Wohin mit mir

Ich weiss nicht, wohin mit mir. Seit meine Tochter geboren ist, bzw nach dem ersten halben Jahr, habe ich so extreme Stimmungsschwankungen, wie noch nie. Oft bin ich innerlich wütend, aggressiv und traurig, weiss aber nicht woher das alles kommt. Wenn meine Tochter weint, dann reagiere ich oft nur genervt und rede auch öfters streng, wenn sie mal wieder ne Schublade aufmacht, die sie lassen soll, oder wenn sie ihre Bücher rumschmeisst. Es tut mir so Leid für sie, aber ich schaffe es nicht, entspannt zu bleiben. Warum bin ich so angespannt?

An manchen Tagen bin ich lebensmüde und sage mir, ich würde am liebsten einschlafen und nicht mehr aufwachen. Das Leben als Mensch stresst mich und ich komme mit meinen Emotionen nicht zurecht. Manchmal frage ich mich, ob meine Kindheit irgendwas damit zu tun haben könnte. Vielleicht ja. Meine Eltern trennten sich, ich bekam zu hören, dass unser Vater uns nicht wollte. Ich habe schon als 13/14 jährige das Gefühl gehabt, niemand braucht und will mich. Mein Leben lang bin ich unsicher über mich selbst und weiss nicht, wer ich bin. Wünsche mir oft, jemand anderes zu sein.

Auch bei meinem Partner kommt es immer wieder vor, dass ich wegen seinen Reaktionen direkt schlecht gelaunt bin und alles bzw mein komplettes Leben in Frage stelle.

Habe immer das Gefühl, die Leute nehmen mich nicht ernst. Hören nicht zu und reden vieles klein. "Ja aber...". Auch, dass man über mich hinter meinem Rücken schlecht redet. Dass niemand sagt "Ach ja, sie. Ne tolle Person" (Beispiel).

Lebensziele hatte ich nie. Wenn ich an neine Zukunft denke, dann sehe ich.. Nichts. Aber dafür hänge ich an der Vergangenheit. Das ist das einzige, was mir ein Lebensgefühl gibt, dass ich gelebt habe. Jetzt, sitze ich wie in einem Trott. Ich habe kein Interesse an Weiterbildung für Karriere etc. Das ist für mich unwichtig und Arbeit hat mich noch nie erfüllt. Habe nie diesen Hype für "immer höher, immer weiter" verstanden.

Meine Vergangenheit bringt mir selten ein Gefühl von Liebe. Oft kommen mir nur die Dinge in den Sinn, welche negativ waren. Eltern getrennt, Onkel begann Suizid, alle hassten sich auf einmal dass der Kontakt zerbrach, in der Schule hatte ich auch nie das Gefühl dazu zu gehören. Ich stand schon immer abseits und habe bei allem zugesehen.

Ich weiss nicht, was ich vom Leben will.

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Irgendwann muss man einen Schlußstrich unter die Vergangenheit ziehen. Was war ist vorbei. Du lebst im Hier und Jetzt.
Klingt nach einer Depression bei dir.
Warst du schon mal in Therapie?

Was machst du denn noch außer dein Kind betreuen?
Hast du Freunde?
Arbeit schafft auch einen Ausgleich und ist nicht zwingend mit Karriere machen verbunden. Wichtig ist, dass man seine Arbeit gern macht.
Wie ist deine Beziehung?
Um was zu ändern musst du selbst in die Puschen kommen.
Notfalls versuchst du es mit einer Therapie.
Es wird Zeit deine Lebensgeister zu wecken.
Aber das kannst nur du.

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Nein, hatte noch nie eine Therapie. Weiss auch gar nicht wie man bei sowas vorgeht, um den richtigen Therapeuten zu finden etc.

Meine Beziehung ist eigentlich super. Mein Problem liegt hauptsächlich in meinem Kopf, meine Gedanken. Je nachdem wie es mir geht, kommen Dinge, in die ich mich dann reinsteigere.

Freunde habe ich noch nie viele gehabt. Ich habe 3 Leute, mit denen ich schon viel Kontakt hab,wenn auch nicht wirklich real. Aber das hilft mir in den schlechten Momenten relativ wenig. Hierbei geht es um mich, nicht um andere. Was wiederum wohl wirklich mit einer Depression zusammen hängt...

