Infektionswelle

Masern: Immer mehr Kinder erkranken

Die Zahl der Maserninfektionen steigt aktuell stark an. Und die letzte Epidemie ist noch gar nicht lange her – erst 2015 starb ein Berliner Kleinkind an der Infektionskrankheit. Schon damals diskutierten Politik und Öffentlichkeit über fehlenden Impfschutz und sogar eine Impfpflicht für Masern.

Impfung
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Viele Kinder sind betroffen

In Deutschland häufen sich die Maserninfektionen. Das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) meldet, dass die Zahl der Maserninfektionen in 2017 stark gestiegen ist, es gab drei Mal mehr Infektionen als im Vorjahr. Dr. Martin Terhardt, niedergelassener Kinder- und Jugendarzt aus Berlin, warnt vor Verharmlosung: „Erkrankungen im Säuglingsalter verlaufen anfangs oft ohne die typischen Symptome und erscheinen zunächst eher harmlos. Leider wissen wir, dass diese Infektionen gerade nach Erkrankung in den ersten Lebensjahren nicht selten zu gravierenden Spätfolgen führen können. Die chronische Maserngehirnentzündung tritt erst Jahre nach der eigentlichen Erkrankung auf und endet immer tödlich." Eine Infektion in den ersten Lebensjahren müsse deshalb unbedingt vermieden werden.

Da die erste Masernimpfung für Kinder ab 11 Monaten empfohlen wird, sind Säuglinge besonders gefährdet. Alle Menschen, die mit Babys in Kontakt kommen, sind deshalb aufgefordert, ihren eigenen Impfschutz zu prüfen. Das Gesundheitsamt Duisburg weist außerdem darauf hin, dass in der aktuellen Situation vom Kinderarzt erwogen werden kann, die erste Masernimpfung bereits ab dem Alter von 9 Monaten durchzuführen. 

Zum Vergleich: Im gesamten Jahreszeitraum 2014 lag die Zahl der Masererkrankungen, die an das Robert-Koch-Institut gemeldet wurden, bundesweit bei 442 Fällen. Im Folgejahr schnellte die Anzahl dann aufgrund einer Masernepidemie auf 2.464 Fälle hoch. Die Verunsicherung ist nach der Epidemie im Jahr 2015, bei der auch ein Kleinkind starb, groß. „Wir brauchen jetzt eine konzertierte Aktion von Gesundheitspolitikern aller Parteien und von den Ärzteverbänden, um eine große Impfwelle in Gang zu setzen", sagte schon damals beispielsweise der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der Zeitung. Und Bundesgesundheitsmininster Hermann Gröhe kritisierte die Argumente von Impfgegnern als "Angstmache" und nannte sie "verantwortungslos".

Brauchen wir eine Impfpflicht?

Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, sprach sich sogar für eine Impfpflicht aus: "Eltern in Deutschland haben immer noch das Recht, ihren Kindern den Impfschutz vorzuenthalten und Flüchtlingskinder erhalten nur Zugang zu einer eingeschränkten Gesundheitsversorgung ohne Prävention. Beides sind unhaltbare Zustände, die schleunigst behoben werden müssen." Kritik gegen eine grundsätzliche Impfpflicht gab es indessen von den Grünen und der Linken.

Masern: Keine harmlose Kinderkrankheit

Laut Epidemiologischem Bulletin des RKI gelten Masern als eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten überhaupt. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass im Jahr 2013 rund 146.000 Kinder an den Masern starben. Als gefürchtete Komplikationen der Masern gelten Hirnhaut- und Lungenentzündungen. Neue Auswertungen des Robert-Koch-Institutes haben jedoch ergeben, dass im Jahr 2013 hierzulande 150.000 Kinder zum empfohlenen Zeitpunkt nicht vollständig und weitere 28.000 Kinder gar nicht gegen Masern geimpft waren.

 

Wichtige Fakten rund ums Impfen

Auch wenn die Empfehlungen der STIKO als medizinischer Standard gelten, die Entscheidung ihr Kind gegen so genannte Kinderkrankheiten impfen zu lassen, liegt nach wie vor bei den Eltern. Sie entscheiden, ob ihr Kind geimpft wird, welche Impfungen wahrgenommen werden und in welchem Alter geimpft wird. Viele Eltern richten sich einfach nach dem Impfplan der Ständigen Impfkommission. Manche aber fühlen ein Unbehagen dabei, ein Baby bereits zahlreichen Impfungen auszusetzen und fragen sich, ob Sechsfachimpfstoffe wirklich das Richtige sind und ob man manche Impfungen auch später durchführen kann. In unseren Artikeln zum Thema erhalten Sie Antworten auf diese und andere Fragen zum Impfen:

Diese Impfungen empfiehlt die STIKO für Kinder

Die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) ist laut Infektionsschutzgesetz beauftragt, Impfempfehlungen auszusprechen. In diesem Rahmen veröffentlicht das RKI auch den Impfkalender für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die darin empfohlenen Impfungen haben wir hier aufgelistet: