Guten Morgen ihr Lieben,
mir brennt im Grunde schon seit sehr langer Zeit eine Sache auf der Seele, die ich mal jetzt hier los werden wollte. Gerne würde ich abschätzen, ob ich mich zu sehr in das alles reinsteigere oder ob meine Gedanken durchaus berechtigt sind.
Der nachfolgende Thread wird vermutlich nun etwas länger, denn das Thema um das es geht, erscheint mir sehr komplex und kompliziert und bedarf ausreichender Beschreibung....
Es geht um den älteren Bruder (28) meines Mannes (26), also meinen Schwager. Die beiden Brüder hatten sich im Grunde noch nie gut verstanden. Das liegt überwiegend daran, dass sie einfach komplett verschieden sind. Mein Mann ist der gutmütigste, ehrlichste und fröhlichste Mensch, den ich kenne. Er war schon immer so. Wir sind seit 8 Jahren (seit ich 16 war) zusammen und haben letztes Jahr im Sommer schließlich geheiratet.
Sein Bruder ist da komplett anders. Ein stiller und vor sich hin brütender Eigenbrödler, aber wirklich hochintelligent: er hat neben bestimmten Spezialgebieten auch ein sehr breit gefächertes Allgemeinwissen und kann unwahrscheinlich gut formulieren und logisch denken (das merkt man immer wieder). Dazu muss ich anmerken, dass er Autist ist (Asperger-Syndrom). Er hatte es gerade in seiner Jugend sehr schwer gehabt, wurde in der Schule viel gemobbt wegen seines (für Andere) auffälligen Benehmens etc. Seinen Bruder (also meinen Mann) hat er dagegen in der Jugend jahrelang ignoriert (ja, wirklich kein Wort mit ihm geredet!) und ihn spüren lassen, dass er ihn wohl absolut nicht mag.
Mittlerweile sind ja alle erwachsen und mein Mann und sein Bruder haben sich vor zwei Jahren schließlich mal zusammengesetzt und etwas ausgesprochen, was wohl auch an den Eltern lag (der Vater war z.b. sehr schwer krank). Nichtsdestotrotz scheint die Antipathie meines Schwagers gegen meinen Mann weiterhin bestehen zu bleiben. Er hat damals auch zugegeben, dass er ihn nicht mag und die Eltern das einzige seien, was sie (noch) verbinden würde.
Mittlerweile ist mein Schwager soweit, dass er das grundlegenste mit meinem Mann bespricht, das aber auch nur wenn es wirklich notwendig ist. Auch dann ist mein Schwager immer sehr unterkühlt und kurz angebunden und manchmal sogar richtig pampig. Aber wirklich nur ggü. seinem Bruder/meinem Mann. Er kann auch anders. Er hat Anfang dieses Jahres sein Master-Studium abgeschlossen und zeitweilig wieder bei seiner Mutter gelebt. Ich hatte an einem Tag einen Schwächeanfall auf der Arbeit und musste zum Arzt. Da mein Mann nicht von der Arbeit weg konnte, hat meine Schwiegermutter mich abgeholt und hingebracht und hat meinen Schwager gebeten, mich hinterher wieder aufzuholen und nach Hause zu fahren. Mit mir hat er während der Autofahrt ganz normal und höflich geredet, wir hatten beinahe erfolgreich sowas wie Smalltalk betrieben. Auch an den Familienfeiern und Treffen redet er eigentlich gar nichts oder kaum was mit mir. Er sitzt meistens stumm da, hängt seinen eigenen Gedanken nach und scheint sich in unserer Gegenwart ausgesprochen unwohl zu fühlen. Aber wenn er mich mal zwischendurch doch mal was fragt, dann ist er grundlegend höflich zu mir. Wir haben aber nie mehr als nur ein paar Sätze miteinander gesprochen. Auffällig ist, dass er mich niemals bei meinem richtigen Vornamen, sondern immer nur "Mädchen" nennt ("Bspl: Du, Mädchen, sag mal, weiß du ob...:". Ich selber habe die Kommunikation mit ihm an diesen Veranstaltungen mittlerweile sein lassen. Früher, als ich jünger war, habe ich es regelmäßig noch versucht, denn ich war ja in jedem Fall an einem freundlichen Miteinander und einem guten Verhältnis interessiert. Aber weil er mich meistens nur kurz (natürlich höflich) angebunden abgewimmelt hat, habe ich es mittlerweile sozusagen auch aufgegeben. Es gab auch immer wieder mal Tage, da sind wir aneinander vorbeigelaufen, ohne dass er mich gegrüßt oder auch nur eines Blickes gewürdet hätte (ist bei ihm vermutlich tagesformabhängig).
