Eizelle

Ohne die Eizelle wäre die menschliche Fortpflanzung undenkbar. Umso größer ist ihre Bedeutung für Frauen. Lesen Sie hier Wissenswertes über die Eizelle.

Die Eizelle – der weibliche Beitrag zur Fortpflanzung

Eizelle
Foto: © fotolia.com/ Sebastian Kaulitzki

Die Eizelle, auch Oozyte oder Ovum genannt, ist die weibliche Keimzelle, aus der nach der Verschmelzung mit einem Spermium ein neuer Mensch entsteht. Anders als das Spermium bringt die Eizelle nicht nur eine Hälfte des genetischen Erbmaterials mit, sondern auch das Zellwasser und andere für die Entwicklung des neuen Lebens wichtige Zellbestandteile.

Jedes Mädchen kommt bereits mit Hunderttausenden unreifen Eizellen (Follikel) in den Eierstöcken zur Welt. Mit der Pubertät setzt der Zyklus ein, in dessen Verlauf monatlich je eine Eizelle heranreift und beim  Eisprung in den Eileiter abgegeben wird, wo sie von einer Samenzelle befruchtet werden kann. Früher ging man davon aus, dass jede Frau mit einer begrenzten Anzahl an Urkeimzellen geboren wird und somit irgendwann alle Zellen „aufgebraucht” sind. Heute weiß man, dass es auch im Erwachsenenalter noch Eistammzellen in den Eierstöcken gibt, die sich zu Eizellen teilen können. Wie die Eizellen beschaffen sind und wie wichtig sie für die Fortpflanzung sind – urbia gibt eine kleine Einführung zur Eizelle.

Der Aufbau einer Eizelle

Zu Beginn des  weiblichen Monatszyklus reift in einem komplizierten, hormonell gesteuertem Reifungsprozess eine Eizelle heran und verlässt etwa in der Zyklusmitte den Eierstock. Die menschliche Eizelle hat eine Größe von 0,11 bis 0,14 mm (Durchmesser). Obwohl sie zum Beispiel im Vergleich zu denen der Vögel oder Reptilien sehr klein ist – das ist damit zu erklären, dass der Nachwuchs von Säugetieren über den Mutterkuchen ernährt wird – ist sie für das menschliche Auge doch immer noch sichtbar. Die menschliche Eizelle ist von einer dicken äußeren Hüllschicht umgeben, die die Bindung der Samenzelle an die Eizelle fördert. Darunter verbergen sich weitere Schichten mit jeweils eigenen Funktionen wie der Perivitellin-Raum, in dem sich überschüssige DNA befindet, und die Zellmembran, die für die richtige Umgebung sorgt. Im Inneren der Eizelle befindet sich schließlich der Zellkern mit dem genetischen Material der Frau, das aus einem Satz von 23 Chromosomen besteht – die fehlenden 23 Chromosomen für eine teilungsfähige Zelle bringt das Spermium des Mannes mit. Neben der DNA befinden sich im Kern der Eizelle außerdem noch Bläschen, die wichtige Nährstoffe für die Embryonalentwicklung enthalten.

Die Eizelle erfüllt ihre Funktion: die Befruchtung

Nach dem Eisprung begibt sich die Eizelle über den Eileiter in die Gebärmutter. Trifft sie innerhalb der nächsten 24 Stunden auf ein Spermium, stehen die Chancen für eine  Befruchtung gut. Das Spermium ist mit allem ausgestattet, was es braucht, um die dicke Schutzhülle der Eizelle zu durchdringen und mit der Eizelle zu verschmelzen. Sobald dies geschieht, verändert die Schutzhülle ihre Struktur – die Eizelle wird für andere Spermien undurchdringlich. Aus den Zellkernen der Ei- und der Samenzelle entsteht eine Zygote mit einem vollständigen Chromosomensatz von 46 Chromosomen. Bereits jetzt stehen die wesentlichen Merkmale des Kindes fest, das sich aus der Zygote entwickeln wird.

Da eine Frau in ihrem Leben nicht unbegrenzt viele Eizellen produziert und sich deren Qualität außerdem mit zunehmendem Alter verschlechtert, fühlen sich viele Frauen von dem sogenannten Ticken der biologischen Uhr unter Druck gesetzt. Heute ist es jedoch möglich, Eizellen einfrieren zu lassen, um sie später zu verwenden.

Eizelle einfrieren – wie funktioniert das?

Der Begriff Social Freezing ging durch die Medien, als bekannt wurde, dass Facebook und Apple den weiblichen Mitarbeitern das Einfrieren der Eizellen finanzieren, damit diese sich ohne das Ticken der biologischen Uhr im Nacken auf ihre Karriere konzentrieren können. Der Hintergrund für diese Firmenleistung: Laut US-Regierungsangaben warten 20 Prozent der Frauen in den USA mit dem Kinderkriegen bis sie 35 Jahre alt sind, jedoch habe jede dritte Frau zwischen 35 und 39 Schwierigkeiten schwanger zu werden. Indem unbefruchtete Eizelle in jungen Jahren eingefroren werden, soll diese Problem entgegen gewirkt werden. Allerdings ist eine Schwangerschaft durch dieses Prozedere nicht garantiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei anschließender  künstlicher Befruchtung die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnistet, liegt bei 8 bis 10 Prozent. Der Erfolg der Befruchtung hängt nicht zuletzt auch vom Alter der Frau zum Zeitpunkt der Befruchtung ab.

Auch in Deutschland kommt ist es inzwischen immer häufiger vor, dass Frauen ihre Eizellen einfrieren lassen. Viele Kinderwunschkliniken bieten diese Leistung an. Wie funktioniert das sogenannte „Social Freezing” genau? Im Grunde so, wie die Bezeichnung es vermuten lässt: Der Frau werden unbefruchtete Eizellen entnommen und eingefroren, um sie bei einem späteren  Kinderwunsch befruchten und wieder einpflanzen zu können. Damit das möglich wird, muss sich die Frau etwa 10 bis 14 Tage lang einer Hormonstimulation unterziehen, um die Reifung mehrerer Eizellen in den Eierstöcken anzuregen. Im Anschluss erfolgt die vaginale Entnahme der Eizellen, die unter einer kurzen Narkose durchgeführt wird. Auch wenn für die Befruchtung theoretisch eine einzige Eizelle ausreicht, werden sicherheitshalber gleich 10 oder besser noch 15 Zellen entnommen. Je mehr Zellen, desto größer ist die Chance auf ein Kind. In flüssigem Stickstoff werden die Zellen dann schockgefrostet und bei -196 °C gelagert. So können sie je nach Einfriertechnik jahre- oder sogar jahrzehntelang überleben. Entscheidend für die Qualität der Eizellen ist das Alter der Frau zum Zeitpunkt der Entnahme. Mediziner empfehlen ein Alter von 25 Jahren, weil sich bereits mit Ende 20 die Eizellreserve reduziert und die Qualität der Eizellen abnimmt.

Die Kosten für die Behandlung sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Entnahme und Einfrieren der Eizellen können bis zu 8.000 Euro kosten, die Lagerung der Eizellen bis zu 400 Euro im Jahr. Auch die spätere künstliche Befruchtung ist mit Kosten von etwa 2.000 Euro verbunden, die wie der gesamte Eingriff nicht von der Krankenkasse übernommen werden.