Tut man mit Adoption etwas gutes?

Hallo zusammen,
Wir haben aus verschiedenen Gründen keinen eigenen Kinderwunsch mehr (haben 2 Kinder), aber noch viel liebe im Herzen übrig. Ausserdem habe ich mir eigentlich schon immer tief in mir drin eine grosse, bunte Familie gewünscht.
Nun haben mein Mann und ich überlegt, wie es wäre, wenn wir ein Kind adptieren würden. Sowohl In- als auch Ausland würde in Frage kommen.

Jetzt die grosse Frage: Ist das ein egoistischer Wunsch? Reissen wir ein Kind aus seiner Heimat (Ausland)? Nehmen wir ein Kind jemand anderem Weg, der noch keines hat (schliesslich haben wir 2 wunderbare Kinder)? Sind die Chancen ein Kind zu bekommen überhaupt realistisch genug hoch, dass sich die ganze Mühe eines solchen Prozesses lohnt?

Bin mal gespannt auf eure Einschätzungen!

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Ich finde das überhaupt nicht egoistisch, sondern im Gegenteil! Ich kenne eine erwachsene Adoptierte, die mich zu Tränen rührt, wenn sie erzählt wieviel Liebe und Verständnis sie von ihren Adoptiveltern bekommen hat, nachdem ihre ersten 2 Jahre wohl sehr traumatisch waren. Sie wurde aus dem Ausland adoptiert und war als Kind wohl schon traumatisiert...aufgrund von Gewalt aber auch wegen der vielen Trennungserfahrungen...und ja, natürlich hat man sie auch aus ihrem Heimatland gerissen... Aber ihre Adoptiveltern haben das aufgefangen, sie gehalten, ihr auch therapeutische Unterstützung zukommen lassen und unterstützten sie heute noch in der Auseinandersetzung mit ihrem Herkunftsland und ihrer Herkunftskultur. Das finde ich so wunderbar! Ich denke man muss sich als Adoptiveltern darüber im Klaren sein, dass Adoptieren anstrengend und herausfordernd und nicht nur einfach und schön sein kann... aber wenn man das kann, kann man einem Kind damit sicher ganz viel schenken und geben, auf dass es sonst keine Chance hätte.

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Inlandsadoption ist langwierig und kompliziert. Auslandsadoption ist vor allem auch kostspielig. Ob man dem Kind einen Gefallen tut oder nicht, ist vermutlich sehr individuell und auch Ansichtssache.

Wäre Pflegschaft etwas für Euch?

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Pflegschaft würde in der Theorie auch in Frage kommen. Da ist mir allerdings nicht ganz klar, wie Zeitaufwendig das ist.
Ich arbeite und möchte meinen Beruf nicht komplett aufgeben müssen. Bei einer Adoption hätte ich die Hoffnung, dass sich das Kind nach einiger Zeit so ins Familiengefüge einpasst, dass es auch in den Kindergarten/Schule geht und ich arbeiten gehen kann. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Zeit braucht und es gut ist wenn ich am Anfang ganz Zuhause bin.

Bei einem Pflegekind weiss ich allerdings nicht, wie oft die wechseln usw. Wenn ich jedes Zweite Jahr ein Jahr im Job aussetzen müsste, wäre mir das zu viel.

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Was meinst du mit: wie oft die wechseln??

Meine Eltwrn sind Bereitschaftspflegeeltern. Bedeutet, die Kinder sind eigentlich nur Übergangsweise dort, solange bis entschieden ist, was mit dem Kind passiert. Geht es zur Adoption? Kommt es zurück zu den Eltern? Geht es in die Dauerpflege?

Diese Übergangsphase kann kurz sein, sie kann aber auch, wie in einem ihrer jetzigen Fälle, sehr lang dauern. Sie hat derzeit 2 Kinder. Eines 19 Tage alt, der andere Junge wird Ende des Monats 2 und sie hat ihn seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Und es finden sich keine Eltern. Der Kleine kam 3 Monate zu früh auf Die Welt, es besteht der Verdacht auf FAS, er braucht viel Förderung. Auch mein Mann und ich haben uns damit beschäftigt, ob wir den Kleinen nicht zu uns nehmen sollen, weil uns sein Schicksal wirklich sehr berührt, er kennt uns von Anfang an, er blüht total hier auf, ist gerne mit unseren Mädchen zusammen....
Aber so einfach ist es nicht. Auch wenn wir die optimalen Bedingungen haben. Zudem muss man sich darüber im Klaren sein, dass sich die Mutter ihr Kind jederzeit zurückholen könnte bzw sie immer in irgendeiner Art und Weise Mitspracherecht hat. Geht das Kind zur Adoption, entfallen die Rechte und Pflichten der leiblichen Eltern.