Wenn ihr das alles so lest, dann könnt ihr euch sicherlich von selber denken, dass es so keinen Besuche zwischen meinem Schwager und uns gibt. Mein Mann und ich würden uns ja grundsätzlich ein gutes Verhältnis zu ihm wünschen, aber er lässt das ja nicht zu und versperrt sich komplett davor. Er hat genau 5 Jahre studiert (er hat es sogar in Regelstudienzeit abgeschlossen!), aber in dieser Zeit haben wir ihn kein einziges Mal in Heidelberg besucht. Er wollte 2014, als er nach seiner ersten grundlegenden Berufsausbildung das Studium begann, auch keine Hilfe beim Umzug von meinem Mann (damals noch Freund). Ironischerweise hat er bei unserem ersten Umzug aber tatsächlich seinerseits mitgeholfen (wohl auf Bitten seiner Mutter), hat da Kartons geschleppt etc. Aber alles in unserer Abwesenheit. Genauso bei seinem neuen Umzug dieses Jahr, als er seine erste Arbeitsstelle angetreten ist (richtig gut bezahlter Job im öffentl. Dienst). Er und seine Mutter würden das alleine schaffen und er brauche die Hilfe meines Mannes nicht. Er wohnt jetzt seit Ende August über 500 km von uns entfernt (ist ans andere Ende von Deutschland gezogen).
Uns hier bei uns Zuhause (haben seit letztem Jahr ein eigenes kleines Haus) besucht, hat er noch nie! Obwohl wir ihn mehrfach eingeladen hatten.
- Wir luden z.b. mal Anfang diesen Jahres abends zu einem geselligen Spieleabend ein. Alle kamen: meine SM und der jüngste Brüder meines Mannes (sie sind 3 Jungs) samt Freundin, nur mein anderer Schwager (wohnte da wieder bei seiner Mutter) nicht. Er hätte keine Lust zu so etwas bzw. kein Interesse an der Einladung.
- Die Woche drauf hat meine SM im Gegenzug zu sich abends eingeladen. Mein Schwager verkroch sich die ganze Zeit in seinem Zimmer; wir sahen ihn den ganzen Abend lang nicht. Ziemlich offensichtich, dass er uns bewusst gemieden hatte.
- Als er mich stellvertretend vom Arzt im Sommer nach Hause gefahren hatte, war mein Mann seiner Mutter und ihm so dankbar, dass er sie einige Tage später zum Grillen einladen wollte. Meine SM kam alleine, mein Schwager hätte gesagt, da würden ihn keine 20 Pferde hinbringen.
Auch unseren Einladungen in den Jahren davor ist er nie gefolgt. Früher habe ich ihn oft auf Whatsapp eingeladen (mit mir ist er verknüpft, mit meinem Mann ironischerweise nicht). Ich bekam nie eine Antwort. Er hatte es offensichtlich gesehen (die Häkchen waren blau), aber es einfach ignoriert. Und gekommen ist er dementsprechend auch nie. Anzumerken ist aber, dass er mir zum Geburtstag fast immer über Handy gratuliert. Aber das auch nur sehr lieblos und formell. Meinem Mann gratuliert er dagegen nicht zum Geburtstag.
Ich stecke mittlerweile ziemlich in der Vermutung fest, dass mein Schwager einen tiefgreifenden Groll gegen meinen Mann/seinen Bruder hegt und dass der Hauptgrund dafür eventuell Neid ist. Zum einen resultiert das daher, dass mein Schwager single ist und im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder noch niemals eine Freundin hatte, was wohl hauptsächlich mit seinem Autismus und der Tatsache zusammenhängt, dass er sich immer so stark zurückzieht. Und dabei ist er der Ältere von Beiden! Es ist mittlerweile so mehr oder weniger durchgesickert, dass meinen Schwager mit 28 Jahren dieses Junggesellendasein sehr belastet und er gerne mal eine Partnerin hätte.
