Körperschmuck mit Kugelbauch

Tattoos und Piercing in der Schwangerschaft

Sexy Tattoos knapp über dem Hosenbund, Bauchnabel-Piercings und Intimrasuren sind längst keine Ausnahme mehr, sondern für viele Frauen Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Doch was, wenn ich schwanger bin? Verzieht sich das Tattoo? Muss das Piercing raus? Klappt rasieren mit Schwangerschafts-Bauch? Hier gibt es Antworten.

Autor: Maja Roedenbeck

Tattoos in der Leiste der Frau verlieren die Form

Frau Piercing Tatoo
Foto: © iStockphoto/ tacojim

Ein verantwortungsbewusster Tätowierer weist junge Frauen, die sich ein Tattoo in der Leiste oder auf dem Bauch wünschen, darauf hin, dass sie sich das noch einmal überlegen sollten, wenn sie Kinder bekommen wollen. Denn in den seltensten Fällen sehen die Motive an diesen Stellen nach einer Schwangerschaft genauso aus wie vorher. Tattoo-Künstler Maik Frey, der das Studio „Wilde 13 Tattoo“ in Esslingen betreibt, hat schon viele traurige tätowierte Mamas gesehen: „Aus einem kleinen Delfin wird bis zum neunten Monat ein gigantischer Wal und danach ein verzogener Delfin, dessen einstmals gerade Linien von den Unebenheiten der  Schwangerschaftsstreifen durchbrochen sind.“ Schuld ist das schwache Bindegewebe der Frauen.

Verzogene Tattoos können durch Nach-Tätowieren repariert werden. „Das gibt ganz gute Ergebnisse, aber perfekt wird es nicht“, weiß Maik Frey, der auch als Pressesprecher des Deutsche Organisierte Tätowierer (DOT) e.V. tätig ist, und rät den betroffenen Frauen, unbedingt zu einem Tätowierer zu gehen, der Erfahrung mit Schwangerschaftsstreifen hat. „Bei einem kleinen Tribal kann man die Schnörkel insgesamt etwas breiter stechen, um die Unebenheiten einzufangen. Ein größeres Tattoo mitten auf dem Bauch muss man nach der Schwangerschaft meist komplett neu stechen.“ Die Kosten für die Reparatur können nicht pauschal beziffert werden, da sie von Größe, Aufwand und Körperstelle des Motivs abhängen.

"Arschgeweih" kann PDA unmöglich machen

Eine Vorwarnung ist auch bei umgangssprachlich „Arschgeweih“ genannten Tätowierungen angebracht, denn es kann passieren, dass sich der Anästhesist im Kreißsaal weigert, einer am unteren Rücken tätowierten Frau unter der Geburt eine PDA zu setzen. Wenn die Haut dort zu sehr verfärbt ist, kann er den Bereich zwischen den Lendenwirbeln vielleicht nicht exakt lokalisieren, in den er die Punktionsnadel stechen muss. Außerdem dürfen die Farbpigmente nicht in den empfindlichen Rückenmarkskanal in der Wirbelsäule gelangen, weil sie dort Schaden anrichten könnten.

Gelegentlich kommen Frauen ins „Wilde 13 Tattoo“-Studio, die bereits schwanger sind und sich tätowieren lassen möchten. Maik Frey tätowiert bis zum dritten Schwangerschaftsmonat, wenn sich die Frau in einem guten gesundheitlichen Allgemeinzustand befindet, danach nicht mehr. Der Gynäkologe Dr. Christian Albring aus Hannover hat grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden: „Die meisten meiner Kollegen sehen das heute nicht mehr so konservativ. Natürlich besteht immer das Risiko einer Infektion, aber dagegen kann die Frau nach Absprache mit dem Arzt auch in der Schwangerschaft bestimmte lokale oder systemische Antibiotika wie Penicillin einnehmen, die nicht durch den Mutterkuchen zum Fötus gelangen.“

Während der Schwangerschaft nur kleine Motive stechen - oder warten

Ein paar Bedingungen hat Dr. Albring aber doch: Während der Schwangerschaft sollten nur kleine Motive tätowiert werden, damit sich Schmerzen und Stress für Mutter und Kind in Grenzen halten und der Körper durch die Farbpartikel-Fremdkörper nicht zu sehr gereizt wird. Und es dürfen nur Farben benutzt werden, die laut der seit Mai 2009 geltenden Tätowiermittelverordnung mit ihren strengen Grenzwerten für Schwermetalle und andere Giftstoffe zugelassen sind. „Lassen Sie sich die Farben zeigen, notieren Sie sich den Hersteller und erfragen sie dort telefonisch, ob die Farben in der Schwangerschaft unbedenklich sind“, rät der Frauenarzt.

