Schwanger

Mein schwieriger Abschied von der Zigarette

Dem Baby zuliebe auf die Zigaretten zu verzichten - das fällt manchmal gar nicht so leicht. Geschafft hat Andrea Grüten es dann doch - meistens.

Autor: Andrea Grüten

Tausche Glimmstängel gegen Baby

Frau zerbricht Zigarette iStock Soyhan
Foto: © iStockphoto.com/ Soyhan

"Sie sind schwanger." Ich? Das gibt es doch gar nicht. Oder doch? Liebevoll streiche ich über meinen noch nicht vorhandenen Bauch. Siebte Woche, hat der Arzt festgestellt. Ich spüre überhaupt nichts. Doch, ein Bauchkribbeln. Aber das nur vor Aufregung. Auf den freudigen Schreck zünde ich mir im Auto erstmal eine Zigarette an. Oh, Gott! Das muss ich ja wohl jetzt aufhören. Hier geht es schließlich nicht mehr nur um mich und meine Gesundheit. Damit ruiniere ich auch die meines Babys. Ob ich es schaffe, endlich auf die Glimmstängel zu verzichten? Schließlich habe ich im Büro all die Jahre beidhändig geraucht, brauchte teilweise kein Feuerzeug mehr.

Doch die Vorstellung, dass in meinem Bauch ein kleines Etwas nach Luft schnappen muss, weil ich die Sucht nicht in den Griff bekomme, ist furchtbar. Nichtsdestotrotz genieße ich diese letzte Zigarette bis zum bitteren Ende. Irgendwann habe ich mal gelesen, dass eine starke Raucherin nicht ganz aufhören soll, weil schon das Baby dann Entzugserscheinungen bekommen kann. Alles Quatsch, sagt mein Frauenarzt. Wie soll ein Embryo Entzugserscheinungen haben? Das ist typisch. Schon erfinde ich wieder die ersten Ausreden - vielleicht kann man doch ein bis drei Zigaretten am Tag rauchen. Nur eben nicht auf Lunge und ganz leichte... Nein und nochmals nein - denk an dein Baby.

Im Büro nur dichter Qualm - und ich mittendrin

Im Büro angekommen, sehe ich überall qualmende Kollegen. Sie wissen noch nichts von meinem Glück. Deshalb kann ich mir noch eine gönnen. Die letzte! Fest versprochen Kleines, sage ich wieder in Richtung Bauch. Das ist ja schlimmer, als wenn man vom Zahnarzt kommt und eben erst einen Zahn gezogen bekommen hat. Ich erinnere mich noch gut - da habe ich auch an jeder Ecke Leute gesehen, die gegessen oder geraucht haben. Es war furchtbar, plötzlich einfach nichts mehr zu dürfen. Stunden ziehen sich da wie Kaugummi. Wie wird das erst in den nächsten Monaten?

Warum kann man das nicht einfach lassen?

Meinem Mann kann ich damit nicht kommen. Er ist erklärter Nichtraucher. Abgesehen davon schwirren ihm bei der Neuigkeit andere Dinge durch den Kopf als die blöde Quarzerei. Ich glaube, er kommt gar nicht auf die Idee, dass mich das beschäftigt, unter anderem natürlich. Abgesehen davon würde er mir gerade jetzt vorrechnen, was meine täglichen Zigaretten so kosten. Ich höre plötzlich wieder meinen Vater. Als ehemaliger Raucher gehört er heute zu der Gattung "unerträglicher, militanter Nichtraucher": "Da kannst du ja gleich einen Fünfeuroschein anzünden", sagt er stets drohend.

Kurz und gut. Ich habe die Monate der Schwangerschaft auch ohne den blauen Dunst überstanden. Ab und zu musste es halt mal sein. Aber mit einem furchtbar schlechten Gewissen und schlaflosen Nächten. Und immer wieder die Überlegung: Warum kann man das nicht einfach lassen? Das Leben ist doch so schön, wieso soll man es durch so einen Blödsinn verkürzen? Belohnt wurde ich für meine (na ja) Stärke am Ende mit 4000 Gramm und 51 Zentimeter neuem Leben.