Diplomatie und Geschenke

Hallo zusammen,

ich könnte ein paar Anregungen gebrauchen. Ich muss allerdings vorweg nehmen, dass meine Gedankengänge für Konsumistas schwer nachzuvollziehen sein könnten. Vielleicht dann einfach überlesen. Ich denke, Gleichgesinnte können da vielleicht am besten etwas raten (Natürlich will ich aber niemandem den Mund verbieten ;-) )

Es geht ums Schenken und Beschenktwerden. Wir entwickeln uns zunehmend zu Minimalisten, d.h. wir möchten weniger Dinge besitzen, verwalten , Instand halten müssen. Wir bevorzugen zu dem nachhaltige Lösungen (versuchen also z.B. Plastik zu vermeiden oder kaufen beständigere Varianten, auch wenn sie zunächst mehr kosten -auch gebraucht, leihen ect.). Man könnte es kurz zusammenfassen, indem man sagt, dass wir versuchen bei unserem Konsumverhalten Ressourcen zu schonen und unseren Bestand klein halten wollen.

In meiner Familie kann ich dies auch an bzw. absprechen. Man teilt nicht immer unsere Meinung, aber es wird dann auch mal gebrauchtes Spielzeug (Playmobil zB.) geschenkt oder eine Kleinigkeit (+ Überweisung aufs Sparbuch) oder eine Aktivität ect.

In der Familie meines Mannes ist das allerdings anders. Sie haben auch einen anderen kulturellen Hintergrund und dort spricht man nicht über so etwas. Das wird dort als sehr unhöflich angesehen. Man schenkt dort etwas, um etwas geschenkt zu haben. Das ist oft (Plastik)schrott, der nicht einmal die Weihnachtsfeiertage im Kinderzimmer übersteht. Teilweise Abgelegtes (sprich unliebsame Geschenke), das dem neuen Adressaten gar nicht gerecht wird (dann wäre das ja total ok). Es wird also tendenziell lieber billiger Schrott gekauft als gut erhaltenes Gebrauchtes, was preislich vermutlich auf das Gleiche herauskäme. Aber man verschenkt eben nichts Gebrauchtes.
Zusammengefasst bereiten die Geschenke (mir) mehr Arbeit und Ärger (Man muss sie verstauen - wir haben nicht viel Platz, sinnvoll loswerden - irgendjemand soll sie schließlich nutzen, sich über die lieblose Auswahl oder vergeudete Ressourcen -auch Geld- ärgern) als dem Beschenkten Spaß (Kind spielt nicht lang damit, weil sofort kaputt oder an den Interessen vorbei).
Am liebsten wäre mir manchmal, wir ließen sie Schenkerei und würden nur die eigenen Kinder beschenken, aber das ist auch nicht erwünscht: Man muss sich ja was schenken.

Wie kann man das lösen? Wie löst ihr das denn? Beginnt nach Weihnachten das fröhliche Weitergeben und Einlagern im Keller? Wie führt man ein Gespräch darüber, die finden, das man über sowas nicht redet?

Ich freue mich über eure Meinungen!
Danke

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Ich bezeichne mich als offen und tolerant und hab schon viel im Leben gesehen/erlebt etc. ABER ... nicht nur "die finden, das man über sowas nicht redet?" sondern "man" redet über sowas tatsächlich nicht #nanana
Mach was Du willst und wie Du es willst, schmeiß es weg, ärgere Dich drüber... aber bitte lass die Leute schenken, was sie schenken wollen, dass kannst du niemandem vorschreiben, egal wie, es wird immer nach hinten losgehen.

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Lass sie schenken was sie wollen. Dein/e Kind/er können es ja mal mit einem Wunschzettel probieren. Wenn dann nicht das geschenkt wird was draufsteht ist es halt so.
Würde mir dann an deiner Stelle auch nicht den riesen Kopf bei den Geschenken für die Familie machen, ein Gutschein vielleicht und fertig.

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Nur dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich meine nicht, dass man Geschenke bestellt. Aber ich meine schon, dass man schenken sollte, weil man es möchte und dann möchte man wohl auch, dass das Geschenk dem Beschenkten gefällt. Wenn man beim Schenken nur als Pflicht abhaken will und irgendetwas schenkt nur um ein Geschenk gemacht zu haben, darf man ja eigentlich nicht beleidigt sein, wenn es nicht gefällt. Das Gefallen ist ja dann eher Zufall, weil man sich null Gedanken gemacht hat.
Vielleicht wären sie sogar froh, wenn man das Schenken abschaffen würde und trauen es sich nur nicht zu sagen, weil man ja schenken muss. Bisher schien das Schenken jedenfalls keine Herzensangelegenheit, sondern Pflichterfüllung.

Ich wird mal drüber nachdenken, was du geschrieben hast. Danke.

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Also wenn das zum kulturellen Hintergrund gehört würde ich ihnen auf jeden Fall das schenken lassen. Je nach alter der Kinder wäre ein Wunschzettel vll wirklich eine Idee. Natürlich müssen da dann auch Kleinigkeiten drauf stehen die in den üblichen finanziellem Rahmen fallen....oder eben Gutscheine.