Wer auf Nummer sicher gehen und die erhöhte Komplikationsgefahr vermeiden will, wartet mit dem neuen Tattoo besser bis nach der Schwangerschaft – das wäre auch die Empfehlung des Gynäkologen. So manche Frau kommt jetzt auf die Idee, störende Schwangerschaftsstreifen, die auf dem Bauch zurückgeblieben sind, mit einem schönen Motiv zu überdecken. Grundsätzlich lassen sie sich tatsächlich ganz gut erst-tätowieren, doch Maik Frey vom DOT e.V. dämpft die Erwartungen: „Während schwangerschaftsbedingte Besenreiser oder Krampfadern an den Waden unter einem Tattoo wirklich nicht mehr zu sehen sind, werden die übertätowierten Narben in der Bauchhaut immer ein wenig glänzen und sich hervorwölben.“

Piercings in der Schwangerschaft auswechseln

Auch beim Thema Piercing in der Schwangerschaft bleibt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V., locker: „Meist erledigt sich das Problem von selbst. Die Frauen merken, dass Ihnen der Metallschmuck in den anschwellenden Schamlippen oder im Nabel auf dem prallen Bauch unangenehm wird und legen ihn freiwillig ab.“ Bei den Vorsorgeuntersuchungen oder beim Ultraschall stören kleinere Ringe oder Stäbchen meist nicht. „Bis zur 20. Woche liegt die Schwangerschaft ohnehin unterhalb des Bauchnabels, aber auch danach fahre ich mit dem Ultraschallkopf um den Nabel herum, weil das vernarbte Gewebe sowieso keinen Blick ins Innere zulässt“, so Albring. „Nur wenn ich genauer hinschauen muss, weil ich befürchte, dass etwas mit dem Fötus nicht stimmt, bitte ich die Frau, das Piercing herauszunehmen.“

Bis zum letzten Drittel ist das Piercing kein Problem

Spätestens im letzten Drittel der Schwangerschaft muss das Bauchnabelpiercing dann aber doch ausgetauscht werden, denn das Loch droht unter der zunehmenden Spannung zu reißen. „Wenn die Frau es nach der Geburt wieder tragen möchte und das Loch nicht zuwachsen soll, gibt es zwei Alternativen: einen anatomischen Stecker aus PTFE-Kunststoff oder medizinischem Silikon als Platzhalter oder ein modisches Schwangerschaftspiercing aus demselben Material, das mit zwei verschieden langen Stäbchen für die ersten sechs und für die letzten drei Monate geliefert wird“, weiß Martina Lehnhoff, Vorsitzende der European Association for Professional Piercing (EAPP). Die hübschen Schwangerschaftspiercings mit Baby, Storch oder Glitzersteinchen sind biegsam und wachsen mit, je nach Anbieter kosten sie rund 10 bis 30 Euro. Bei der Geburt oder beim Kaiserschnitt müssen sie jedoch im Gegensatz zum einfachen Platzhalter herausgenommen werden.

Intimpiercings sollte die Schwangere ebenfalls spätestens kurz vor der Geburt entfernen, denn die Verletzungsgefahr für Mutter und Kind wäre sonst zu groß. „Möchte die Frau das Piercing nach der Schwangerschaft nicht weiter tragen, kann sie es selbst herausnehmen. Das Loch wächst wahrscheinlich zu und müsste neu gestochen werden“, erklärt Martina Lehnhoff, die das Piercing-Studio „Skinworks“ in Köln betreibt, „Alternativ kann man sich auch hier einen Platzhalter aus PTFE-Kunststoff oder medizinischem Silikon einsetzen lassen, der das Loch offen hält und auch während der Geburt getragen werden kann.“

Ein erhöhtes Allergierisiko besteht während der Schwangerschaft übrigens nur bei billigen Piercings aus Stahl oder Metallen unklarer Zusammensetzung – diese sollten nicht getragen werden, denn es können sich kleinste Partikel lösen und über das Blut zum Fötus gelangen. Die Profi-Piercerin empfiehlt hochwertige Piercings aus Titan oder anderen geeigneten Materialien.

Ein neues Piercing während der Schwangerschaft? Besser nicht

Ob das Stechen eines neuen Piercings während der Schwangerschaft sein muss, muss jede werdende Mama selbst entscheiden. Grundsätzlich gilt dasselbe wie beim Tattoo: Es ist nicht verboten, jedoch besteht eine erhöhte Komplikationsgefahr und die Empfehlung lautet: besser nicht. Da sind sich der Frauenarzt und die Piercerin einig. „Da die Haut in der Schwangerschaft besonders gut durchblutet ist, kann es stark bluten und mehr schmerzen“, weiß Dr. Albring. „Der Stress, der sich auf das Baby übertragen könnte, spielt zwar weniger eine Rolle, denn bei einem gut gemachten Piercing entsteht kein Stress“, ergänzt Martina Lehnhoff, die Schwangere grundsätzlich NICHT pierct, „Aber es besteht ein größeres Risiko, dass sich die kleine Wunde entzündet und dass Medikamente gegeben werden müssen.“ Auch hier kämen die erwähnten Antibiotika, die nicht durch den Mutterkuchen gelangen, zum Einsatz.

