Freies Lernen? Homeschooling? Meinung

Hallo liebe Eltern,

Ich möchte nur gerne mal eure Meinung wissen, da es mich sehr interessiert.

Was haltet ihr von Freies Lernen oder Homeschooling?

Ich z.B wurde als Kind stark in der Schule gemobbt womit ich immer noch zu kämpfen habe.
Ich habe Probleme vor fremden Menschen zu sprechen, hatte lange Zeit Depressionen und wollte mir das Leben mit 14 nehmen.
Bis heute habe ich Probleme mit Selbstbewusstsein und meine Meinung zu äußern.
Auch wenn ich es versuche zu verstecken.

Ich habe meine Eltern damals angefleht mich zu Hause zu unterrichten und sogar mein Taschengeld für eine Fernschule angeboten, war aber jünger als 14 und verstand nicht Schulpflicht.
Klassenwechsel und Schulwechsel haben die Situation leider schlimmer gemacht und Lehrer waren zu überfordert um etwas zu unternehmen. Außerdem werden die Mobber eh kaum gestraft...
Bin total abgesackt in der Schule und habe mir dadurch sehr die Zukunft verbaut...


Und dann sehe ich die Kinder heute. Bei uns ist es sehr schlimm.
Rauchen mit 14 und trinken, kein Respekt und laufen mit lauten Boxen durch die Gegend anstatt Kopfhörer zu nehmen. Kinderspielplatz voll mit Glasscheiben und Zigarettenstummel, da sie sich dort treffen um Party zu machen. Schon mit 13J....

Beleidigungen fangen schon Grundschule an. Mein Neffe, 8J, benutzt schon Wörter wie „Fixk dich, Nutte, Fuxk you,...“ und weiß Gott mein Bruder achtet sehr auf die Erziehung, kommt aber leider alles von der Schule.
Zieht er nicht mit wird er gemobbt. Und so fühlt er sich dazugehörig.

Jedenfalls will ich das mein Kind es nicht erlebt. Wenn sie so alt ist, wird es bestimmt noch schlimmer, da es immer mehr aus dem Ruder läuft.
Kinder mobben zum Teil ja sogar die Lehrer.

Ich will ganz sicher nicht unterrichten aber es gibt ja Fernschule mit Gruppen, oder Lehrer die nach Hause kommen. Es gibt heutzutage soviele Möglichkeiten außer unser starres Schulsystem....

Andere EU-Länder erlauben es ja auch schon.
Und soziale Kontakte findet man ja auch außerhalb, in Vereine, Camps,...

Aber wie seht ihr es? Bin auf Meinungen gespannt.

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Der Ruf nach Homeschooling kommt meist aus sehr kleinen Subgruppen unserer Gesellschaft, streng religiöse Eltern zum Beispiel oder auch Menschen, die sehr weit rechts in der Gesellschaft verankert sind.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für Kinder gut ist, wenn sie nur ein sehr ideologisch geprägtes Weltbild gelehrt bekommen, indem es keinen Holocaust gab oder keine Homosexualität, bzw. überhaupt keine Sexualität.

Natürlich lernen sie Schimpfwörter, aber das gelingt ihnen auch in Vereinen.

Eine Freundin war auf einer streng kirchlichen Mädchenschule, zur Oberstufe musste sie dann in eine normale Schule wechseln, dort lernten wir uns kennen. Sie hatte zwar zwei kleine Brüder, aber sonst kaum Umgang mit Jungs, dementsprechend schwierig war es für sie, sich zu orientieren.... und wirklich gut gelungen ist es ihr auch nicht.

Die Welt unserer Kinder sollte möglichst bunt sein, mit allen Geschlechtern, Hautfarben, Herkünften, mit verschiedenen Ideen, was Familie und Zuhause bedeutet, mit Handicaps... desto besser sind sie auf die Welt da draussen vorbereitet.

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Ich kenne ziemlich viele Freilerner, aber niemand von denen ist streng relisiös oder rechtsradikal. Das sind Vorurteile, die heute nicht mehr stimmen!

Klar sind die Freilerner ein etwas spezielleres Völkchen und heben sich etwas von der durchschnittlichen Bevölkerung ab, aber es sind sicher keine in sich geschlossenen Subgruppen. Viele Freilerner sind Vegetarier oder Veganer, achten auf Nahrung und Kleidung mit einem guten ökologischen Fußabdruck, manche essen keinen Zucker. Manche fahren kein Auto oder halten ihre eigenen Nutztiere für den Familienbedarf. Manche leben im Wohnwagen. Viele sind etwas esoterisch angehaucht. Bekommen ihre Kinder bei einer Haus- oder sogar Alleingeburt. Glauben an alternative Heilmethoden oder an das Schicksal. Einige kennen sich mit Wildkräutern aus. Etliche impfen nicht oder nur wenig. Die meisten leben bedürfnisorientiert mit ihren Kindern zusammen. Oft waren sie Langzeitstiller und die Kinder durften jahrelang im Familienbett mitschlafen.

