Ran an den Herd!

Kochen mit Kindern

Manschen, kneten, rühren, schnibbeln - in jedem Alter gibt es für kleine Köche eine passende Aufgabe in der Küche. Und Selbstgekochtes schmeckt auch viel besser - auch wenn sich etwas Gesundes darunter verbergen sollte. Da sehen Eltern gerne über die ein oder andere Kleckerei hinweg.

Autor: Christiane Bertelsmann

Manschen und rühren: Köche im Kleinkindalter

Jungs mit Ruehrschuessel
Foto: © iStockphoto.com, JHLloyd

Wie ein Magnet zieht die Küche schon kleinste Kinder an. Krabbelkinder lieben die Töpfe im Schrank. Wenn man dann noch mit dem Kochlöffel draufhauen darf, umso besser. „Das ist eigentlich der erste Schritt zum Kochen“, sagt die Münchner Ernährungswissenschaftlerin und Kinderkochschulenbetreiberin Susanne Klug. Auch wenn noch kein Gemüse im Topf schwimmt – das Gefäß ist schon mal vertraut.

Richtig los geht’s, sobald die Nachwuchsköche sicher stehen können. Dann dürfen sie auch mal rühren. Mit einem großen Kochlöffel das Suppengemüse durcheinanderwirbeln. Natürlich nur, wenn es noch nicht heiss ist. Oder den Kakao in die Milch einrühren. Mutter oder Vater halten dann den Becher fest, damit es keine Sauerei gibt. Was auch im Kleinkindalter geht: Kartoffeln stampfen. Oder Bananen mit der Gabel zerdrücken. Voraussetzung, wenn Sie nicht die ganze Zeit über daneben stehen wollen, ist eine hohe Sauerei-Toleranz.

Und noch etwas: Seien Sie nicht enttäuscht, wenn die Mini-Köche noch nicht lange an der Schüssel stehen mögen. Fünf Minuten sind für ein Kleinkind schon eine ganz gute Leistung. Deshalb: geben Sie den jungen Helfern kleine, überschaubare Aufgaben: Mehl in die Knetschüssel kippen, mit dem Schneebesen Kakaopulver und Milch vermischen.

Kneten und schmieren: Köche im Kindergartenalter

Nach der Rühr-Phase kommt die Knet-Phase. „Kinder lieben Teig“, weiß Susanne Klug, „wie aus Eiern, Butter und Mehl eine völlig anders aussehende Masse wird, findet jedes Kind faszinierend.“ Stimmt voll und ganz – kneten ist ein Erlebnis für alle Sinne: da passiert was, man fühlt, wie der Teig durch die Wärme der Hand eine andere Temperatur annimmt. Er duftet – und er schmeckt gut. Kindergartenkinder schaffen es schon problemlos, Plätzchen auszustechen und zu verzieren. Apropos ausstechen: das geht auch mit Wurst oder weichem Käse. Und ein Käsebrot mit Herzkäse belegt schmeckt gleich doppelt so gut.

Kids im Kindergartenalter dürfen auch schon mal zum (stumpfen) Messer greifen – zum Beispiel, um Brote zu bestreichen. „Das schult die Feinmotorik enorm“ sagt Susanne Klug, „die Kids müssen selbst herausfinden, wie sie das Messer halten, mit wie viel Druck sie streichen müssen. Sie merken ganz schnell: Im Faustgriff klappt das nicht.“

Angehende Bäckermeister lernen, mit dem Backpinsel den Kuchen zu glasieren. Dann noch ein paar bunte Zuckerperlen drauf – lecker!

Schnibbeln und brutzeln: Kochen mit Schulkindern

Jetzt macht’s richtig Spass: Unter Aufsicht können Schulkinder schon ganz viel – je nach Entwicklungsstand: Gurken und Karotten schälen, mit einem scharfen Messer kleinschnibbeln, Eier aufschlagen, Eier trennen. „Macht nichts, wenn was daneben geht“, beruhigt Susanne Klug, „die Routine kommt, je häufiger man die Kinder machen lässt. Und vor allem: nicht schimpfen.“

Keine Angst vor scharfen Messern. Wenn man sie gut anleitet, begreifen Kinder schnell, wie man Messer handhaben muss. Die wichtigsten Regeln: Messer vom Körper weg halten, gerade schneiden, Abstand zwischen Halte-Hand (die hält das Schnittgut) und Schneide-Hand beachten. Schneide-Neulinge beginnen mit weicheren Speisen (Käse oder Kochschinken). Wenn das gut klappt, kommen Karotten und Salatgurken unters Messer. Zwiebeln sind was für Profis. Auch hier braucht’s anfangs ein paar Handreichungen durch den erwachsenen Küchenchef. Also Zwiebeln erstmal in der Mitte durchschneiden, damit sie nicht wegkullern, dann kleinwürfeln. Zum Kochen gehört auch das Aufräumen und Saubermachen. Auch da: Kinder mit einbeziehen. „Nach jedem Kochschritt aufräumen – das minimiert das Chaos“, rät Susanne Klug.

Je älter die Kinder sind, desto mehr wollen und können sie in der Küche, weiß Susanne Klug aus ihrer Erfahrung in der Kinderkochschule: „Mit den Zehnjährigen kann man schon überlegen, welche Speisen zusammenpassen. Ich mache mit den Großen Nudelteig. Manche rollen schon Sushi oder backen kleine Törtchen.“

Kochen – aber sicher

Gefahrenquelle Küche: Heisse Herdplatten, spitze Messer, kochendes Wasser – in der Küche kann viel passieren. Doch wenn Sie diese Sicherheitsregeln beachten, sind die jungen Köche vor Gefahren geschützt.

