Hallo,
da man hier bei Urbia die verschiedensten Leute mit den unterschiedlichsten Geschichten trifft, findet sich vielleicht auch der Eine oder Andere mit einem Ratschlag.
Zur Geschichte:
Meine Mutter war ihr lebenlang eine relativ ruhige bis hin zum Phlegmatismus neigende Person. Sie war verheiratet mit einem dominanten und auch gewalttaetig Mann, meinem Vater. Sie hat sich in diese Ehe gefuegt ohne je zu versuchen auszubrechen. Auch als ihr bewusst wurde, wie schlecht wir, ihre Kinder, behandelt wurden, hat sie nicht reagiert. Irgendwann bin ich mit 16 zum Jugendamt gegangen und haben mir fuer mich Hilfe geholt. Ich wurde in eine Jugendwohnung vermittelt (meine Schwester war mittlerweile, da schon 18, zu Hause ausge(flohen)zogen).
Ich denke, als meine Mutter realisierte, dass sie, mit meinem Auszug alleine mit meinem Vater verbleiben wuerde, packte sie die Panik. Sie suchte sich eine Wohnung und ich zog zu ihr. Sprich, erst nachdem meine Schwester und ich unser Schicksal sewbst in die Hand genommen hatten, wurde sie taetig.
Dies ist jetzt 20 Jahre her. Ich bin natuerlich auch irgendwann ausgezogen und meiner Wege gezogen. Meine Mutter ist in Rente gegangen und damit begannen dann die Probleme mehr offensichtlich zu werden. Meine Mutter war nie sonderlich aktiv, kein Interesse an Sport oder anderen Hobbys. Freunde ja, aber eigentlich ist es nicht sie die diese Freundschaften pflegt. Mit der Zeit wurde mein Ma immer antriebsloser und einsiedlerischer. Sie ging weniger raus, erfand Ausreden um nicht zu irgendwelchen Feiern zu gehen, zu denen sie eingeladen war etc..
Da fing ich schon an, ab und an mit ihr ueber das Thema Deprtessionen zu reden, aber zu dem Zeitpunkt ging es noch in ein Ohr rein ins andere raus. Hinzu kam das sie ordentlich an Gewicht zulegte (sie bewegte sich ja eigentlich nie (vorher bei der Arbeit musste sie viel laufen), war fast immer nur in ihrer 3-Zimmer-Wohnung) und das sie noch nicht einmal mehr den Antrieb fand etwas im Haushalt zu tun (den normalen Haushalt ging noch, aber Extras, wie Gardinen waschen, Fenster putzen etc. nicht mehr). Irgendwann ist sie dann, nach gutem Zureden meinerseits, doch mal zum Psychiater gegangen und hat eine leichte Depression diagnostiziert und leichte Anti-Depressiva verschrieben bekommen. Es wurde etwas besser, aber ich denke meine Mutter hat erwartet, dass alles wieder werden wuerde wie sur Zeit als sie noch gearbeitet hat, passierte natuerlich nicht. Und ich denke sie sah nicht mehr so recht den Sinn darin, die Tabletten weiterzunehmen, da diese die Gewichtszunahme auch noch verstaerkten ihrer Meinung nach. Aber sie behauptete weiter sie zu nehmen.
Hinzu kommt das Problem, dass sie und meine Schwester im staendigen Konflikt sind. Meine Mutter lebt ausschliesslich in der Vergangenheit oder das Leben anderer, sprich sie erzaehlt die schmutzige-Windel-das-Kind-hat-ins-Auto-gekotzt-mit-8-Monaten-konntest-du-laufen-dein-Vater-war-ein-boeser-Mann-Geschichten rauf und runter, immer wieder die Gleichen, oder sie erzaehlt stundenlang Geschichten, die die Freundin (die wir nicht kennen) ihr erzaehlt ueber ihr Enkelkind (welches wir auch nicht kennen), einmal waere okay, aber auch diese Geschichten enden ab in der Endlos-Schleife, es ist auf Dauer schon nervig. Aber was soll sie auch erzaehlen, in ihrem Leben passiert ja nichts. Meine Schwester gehoert nicht zu den einfachsten und geduldigsten Personen dieses Erdballs, und reagiert in kuerzester Zeit extrem genervt und meine Mutter daraufhin beleidigt. Habe versucht mit Beiden zu reden, es hilft nichts, sie enden immer wieder am gleichen Punkt. Zudem hat meine Schwester extrem mit Eifersucht zu kaempfen, meine Mutter ist mir viel naeher, aus verschieden Gruenden denke ich, ich bin das Nesthaeckchen, viel viel geduldiger und habe ihr vor allem ihr erstes und einziges Enkelkind beschehrt. Daher ist meine Schwester keine grosse Hilfe um meiner Mutter zu helfen, da ihre Beziehung viel zu konfliktbeladen ist.