Alles Dinge, die man auch in der Mitte der Gesellschaft finden kann. Freilernereltern sind ganz normale Menschen, die ihre Kinder lieben und glauben, dass ein Schulbesuchszwang ihnen nicht gut tun würde oder schlicht überhaupt nicht mit den Werten der Familie vereinbar ist.

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Nicht alle Leute, die Homeschooling wollen, gehören zu irgendwelchen "extremen" Gruppen, aber im Grunde genommen gebe ich dir recht. Die Vielfalt an Weltbildern geht verloren.

Ich war mal ein halbes Jahr Lernhelfer für ein Mädchen, das mit ihrer Familie im Ausland lebt. Das waren an sich „normale Menschen“, aber man hat trotzdem gemerkt, dass sie eben nur die Sichtweise ihrer Eltern kannte und über diese Themen (v. A. Politik und Religion) nicht diskutieren konnte, sondern nur die Meinung ihrer Eltern nachgeplappert hat.

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In Deutschland nicht erlaubt. Deshalb erübrigt sich jegliche Diskussion darüber.

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Naja... man könnte eine freie Schule gründen. as geht schon, aber dann halt auch nicht ganz allein. Hab von einer Zirkusschule in Brandenburg gelesen, das klang auch super.

Und letzten im Radio einen total interessanten Bericht gehört von einer Familie mit drei Kindern, die sind nach Frankreich "ausgewandert" und unterrichten die Kinder nun dort von zu Hause aus. MIt Unterstützung einer privaten Lehrein und Menschen, die den Kindern einfach beibringen, was sie selbst können. Das klang total schön und hat mich vol inspiriert. Die Kinder klangen glücklich und waren für ihr Alter zum Teil sehr selbstständig.

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Weil man Gesetze nicht ändern kann, egal wie sinnlos sie sind?

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Hallo birrdy,

erstmal, ich spreche von der Bundesrepublik Deutschland, gibt es hier Schulpflicht, also Kind muss zur Schule im Normalfall ohne Wenn und aber. Gibt Ausnahmen, wenn Kinder nicht beschulbar sind. Das entscheidet aber dann die Schulbehörde.

Bildungspflicht statt Schulpflicht, finde ich ganz gefährlich. Man stelle sich vor unser Staat würde die Schulpflicht abschaffen und die Bildungspflicht einführen. Für mein Kind frühkindlicher Autist mit Förderbedarf geistige Entwicklung kann das fatale Folgen haben. Bei Autisten ist es häufig auch so, dass sie als unbeschulbar gelten.

https://www.stadtlandmama...
https://www.news4teachers...

Das würde bei Bildungspflicht nämlich bedeuten, dass immer mehr autistische und behinderte Kinder zu Hause bleiben müssen und die Eltern dazu verdonnert werden, ihren Kindern irgendwie Kulturtechniken bei zu bringen, was eigentlich Aufgabe der Schule wäre. Und im schlimmsten Fall wird dann die Menge der Hartz V-Empfänger nach oben gehen, weil solche Kinder dann zu Hause sind und man eben nicht mehr arbeiten gehen kann.
Nicht missverstehen, meinem autistischen Kind bringen wir eine Menge bei, auch vertiefen wir den Stoff aus der Schule, da habe ich kein Problem mit. Habe aber ein Problem meinen Job an den Nagel hängen zu müssen, wenn die Schule dann sagt, Kind bleibt zu Hause. Sicher kann mir das jetzt auch passieren. Aber bei Bildungspflicht wird die Zahl der nichtbeschulbaren Kinder weiter nach oben. Weil man so den Schulbesuch als Staat einfacher umgehen kann.

Da ist meine Meinung dazu, ist mit meinem Kind aber ein ziemlich spezieller Fall. Und im Allgemeinen sag ich mal, wie sollen denn Kinder aus bildungsfernen Familien richtig den Schulstoff lernen? Da hätte ich beim Homeschooling auch meine Bedenken. Und ich finde Schulpflicht gut und richtig.

LG Hinzwife

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Ich komme aus Österreich, wo homeschooling leicht umsetzbar ist. Die Kinder müssen einmal im Jahr eine Prüfung ablegen und dürfen dann zu Hause unterrichtet werden.