Ich bin mir nicht sicher, ob du genau weißt worauf du dich einlässt. Pflegschaft oder Adoption ist grundsätzlich ist immer etwas gutes. Es ist aber weitaus nicht immer so einfach und bunt, wie es gewisse Prominente im Fernsehen darstellen. Es braucht viel Geduld, viel Herz und ja, in gewisser Weise auch Aufopferung. Es ist eine große Verantwortung, über die man sich sehr im Klaren sein sollte.

Natürlich können auch die eigenen Kinder Sorgen und Probleme mit sich bringen. Der Unterschied ist aber, dass man bei den Eigenen weiß, welche Gene und Charakterzüge kommen könnten. Das weiß ich bei einem Pflege- oder Adoptivkind nicht.

Du musst gewisse Kriterien erfüllen, zudem sind die Auflagen bei Adoption nicht gering. Als Pflegeeltern musst du dich schulen lassen und nach einigen Kontrollen und Gesprächen, wird geschaut, ob ihr dafür geeignet seid.

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Pflegefamilien werden dringender als Adoptionsfamiliem gesucht und da tust du "mehr" Gutes.

Man muss halt so eine Sache emotional können. Also Kind nur auf Zeit haben, traumatische Erlebnisse erfahren und so weiter.

lg lene

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Ich würde mich als recht "stark" bezeichnen und unser Familienzusammenhalt ist ebenfalls gut. Daher würde ich mich was das betrifft auch an Pflegekinder wagen.

Meine Bedenken sind da eher zeitlicher Natur. (siehe Post oben)

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So detailliert kennen sich sicher die zuständigen Ämter aus. Und wenn esnicht ginge, kannst du auch wieder aufhören damit. Ist kein Handyvertrag mit mind. 24 Monaten Bindungsfrist 😅

Schneller ein Kind bekommt man auf jeden Fall zur Pflege als zur Adoption. Was ich so weiß, gibt es mehr Eltern als zu vermittelnde Kinder (Gott sei Dank eigentlich). Und oft bleiben Pflegekinder monate- oder gar jahrelang bei einem. Viele werden dann trotzdem adoptiert.

Oder ihr wagt euch an ein behindertes Kind. Diese werden viel zu selten adoptiert.


lg lene


PS Ich finde es toll, dass auch Pflegschaft für dich in Frage kommt. Kann und will nicht jeder machen so nach dem Motto "Ganz meins oder gar nicht."

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Guten Morgen, ich kann deine Intention durchaus verstehen, aber nur mit Liebe ist sowas nicht aufzufangen! Ich habe und hatte beruflich und privat immer wieder mit Familien zu tun, die ein Kind adoptiert beziehungsweise in Pflegschaft genommen haben. Es kann gut gehen, aber in den meisten Fällen haben die Kinder von Anfang an ein schweres Päckchen zu tragen und für die neuen Eltern ist es eine große Herausforderung, den gerecht zu werden. Und erfahrungsgemäß kann ich auch sagen, dass selbst die wundervollsten eigenen Kinder im Laufe ihres heranwachsens manchmal die komplette Aufmerksamkeit und Energie der Eltern benötigen, damit sie auf dem rechten Weg bleiben! Wenn ihr euch dem bewusst seid, könnt ihr euch ja unverbindlich erkundigen! Aber auch hier seid euch im Klaren, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Ich hatte einmal eine Frau in der Therapie, die zwei süße Kinder aus Asien adoptiert hatte. Es waren keine Geschwister Kinder und vom Alter her circa zwei Jahre auseinander. Dem einen Kind konnte sie alle ihre Liebe geben und für das andere empfand sie nichts. Sie schämte sich so sehr dafür und es dauerte ewig, bis sie sich öffnete. Nie zuvor hätte sie gedacht, dass so etwas passieren kann. Deshalb immer alle Eventualitäten mit in Betracht nehmen und dann auch ehrlich zu sich selbst sein. Alles Gute

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Danke, es ist gut, das Thema auch mal aus der anderen Richtung beschrieben zu bekommen.

