Hallo zusammen,
ich wollte mal fragen, ob jemand von euch verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit wieder „aufleben“ lassen hat, mit therapeutischer Hilfe oder ohne - egal.
Ich lese immer wieder, dass solche Erinnerungen erst wieder im Erwachsenenalter, vor allem, wenn man selber Eltern wird, wieder aufkeimen. Weil man vom Verhalten des eigenen Kindes getriggert wird.
Was genau waren das für Erinnerungen und wie ging es euch in eurem Leben? Habt ihr gespürt, dass irgendwas nicht stimmt bzw. dass euch etwas verheimlicht wurde oder euch ein Teil „fehlt“? Hattet ihr Probleme mit eurem Selbstvertrauen?
Und wie geht es euch jetzt? Nachdem ihr diesen verlorenen Teil wieder gefunden habt?
Und letztlich: Wie geht ihr mit den Menschen um, die euch belogen haben?
Ich freue mich über eure Erfahrungen
Verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit
Es kam einiges wieder hoch, was ich verdrängt hatte! Mir erschien es als Mutter völlig unbegreiflich, wie mich meine Eltern als Kind so behandeln konnten! Aufgearbeitet habe ich die Dinge mit Büchern und meinem Mann. Und ich habe seit 7 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern.
Bei mir kamen/kommen Erinnerungen mit dem Aufwachsen meiner Kinder wirklich wieder in den Kopf. Ich habe durch viel Lesen und Gesprächen mit meinem Mann, dies aufarbeiten können. Sozusagen eine Selbsttherapie.
Einerseits denke ich mir, ich kann daran jetzt sowieso nichts ändern und will es meinen Kindern besser ergehen lassen. Ich nutze diese Erinnerungen also, um mir klar zu machen, wie ich es besser machen kann als Mutter. Andererseits habe ich versucht meine Eltern zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Bei meinem Vater war es schnell klar, er war Alkoholiker. Heute ist er trocken und hat auch diverse Therapien gemacht, er hat sich sichtlich gebessert und wir haben uns ausgesprochen, weil er auch eine Rückmeldung von mir wünschte. Ich habe einen guten Erwachsenenkontakt zu ihm. Meine Mutter ist da ganz anders. Sie hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, da hilft nichts. Ich habe vieles versucht, nun ist mein oberstes Ziel meine Kinder vor ihr zu schützen, also habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Meine Eltern sind sowieso geschieden, also kann ich auch nur den Kontakt zu meinem Vater halten.
Bei mir sind es Erinnerungen an Bestrafungen, Geheimnisse vor anderen und verbales Niedermachen. Auch wie falsche Gefühle eingeredet wurden. Standard war, dass mir aufgezählt wurde, warum ich jetzt glücklich zu sein habe, auch wenn mir nicht danach war. Zudem war es üblich, dass meine Erinnerungen als falsch dargestellt wurden und diese dann versucht wurde "umzuwandeln". Dass Menschen unterschiedliche Perspektiven auf etwas haben können, duldete meine Mutter nicht. Heute bin ich deswegen auch manchmal verunsichert und schreibe mir wichtiges immer auf, damit ich nicht an meiner eigenen Erinnerung zweifle. Manchmal kommt es in mir auf, dass etwas mit mir nicht stimmt, dann muss ich mich besinnen und spreche mit meinem Mann darüber. Er weiß am besten über die ganze Situation Bescheid und ich vertraue im 100%ig daher ist er für mich eher ein Ansprechpartner, als ein Therapeut, wobei anzumerken ist, dass er selbst Therapieerfahrung hat und sich viel mit psychischen Krankheiten auseinander gesetzt hat.
Was mir gerade noch eingefallen ist: Ich plane sehr viel, auch langfristig im voraus. Wahrscheinlich, weil ich in der Kindheit der Willkür meiner Mutter ausgesetzt war. Spontan geht selten etwas bei mir "^,^
Hallo,
ich war und bin noch in Therapie.
Als meine Tochter geboren wurde, hinterfragte ich mich und meine Eltern. Aufgrund meiner Kindheit mit physischer und psychischer Gewalt von Eltern und Großeltern wollte ich entgegenwirken, damit meine Tochter es besser hat als ich.
Es gibt Situationen die mich stark triggern und ich entgegenwirken kann.
Meine Tochter ist gerade 2,5 Jahre alt und jeder kennt es, dass sie „bockig“ werden und weinen, weil ihr Kopf es nicht versteht, was passiert.
Meine Erfahrung als Kind -> Gefühle dürfen nicht wahrgenommen und geäußert werden. Wenn ich nicht mit weinen aufgehört habe, gab es einen Grund, in Form von Schlägen auf den Po. Diese Bilder und Sprüche begleiten mich momentan sehr. Ich hingegen helfe meiner Tochter durch diese Phase mit viel Ruhe und Geduld.
Es ist viel Arbeit und nicht leicht, in alte Muster zu verfallen.
Den Kontakt zu meiner Mutter habe ich seit kurzem abgebrochen. Sie behandelte mich als Mama respektlos. Da sie meinte es besser zu wissen.
Zu meinem Vater habe ich Kontakt, aber auch eher ein distanzierten.
Die Therapie und Gespräche mit meinem Mann helfen mir.
Alles Gute 🍀.
LG Wowhexe
Ich habe schon länger gewusst, dass ich keine schöne Kindheit hatte, aber so richtig bewusst bin ich mir dessen geworden, als ich selbst Mutter wurde bzw älter wurde. Ich komme für andere immer extrem selbstbewusst und tough rüber, allerdings habe ich fast kein Selbstbewusstsein, muss ständig etwas an mir ändern. Egal ob es ganz einfach mit Bodyforming in Form von Sport oder der Ernährung ist, oder ein neuer Haarschnitt oder eigentlich viel schlimmer der Besuch beim Schönheitschirurgen. Ich lebe in einer permanenten Unzufriedenheit mit mir selbst. Woher das kommt ist mir in den letzten Jahren klar geworden, ändern kann ich es allerdings nicht, da es in meinem Kopf fest verankert ist. Dazu kommen Trennungsängste und extreme Angst vor Veränderungen. Mein Mann sagt immer wieder, dass mir eine Therapie guttun würde, aber ich traue mich nicht mich irgendwo zu melden. Es ist schlimm was Eltern aus ihren Kindern machen können. Ich hoffe, dass meine Kinder rückblickend mal sagen, dass wir gute Eltern waren.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Angst vor Therapie und dem sich jemand anderem öffnen relativ gut in den Griff bekommt, wenn man es ausprobiert. Irgendwann ging es nicht mehr. Zur Therapie zu gehen ist kein Makel in meinen Augen, sondern ein Zeichen von Stärke.
Viele haben Angst in den Abgrund zu schauen und zu sehen, dass der Abgrund zurück schaut...
eine Therapie greift und fruchtet nur, wenn man auch wirklich dazu bereit ist. Sonst dümpelt man nur ewig an der Schwelle (was eine Zeit lang völlig Normal und ok ist) und kommt nicht weiter. Es bedarf viel Mut und vertrauen sich seinen eigenen Dämonen entgegenzustellen und sie anzusehen!
Hallo
Sagen wir mal so, ich weiss und wusste wie ich meine Kinder nie behandeln werde.
Der Kochlöffel war mein größter Feind.
Meine Freunde waren alle doof und haben genervt. Alles an mir war irgendwie unzulänglich. Ich habe bis heute Probleme mit meinem Selbstbewusstsein, umso stolzer bin ich auf meine Kinder die mit geradem Rücken durch die Welt gehen. Es war eine andere Zeit. Ich glaube meine Mutter hat die Ratgeber aus den 60er, 70ern beherzt. Da hieß es ja man darf dem Kind nicht zuviel Zuwendung geben.
Machen wir es besser!
LG
Hey...spannende Frage
Ich bin unter Bedingungen aufgewachsen, mit denen man ein ganzes Buch füllen könnte...
Lange Jahre dachte ich, es sei normal, so zu leben, denn ich kannte es ja nicht anders. Obwohl ich selbst sehr viel Gewalt und emotionale Spielchen, vor allem von meiner Mutter, erlebte, hatte ich ein völlig anderes Verständnis vom Eltern-Werden. Ich habe, als ich selbst Mama wurde, nicht das wiederholt, was ich selbst erlebt hatte.