Ein Kinder- und Jugendpsychiater nannte das aber Kindesmißhandlung. Die sozialen Kontakte sind für die Kinder so wichtig. Es reicht nicht aus mal in einem Verein zu sein, sondern sie müssen sich täglich mit Gleichaltrigen auseinandersetzen müssen, die sie sich nicht aussuchen können. In der Schule lernen sie auch Teamarbeit und ähnliches. Das finde ich viel wichtiger, als dass sie manchmal mit Worten heimkommen, die sie nicht einmal verstehen.

Mobbing ist natürlich ein schlimmes Thema und der sensible Umgang von allen erforderlich. Aber nur wegen dieser Gefahr, auf die vielen wichtigen Aspekte zu verzichten, geht in meinen Augen zu weit.

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Ich finde den Beitrag von Vioalveilchen sehr gut.

Das ist schlimm, dass die TE die Schule so erlebt hat, aber da ist dann ja irgendwas anderes schief gelaufen würde ich meinen.

Ich habe mein Kind mit 30 groß, mein Stiefkind ebenfalls durch die Schule begleitet - dazu alle im Freundeskreis mit Kindern, die Nachbarn.... es gibt vielleicht mal einen Ausreißer, aber die Kinder, die Du da beschreibst kenne ich alle nicht.

Es sind alles grundsolide ordentliche Kinder, die gut durch die Schule kamen, denen bei Mobbing geholfen wurde, zu deren Sprachgebrauch nicht ficken gehört und die nicht mit Ghettoblaster rumrennen.

Die sicher auch mit 13/14 Alkohol und Zigaretten ausprobiert haben und auch mal auf Spielplätzen rumlummerten - aber das gehört doch auch dazu.

Freies Lernen bzw. Homeschooling heißt für mich, Kinder vom Alltag und Leben isolieren. Nein.

Lichtchen

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Hallo TE, ich verstehe dich sehr gut und habe auch Angst um mein Kind. Was man heute so in der Zeitung liest und hört das ist furchtbar. Ich persönlich kenne solche Kinder nicht.
Hier in der Gegend ist es so, daß die üblichen Dinge veranstaltet werden, also die Mädchen Gackern wie die Hühner und die Jungs plustern sich auf - alles in allem sehr lustig wie ich finde.

Ich verstehe aber deine Bedenken, schließe mich aber auch für mein eigenes Kind der Meinung der anderen an :

Erstens bin ich davon überzeugt, daß man sich im Leben gerade auf der Arbeit die Kollegen nicht aussuchen kann. Ich bin Führungskraft in der Personalabteilung einer Airline und wir haben ALLE Persönlichkeiten vertreten. Fakt ist, je besser man gelernt hat mit allen unterschiedlichen Charakteren zurecht zu kommen, umso leichter hat man es im Leben.
Privat entscheide ich dann selbst wen ich brauche und wen nicht.

Soziale Kontakte gehören dazu und sind sehr sehr wichtig. Gerade in dem Alter der Pubertät, wenn man nicht unbedingt immer die Eltern haben will.

Überlege dir doch, ob du dein Kind nicht auf eine private Schule gibst. Walldorf oder Montessori oder was es sonst noch gibt.
Dann hast du vielleicht weniger Angst, es wird trotzdem gelernt und muss sich auch mit Menschen auseinandersetzen die es vielleicht nicht mag.

Viele Grüße

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Hallo
Ich denke auch, das es durchaus die ein oder andere Alternative zum klassischen täglichen Schulbesuch mit viel Frontalunterricht gibt. Aber nicht aus den von dir genannten Gründen. Offensichtlich konnte/wollte man dir nicht richtig helfen, da liegt das Problem.
Ich habe lange in den USA gelebt, zuletzt auch wieder. Ich habe eine Tochter, der ein freieres lernen sehr gut tun würde. Zuletzt hat sie das auch getan. Aber mit einem online Programm und regulärem Material. An sich hat es ihr gut gefallen, aber der soziale Aspekt hat ihr sehr gefehlt. Aber es war für sie eine gute Erfahrung.
Ursprünglich sollte es für sie eine „Hybrid Schule“ werden. Das heißt je 2/3 Tage daheim mit Programm und 2/3 in der Schule. Leider gab es kein passendes Angebot in der gut erreichbaren Nähe.
Die Schule ist schon ein etwas starres System, ein bisschen Zwangsveranstaltung halt. Da passt nicht jeder rein und das muss man auch eigentlich nicht, um eine erfolgreiche Zukunft zu haben. In der selbstgewählten Karriere sieht es schon anders aus. Und auch wenn es auch dort sicher irgendwelche Strukturen gibt, alleine weil man sich selbst für den Weg entschieden hat, ist es einfach was anderes.

