Ist das schon fahrlässig oder kann das mal passieren?

Hallo, ich fang mal so an:
Meine Mutter und ich haben eine schwierige Beziehung. Seit dem mein Kind (4 Jahre) da ist und wir räumlichen Abstand haben (200 km), läuft es besser zwischen uns. Sie sieht mein Kind alle paar Wochen für einen Tag und darf dann ganz Oma sein (verwöhnen und betüddeln). Sie ist auch noch fit, nicht in Rente und arbeitet selbst mit Kindern (wobei ich mich manchmal echt frage, wie das so läuft...). Meist geht mein Kind zu ihr, sie ist selten bei uns und bekommt kaum mit wie wir erziehen. Sie weiß aber, dass wir auch öfter mal streng und konsequent sind (Kind fordert Grenzen ein und wir bestehen darauf, dass Absprachen getroffen werden). Unser Kind hat schon längst kapiert, dass es bei Oma etwas lässiger zugeht was Regeln angeht und man das auch ausnutzen kann. Ich selbst versuche, das Ganze locker zu sehen und mich nicht über pädagogische Fehltritte meiner Mutter aufzuregen, das Kind ist ja auch nicht so oft da.

Zur Situation:
Kind durfte für 2 Tage alleine mit Oma ans Meer. Sie kamen dann zurück und Oma erzählte folgendes: Sie kamen aus dem Wasser und es war besprochen, dass sie sich auf der Decke kurz trockene Sachen anziehen. Oma setzt sich auf Decke. Kind bleibt stehen. Kind dreht sich ohne ein Wort um und geht. Oma beobachtet, ohne Kind zurückzurufen. Kind geht weiter. Kind läuft Deichtreppe (ca. 70 Stufen hoch). Oma hinterher. Oben angekommen ist Kind verschwunden, es sind viele Leute unterwegs. Oma muss sich für eine Richtung entscheiden. Findet kurz darauf Kind wieder. Schimpft mit Kind, packt alle Sachen zusammen und geht früher als geplant zurück in Ferienwohnung.

Ich weiß jetzt nicht wie ich damit umgehen soll. Ich finde es gut, dass meine Mutter die Sache offen mit mir kommuniziert und nicht verheimlicht hat. Ich finde es gut, dass sie Konsequenzen aufgezeigt hat.
Was ich nicht gut finde: Sie hat das Kind einfach laufen lassen (ist das fahrlässig?) und die Situation total falsch eingeschätzt. Sie hat beim Schimpfen gesagt "die Strandpolizei sammelt dich ein und nimmt dich mit" (ganz toll, wenn mein Kind zukünftig Hilfe braucht geht es aus Angst nicht zur Polizei.... :-( )
Ich habe mit meinem Kind gesprochen und geklärt, dass es mit uns und auch anderen Erwachsenen (Oma) absprechen muss wenn es irgendwo hingehen möchte (das ist eigentlich eine Alltagsregel bei uns und bekannt). Dass Oma einen Schreck bekommen hat und dass so ein Urlaub nicht nochmal stattfinden kann wenn wir uns nicht darauf verlassen können, dass das Kind sich an Absprachen hält. Habe auch gefragt, was Kind gemacht hätte, so ganz allein ohne Oma, um die Tragweite des Handelns nochmal zu verdeutlichen. Ich denke, mein Kind hat es verstanden. Aber ich fühle mich jetzt wie der Buhmann. Eigentlich wäre es doch der Job der Oma gewesen, die Sache nochmal vernünftig zu klären und beim nächsten Mal früher aktiv zu werden. Oder wie seht ihr das?

Mit meiner Mutter konnte ich das nicht reflektieren, da mein Kind dabei war und ich sie nicht bloß stellen wollte. Sonst hätte ich ihr gesagt, dass sie beim mächsten Mal früher einschreiten muss bzw. das Kind früher zurückrufen soll. Sie ist schließlich die Erwachsene und mein Kind ist 4. Sie muss die Gefahren einschätzen, mein Kind lernt das noch.