Zum anderen gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass mittlerweile auch meine Schwiegermutter dabei eine gewisse Rolle spielen könnte. Mein Mann und ich wohnen direkt bei ihr um die Ecke, mein Schwager war seit etlichen Jahren ständig weit weg. Man merkt auf der Basis doch so ein bisschen, dass seine Mutter sich sehr an ihren mittleren Sohn (meinen Mann) klammert und ihn in vielerlei Hinsicht extrem schätzt. Mit meinem Schwager gibt es dagegen immer wieder auf zwischenmenschlicher Basis hier und da Unstimmigkeiten, was sicherlich auch an seinem Autismus liegen mag.
Ein Beispiel: der Vater meines Mannes, also mein Schwiegervater, war, wie schon erwähnt, sehr schwer krank und ist im Alter von nur 54 Jahren nach langjährigem Kampf vor knapp 8 Wochen schließlich verstorben. Das war ein sehr harter Schlag für meine SM! Mein Schatz hat meiner Mutter in allem beigestanden und das meiste für sie geregelt und organisiert (er ist sehr tatkräftig und kommt sehr nach seinem Vater, was meine SM sicherlich auch sehr an ihm mag). Sie hat mehrfach selber betont, sie wüsste nicht, was sie "ohne ihren Y. (mein Mann) " machen solle. Ähnliche Sätze zu ihrem älteren Sohn habe ich nie vernommen. Tatsächlich war meine SM in diesen Tagen vor der Beerdigung sehr empfindlich und hatte sich mit ihrem autististischen Sohn wohl mehrfach in den Haaren gehabt, weil er auf zwischenmenschlich-kommuniativer oftmals einfach etwas ungeschickt zu sein scheint und kein Blatt vor den Mund nimmt (er sagt offenbar stumpf heraus, was er gerade so denkt). Das macht er sicherlich nicht mit Absicht, das liegt sehr wahrscheinlich an seinem Asperger; er kann wohl oftmals einfach nicht richtig einschätzen, was in gewissen Situationen "angemessen" ist und was nicht. Als wir meinen SV in der Totenhalle im Sarg betrachtet hatten, hat mein Schwager im Nachhinein sehr tatklos laut gesagt, er hoffe, dass die sterbliche Hülle seines Vaters sich nicht in den nächsten Tagen optisch verändere (er meinte vermutlich Totenflecken etc.), er wüsste nicht, ob er ihn sich dann noch anschauen könne. Daraufhin ist meine SM völlig ausgerastet und hat ihn angeschrien, obwohl er diese Aussage nicht böse oder verletzend meinte. Auch bei den nächsten Besuchen in der Totenhalle und am Tag der Beerdigung: während wir alle Rotz und Wasser geheult hatten, hat mein Schwager keine Träne vergossen und wirkte vollkommen ruhig und emotionslos. Und das, obwoh er selber eine sehr innige und gute Beziehung zu seinem Vater hatte (der hatte sich immer sehr um seinen gehandycapten Sohn gekümmert und für ihn eingesetzt).
Zusammengefasst könnte ich vermuten: mein Schwager fühlt sich von seiner Mutter emotional zurückgesetzt/vernachlässigt und ist wohl der Ansicht, dass mein Mann der (unbewusste) Liebling der Mutter ist und sie ihm nicht dieselbe Liebe/Zuneigung entgegenbringt wie seinem Bruder.
Nun waren wir letztes Wochenende bei den Großeltern meines Mannes zum Kaffeetrinken eingeladen (mein Schwager war da auch wieder da). Und da haben wir allen die große Neuigkeit verkündet: nämlich, dass ich schwanger bin und im Sommer nächsten Jahres unser erstes gemeinsames Kind erwarte! Meine SM und die Oma meines Mannes haben geweint vor Freude, von meinem Schwager kam überhaupt keine Reaktion. Er saß stumm daneben, stopfte ein Stück Kuchen nach dem anderen in sich herein und schien sich überhaupt nicht darum zu kümmern. Nur eine kurze emotionslose Gratulation machte er ("Glückwunsch"). Ich habe den Eindruck, dass ihn das insgeheim sehr getroffen zu haben scheint, da er (wie erwähnt) nicht bisher mal eine Partnerin hat.