Ja, Arbeit ist ein Ausgleich, das stimmt. Aber wenn ich diese Momente habe, hilft auch das nicht. Momentam bin ich in Elternzeit. Ich genieße es sehr, ausser wenn mich das Loch wieder findet. Aber dann ist alles mies, ich rede dann jegliche Situation schlecht. Schrecklich. Denke, dass kann man sich gar nicht vorstellen, ausser man sitzt in meinem Kopf!

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Ist das nicht charakteristisch bei einer Depression?
Ich würde beim Hausarzt vorsprechen.
Alles Gute für dich 🙂

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Da ein Termin zur Therapie lange dauern kann, versuche mal B-Vitamine. Diese hat meine Hausärztin mir verschrieben, als ich ihr ähnliche Symptome geschildert hatte, und es hat mir wirklich geholfen alles gelassener zu sehen.

Sie nannte es Nahrung für die Nerven, damit einem nicht mehr alles auf die Nerven geht ;)

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Gibt es da bestimmte Vitamine bzw. Marken die du vorschlagen kannst?

Danke für die Antwort

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Sie hatte mir etwas von Biogena aufgeschrieben. Allerdings finde ich die Produkte etwas teuer.

Also habe ich mir etwas mit gleichen Inhaltsstoffen auf Amazon bestellt. Das ist von Natural Elements und heißt Vitamin B Komplex.

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Hallo Du, auch für mich hört sich die Beschreibung deiner Gefühlslage nach Depression an. Da kann jeder reinrutschen, es gibt die verschiedensten Auslöser, also kein Grund, sich zu schämen.
Ich würde dir eine Beratungsstelle empfehlen als ersten Schritt. Normalerweise bekommt man dort schnell Termine, einfacher als bei Therapeuten. Meistens sind dort gut ausgebildete, empathische Menschen, die dir zuhören, mit dir gemeinsam sortieren und bei den nächsten Schritten helfen.
Es stimmt schon, die Vergangenheit läßt sich nicht ändern. Genau so wenig läßt sie sich aber ignorieren, aus meiner Sicht geht es um einen guten Weg, mit der eigenen Geschichte zu leben, ohne sich darauf festzulegen "das war schon immer so und wird immer so sein".
Du bist erwachsen, du bist Mutter und Partnerin - das sind doch schon riesige Schritte, die du gewagt hast! Die sagen schon auch was darüber, was du dir vom Leben wünschst, meinst du nicht? Jetzt liegt dieser dicke, graue Schleier über allem. Du brauchst Hilfe. So schwer es auch fällt - trau dich. Wenn du dir selbst momentan nicht Grund genug bist, dann tu das für dein Kind und auch deinen Partner.
Und ja, du bist eine tolle Person, du bist wichtig, du bist liebenswert!

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Vielen Dank für deine Antwort. Ja, für mein Umfeld sind diese Phasen auch spürbar, daher wäre es nur fair ihnen gegenüber, mir Hilfe zu holen.

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Hallo,
ich schließe mich den anderen an, Hausarzt, Blutbild, Medikamente oder Therapie, das klingt nach einer Depression. Ich kenne das, in der Pubertät und dann auch als mein erstes Kind da war. Bei mir hatte es sowohl psychische als auch physische Ursachen.
Mir haben auch Meditation und Atemübungen geholfen, dass kann helfen die Gedanken wenigstens kurzzeitig anzuhalten. Schöne Klänge, gute Düfte, das hat bei mir viel ausgemacht. Ist nicht für jeden was und man muss etwas üben um reinzukommen, aber vielleicht kann es die Wartezeit auf eine Behandlung etwas leichter machen. Dadurch hat sich meine Perspektive auf mich und das Leben im Allgemeinen übrigens auch geändert.
Ich wünsche dir Alles Gute, es wird besser werden !

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Vielen Dank für deine Antwort!

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Hallo ,
Das tut mir so leid und ich weis genau wie du dich fühlst .
Ich hatte eine schreckliche Kindheit eine Mutter die mich mal liebte und dann wieder schlug . Ich war nie gut genug .
Es ging immer so bis ich mit 20 meinen Mann kennen lerne der war ganz anders zu mir .
Mit 23 wurde ich Mutter und plötzlich war ich genau so wie du es beschreibst.
Ich brach irgendwann den Kontakt zu meiner Mutter ab und begann eine Therapie.
Das vor genau vor 1 Jahr und es wird immer und immer besser .