Bei uns gibt es nur 1 Person die mehr oder weniger "Schrott" verschenkt....aber es macht ihr eine Freude....also bedanken wir uns und ja wir lagern dann ein...es ist aber nur Weihnachten von daher nicht so tragisch.

Ein Gespräch könnte man indirekt beginnen....Kind a wünscht sich so sehr das...da wäre doch ein Gutschein zu Weihnachten echt super....wenn darauf nicht eingegangen wird tya...das kann man dann wohl nicht ändern ohne größeren Streit.

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Wir sind zwar keine Minimalisten, aber versuchen schon auch auf Nachhaltigkeit zu setzen und ich selbst komme aus einer Familie, in der schon immer recht gezielt geschenkt wurde und verzweifel oft am Geschenkewahn in anderen Familien.

Wenn es eben so ist, dass man nur schenkt um irgendwas in der Hand zu haben, würde ich auch versuchen diesen Wahnsinn durch ein Gespräch zu minimieren, sollte es nicht fruchten, dann sammel das Zeug und bring es ins nächste Flüchtlingsheim oder Sozialkaufhaus oder ähnliches. Dann bist du den Kram los und wer anders freut sich darüber. So würde ich es machen, aber zum Glück ist es bei uns nicht so schlimm.

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Hallo!

In der Familie meines Mannes teilt man sich vorab mit, was sich die Kinder wünschen. So schmeißt man kein Geld vergeudet raus und die Kinder freuen sich wirklich. Oder wenn es was wirklich teures ist, werfen alle zusammen. Als unsere Maus eine Krabbelstraße im Wert von 400 Euro zum Geburtstag bekam, beteiligten sich alle daran. Und wir übernahmen den Rest. Ich finde diese Lösung sehr glücklich gewählt. Erwachsene bekommen zum Geburtstag 15 Euro und vielleicht Wein oder Schokolade (was mehr gemocht wird).

Meine Familie ist da ebenfalls anders drauf. Letztes Jahr hat meine Mutter zu Weihnachten was vom Sperrmüll geholt für die Große. Gebraucht ist voll ok. Aber es war wirklich Sperrmüll! Wir waren total entsetzt und sie beleidigt, dass das Kind nicht mit Müll spielen soll. Es werden Spielsachen aus der Postenbörse geholt. Billig, nicht geprüft. Hauptsache es wird was mit gebracht. Viele Dinge dann in doppelter Ausführung, weil es ja zwei Kinder hier sind. Ich behalte es immer aus Höflichkeit geraume zeit, verstaue es irgendwo und werfe es dann weg. Manchmal kommt aber auch Gescheites. Wir kaufen lieber gebraucht und dann qualitativ hochwertig als viel und billig.

Wenn wir einfach so Dinge in der Familie über haben, fragen wir unabhängig von Geburtstag oder Weihnachten rum, ob es jemand haben möchte. Manchmal ja. Dann freuen wir uns, wenn es einen neuen Besitzer hat und er was damit anfangen kann. Manchmal nein. Dazu zählen sowohl Anziehsachen als auch Gebrauchsgegenstände wie Gläser usw.

Liebe Grüße

Ninly

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Unter uns Erwachsenen haben wir die Schenkerei schon lange beigegeben. Als die Kinder noch kleiner waren haben sie für Weihnachten einen Wunschzettel geschrieben und an Geburtstagen wurde auch mitgeteilt, was sie sich wünschen würden. Heute sind sie groß und wünschen sich sowieso nur Geld oder Gutscheine.

Wenn es bei den Leuten einen kulturellen Hintergrund hat, wirst du nicht viel machen können. Ich finde es auch legitim, deren Kultur und Ansichten zu respektieren und nicnt automatisch davon auszugehen, dass nur eure Vorgehensweise die Richtige ist, an die man sich anpassen muss. Viele Länder haben da für uns seltsame Sitten und Gebräuche.

Wir waren einmal auf einer türkischen Hochzeit. Neben den bekannten Geldgeschenken, die der Braut oder dem Bräutigam angesteckt wurden und dem Goldschmuck für die Braut gab es noch jede Menge Pakete, die überreicht wurden.
Ich war neugierig und habe den Kollegen natürlich gefragt, was in den zahlreichen Päckchen denn nun drin war. Es gab Toaster in mehrfacher Ausführung, Etageren und jede Menge Zeugs, das ich auch nicht in einfacher Ausfertigung haben wollen würde. Das sei dort aber so üblich und es sei auch nicht verwerflich, die Toaster und überzähligen Unsinn bei der nächsten Feier einfach weiter zu verschenken. Fand ich zwar skurril, aber warum soll man andere Bräuche kritisieren?