Jetzt meine Frage: wie sollen wir uns in Zukunft weiter gegenüber meinem Schwager verhalten? Sollen wir ihn trotzdem noch weiter einladen, obwohl er uns ja unvermissverständlich und so indirekt zu verstehen gibt, dass er mit uns eigentlich am liebsten gar nichts mit uns zu tun haben haben möchte und uns das im Grunde alles nicht zu gönnen scheint? Er lebt im Großen und Ganzen sehr weit weg, lebt sein eigenes (einsames) Leben und meidet so gut es eben geht den Kontakt zu uns (meinem Mann und mir). Seine Mutter besucht er dagegen regelmäßig....
Was haltet ihr von der ganzen Situation und wie würdet ihr damit umgehen? Ist das alles im Grunde sehr schade oder tatsächlich halb so wild? Steigere ich mich da zu sehr in das alles herein??
Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Ich danke vielmals im Vorfeld allen, die sich die Zeit nehmen, meinen Thread zu lesen und mir ihre Meinung/EInschätzung mitteilen.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
Wie soll man nur mit diesem Schwager umgehen??
Ich muss mich zuerst entschuldigen, ich habe tatsächlich nur die Hälfte des Textes gelesen, denn es wiederholte sich bis dahin nur, er mag meinen Mann nicht, meidet den Kontakt ist aber nicht böswillig, nur äußerst distanziert. Falls im intern Teil noch eine schwerwiegende Änderung auftaucht, hab ich es nicht gesehen.
Aber zu deiner Frage, ja ich würde ihn weiter einladen, des Anstands wegen, und ich würde auch seine Einladungen annehmen. Ihr werdet ja sicherlich nicht alleine dort sein, so dass 0 Kommunikation stattfindet wird.
Guten Morgen,
ich finde, es liest sich klar heraus, dass dein Schwager seinen Bruder nicht mag.
Es liest sich auch heraus, dass deine SM deinen Mann sehr mag. Vielleicht liegt die Wurzel des Übels in der Kindheit der beiden. Wie ist das Verhältnis zum jüngsten Bruder?
Du sagst, der Schwager sei Asperger Autist. Es ist für ihn also schwierig, Gefühle zu zeigen und mit Veränderungen klar zu kommen, oder? Ich kann mir gut vorstellen, dass er bereits als kleiner Junge vom Thron gestoßen worden ist und sich nicht offensichtlich feindselig äußern kann/ will. Das wird dir dein Mann sicher beantworten können, ob da was war.
Wie du damit umgehen sollst?
Akzeptiere es.
Der Schwager wünscht ganz offensichtlich keinen Kontakt. Deinem Mann wird gar nicht gratuliert, dir nur per Handy. Es ist wirklich offensichtlich, dass da ein großes Problem zwischen den beiden gibt. Auch die Sache mit dem Umzug und dem Kartons in Abwesenheit tragen... Wer treibt den Kontakt an? Du oder dein Mann? Sollte es dein Mann sein, könnte man versuchen, zusammen zu einem Therapeuten zu gehen und sich von außen helfen zu lassen - da liegt was größeres im Argen. Aber mur, wenn beide Männer das wollen.
Solltest du den Kontakt treiben, dann lass es. Halt dich raus, auf Dauer wirst du dich selbst unglücklich machen, denn DU kannst daran nichts ändern. Sei freundlich, höflich, distanziert.
Man muss nicht mit jedem Menschen gut sein. Auch nicht, wenn es die Familie ist. Manchmal passt es einfach nicht, oder man wird gemieden. Das muss man einfach akzeptieren.
Erst einmal vielen Dank für deine Antwort.
