Wie am besten mit der eigenen Familie fertig werden?

Hallo zusammen,

Ich überlege schon länger, ob ich es mal in einem Familienforum probiere und ob ich hier richtig bin.

Es gibt viel zu erzählen und ich denke alles werde ich nicht hier rein kriegen. Aber meine Geschichte fängt schon sehr früh an, da war ich noch nichtmal geboren.

Um euch aber einschneidende Erlebnisse mit meiner Familie zu erzählen, fasse ich es einfach zusammen:

Ich war schon immer anders als andere und das habe ich zu spüren bekommen. Meine Mutter war oft am weinen weil sie nicht wusste was mit mir los ist und meinem Vater war es egal. Mein Bruder hat ständig auf mir herum gehakt, mich beleidigt und geschlagen. Er war viel stärker als ich und ich habe ein immer schlechteres Selbstbewusstsein bekommen. Dies würde geschürt weil ich als Kind der Überzeugung war, das meine Mutter mir ja hilft, aber nur am weinen ist wegen mir und mir nicht helfen möchte. Und das mein Vater mich nimmt wie ich bin, aber mir nicht hilft. War ich bereits im Kindergarten Alter in einem Dilemma mit meinen Bezugspersonen. Dazu kam das sie sich dauernd nur gestritten haben und ich mich erinnere wie ich dabei stand und sie angeschaut habe. Mein Vater hat sich oft nicht richtig bemüht und hat viele Spiele gezockt und meine Mutter war früh maßlos überfordert und gestresst. Hat viel geschrien und wenig liebe gegeben. Als sich meine Eltern trennten, war ich auch nichtmal in der Schule, da fing das Leid richtig an.

Als Alleinerziehende Mutter war sie wirklich sehr überfordert und hat oft einfach sich ins Bett gelegt, ich erinnere mich das ich nicht oft mit ihr spielen konnte. Weil sie ja auch den ganzen anderen Kram machen musste. Meinen Vater, den ich sehr liebte, den sah ich kaum mehr. Das machte mich unendlich traurig. Dazu kam das er eine neue kennenlernte, die für mich der Horror war. Ich war dabei wie sie sich umbringen wollte und ihren Kopf schreiend gegen einen Pfosten gehauen hat. Dann hat sie mich und meinen Bruder im Auto noch angeschrien, das es meiner Mutter noch Leid tun würde. Es gab heftigen Krieg zwischen den beiden Frauen. An Heiligabend ist meine Mutter besoffen zu ihm und hat randaliert. Ich habe das alles mitbekommen und es nagt heute noch sehr an mir.

Meine Mutter hat neue Lover gehabt die alle eine Zeit lang geblieben sind und das Leben kräftig verändert haben. Mit dem einem hat sie sich bis mittags im Zimmer eingesperrt und wir Kinder konnten nichtmal zu ihr und waren alleine. Der andere, wenn wir mit dem allein waren, hat der so krass mit uns gesprochen das selbst die Nachbarn sagten, wie er denn mit uns Kindern reden würde.

Ich habe mich immer nach mehr Liebe gesehnt. Und überall wo ich war, war es nicht so. In der Schule wurde ich auch gemobbt und hatte niemanden. Mit 12 kamen meine kleinen Halbgeschwister, hatte mich sehr gefreut und mein Vater und seine Frau meinten ich solle zu ihnen ziehen um ein Familienleben haben zu können. Ich tat es nicht wegen der Frau meines Vaters sondern wegen ihm und den kleinen. Es wurde aber die absolute Hölle. Da ich schwer gemobbt wurde habe ich mich immer mehr zurück gezogen und nichts mehr gemacht. Wurde schwer Depressiv. Niemand hat es erkannt oder mir geholfen. Zuhause wurde ich nur kritisiert und es herrschte Psychoterror seitens meiner Stiefmutter. Die kleinen hochgelobt und ich nieder gemacht, fühlte es sich grausam und unfair an. Mein Vater beschützte mich nicht richtig vor ihr und Sätze fielen wie: du bist der einzige Grund warum wir streiten. Du machst unsere Familie kaputt. Wenn ich gehe siehst du deine Geschwister nie wieder. Solche Sachen alle.

Ich habe immer gesagt mein armer Papa ich muss ihn vor der Frau beschützen. Sie hat ihn auch oft beleidigt und das alles war schlimm. Jeden Abend habe ich in mein Zimmer gehört wie er und ich beleidigt wurden. Niemand hat was daran geändert. Nirgendwo fühlte ich mich zuhause und sicher. Alles war ein Kampf mit meiner Familie.

