledem die Bewegung.

Bewegliche Eltern haben sportlichere Kinder

Familie Wiese Ballspielen
Foto: © panthermedia.net/ Arne Trautmann

Um die Freizeit von Kindern und Jugendlichen tobt ein harter Kampf. Entwickler von Videospielen leben davon, dass die Kids am PC oder der Spielkonsole sitzen. Plattenfirmen und Musikkanäle unterschiedlicher Natur locken mit den neuesten Musikvideos vor die Flimmerkiste. Auch Hausaufgaben wollen gemacht sein. Zu kurz kommt bei alledem die Bewegung, meint Prof. Dr. Holger Gabriel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Inhaber des Lehrstuhls für Sportmedizin setzt sich vehement für mehr Jugendsport ein.

Die Gründe, warum Kinder sich zu wenig bewegen, sind vielfältig, weiß Gabriel. Es sind nicht nur die Verlockungen von Fernsehen, PC und Musik. Zwar stehen bei Kindern und Jugendlichen Musik, TV und PC ganz oben auf der Werteskala und vor allem bei Jungen spielen Bildschirmzeiten eine ganz besondere Rolle. "Ganz wichtig ist aber das soziale Umfeld", sagt der Sportmediziner. An erster Stelle steht die Vorbildrolle der Eltern. Gabriel verweist auf empirische Untersuchungen, nach denen eine sportlich aktive Mutter die Chance verdoppelt, dass auch das Kind sportlich aktiv ist. Ein sportlicher Vater verdreifacht diese Chance sogar. "Sind beide Elternteile bewegungsaktiv, erhöht sich die Chance, dass auch das Kind Spaß an Bewegung hat auf das sechsfache", sagt Gabriel. 

Je älter Kinder werden, desto wichtiger wird das weitere soziale Umfeld. Für die Heranwachsenden treten Freunde und Mitschüler immer mehr an die Stelle der Eltern als Bezugspersonen für die Entwicklung von Wertvorstellungen. Da wirkt sich aus, ob im Freundeskreis Sport dominiert oder ob - angefangen bei der Zigarette - Drogen das soziale Image prägen. Wissensvermittlung alleine reicht da nicht aus, weiß Gabriel: "Deshalb ist es bedeutsam, den Kindern klare Wertvorstellungen mit auf den Weg zu geben". Es komme darauf an, sie stark zu machen und zu eigenständigen Entscheidungen zu befähigen. Sport kann nach seiner Überzeugung dazu beitragen, solche Wertvorstellungen zu entwickeln.

Prof. Gabriel bezeichnet es als vernünftig, den Jugendsport zu fördern. Dazu gehöre auch ausreichender Sportunterricht in den Schulen. Er hält vier Sportstunden pro Woche für notwendig. Denkbar wäre auch, Schule und Sportvereine enger zusammenzubringen. Dann sei auch das Ziel des Landessportbundes realistisch, die Zahl der in Sportvereinen aktiven Kinder von derzeit etwa einem Drittel auf die Hälfte zu steigern.idw

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