Ich habe die Diagnose PTBS wegen meiner Kindheit.
Ich kenne diese leere wie du beschreibt und wenn man morgens wach wird denkt man sich warum kann der Tag nicht zu Ende sein.
Man hat so Schuldgefühle weil man so oft genervt wird aber schafft es trotzdem nicht anders.

Mir hat wirklich die Therapie sehr sehr geholfen ich gehe auch weiter zu Therapie.
Seit Monaten bin ich kaum noch aggressiv ich wurde zwar nicht gegen über meinen Kind aggressiv aber dafür hat mein Mann alles abbekommen .
Es sind nicht alle Tage so toll es gibt auch manchmal schlechte Tage aber die guten überwiegen das war früher das Gegenteil..

Ich wünsche dir alles gut Versuch es wirklich mit einer Therapie ich kann dich so gut verstehen und mich so gut in dich hineinversetzen.

Es ist einfach so ein schreckliches Gefühl lass dir helfen es wird wieder besser ...

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Hallo, mir gehts phasenweise auch so. Hatte ich grad Wochenende. Furchtbar, diese Niedergeschlagenheit.

Allerdings habe ich mich intensiv mit mir selber befasst, habe viele Bücher gelesen, wie das mit der Psyche so funktioniert. Seit ich eine schwere Depression hatte, nehme ich Medikamente. Auch, wenn alle diese verteufeln, mir geht es damit wesentlich besser.

Somit kann ich sagen, dass ich das wirklich gut im Griff habe, mir geht es wirklich gut, bin leistungsfähig. Die Phasen sind sehr selten geworden.

Und ich mache natürlich ganz viel, um diese Phasen zu umgehen. Allerdings solltest Du auch schauen, was für ein Typ Mensch Du bist. Es gibt diese Menschen, die immer fröhlich sind, die niemals dunkle Gedanken hegen. Die verstehen sowas gar nicht.

Ich bin eher ein Melancholiker, habe schon immer viele Dinge schwerer genommen im Leben als andere. Das ist genetisch bedingt, kann ich nicht ändern. Aber ich kann Wege finden, damit besser umzugehen. Finde Dinge , die Dir gut tun und Dein Herz und Deine Seele frei machen.

Bei mir hat es nicht mit der Kindheit zu tun. Ich bin auch der Meinung, dass zuviel Nachdenken eher schadet. Ich muss immer beschäftigt sein, die Natur hilft mir ganz viel. Und ich muss aufpassen, dass ich nicht in meine Gedankenspirale abdrifte, das ist gefährlich.

Ich bin zwar introvertiert und auch total gerne alleine, aber ich brauche auch den Austausch mit anderen Leuten. Das hilft dann mal wieder, weg von den eigenen spinnerten Gedanken zu kommen, die einen runterziehen. Befasse Dich mal mit dem Thema Hochsensibilität, vielleicht findest Du hier auch Antworten.

Viele Grüße von einer ähnlich gestrickten

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Vielen Dank für die Antwort!

Ja, ich glaube auch, dass ich zu viel nachdenke, statt irgendwas zu machen. Diese Gewohnheit abzulegen ist sehr schwer und wie du sagst, manchmal reisst es mich wie eine Spirale nach unten.

Über Hochsensibilität habe ich tatsächlich auch schon bisschen gelesen und konnte mich in vielem wiedererkennen.

Es war halt leider genau die richtige Zeit für so ein Down... Elternzeit, worauf ich mich eigentlich sehr gefreut habe und kurz darauf direkt Corona, dass alles gar nicht mehr möglich war und ich glaube, dass riss mich hinunter. Wie so viele.

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Hallo,

geh bitte unbedingt zu einem Hausarzt/Internisten und lass Dich mal sehr gut durchchecken... Mir ging es viele Jahre ähnlich und vor kurzem wurde eine erhebliche Schilddrüsenunterfunktion festgestellt, von der ich viele Jahre nichts wusste.
Ich werde momentan gut eingestellt und auch seelisch geht es mir schon sehr viel besser. Wenn die Hormone ihre Arbeit nicht mehr machen, wird dein komplettes körperliches System lahmgelegt. Das kann so viel Schaden anrichten.

Du musst nicht dasselbe haben, aber vielleicht etwas anderes.

Alles gute dir.

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Ja, ich werde morgen bei meinem Hausarzt anrufen und nachfragen, hoffe dann auf einen zeitnahen Termin. Wollte eigentlich schon heute, meine Tochter hat mich aber auf Trab gehalten 🤪


Danke euch allen für die Antworten/Erfahrungen 💚