  • Für festen Stand sorgen: Damit Jungköche gut arbeiten können, brauchen sie ein kleines Podest. Nicht den kippeligen Küchenstuhl, sondern lieber eine fest stehende Obstkiste oder den Tritt aus dem Badezimmer.
  • Achtung Messer: bei kleinen Kindern haben scharfe spitze Messer nichts verloren. Lieber wegpacken. Größeren Kinder lernen Schritt für Schritt, wie sie mit den Messern umgehen können.
  • Stecker raus: gilt für Stand- und Stabmixer genauso wie für den Wasserkocher - gerade bei sehr jungen Küchenkräften. Weg damit: schwere Fleischklopfer und andere Gegenstände, die auf die Füße fallen könnten.
  • Schubladen sichern.
  • Heisse Töpfe und Pfannen: immer mit dem Griff nach hinten aufstellen, so kommen Topfgucker erst gar nicht in die Versuchung, dran zu ziehen.
  • Für kleinere Kinder gilt generell: Finger weg vom Herd. Ab dem Schulalter und je nach Körpergröße können Kinder (unter Aufsicht) auch direkt am Herd kochen. Wichtig dabei: der Topf muss fest auf der Platte stehen. Vorsicht bei spritzendem Fett oder zu stark sprudelndem Wasser.
  • Backofen: ab zehn oder älter dürfen Kinder, geschützt mit dicken Backhandschuhen und/oder Topflappen Kuchen, Auflauf, Pizza & Co. selbst aus dem Backofen holen. Bei den ersten Begegnungen mit dem Backofen sollen Sie als Eltern allerdings daneben stehen.

Lasst Eure Kinder kochen: Interview mit Hilton-Küchenchef

Ein Interview mit Leander Roerdink-Veldboom, Küchenchef im Hilton Berlin und Leiter der Kinderkochkurse „My little Hilton“:

Warum bringen Sie Kindern kochen bei?

Leander Roerdink-Veldboom: Kinder sind nichts so voreingenommen wie Erwachsene. Erwachsenen fällt es sehr schwer, von ihren Einkaufs- und Essgewohnheiten wegzukommen. In den Kinderkochkursen erlebe ich immer wieder, wie neugierig und offen die Kids an das Thema Essen und Kochen rangehen. Damit stecken sie ihre Eltern an. Das kann man gut mit Kinderliedern vergleichen: Wenn kinder danach fragen, dann lernt man die Lieder selbst wieder.

Was kochen Kinder besonders gerne?

Leander Roerdink-Veldboom: Wenn ich Kinder nach ihren Lieblingsgerichten frage, geht das meistens in die Richtung Spaghetti – Pizza – Pommes. Das muss ja alles nicht verkehrt sein. Wichtig ist nur, dass man nicht immer und nicht nur zu Fertigprodukten greift. Ein Beispiel: Gerade Fertigpizza hat zu viel Fett. Wenn ich mit Kindern Pizza mache, bekommt die einen Vollkornteig. Obendrauf legen wir frische Tomaten, keine fertige Tomaten-Ketchup-Soße. Wenn man dann noch die fette Salami durch Putenfleisch ersetzt und statt fertigem Reibkäse Mozzarella nimmt, kann man eigentlich nichts falsch machen. Das schmeckt und ist wirklich kinderleicht zuzubereiten.

Ab welchem Alter können Kinder ans Thema Kochen herangeführt werden?

Leander Roerdink-Veldboom: Je früher, desto besser. Eigentlich, sobald sie feste Nahrung zu sich nehmen können. Ich habe meinen Sohn von Anfang an alles probieren lassen. Noch ein Trick: Seien Sie Vorbild. Wenn Ihr Kind sieht, wie Sie am Herd stehen, Gemüse schneiden, Teig kneten, dann will es mittun.

Wie motiviert man Kinder zum Kochen?

Leander Roerdink-Veldboom: Ganz bestimmt nicht, indem man Kinder zum Kochen zwingt. Das macht sie nur noch bockiger. Lassen Sie Kochmuffel zuschauen, laden Sie ein paar andere Kinder ein. Sie werden sehen, nach kürzester Zeit siegt die Neugierde.

Wenn Erwachsene für Kinder kochen – auf was muss man achten?

Leander Roerdink-Veldboom: Nichts überwürzen. Kinder haben sehr feine Geschmacksnerven. Ich fahre immer gut damit, nach dem Ampelprinzip zu kochen. Also jeden Tag rote, gelbe und grüne Nahrungsmittel: rote Paprika, grünen Salat, gelbe Bananen. So stimmt der Vitamingehalt optimal.

Hat es Auswirkungen auf die späteren Ernährungsgewohnheiten, wenn Kinder früh ans Kochen herangeführt werden?

Leander Roerdink-Veldboom: Definitiv ja. In meinen Kochkursen habe ich erlebt, dass Kinder, die vorher nie Fisch gegessen hatten, plötzlich Rochen probiert haben. Mein Appell an die Eltern: Lasst Eure Kinder kochen, lasst sie probieren. Das ist schon fast ein Garant dafür, dass sie auch später mal gerne am Herd stehen und sich gesund ernähren.

Zum Weiterlesen:

  • Susanne Klug: Gesund essen mit Spass. GU Ratgeber Kinder, 12,90 Euro
  • Susanne Klug: Die Kinderküche. Kochen, schmecken, entdecken. Mosaik-Verlag, 15,95 Euro
  • Basic Cooking for familiy. Alles, was Großen und Kleinen richtig gut schmeckt. GU Verlag, 15 Euro
  • Alexander Herrmann: Kochspass für Kinder, GU-Verlag, 16,90 Euro
  • Mit 100 Sachen durch die Küche. Was Jungs gerne essen und gerne kochen. Hanser-Verlag, 16,90 Euro