Wegen der Aufmerksamkeit für die Kinder usw...
Auch eigene Kinder können einem grosse "Probleme" bereiten, das stimmt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das bei Adoptivkindern häufiger vor kommt. Trotz allem sind wir was das betrifft mit 2 Kindern noch lange nicht ausgelastet. Wir kommen beide aus sehr grossen Familien in denen auch nicht immer alles leicht lief und wissen, dass man auch durch schwierigere Situationen durchfinden kann. Wenn bei 6 Kindern jedes genug Aufmerksamkeit bekommen kann, dann auch bei 2 eigenen und einem Adoptivkind, da bin ich mir sicher.

Das mit der Liebe... Ja, wer weiss. Ich hoffe, dass man das bereits bei einem Kennenlernen feststellen könnte.

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Irgendwie passt das nicht zu deinem Beitrag in Partnerschaft ...

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Als erstes solltest Du Dich von der „heile Welt Familie“ verabschieden, die Du scheinbar im Hintergrund hast bei dem Wunsch nach Adoption.

Niemand gibt sein Kind freiwillig und ohne Not zur Adoption, weder im Inland noch im Ausland.

Die Kinder sind oft schwer traumatisiert und haben mit ihren wenigen Lebensjahren schon viel schlimmes erlebt (Gewalt, Schädigung durch Drogen und Alkohol in der Schwangerschaft und vieles mehr).
Und sind dementsprechend oft keine „einfachen“ Kinder, brauchen überproportional viel Zuwendung, etc.

Wenn ihr als Familie das alles dauerhaft leisten und auch ein schwieriges Kind auffangen könnt, dann nur zu.
Aber die Erfahrung, dass das Kind nach kurzer Zeit wieder weggegeben wird, weil die Familie sich das alles anders vorgestellt hat und überfordert und ratlos ist, das sollte jedem Kind erspart bleiben.

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Wer sagt, dass ich mir eine "heile-Welt-Familie" vorstellen? Und welche Familie mit ausschliesslich eigenen Kindern ist das schon?

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Es gibt auch einige, die direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben werden, da ist nichts mit Traumatisierung. Es ist generell überlicher, einen Säugling zur Adoption freizugeben, bei älteren Kindern kommt das so gut wie gar nicht vor.

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Hallo
Ich habe eine adoptierte Tochter. Allerdings handelt es sich um Verwandtenadoption und die Ausgangslage ist dementsprechend eine ganz andere. Eins ist aber gleich, die Situation entstand nicht ohne Grund. Es ist eine tolle Erfahrung, aber die meisten Arten von Adoption bringen auch Dinge mit sich, die auf dem klassischen Weg nicht vorkommen.
Wenn das alles früher passiert wäre, hätte ich mir eine weitere Adoption vorstellen können. Ob es wirklich so weit gekommen wäre, ist eine gute Frage. Deine Gedanken, gerade gegenüber einer Auslandsadoption, kann ich gut verstehen.
Wir haben ein paar Bekannte die im Ausland adoptiert haben. Bei manchen gab es mehr Probleme als bei anderen. Grundsätzlich fühlen sich bisher aber alle Kinder (heute teils volljährig) wohl und beheimatetet im Land in dem sie jetzt wohnen. Das ist nicht immer der Fall. Zudem ist zumindest bei einer Agentur klar, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Sie existiert nicht mehr und die Familie lebt in Ungewissheit, ob die Geschichte ihres Kindes wahr ist. Sehr schlimmer Gedanke!