Ja, die Wurzeln des ganzen "Übels" liegt sehr wahrscheinlich in der Kindheit der Beiden. Mein Schwager wurde erst sehr spät mit 15 Jahren als Autist diagnostiziert. Hatte einen sehr langen Leidensweg in seiner Jugend hinter sich. In der Grundschule war noch alles soweit "normal", aber ab dem Gymnasium hatte er dann immer seltsamere Züge entwickelt und wurde immer auffälliger in seinem Behnehmen: er zog sich zurück, war in sich gekehrt, hatte motorische Auffälligkeiten etc. Nach dem, was meine SM mir erzählt hatte, sind sie (sie und mein verstorbener SV) mit ihrem ältesten Sohn jahrelang von einen Fachmann zum nächsten gelaufen und keiner konnte ihnen sagen, was los war. Erst eine Vermutung der ehemaligen Klassenlehrerin brachte Klarheit ins Licht. Kurz darauf kam dann die offzielle Diagnose: Asperger-Syndrom. Meine SM betonte damals, dass ihnen ein riesiger "Brocken" vom Herzen gefallen war, als sie endlich wussten, was mit ihrem Sohn los war. Diese jahrelange Ungewissheit muss sehr schlimm für die Eltern gewesen sein. Denn schließich konnten sie auch ab diesem Zeitpunkt mit passendem Maßnahmen "dagegensteuern" (Threapie etc.) und meinem Schwager den Alltag etwas erleichern. Hat ja auch sehr gut gefruchtet: er hat Abi gemacht, studiert, arbeitet jetzt in einem ziemlich guten Job etc.
Mein Mann war immer der sehr aktive, hat Sport gemacht (er spielt bis heute aktiv Fußball in der Kreisliga), sich hier beteiligt, daran beteiligt, hatte unzählige Freunde (mein Schwager hatte immer nur wenige Freunde etc.). Dementsprechend sind meine SE auch immer viel mit ihm rumgefahren, kamen zum Fußball gucken usw. Das Vereinsleben meines Mannes hat die Eltern logischerweise sehr in Beschlag genommen.
Mein autistischer Schwager hat sich im Laufe der Zeit sehr zurückgezogen, hat viel gelesen (er liebt offenbar Bücher), saß vor dem PC etc. Er ist das genaue Gegenteil von meinem Mann, ist kein Vereinsmensch, mag keinen Sport etc. (Fußball hasst er sogar!.), mag keine Partys/Discos etc. Vor seiner Diagnose war er immer wieder mal so für bestimmte Zeiten (auf Druck seiner Eltern, die da ja noch nicht wussten, was los war) in verschiedenen Gruppen/Vereinen drin: Jugendfeuerwehr, Karatekurs. Hat alles irgendwann mit einem heftigen "Knall" geendet. Ich vermute mal, dass sich dadurch bestimmte Abneigungen in ihm noch verstärkt haben im Laufe der Zeit....
Ich vermute auch, dass er seinen Frust, der sich im Laufe der Jahre alle stillschweigend auf seinen Bruder/meinen Mann projeziert hat und einen regelrechte Abneigung gegen diesen entwickelt hatte....
Zu dem jüngsten Bruder hat er ebenfalls kein Verhältnis. Liegt vermutlich zum einen an dem großen Altersunterschied der beiden (ca. 10 Jahre), zum anderen auch daran, weil mein anderer Schwager psychisch sehr große Probleme hat und seinerseits sehr wortkarg und in sich verschlossen ist. Außerdem haben auch die beiden Brüder völlig unterschiedliche Interessen etc. Also, nein, die Beiden sind auch nicht auf einer Wellenlänge sozusagen, haben nur gelegentlich (zwangsläufigen) etwas Kontakt bei der Mutter zueinander (der Jüngste ist 19 und wohnt noch bei ihr), von selber überhaupt nicht.
Also so richtig "offen" treibt mein Mann den Kontakt zu seinem Bruder nicht an. Sie schreiben nichts miteinander, sie telefonieren nie, sie besuchen sich nicht. Der wenige Kontakt zu meinem Schwager läuft ja auch nur über die Mutter der Jungs zu verschiedenen Anlässen wie Familienfeiern. Dennoch macht er indirekt immer wieder so Annäherungsversuche, z.b. lädt er ihn oftmals immer über den dritten Weg (also seine Mutter als "Übermittlerin") zu uns ein ("Kannst M. sagen, dass er auch gerne kommen darf"), nur dass dieser immer weg bleibt. Auf gemeinsamen Familienfeiern gibt er immer wieder auch so lockere und freundliche Sprüche an seinen Bruder gerichtet ab, die von diesem aber komplett ignoriert werden und unkommentiert bleiben. Ich habe tatsächlich den Eindruck, mein Mann mag seinen älteren Bruder trotzdem irgendwo (obwohl der ihn so offensichtlich nicht ab kann!) und würde eigentlich gerne einen besseren Draht zu ihm haben. Aber das geht einfach nicht, weil dieser sich völlig davor versperrt und den Kontakt meidet, wo es nur geht. Mein Schwager scheint gar kein Interesse an einem besseren Verhältnis zu meinem Mann zu haben; er hat seinen persönlichen Frust offensichtlich auf ihn projeziert und kommt da jetzt nach über 25 Jahren nicht mehr raus!
