Wie behandeln, wann operieren?

Mandelentzündung bei Kindern

Es schmerzt im Hals und das Schlucken tut weh – typisch für eine Mandelentzündung. Was das Halsweh auslöst, wann du unbedingt zum Arzt musst, wie du deinem Kind am besten hilfst und wann die Mandeln wirklich raus müssen, liest du hier.

Autor: Dr. Andrea Schmelz

So macht sich eine Mandelentzündung bemerkbar

Mandelentzündung: Kind krank im Bett
Foto: © iStock, Steve Debenport
  • Leitbeschwerden sind Halsschmerzen, die teilweise ins Ohr ausstrahlen können, sowie Schluckbeschwerden, weshalb die kleinen Patienten appetitlos sind und die Nahrung verweigern (bei Baby Mandelentzündung = Trinkschwäche). 
  • Beim Blick in den Mund sind Rachen und Mandeln gerötet, die Mandeln sind geschwollen, oft zeigen sich auf den Mandeln weißlich-gelbliche Beläge (am häufigsten punktförmig = Eiter-Stippchen). 
  • Typischerweise lassen sich unterhalb des Ohres am Kieferwinkel vergrößerte, meist auch schmerzhafte Lymphknoten tasten.
  • Je nach Auslöser besteht bei viralen Infektionen meist leichtes Fieber und das Allgemeinbefinden ist nur mäßig beeinträchtigt. Bei bakteriellen Infektionen hingegen fühlt sich das Kind schwer krank, hat hohes Fieber, oft auch Kopf- oder Bauchschmerzen (letztere häufig zu Beginn der Erkrankung).
  • Je nach Erreger kann zusätzlich Ausschlag (meist ab dem 2. bis 3. Krankheitstag) auftreten.

Halsweh und Schluckbeschwerden: Diese Erkrankungen können dahinterstecken

  • Viral bedingte Entzündung von Rachen und Mandeln: Meist im Rahmen einer Erkältung, daher oft mit Schnupfen und Husten einhergehend, eventuell Hustenreiz und häufiges Räuspern, Schluckbeschwerden besonders morgens nach dem Aufwachen, allenfalls mäßiges Fieber. Häufigste Form der Mandelentzündung!
  • Eitrige Mandelentzündung (Streptokokken-Angina): Typischerweise hohes Fieber, starkes Krankheitsgefühl, häufig Bauchschmerzen, eventuell Erbrechen, Eiter-Stippchen auf den Mandeln, süßlich-übler Mundgeruch. Häufige Form der Mandelentzündung!
  • Scharlach: Ist eine Sonderform der eitrigen Mandelentzündung und beginnt zunächst wie diese, ab dem 2. bis 3. Tag kleinfleckiger, rauer („wie Sandpapier“) Hautausschlag, der sich von Achseln und Leistenregion auf den ganzen Körper ausbreitet, Gesicht gerötet, Gegend um den Mund herum bleibt blass, Zunge gerötet mit verdickten Zungenknospen („Erdbeerzunge“). Ebenfalls häufige Form der Mandelentzündung.
  • Pfeiffer´sches Drüsenfieber (Mononukleose): Durch Ebstein-Barr-Viren verursachte Erkrankung, die bei Kleinkindern häufig unbemerkt oder wie ein leicht fieberhafter Atemwegsinfekt abläuft. Typisches Bild frühestens ab dem Kindergartenalter (meist bei Jugendlichen), anfangs mit Abgeschlagenheit und Unwohlsein, dann Fieber, oft über mehrere Wochen, gerötete Mandeln mit weißlich-gelben Belägen, ausgeprägte, schmerzhafte Lymphknotenschwellung am ganzen Körper, vor allem aber am Hals, eventuell Bauchschmerzen durch Schwellung von Milz und Leber, gelegentlich Hautausschlag (jedoch fast regelmäßig, wenn fälschlich unter der Annahme einer eitrigen Mandelentzündung mit Penicillin behandelt wird!), später Müdigkeit und Abgeschlagenheit, oft über Wochen anhaltend. Seltener als die oben genannten Formen der Mandelentzündung.
  • Bakterielle Kehldeckelentzündung: Schwer krankes, unruhig-ängstliches Kind mit hohem Fieber, Schlucken ist so schmerzhaft, dass das Kind den Speichel aus dem Mund laufen lässt, kloßige Sprache (wie „heiße Kartoffel im Mund“), oft Atemnot oder röchelnde Atmung. Wichtig: Notarzt rufen, keinesfalls in den Mund schauen, es besteht die Gefahr eines reflexbedingten Verkrampfens des Kehlkopfes! Dank der Hib-Impfung inzwischen seltenes Krankheitsbild.

Wann musst du zum Arzt?