LG

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Das sind verschiedene Bereiche:

Mobbing: kann es überall geben.
Es IST sch** wenn einem das passiert.
Klassenwechsel, Schulwechsel: kann helfen, muss aber nicht.

raus aus dem Umfeld: guter Schritt
Begleittherapie, Stärken, Eltern die zum Kind stehen: SEHR wichtig.

Ohne Unterstützung ist die Gefahr, dass es wieder "passiert", sehr hoch.
Die Erfahrungen nimmt man mit. An eine neue Schule, nach Hause, in den Beruf usw.
Daher ist es wichtig zu lernen, wie man damit umgeht.

Raus aus der Situation ist natürlich auch ein wichtiger Schritt, um bereit zu werden, zu lernen damit umzugehen.



Home scooling / freies Lernen.

Das kann sinn machen, muss aber nicht.
Da finde ich es wichtig, wie man es angeht. Kinder brauchen auch soziale Kontakte. Vereine, Freunde usw.
Sozialverhalten lernt man nicht aus Büchern allein. Glaube mir, ich habe es u.a. versucht.

Ein Kind zu Hause zu lassen, weil die Schule "böse" ist, ist kein guter Weg.

Einem Kind das zu Hause lernen zu ermöglichen, wenn es mit dem System Schule nicht zurecht kommt, kann durchaus sinnvoll sein. Sofern man es hier in den anderen Punkten unterstützt.
In dem man das Kind stark macht, in anderen Strukturen zurecht zu kommen: Leben, Alltag, Beruf usw. Hier kann eine dosiertere Form helfen. Lernen zu Hause und soziale Gruppen in für das Kind, das in dem Punkt mehr Zeit braucht, überschaubareren Möglichkeiten.


Wie hieß es so schön an unserer Schule:
ihr könnt Sprachen abwahlen, so lange ihr EINE weiter macht.

Alles abwählen geht nicht.

So ähnlich sehe ich es im Leben auch.

Manchmal braucht man doch ein paar Bausteine von etwas, das man als Gesamtes nicht gut findet. Ein paar Details daraus sind aber trotzdem wichtig.


Anders gesagt: wenn ich etwas mache, weil ich vor einer Sache weglaufe, ist es trotzdem noch nicht gut.
Wenn ich mich aber bewusst für das andere entscheide, habe ich mehr davon. Dann kann ich immer noch das eine doof finden - dann weiß ich aber auch, warum ich das andere gut finde - und kann es so gestalten, dass es gut wird.

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Mobbing ist ein schlimmes Thema. Da muss ganz dringend was getan werden. Allerdings ist es für Kinder auch gut, abgesehen von der Extremform "Mobbing" Gruppenprozesse mitzuerleben und auch zu lernen, dass es Menschen gibt, die man mag oder auch nicht mag.

Meiner Meinung nach wird die Erlaubnis von Homeschooling allerdings vorwiegend Elterngruppen entgegen kommen, die aus folgenden Gruppen entspringen:
- Helikoptereltern
- extreme Randgruppen (stark religiöse, extremistische, sog. "Reichsbürger)

Du willst nicht, dass dein Kind Mobbing erlebt, weil du selbst darunter gelitten hast. Nun.. Man kann sein Kind leider nicht vor allen Gefahren des Lebens beschützen, indem man das Kind gar nicht erst in Situationen bringt, in denen sowas auftreten kann.

Mobbing ist kein innerschulisches Phänomen. Mobbing passiert auch in Vereinen, im Internet, im Familien- und Freundeskreis.

"Und dann sehe ich die Kinder heute. Bei uns ist es sehr schlimm.
Rauchen mit 14 und trinken, kein Respekt und laufen mit lauten Boxen durch die Gegend anstatt Kopfhörer zu nehmen. Kinderspielplatz voll mit Glasscheiben und Zigarettenstummel, da sie sich dort treffen um Party zu machen. Schon mit 13J...."

Ich bin jetzt 36. Das war übrigens auch schon in meiner Kindheit so. Der einzige Unterschied ist, dass es damals keine Handys gab von denen man Musik abspielen konnte. Dafür hatten wir die guten alten Ghettoblaster. ;-) Aus mir ist dennoch ein anständiger Mensch geworden.

"Jedenfalls will ich das mein Kind es nicht erlebt. Wenn sie so alt ist, wird es bestimmt noch schlimmer, da es immer mehr aus dem Ruder läuft.
Kinder mobben zum Teil ja sogar die Lehrer."

Es wird nicht immer schlimmer. Das war vor über 20 Jahren schon genau so. Und auch damals hat die ältere Generation gesagt, dass es "immer schlimmer" wird.