Wie schätzt ihr das alles ein? Könntet ihr das Kind da nochmal mitgeben in Urlaub? Ich bin gerade echt unsicher wie ich mit zukünftigen Oma-Terminen umgehen soll.

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Ich denke, das einzige was deine Mutter unterschätzt hat, ist, daß kKds unglaublich schnell sind.

Sie ist dem Kind hinterher gegangen als es an der Treppe war, okay, das Kind war schneller. Wahrscheinlich hat sie sich selbst erschrocken und da sie es dir klar erzählt hat, würde ich auf jeden Fall mein JA für zukünftige Urlaube geben.

Kann selbst uns als Eltern passieren.

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Sehe ich exakt genau so. Wenn sie die Enkelin nur alle paar Wochen sieht, ist ja irgendwie klar, dass man sowas häufiger falsch einschätzt als die Eltern. Vermutlich hat sie auch einfach nicht damit gerechnet, dass Enkelin wirklich einfach abhaut. Unglücklich gelaufen, aber definitiv nicht fahrlässig gehandelt. Der Schock wird wohl auf allen Seiten tief sitzen und so eine Situation nicht nochmal vorkommen.

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Hm, also ich muss sagen, dass ich bei meiner Tochter auch oft erst mal beobachte was sie macht und ob sie von allein umdreht. Wenn nicht, gehe ich hinterher. Das kann auch mal eine etwas größere Distanz sein, solange ich sie noch sehe. Wenn es sehr unübersichtlich ist, ist das natürlich etwas schwieriger und ich würde früher eingreifen.
Also grundsätzlich finde ich das Beobachten nicht fahrlässig, aber sie hätte wohl etwas früher hinterher gehen sollen.

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Lass erst mal sacken.
Meinem Onkel ist letztens der eigene Sohn (5) weg gelaufen. Zuerst hat er vor der Werkstatt gespielt, dann hatte er kein Bock mehr und ist einfach nach Hause gegangen. Mein Onkel ist auch nicht auf die Idee gekommen, dass er sich einfach so vom Staub machen würde. Aber Kinder halt.... Wahrscheinlich hat deine Mama gar nicht damit gerechnet, dass das Kind sich so weit entfernt und erst mal damit gerechnet, dass es irgendwo stehen bleibt oder zurück kommt und deshalb nicht sofort reagiert.

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Ich habe mein Kind im Kleidungsgeschäft "verloren". Einmal kurz weggedreht und zack war sie weg. Bekam echt Panik... Wo war sie? Versteckt zwischen der Kleidung an an so einem Rondell. Also wirklich versteckt.

Musste ich gerade dran denken als. Du das von deinem Onkel geschrieben hast.

An die TE:
Erstmal sind Omas da zum verziehen 🤭 und dass sie erstmal guckt was das Kind macht ist klar. Hätte ich evtl ähnlich gemacht, aber dazu fehlen natürlich noch Infos.
Kinder sind schnell und wie schon jemand schrieb, hatte deine Mutter das bestimmt einfach unterschätzt. Sie hat konsequent gehandelt und ist gegangen. Das war sicher Strafe genug. Und wegen dem Spruch wird da keine Phobie gegenüber der Polizei entstehen.

Gehe nicht zu hart mit ihr ins Gericht. Sie muss ihre Enkelin sicher auch erst richtig kennenlernen in solchen Situationen.

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Was soll da fahrlässig sein?

Die Situsation, wie du sie beschreibst, kann wirklich jedem passieren.
Ich finde es auch verständlich, dass man bei einer 4jährigen nicht davon ausgeht, dass das Kind gleich auf Nimmerwiedersehen verschwindet, eigentlich wissen Kinder in dem Alter, dass sie nicht einfach weglaufen dürfen. Kann aber natürlich trotzdem vorkommen.

Nach einer solchen Situation gibt es ein ernstes Gespräch mit dem Kind evtl mit entsprechender Konsequenz (so, wie es deine Mutter gemacht, den ganz genauen Wortlaut würde ich wirklich nicht auf die Goldwaage legen). Du hast ja auch nochmal mit dem Kind geredet. Also alles gut.
Deine Mutter wird in Zukunft bestiummt ein besonderes Auge auf deine Tochter haben.
Und natürlich darf das Kind weiter mit in den Urlaub, warum auch nicht. So schlimm war das weglaufen ja nun wirklich nicht.

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Mir ist sowas auch schon passiert und ich glaube viele kennen das.
Also ein eindeutiges JA für den nächsten Urlaub. Oma weiß ja jetzt, dass sie schneller sein muss.

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Bin ziemlich überrascht, wie locker das hier alle sehen dass eine 4jährige verschwindet weil die Aufsichtsperson es nicht hinbekommen hat, sie im Blick zu haben. Ich finde das auf jeden Fall fahrlässig. Man kann doch nicht einfach sagen, dass sowas jedem mal passieren kann. Und von einem Kindergartenkind kann man überhaupt nicht erwarten, Gefahren abzuschätzen usw.
Hinter dem Deich hätte eine Straße sein können oder was weiß ich. 4jährige haben einfach spontane Ideen, denken die seien klug und setzen sie dann in die Tat um. Da muss einfach ein Erwachsener sie im Blick haben!
Ich habe 3 Kinder und zu keinem Zeitpunkt würde ich ein Kleinkind in dem Alter (meine Tochter ist auch 4) einfach nur beobachten wenn sie sich allein auf den Weg macht am Strand bzw irgendwo im Urlaub in der Fremde. 4jährige können auch verdammt schnell werden wenn sie vor einem weglaufen weil sie denken das sei lustig also darf man nicht zu spät hinterherlaufen.
Ja, ich wäre absolut sauer. Keine Ahnung ob ich mein Kind nochmal allein mitgeben würde. Vorerst sicherlich nicht aber die Kleine wird ja auch älter...
wenn sie als Schulkind verloren geht kann sie sich immerhin schon anders helfen.

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Die Großmutter wird irgendwie an den Strand gekommen sein und somit auch gewusst haben, dass da keine Autobahn am Deich entlang führt...

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Ohne dabei gewesen zu sein, kann ich es nicht einschätzen.

Das ist mir beim eigenen Kind auch schon passiert (andere Situation, aber auch falsch eingeschätzt) alles ist gut gegangen.

Und auch: ich habe es gefährlicher eingeschätzt, sofort reagiert, alles getan - und Kind ist die Treippe runter gestürzt.

So: und im Leben ist es eine Mischung aus beiden. Laufen lassen, dem Kind was zutrauen, eruieren, was sie schon kann, vertrauen, dass sie es schafft
und zeitgleich Gefahren einschätzen, schlimmstes Verhindern, eigene Kräfte Geschwindigkeit einschätzen.

Ich, schlechter Tag: schnellere Grenzen! Sofortiges Handeln!
Warum? Weil ich wusste, dass ich im Fall der Fälle nicht schnell genug bin.

Ebenso, wenn mein Kind einen unberechenbaren Tag hatte.

Ich: guter Tag. Mich so einschätzend, dass ich im Fall der Fälle schnell genug bin. Dann auch mal laufen lassen. Gucken was passiert. Oft hat sie mich dabei positiv überrascht. Sie hat dann selbst Ideen entwickelt, wie sie sich selbst helfen könnte, wenn....
Dabei war ich aber so nah dabei, dass ich hätte eingreifen können, es aber nicht musste. Und weit genug weg, um zu sehen, wie weit sie schon Fähigkeiten entwickeln kann.

Und dann gibt es die Tage: alles läuft super. Kind steht daneben, ich reagiere sofort , eine falsche Bewegung und kann nicht aufgehalten werden.

Eure Situation ist so, dass ich an zwei aufeinander folgenden Tagen zwei unterschiedliche Einschätzungen hätte. Traue ich es mir zu, schnell genug zu sein: auch dann, wenn Kind weiter rennt. Dann könnte die eine Sekunde zögern.... die entscheidende sein.
Traue ich es mir nicht zu und springe sofort auf: kann das die entscheidende Sekunde sein, die mein Kind ansport weiter zu rennen. Mama (in eurem Fall Oma) hat mich bemerkt, rennt ja los, also weiter.

Bei meiner war es oft hilfreich mich anzunähern wie bei einer Fliege. Langsam, gefühlt in Zeitlupe. Dann blieb sie eher stehen, beobachtete (kommt sie oder nicht). Eine schnelle Bewegung von mir und Kind rannte.... im Kleinkindalter hatte ich echte Schwierigkeiten hinter her zu kommen. Im Kindergartenalter wurde es besser. Wobei: sobald ich schneller wurde, legte sie an Sprint zu.
Das waren ihre übermütigen Tage.

Beim Kind einer Freundin war Zeitlupe die entscheidende Sekunde, bei Unfällen fehlte. Und selbst das war noch zu spät. Im Grunde hätten Erwachsene lossprinten müssen, bevor das Kind auch nur ansetzt zum Aufspringen.
Beim Kind einer anderen Freundin, könnte man super langsam hinterher spazieren. Das Kind startete grundsätzlich erst dann weiter, wenn man in Armlänge aufgeholt hatte.

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Ich finde das nicht fahrlässig und ich bin mir sicher, deine Mama hat den Schreck weg, den es manchmal braucht.
Ja, sie mag es unterschätzt haben, wie schnell Kinder weg sein können, aber ist das nicht menschlich?
Ich finde auch den Satz mit der Strandpolizei völlig in Ordnung. Konsequent war sie auch und vor allem - und das ist das Wichtigste - ehrlich zu dir.

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Also meinen Schwiegereltern ist das auch schon passiert mit meinem Kind!

Zwar nicht irgendwo am Strand, dafür ist mein Kind (ich meine er war damals auch 4), plötzlich auf die Straße gerannt. Vorher hatt er das nie gemacht, nachher auch nicht aber eben dieses eine Mal als er mit den Großeltern unterwegs war.

Meine Schwiegereltern waren, laut ihren Aussagen, auch sehr schockiert und haben das erste und bisher einzige Mal mit ihm geschimpft. Mein Sohn ist mittlerweile 12. ;-)

Wäre ich dabei gewesen, wäre die Situation mit Sicherheit auch nicht anders gewesen. Ich habe mein Kind fast immer laufen lassen mit recht großem Abstand zu uns, auch am Strand. Ich habe zwar auch immer beobachtet, dennoch auch laufen lassen.
Passieren kann immer was, aber soll ich deswegen mein Kind so massiv einschränken, dass es fast nichts alleine machen darf?

Wir waren jetzt alle nicht dabei und deine Mutter kennen wir auch nicht, dennoch vermute ich mal, dass du deiner Mutter schon zutraust und auch genug vertraust, dass sie auf deine Tochter aufpassen kann, sonst hättest du sie auch nicht alleine mit der Oma einen Strandurlaub machen lassen. Falls du deiner Mutter nicht genug vertraust, dann muss ich sagen, dass nicht die Oma fahrlässig gehandelt hat, sondern DU, die dem Kind einen Badeurlaub mit einer unzuverlässigen Person erlaubt hat.
Die Oma hat dir genau erzählt was vorgefallen ist, was ich übebrigens sehr gut finde! Ich denke sie wird ab jetzt noch sehr viel vorsichtiger sein mit deiner Kleinen und ihr wahrscheinlich auch weniger Freiraum lassen. Das war leider die Konsiquenz von meinen Schwiegereltern, nach dem Vorfall.

#winke