Ich habe mehrere Therapien hinter mir, geholfen hat mir letztendlich die Einsicht, dass Eltern immer nur das geben, was sie selbst haben (Liebe, Verständnis, Zuneigung usw.) und dass sie wiederum auch in Verstrickungen, Ängsten, Traumen usw. gefangen sind.
In meiner Konstellation habe ich dann erkannt, dass meine Mutter über null Selbstreflektion verfügte. Selbstreflektion ist aber wichtig, um Dinge zum Positiven zu ändern, auch das Familienklima. Meine Mutter spielte ihre Spielchen immer weiter und irgendwann konnte ich nicht mehr.
Ich habe letztendlich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen; da war ich 42 Jahre alt. Seither geht es mir besser. In toxischem Umfeld ist ein gesundes Leben nicht möglich - auch wenn "Familie" draufklebt.
Alles Gute!
Hey,
Ich setze mich auch vermehrt mit meiner Kindheit auseinander seit ich Mutter bin.
Ich bin Einzelkind. Mein Vater ist irgendwie paranoid und Verschwörungstheoretiker.
Ich durfte nie irgendetwas irgendwem erzählen. Die Nachbarn beobachteten uns nämlich immer.
Nie durften andere Kinder zu mir. Ich durfte auch nur super selten bei Freunden schlafen. Vielleicht einmal im Jahr.
Mein Vater war nie an meinen Geburtstagen da, nicht bei der Konfirmation, nicht beim Abi Ball. Nirgendwo wo andere Leute waren.
Ich habe Asthma, als Kind hatte ich eine schwere Bronchitis, musste natürlich Husten. Er ist dann in mein Zimmer gekommen und hat gesagt das ich nicht so laut Husten darf, weil er seine Ruhe haben muss.
Auch war er sehr streng, und hat niemals nachgegeben. Wir wollten MauMau spielen, und ich hab gesagt MauMau spielt man mit 7 Karten. Er sagte nein, mit 6. Dann habe ich gerufen, nein das stimmt nicht, man spielt mit 7. Er hat die Karten zusammen geräumt und den ganzen Tag nicht mehr mit mir gespielt. Obwohl ich gebittelt und gebettelt habe. Da war ich vielleicht 6 oder 7.
Wenn ich so zurück denke, hat mein Vater mich nie wie ein Kind behandelt, sondern immer wie einen Erwachsenen. Emotionen musste ich für mich behalten. Laut sein vor Freude, Trauer, Wut durfte ich nicht. Sowieso musste ich immer leise sein. Nicht zu laut spielen zuhause.
Heute habe ich extreme Probleme meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich mache fast alles mit mir alleine aus. Mein einziger Vertrauter, vor dem ich weine, dem ich meine Gefühle und Gedanken erzählen kann ist mein Mann. Er hat das mit mir geübt. Hat 10 Jahre gedauert.
Wenn etwas war, mich was störte, hab ich nie was gesagt. Inzwischen klappt es besser.
Zu meinen Eltern habe ich regelmäßig Kontakt. Aber es ist kein liebevoller Umgang, eher sachlich. Das liegt aber glaub ich daran das sie wenig liebevoll und zärtlich mit mir waren. Wie gesagt, ich wurde immer wie eine Erwachsene behandelt. Ich kann mich nicht erinnern das ich mal mit meinen Eltern gekuschelt habe oder so, bzw sie mit mir. Ich kann es heute auch absolut nicht ertragen von Menschen ausser meinem Mann und Kind berührt zu werden. Küsschen oder Umarmungen zur Begrüßung sind für mich wie Folter.
Bei meinem Kind mache ich alles anders. Er darf Kind sein, unser Haus steht immer für alle offen. Ich kuschel ihn, er weiß das er sehr geliebt wird. Er darf weinen, lachen und sogar Husten wenn er krank ist.
Meine Tochter hat daran nichts geändert. Verschlimmert hat sich nur die Emetophobie.