Heutzutage habe ich eine sehr schlechte Bindung und bin in Therapie damit es besser wird. Ich war in vielen Kliniken und habe einen Suizid Versuch hinter mir. Meine Mutter zeigt mir jetzt mehr das ich ihr was bedeute und das sie sich bemüht, weil ich auch offener sage was ich nicht gut finde, anders als früher. Mein Vater meldet sich nicht oft und ich mich nicht oft bei ihm. Und zu seiner Frau habe ich den Kontakt abgebrochen.

Wie seht ihr das ganze? Ich bin froh das ich in Therapie bin und das alles bearbeiten kann. So kann ich mich mal richtig mit meiner Familie ausquatschen und das es ankommt. Meine letzten versuche bei meinem Vater sind aber gescheitert.

Liebe Grüße

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Hallo,

zuerst einmal tut es mir leid, dass du das hast mitmachen müssen. Die eigene Familie bzw. nahestehende Personen können einfach auch so viel kaputt machen.

Du hattest keinen einfachen Start und leider kenne ich einige solcher Geschichten. Ich finde es gut, dass du dir Hilfe geholt hast und versuchst aufzuarbeiten.

Ich habe erst letztens einen Bericht von einer Frau gelesen, die jahrelang (ab Kleinkindalter) schwer se*uell missbraucht wurde. Sie führt heute ein Leben voller Dankbarkeit und Freude. Sie ist so positiv und voller Leben, dass ich mich gefragt habe, wie das nur sein kann, nach allem, was sie erlebt hat. Und in ihrem Beitrag hat sie geschrieben, dass sie beschlossen hat, kein Opfer mehr zu sein, sondern eine Heldin :-) Den Gedanken fand ich schön!

Ja, es passiert viel Mist und viele Menschen leiden. Es liegt an einem selbst, was man daraus macht. Andere kann man oft nicht ändern, die Veränderung kommt aus einem selbst! Die Therapie ist der erste Schritt. Kontaktabbruch zu Personen, die dir nicht gut tun, der nächste!

Ich kenne eine Freundin, die lebt immer noch in der Vergangenheit. Alle anderen waren schuld, dass sie jetzt so ist, wie sie ist. Dass sie so fühlt, wie sie jetzt fühlt etc. Sie will die Verantwortung für ihr eigenes Leben nicht in die Hand nehmen. Dann ist das so und für sie vielleicht der richtige Weg.

Reden, Therapie und von Personen fernhalten, die dir nicht guttun. Das sind meine Tipps!

Alles Gute für dich #blume

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Vielen Dank!

Ich versuche selber gerade meinen Weg zu finden und mit dem allen abschließen zu können. Es ist mehr passiert, aber ich habe den Umzug in eine andere Stadt geschafft und bin so auf Distanz gekommen. Toxische Beziehungen habe ich schon angefangen zu beenden. Nur bei meiner Familie tue ich mir sehr schwer, wenn ich ehrlich bin, dann denkt man ja immer die Familie ist wie eine Festung, zu der man sich flüchten kann, wenn es brenzlig wird.

Es ist inspirierend, was du von der Frau erzählst, die Trotz des Missbrauchs, heute so ein gutes Leben führen kann. Sowas kann soviel kaputt machen, spreche da auch aus Erfahrung, es war aber bei mir nicht die Familie, sondern jemand anderen dem ich Vertraut habe.

Es ist zwar zum Mäusemelken, aber deine Tipps sind gut und ich hoffe so sehr, das ich mit der Therapie etwas bewirken kann was zu meinem eigenen Seelenheil beiträgt.#winke

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Hallo es tut mir leid dass du das alles erleben musstest.
Bei mir lief auch vieles eher unschön. Jahrelang Hab ich in stundenlangen Gesprächen mit freunen versucht herauszufinden warum mein Vater so ist wie er ist.
Irgendwann hab ich gemerkt es bringt nichts immer in der Vergangenheit zu leben und immer seine Eltern verantwortlich zu machen. Schließlich bin ich erwachsen Selbstbestimmt und treffe eigene Entscheidungen. Meine therapeutiin sagte dann auch zu mir seien sie stolz auf sich trotz aller Widrigkeiten haben sie es geschafft ein "normales Leben " zu führen. In Gedanken habe ich dann gewissem Personen verziehen und mir hat auch immer geholfen mir zu sagen dass mein Vater mich trotzdem liebt er hat dennoch das gegeben was er geben konnte