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Hey,

ihr könnt euch natürlich bewusst für diesen Weg entscheiden, zu schenken. Aber genauso wie andere dies akzeptieren, müsst ihr dann auch akzeptieren, dass die Schwiegerfamilie dies wohl anders handhabt. Ich steh auch überhaupt nicht auf diesen Plastikmüll, dennoch finde ich es absolut unangemessen, anderen vorzuschreiben was sie zu schenken haben. Ich würde die Geschenke dankend annehmen, die Kinder damit spielen lassen und wenn sie kaputt gehen (die Spielsachen), dann entsorgen. Ich gehe mal davon aus, dass ihr schon versucht habt, mit eurer Schwiegerfamilie darüber zu sprechen. Vermutlicherweise sind euch Werte wie Akzeptanz und Toleranz wichtig. Dazu gehört auch zu lernen, dass die Geschenke anderer Menschen anders sind, als erwartet oder gewünscht und zu lernen, dass diese wahrscheinlich nach 2 Tagen kaputt gehen können.
Wahrscheinlich blutet euch das Herz beim Anblick von soviel "Verschwendung" (im Sinne von Nachhaltigkeit, Plastik und nicht-nachwachsende Rohstoffe), aber eure Lebenseinstellung lässt sich nunmal nicht jedem "aufdrücken".

Ansonsten teile ich eure Einstellung voll und ganz. Ich hoffe jedesmal darauf, dass unsere Eltern fragen, was sich unsere Kids wünschen. Dann gebe ich ihnen gerne Ratschläge.

Schöne Grüße

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Nein, wir haben das bisher 'ertragen'. Aber es heißt ja immer so schön nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.

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Dir muss hier aber nicht "geholfen" werden. Du hast da andere Ansichten als ein Mitmensch. Punkt.

Auch wenn es mich selbst etwas länger Zeit gekostet hat, das einzusehen, dein Beitrag klingt etwas "missionarisch", so wie ein Vegetarier, der anderen Menschen Sojazeugs unterjubelt...

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Ich kann dich total verstehen, finde es aber auch immer irgendwie total schwierig. Schwiegeromi wurde gegen Ende des Krieges geboren und ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Sie hatte als Kind echt nicht viel und hat den extremen Drang, den (Ur-)Enkeln immer viel zu viele Süßigkeiten mitzubringen. Ich habe wirklich NICHTS gegen Süßigkeiten, bin selber eine totale Naschkatze, aber wenn mein Mann nicht regelmäßig seine Kollegen mästen würde, müsste ich ständig abgelaufene Süßigkeiten wegschmeißen. Am besten hilft ist, wenn ich indirekt jammere. "Ach, bald ist wieder St. Martin, die Schränke sind ja noch sooo voll von den Geburtstagen, ich weiß gar nicht wohin mit den ganzen Sachen... Die Kinder sammeln grade *beliebige Kleinigkeit nennen*, da haben sie SO einen Spaß mit... oder die Kinder sparen mal wieder ganz fleißig auf xy..." Und beim nächsten Mal gibt es dann etwas anderes oder eine Münze für's Sparbuch. Aber lange hält das auch nicht an.

lg

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Wir haben uns vor Jahren darauf geeinigt, die Schenkerei unter Erwachsenen abzuschaffen.
Zu Weihnachten gibt es mal einen selbstgemachten Kalender von den Kindern oder schöne Fotos, eine Tüte Kekse oder so etwas, aber keine gekauften Geschenke mehr.

Beschenkt werden nur noch die Kinder, und da darf jeder schenken, was er möchte.

Ich finde das super!

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Bis wir die Reglung hatten , dass uns die Schwiegereltern Betrag x vorgeben und wir das Geschenk kaufen, habe ich einfach den unbrauchbaren Kram verschwinden lassen.
Unsere Mülltonne war damals sehr gefräßig.
Manches kann man ja noch im Sozialkaufhaus abgeben, aber manches war nicht mal dafür gut.

Meine Erfahrung ist, sich drüber aufregen bringt nichts.
Meist haben die Schenkenden gar nichts böses im Sinn. Sie kennen es nicht. Und so wie für dich das Schenken von gebrauchten Dingen nachhaltig ist, ist für sie das Beschenken mit gebrauchten Dingen vielleicht ein NoGo. Ein Zeichen das der Beschenkte ein neues Geschenk nicht wert ist usw.
Mein Rat: Habe den Respekt vor der Einstellung deiner Schwiegereltern zum Schenken, wie du Respekt vor deiner Einstellung zum Schenken erwünscht.

Es ist dir sicher schon oft passiert, nicht jeder teilt deine Einstellung und egal wie richtig sie ist- eine "Maßreglung" anderer bewirkt sehr sehr selten eine Einsicht in die Richtigkeit der zu Debatte stehenden Einstellung. Eher schotten sich die bedrängten Menschen ab.
Leben und leben lassen, heißt ja nicht dass man nicht sensibilisieren kann.
Aber man muss den Menschen auch die Möglichkeit selber eine andere Einstellungen zu dem Thema zu finden.

Von einer Freundin bekomme ich fast ausschließlich gebrauchte, selbstgemachte Dinge und von einer anderen Freundin bekomme ich neue Dinge. Lieb sind mir beide, weil beide immer schauen, dass die Geschenke zu mir passen, weil beide auch außer den Geschenkzeiten für mich da sind.

LG