Jetzt wurde mir von verschiedenen Stellen (Nachbarn, Tante, Schwager, Schwester (mein gesamtes Spionagenetzwerk) mitgeteilt, dass meine Mutter ihren Haushlt nicht mehr gewuppt bekommt, sprich die Wohnung langsam verdreckt (das Badezimmer mueffelt, der Kuechenboden klebt, die Staubmaeuse werden zu Staubkaninchen...), sie muellt sich voll mit Krimskrams (ein Stapel alter Zeitschriften (1m hoch) wartet aufs Altpapier, das ehemalige Kinderzimmer ist zum Lagerraum fuer alles und nichts mutiert) etc..
Sie geht nur einmal die Woche vor die Tuer um einzukaufen, selbst zum Briefkasten geht sie nur einmal die Woche, ansonsten ist sie den ganzen Tag zu Hause und schaut TV.
Mein Problem ist, wenn sie mit mir spricht, dann reisst sie sich anscheinend zusammen und mimt das alles nicht so schlimm ist. Hab sie gefragt, ob sie ihre Tabletten noch nimmt, sie sagt ja, aber sicher bin ich nicht.
Ich wohne sehr weit weg von ihr (komme max. 1x im Jahr nach Deutschland) und kann halt aus der Entfernung praktisch nichts machen, halt nur reden und zuhoeren und versuchen Dinge positiv zu beeinflussen. Bin jetzt aber echt am Ende meines Lateins, was man am Besten machen koennte, sollte, muesste...
Vielleicht hat ja jemand noch einen guten Vorschlag? Ideen?
Danke fuers Durchkaempfen dieses langen Beitrages
Gruss
Rine mit Elena (4 Monate, die jetzt rumnoergelt)
Meine Mutter ist depressiv...weiss nicht mehr wie ich ihr helfen kann. *lang*
Das ist sehr schwierig, grade aus der Ferne!!
Es ist auch schwer, wenn die Person, der geholfen werden soll, sich nicht helfen lässt!
Am besten wäre, sie ginge zum Doc, und würde das Problem beschreiben (was die meisten leider nicht wollen)! Dann bekommt sie andere Medikamente (klar, dass sie beim ersten Besuch erstmal die "light" Version bekommt, um zu sehen wie das wirkt! Da muss man ein paarmal hin, bis die beste Medikation gefunden ist)!
Es gibt ja auch die Möglichkeit, dass z.B. vom roten Kreuz (da weiß ich das die das machen) eine Person kommt, die bißchen im Haushalt hilft und was mit ihr unternimmt!
Sie ist halt alleine, und viele Alleinlebende lassen sich immermehr "gehen"! Sie haben ja kein Grund es anders zu machen!
Ich hoffe du kannst ihr helfen, und das sie es zulässt!
Hallo
kennst du niemand, der in der Nähe deiner Mutter wohnt und sie da "raus holr" motiviert etwas zu unternehmen?
Zugegeben, wenn du oder jemand anderes sie nicht überzeugen können, einen Psychologen aufzusuchen, sich bei einem Verein o.ä. anzumelden, um unter die Leute zu kommen, sie begreift, dass ihr ev.eine Wohnungskündigung drohen kann, wenn sie diese verkommen lässt sehe ich keine Möglichkeiten mehr, deiner Mutter zu helfen.
Sie ist für ihr Leben selber verantwortlich und wenn sie sich dazu fest entschlossen hat ihr Leben vorm TV zu verbringen wirst du sie nicht zwingen können.
lg bambolina
Hallo Rine,
das ist natürlich nicht leicht. Wie wäre es, wenn Du sie zu Dir einlädst und dann dort sozusagen auf neutralen Boden versuchst mit ihr zu reden.
Ansonsten würde ich wirklich über ihre Freunde und oder nahen Verwandten versuchen. Wobei deine Schwester da wahrscheinlich nicht nützlich ist.
LG
lisboeta
Hallo,
eine Depression ist eine schwere Krankheit.
Ihr braucht eine Selbsthilfegruppe für Angehörige. DRINGEND Da kann man sich prima mit anderen Betroffenen austauschen und echte Praxistipps abholen.
Ja, sowas gibts.
LG Marion
Sieht Deine Mutter selbst ein, dass sie depressiv ist? Will sie sich helfen lassen?
Teilweise schon, aber da die Medikamente nicht so geholfen haben wie erwartet, zweifelt sie wohl.