Intimrasur: Brazilian Waxing statt selber rasieren

Es gibt Frauen, die schwören Stein und Bein, dass sie sich trotz Babybauch die ganze Schwangerschaft hindurch höchstpersönlich den Schambereich rasiert haben – in der Badewanne stehend, mit einem Bein auf dem Rand, einem Spiegel in der einen und dem Rasierer in der anderen Hand. Andere bauen die Intimrasur ins Liebesspiel ein und lassen ab einem gewissen Bauchumfang den Partner Hand anlegen. Enthaarungscremes kann die Schwangere benutzen, wenn es auf dem Beipackzettel nicht anders vermerkt ist und sie nicht allergisch auf die Inhaltsstoffe reagiert.

Die Alternative ist das Brazilian Waxing – die Enthaarung mit Warmwachs beim Profi. „Der Vorteil ist: Sie muss nur alle paar Wochen durchgeführt werden“, erklärt Sibylle Stolberg, eine der Gründerinnen der „Wax in the City“-Studios, die derzeit in Deutschland auf Erfolgskurs sind. „Die Schwangere muss sich nicht selbst verrenken, sondern kann die Depiladora (auf die Enthaarung spezialisierte Kosmetikerin) machen lassen. Und wenn sie kurz vor der Geburt noch einmal Waxen lässt, muss sie nicht im Krankenhaus rasiert werden, sondern geht mit einem hygienisch enthaarten Intimbereich in den Kreißsaal und hat nach der Geburt nicht zusätzlich zur Dammnaht oder Kaiserschnittnarbe noch die Belastung durch die juckenden nachwachsenden Härchen im Intimbereich zu ertragen.“

Vorteile des Waxing: Durchführung alle paar Wochen und weniger Entzündungen

Medizinisch spricht nichts dagegen, während der Schwangerschaft ein Waxing durchführen zu lassen. „Im Gegenteil, es ist sogar empfehlenswerter als das Rasieren, denn dabei entstehen viel schneller kleine Hautverletzungen, die sich entzünden können“, weiß Frauenarzt Dr. Albring. Das einzige Argument gegen ein Waxing in der Schwangerschaft ist die persönliche Befindlichkeit der Frau, insbesondere wenn sie Angst vor dem ersten Mal hat. Denn das ist, wie sich herumgesprochen hat, ein wenig schmerzhafter als nachfolgende Waxings, wenn die Härchen weicher nachgewachsen sind. Auch kann die Schmerzempfindlichkeit während der Schwangerschaft erhöht sein, weil der Grunddruck auf die Nervenenden im Intimbereich durch die stärkere Durchblutung der Haut und den schweren Bauch zunimmt.

„Kommt eine Frau während der Schwangerschaft zum ersten Mal in eines unserer Studios, fragen meine Mitarbeiterinnen, ob sie sich schon mal mit dem Thema Waxing befasst hat und ob sie, wenn sie unsicher ist, Rücksprache mit ihrem Arzt gehalten hat“, so Sibylle Stolberg, „Wichtig ist, sich in die Hände einer geübten Depiladora zu begeben, denn ein gut gemachtes Waxing tut viel weniger weh als viele Frauen befürchten.“ Der beste Beweis: Die „Wax in the City“-Stammkundinnen kommen, auch wenn sie schwanger sind, regelmäßig alle drei bis sechs Wochen zur Enthaarung. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Schwangere ein besonders gutes Körpergefühl entwickeln und spüren, was sie sich an einem bestimmten Tag zumuten können und was nicht“, sagt Sibylle Stolberg. Ein Attest vom Arzt braucht daher bei „Wax in the City“ nicht vorgelegt zu werden.

Das Risiko, beim Waxing blaue Flecken davonzutragen, besteht entgegen verbreiteter Ansicht übrigens in der Schwangerschaft nicht mehr als sonst auch, und im Intimbereich nicht mehr als an anderen Körperstellen. „Blaue Flecken sind ein Zeichen für ein schlecht gemachtes Waxing, bei dem das Gewebe zu sehr strapaziert wurde“, so Sibylle Stolberg, „Methodisch ist es für eine geübte Depiladora kein Problem, die Enthaarung ohne blaue Flecken hinzubekommen.“ Ein Brazilian Waxing (Intimbereich) kostet bei „Wax in the City“ rund 25 Euro.