LG

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Hallo, du hast ja nun schon viele Antworten bekommen.
Ich arbeite selbst beim Jugendamt und vermittel u.a Kinder in Pflegefamilien. Am besten lässt du dich beim Jugendamt bzw. Pflegekinderdienst bei dir vor Ort mal beraten.
Grundsätzlich ist es so, dass ein Pflegeverhältnis ein oder zwei mal im Jahr (ist von JA zu JA unterschiedlich) in Form eines hilfeplans überprüft wird. In der Theorie wird da also auch eine Rückführung in der Herkunftsfamilie geprüft. In der Praxis ist es so, dass Rückführungen selten sind. Teilweise sind die leiblichen Eltern gar nicht greifbar. Aber es kann auch so sein, dass die leiblichen Eltern weiterhin das Sorgerecht haben, ein mal im Monat Umgang mit dem Kind haben, bei hilfeplänen anwesend sind und bei Entscheidungen hinsichtlich des Kindes hinzugezogen werden. Man muss sich bei einem Pflegekind also nicht nur darüber bewusst sein, dass diese Kinder eben eine Vergangenheit haben, die Schwierigkeiten mit sich bringen kann, sondern man muss auch dazu bereit sein, sich mit den leiblichen Eltern auseinanderzusetzen. Wenn man das nicht möchte, kommt Pflege nicht in frage. Ich erlebe das manchmal, dass die Pflegeeltern die leiblichen Eltern am liebsten rausdrängen möchten und das geht echt nicht. Für die Kinder ist das auch schwierig. Bei Adoption wäre es dein Kind. Bei Pflege ist es eben nicht dein Kind. Das ist ein Unterschied, über den man sich vorher Gedanken machen muss.
Liebe Grüße!

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Ich finde schon, dass man mit einer Adoption einem Kind was Gutes tut. Ich kann das Ganzen nur befürworten. Was sollte nicht gut dran sein? Kleine Kinder passen sich sowieso schnell an und sehr oft erinnern sie sich überhaupt nicht mehr an die Zeit vor der Adoption. Daher gibt es dieses Heimatgefühl gar nicht mehr. Ältere Kinder können dagegen schon ihre persönliche Meinung äußern und ab einem gewissen Alter müssen sie ja der Adoption auch zustimmen, sodass sie sich entscheiden können. Ich glaube daher, dass es nur sehr wenige Kinder gibt, die sich über eine Adoption nicht freuen würden.

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Das ist eine Frage, die man so pauschal nicht beantworten kann. Es kann immer so oder so laufen, dazu fällt mir ein Beispiel aus dem Bekanntenkreis meiner Eltern ein. Sie haben damals nach vielen Jahren unerfülltem Kinderwunsch im Abstand von zwei Jahren zwei kleine Buben adoptiert, beide erst wenige Tage alt.
Beim ersten ist alles sehr positiv gelaufen und sie sind heute stolze Großeltern und haben ein enges Verhältnis zu ihrem Adoptivsohn.
Beim zweiten dagegen lief es nie rund und er war von Anfang an extrem schwierig, es eskalierte mehrmals. Er hatte „falsche Freunde“, stiftete Brand, landete später sogar im Gefängnis und wollte nichts mehr von seinen Adoptiveltern wissen. Für alle eine harte Zeit. Sie fragen sich bis heute, was sie falsch gemacht haben und ob es einfach in seiner Natur liegt, so zu sein oder ob sie etwas hätten besser machen können.

Selbst wenn man also die besten Absichten hat, muss einem klar sein, dass man nicht unbedingt Dankbarkeit und Harmonie erwarten kann, wenn man adoptiert. Es kann toll laufen, muss aber nicht.
Man weiss oft nicht, welche Gene dahinter stecken und was das Kind schon im Mutterleib oder auch später (wenn es älter adoptiert wird) erleben musste. Solche Traumata können tief stecken und viel Schaden anrichten.

Bei Kindern aus dem Ausland kommt nochmal die fremde Kultur dazu, die man idealerweise mit einbinden sollte.
Auch muss man mit bedenken, dass es ein Kind in einer fremden Kultur eventuell nicht leicht hat (Diskriminierung etc).

Klingt jetzt alles sehr negativ, soll aber nur die Risiken darlegen. Adoption kann bestimmt eine sehr schöne Erfahrung und Chance für Kind und Eltern sein, es gibt nur eben keine Garantie!

Die hat man mit eigenen Kindern natürlich auch nicht 😉