Naja und generell ist es wohl eine Symptomatik der Depression zum einen vorzuspielen es sei nicht so schlimm (der Makel der psychischen Erkrankung) und ich denke sie spielt auch herunter beim Arzt, so wie wenn sie hier zu Besuch ist (aber auch hier muss ich sie echt schleifen mal rauszugehen) reisst sie sich zusammen. Aber wenn es keine Depression ist, weiss ich nicht was es sein kann.
Um deine Frage zu beantworten: Jein sie siehts nur tw. ein und wirklich helfen laesst sie sich nicht. Ich hab halt Angst, dass sie uns irgendwann entgleitet.
Hallo,
fühl dich mal gut verstanden - meine Mutter ist auch schwer depressiv; seit dem tod meines Vaters im vergangenen August hat sich alles nochmal verstärkt - im November hat sie eine Überdosis Schlaftabletten genommen. Im Moment ist sie in einer psychosomatischen Klinik und scheint sich einigermassen gefangen zu haben...allerdings kommt sie Freitag heim und am Samstag wäre der 73.Geburtstag meines Vater sund der 47.Hochzeitstag meiner Eltern...das wird gleich nochmal ein schwieriger Tag werden...Ich wohne in Frankreich, habe zwei Kinder und kann auch nicht mal eben so zu ihr kommen - ähnlich wie du.
Ganz liebe Grüsse
Marion
Hallo, wie sollst du oder dein kind ein starker Halt sein, wenn sie eich nur einmal im Jahr sieht?
Da wär jeder (auch ohne Depressionen) total traurig :(.
Ich glaube mit der Situation käme ich allein schon nicht richtig zurecht!
Vielleicht wird das dann auch im Alter jetzt eher noch schlimmer?!
LG und viel Glück
wir sehen uns 2-3x mal im Jahr, weil sie ja auch herkommt. Ansonsten muessen wir halt mit Skype Videochat vorlieb nehmen.
Es laesst sich leider nicht aendern, waere ich nicht in Italien, gaebe es das Enkelkind auch gar nicht. Hab aber auch vorher schon nicht in Deutschland gewohnt. Und irgendwie muss ich ja mein Leben leben und das spielt sich halt in Italien ab.
Ich wuenschte halt, das meine Schwester ein besserer Ansprechpartner waere, aber es hilft ja nix.
Wenn sie hier ist versuche ich auch immer mit ihr zu reden, aber ueberspielt sie halt vieles...
Hallo
Deine Mutter braucht professionelle Hilfe so wie sich das anhört............nicht das Sie sich weiter hinter Ihren Zeitschriftenbergen versteckt und Sie irgendwann nicht mehr durch Ihre Wohnung durchkommt.......
Meine Mutter hat ebenfalls starke Depressionen und als ich nicht mehr weiterwußte habe ich mit Ihrem Hausarzt telefoniert.......kann nicht Deine Tante mal mit Ihr zusammen zum Arzt gehen? Termin machen für Sie und mit Ihr hin....manchmal muß man diesen menschen einen kleinen Tritt geben.......Ich denke Sie würde Hilfe annehmen da Sie selber zu schwach ist und zu antriebslos ist um selber den Schritt zu machen....
Menschen mit Depressionen sind nicht in der lage den Telefonhörer in die Hand zu nehmen........
Lg
Aus der Ferne ist es sehr schwierig was zu tun.
Also als ehemals an Depressionen Leidende (Posttraumatische Belastungsstörung) kann ich sagen: ein nahestehender Mensch muss einem irgendwie vermitteln, dass eine Psychotherapie nötig ist. Die Einsicht kommt einem selten von allein. Tabletten alleine reichen nicht, weil sie die Ursache der Depression nicht beseitigen.
Und deine Mutter scheint sich so langsam zum Messie zu entwicklen, das geht sicher einher mit einer Verschlimmerung der Depression.
Versucht gemeinsam, sie zu überzeugen.
Sollte es nicht gelingen, muss man auch lernen, die Betreffenden "loszulassen", enge Angehörige sind meist so stark betroffen, dass es für diese sogar extra Selbsthilfegruppen gibt.
Viel Erfolg und alles Gute!!!
Deine Mutter braucht mehr als nur Hilfe. Und ich würde ganz klar sagen, nachdem sie ind er Ehe mit deinem Vater nie gelernt hat selbst Initiative zu ergreifen und sich Freundschaften zu schaffen sie das jetzt auch einfach nicht schafft und das sie auch wieder zurückwirft.
Ela
ganz ehrlich?
Du bist nicht umsonst so weit weg, dich hat hier nichts gehalten.
Das hat seinen Grund. Warum sollst du tätig werden, sie half dir bis du 16 warst auch nicht.
Wie du mir, so ich dir...