Das ist halt so der Eindruck, den ich im Laufe der Zeit gewonnen habe.
Nun, so schade es auch ist: Da wird nichts zu machen sein. In einem anderen Kommentar schreibst du, der Schwager habe schon mal zu deinem Mann gesagt, dass er ihn nicht leiden kann. Das ist so und daran kann man nichts ändern. Vielleicht kommt der der Asperger erschwerend hinzu, aber wird wohl nicht alles ausmachen.
Ob der Schwager nun neidisch ist oder einfach die Art von seinem Bruder nicht ab kann - egal. Akzeptanz führt hier zu Frieden.
Weißt du, ich habe auch eine Schwester, zu der ich keinerlei Beziehung habe. Wir gratulieren uns zum Geburtstag, das war’s. Und sehen uns vielleicht 2x im Jahr zu irgendwelchen Anlässen.
Unsere Eltern haben uns nicht gleich behandelt, was der Geschwisterbeziehung vom ersten Tag an geschadet hat. Es gibt keine Basis, wäre ich nicht mit ihr verwandt, würde ich mit ihr nicht in einem Zimmer sitzen. Es ist keine Abneigung, es ist eher Gleichgültigkeit.
Das ist auch was, das ich akzeptiere. Man muss nicht „befreundet“ sein, nur weil man der selben Familie angehört.
Hey!
Du hast es schon geschrieben: Er ist Autist. Daher würde ich seine Haltung einfach so akzeptieren und ihn lassen. Nimm es nicht persönlich.
Ich glaube such nicht, dass Neid sein Problem ist. Vermutlich kann er nichts mit deinem Mann anfangen und weiß nicht anders damit umzugehen. Auch würde ich von einem Autisten keine Freudensprünge oder gar -tränen bei Babynews erwarten.
https://youtu.be/Uhvan9G6rGw
Liebe Grüße
Schoko
Danke für deinen Beitrag.
Nun gut, aber er hat ja schon meinem Mann selber ins Gesicht gesagt, dass er ihn nicht ab kann und sie sich vermutlich niemals kennen gelernt hätten, wenn sie sich zufällig dieselben Eltern gehabt hätten. Und dass sie auf der Basis niemals Freunde sein könnten.
Ob ich das jetzt wirklich so alles auf den Autismus abwälzen kann, weiß ich nicht. Ich habe den Eindruck, da steckt schon eine große bewusste Abneigung und eventueller Neid über etwas, was sein Bruder hat und er gerne hätte, hinter.
Ohne ihm jetzt großartig irgendetwas unterstellen zu wollen. Ich hege selber keinerlei Groll gegen meinen Schwager - im Gegenteil: ich habe eher Mitleid mit ihm! Er tut mir sogar irgendwo leid...
Ja, aber so ist das halt mit Geschwistern! Die gehören zusammen, ohne, dass sie selbst das beeinflussen können. Ich hätte auch keinen Bedarf, mit meinem Bruder Kontakt zu haben, wenn er nicht mein Bruder wär. Und keiner von uns ist Autist. Geschwister müssen keine Freunde sein, die Erwartungshaltung finde ich drüber. Wenn es so ist: Schön! Wenn nicht, dann ist es so, aber Geschwister bleiben sie ja trotzdem.
Ich kenne mich mit Autismus nicht wirklich gut aus. Aber ich glaube, ich würde keine 'normalen" Maßstäbe an das Verhalten eines Autisten im zwischenmenschlichen Bereich anlegen.
