Hintergrund

Osteopathie: Woher sie kommt und wo sie heute steht

Autor: Kathrin Wittwer
Schwangere Osteopathie Behandlung
Foto: © Verband der Osteopathen Deutschland e.V.

Nachsorge beim Osteopathen

Die Osteopathie ist eine relativ junge Heilmethode. Erst 1874 wurde sie in Amerika von Andrew Taylor Still entwickelt. Der Arzt suchte für Fälle, in denen die Schulmedizin nicht weiterkam, alternative Behandlungsmethoden. Der Name Osteopathie, „das Leiden von den Knochen“, stammt von Stills anfänglichen Studien des menschlichen Skeletts. Er beschäftigte sich ausführlich mit der Anatomie des Menschen, entdeckte dabei die Zusammenhänge aller Körpersysteme, die Bedeutung der Bewegung. Und er entdeckte, dass der Mensch Selbstheilungskräfte besitzt, die man stimulieren und darüber Gesundungsprozesse in Gang setzen kann. Dafür reichten, fachgerecht angesetzt, schon behutsame Handbewegungen. Die Schulmedizin war zunächst skeptisch, sein Erfolg jedoch überzeugend. Still gründete eine Osteopathieschule, Schüler trugen sein Wissen in die Welt, entwickelten Behandlungsmethoden und Techniken weiter. In den USA sind ausgebildete „Doctors of Osteopathy“ heute mit Schulmedizinern gleichgestellt. Ein Blick in andere Länder wie Frankreich, Belgien, England, Australien oder die skandinavischen Staaten zeigt, dass die Osteopathie auch hier schon deutlich verbreiteter ist als bei uns. Vielerorts ist ein Besuch mit dem Baby zur Geburtsnachsorge beim Osteopathen Normalität.

Ergänzung zur Schulmedizin

In Deutschland begann nach zögerlichen Anfängen in den 1950ern erst Ende der 80er eine stärkere Verbreitung. Seit einigen Jahren erlebt die Osteopathie einen regelrechten Boom. Dem Verband der Osteopathen Deutschlands (VOD), der vor zehn Jahren 127 Mitglieder zählte, gehören heute über 2.000 Osteopathen an. Sie vermelden stetig steigende Patientenzahlen, in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern. Die Osteopathie gilt als Komplementärmedizin, das heißt als eine Ergänzung zur Schulmedizin. In erster Instanz, ohne Konsultation anderer Ärzte, darf sie nur durch Ärzte und Heilpraktiker mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation praktiziert werden. Osteopathisch arbeitende Physiotherapeuten dürfen Patienten nur nach vorherige Diagnose und Anweisung eines Arztes behandeln. Ausbildungen werden von verschiedenen Schulen und Akademien durchgeführt, einheitliche Inhalte gibt es nicht. Eine staatliche Kontrolle existiert derzeit nur in Hessen. Hier wurde 2008 mit einer Verordnung festgelegt, dass nur Osteopathen mit einer nachweislich umfangreichen Weiterbildung sich auch so nennen dürfen. Bis sich so etwas bundesweit durchsetzt, gilt oberste Sorgfaltspflicht bei der Therapeutenauswahl. Eine Empfehlungsliste hat der VOD auf seiner Homepage unter www.osteopathie.de gelistet. Speziell für Kinder hilft das Mitgliederverzeichnis der Deutschen Gesellschaft für Kinderosteopathie (DGKO) unter www.kinderosteopathen.de weiter.

Die Kosten für die Behandlung übernehmen, je nach Tarif teilweise oder ganz, die privaten Versicherungen. Auch einige gesetzliche Kassen (z.B. DAK, TKK, SBK, BKK Mobil Oil; Stand August 2012) bezuschussen die Therapie unter bestimmten Voraussetzungen.