Um sicher zu unterscheiden, ob dein Kind an einer bakteriell oder aber viral bedingten Mandelentzündung leidet, ist ein Besuch beim Kinderarzt erforderlich. Scharlach mit typischem Hautausschlag erkennt der Arzt auf den ersten Blick, ansonsten kann ein Streptokokken-Schnelltest gemacht werden oder ein Rachenabstrich mit Bakterienkultur.

Bei hohem Fieber, weißlichen Belägen auf den Mandeln, Hautausschlag und/oder starkem Krankheitsgefühl solltest du noch am selben Tag zum Arzt gehen, während du bei leichtem Fieber und nur gering ausgeprägten Halsschmerzen auch einen bis zwei Tage abwarten kannst, ob die Beschwerden von selbst besser werden.

Achtung: Besteht Atemnot, kann dein Kind den Mund nicht öffnen und/oder nicht schlucken bzw. läuft ihm Speichel aus dem Mund, muss es sofort zum Arzt!

Muss ein Antibiotikum sein?

Die Gabe eines Antibiotikums ist natürlich nur bei bakteriell bedingten Formen der Mandelentzündung erforderlich, bei viralen Erkrankungen ist das Antibiotikum nutzlos bis ungünstig (Hautausschlag bei Pfeiffer´schem Drüsenfieber!). Bei Streptokokken-Angina und Scharlach ist die antibiotische Behandlung dringend zu empfehlen, da es ansonsten zu Folgeerkrankungen wie Rheumatischem Fieber (schmerzhafte Gelenkentzündung, Gefahr von späteren Herzklappenschäden) und Nierenentzündung (Glomerulonephritis) kommen kann. Wichtig: Auch wenn es deinem Kind unter einer antibiotischen Behandlung schon nach zwei Tagen besser geht, sollte es das Antibiotikum wie verordnet (meist zehn Tage lang) einnehmen!

Mit einer Mandeloperation sind Ärzte heute sehr zurückhaltend

Ärzte sind heute wesentlich zurückhaltender mit einer operativen Mandelentfernung (Tonsillektomie), da man weiß, wie wichtig die Mandeln für das Abwehrsystem sind. Selbst wenn dein Kind schon mehrmals Mandelentzündungen hatte, müssen die Mandeln nicht gleich raus. Erst bei mehr als sechs bis acht Mandelentzündungen pro Jahr wird heute eine Mandeloperation empfohlen und diese sollte möglichst erst nach dem vierten Geburtstag erfolgen.

Große Mandeln sind bei Kindern eine Folge der Auseinandersetzung des Abwehrsystems mit den verschiedenen Krankheitserregern und gelten daher als normal. Nur bei Atemnot, starkem nächtlichen Schnarchen mit Atemaussetzern oder Schluckbehinderung infolge massiv vergrößerter Mandeln müssen diese operativ verkleinert werden.

Wie du deinem Kind mit Bettruhe, Schonkost und einem Halswickel hilfst

So lange dein Kind Fieber hat, braucht es Schonung und sollte möglichst im Bett bleiben. Achte darauf, dass die Raumluft nicht zu trocken ist – du kannst z.B. eine Wasserschüssel auf die Heizung stellen. Unterstützend kannst du dem Wasser getrocknetes Thymiankraut, das du zwischen den Händen fein zerkleinert haben, zugeben.

Viel Trinken

Speziell bei Fieber sollte dein Kind ausreichend trinken. Biete Säfte besser verdünnt an, damit der entzündete Hals nicht durch die Fruchtsäure zusätzlich gereizt wird. Gib deinem Kind aus diesem Grund auch nichts Saures zu essen oder zu trinken (Zitrus- und Beerenfrüchte, Tomaten und damit zubereitete Speisen). Am leichtesten „rutschen“ bei einem wehen Hals flüssig-breiige Speisen wie Joghurt, Pudding, abgekühlter Grießbrei oder Milchreis, lauwarmer Kartoffelbrei oder schon etwas abgekühlte Grieß- oder Haferflockensuppe. Dein Kind darf auch Eis (besser kein Fruchteis!) lutschen.

Kann dein Kind schon gurgeln, beruhigt Kamillentee mehrmals täglich die gereizte Schleimhaut. Salbeitee wäre auch gut geeignet, schmeckt Kindern aber meist zu bitter.

Quarkwickel-Anleitung

Gut schmerzlindernd wirkt ein Halswickel mit Quark (am besten 20-prozentigen Sahnequark nehmen, weil der die Haut nicht austrocknet; Achtung: nicht bei Milchallergie!). Gib den zimmerwarmen Quark einen halben Zentimeter dick auf ein passend zusammengelegtes Stück Küchenrolle und lege dieses deinem Kind von vorne um den Hals (Nacken bleibt frei). Darüber kommt ein Wollschal. Der Quarkwickel bleibt so lange auf der Haut, bis die Masse trocken geworden ist.