Insofern:Ihr verhaltet Euch ihm gegenüber, wie Ihr Euch auch dem anderen Bruder gegenüber verhaltet, erwartet aber nicht, dass der ältere wie der jüngere (re)agiert.
Meine Güte, kommunizierst du "umständlich". Solltest du auch " in echt" so kommunizieren, kann ein Asperger Autist da ganz schlecht mit umgehen.
Ich habe eine ähnlich krude Situation in der Familie wie dein Mann und Bruder. Das einzig wirklich wichtige, was ich bin deinem ellenlangen Text gefunden habe:
Mutter sagt: Was würde sie nur ohne ihren Y. machen. Einen ähnlichen Satz kennst du bezogen auf den Bruder nicht.
Auf deine Frage habe ich nur eine Gegenfrage: Welche Chance hatten die Brüder unter diesen Umständen jemals, ein vernünftiges Verhältnis zu entwickeln? Das ist alles längst in den Brunnen gefallen, bevor du da aufgetaucht bist.
Meine Schwester und ich wären sicherlich ein tolles Team. Wir sind grundverschieden, aber beide auf unsere Art tolerant.
Solange meine Mutter wieder und wieder (von Anfang an) zwischen uns wertet (einer der gute und einer der böse, immer in der gleichen Besetzung) werden wir niemals eine normale Beziehung führen können.
Wenn du immer so viele Worte um so wenig Inhalt machst, fühlt der Schwager sich als zurückhaltender Autist wahrscheinlich erschlagen.
Lasst ihn sein wie er ist, seid nett zu ihm, wenn ihr euch trefft und trefft euch nicht häufiger als nötig. Ein unterhaltsamer Kumpel wird er für euch wohl nicht.
Danke für deine Meinung.
"Wenn du immer so viele Worte um so wenig Inhalt machst"
Ja, genau das war u.a. auch eine meiner Fragen: ob ich mir über diese Sache zu sehr den Kopf zerbreche bzw. mich zu stark da hineinsteigere.
Offenbar ist das tatsächlich so!
Ich meine das nicht negativ. Ich hab auch eine Bekannte, die so viele Worte macht und mag die gern und finde sie unterhaltsam.
Aber für den Schwager ist es vielleicht zu viel.
Und da würde ich einfach akzeptieren, dass er so ist wie er ist.
Ich würde als erstes empfehlen, dass du dich vielleicht ein bisschen einliest zum Thema Autismus. Viele Verhaltensweisen deines Schwagers wirst du dann vielleicht besser einordnen können, bspw. seine direkte Art und Emotionslosigkeit in bestimmten Sitiationen. Ehrlich gesagt, liest sich dein Schwager gar nicht unsympathisch. Er scheint recht gerade heraus zu sagen, was er möchte und was ihm gefällt bzw. was nicht. Das sollte die Sache für die Mitmenschen eigentlich einfach machen. Aber eben nur eigentlich, denn es gibt halt gesellschaftliche Konventionen und so wirkt er auf euch halt kalt und empathielos... Natürlich kann es sein - und so liest es sich - dass er zusätzlich einen Groll gegen deinen Mann hegt und sich deshalb distanziert. Aber da er sich ansonsten euch gegenüber nicht unhöflich verhält, sondern lediglich distanziert, wäre das für mich kein Grund, den Kontakt abzubrechen.
Ich würde versuchen, die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Zulassen, dass er sich distanziert, wenn er will aber ihn trotzdem weiter einladen. Bei Treffen SmallTalk und kurze Wortwechsel führen, so wie bisher. Blöd gesagt: Er tut euch doch nichts. Ich lese weder heraus, dass er euch ausnutzt oder bewusst ständig Streit anfängt... Je nach Ausprägung seiner autistischen Züge, ist das vielleicht genau was er braucht und was möglich ist.
Akzeptiert ihn einfach. Er will mit seinem Bruder nichts zu tun haben - soll sogar bei Menschen ohne Autismus vorkommen.
Ladet ihn ein, trefft ihn in der Familie und habt ansonsten keine Erwartungen.
Warum sollen zwei Menschen auch zwanghaft Kontakt haben, „nur“ weil sie verwandt sind.
Man kann Menschen einfach doof finden, egal in welcher Beziehung man zu ihnen steht. Da bringt auch Ursachenforschung nichts.