Das Gefühl, die einzige Nicht-öko Mutter zu sein

Evtl. liegt es an der Stadt oder dem Bezirk in dem wir leben. Kann mir sehr gut vorstellen, dass es in kleineren Städten, auf dem Land oder in sozial schwächeren Bezirken anders abläuft. Aber langsam habe ich wirklich das Gefühl wir sind Exoten... Wir erziehen nach keinem Konzept, sondern aus dem Bauch heraus und auch sonst würde ich sagen, gehen wir in fast jeder Hinsicht den Mittelweg. Ich habe das Gefühl, dass unter den Müttern die ich kenne ein regelrechter Wettbewerb herrscht von wegen, wer ist nachhaltiger, wer kocht mit den am wenigsten verarbeiteten und hochwertigsten Lebensmitteln, wer probiert die neuste Homöopathie aus, wer hat die nachhaltigste Kleidung, wer geht am Längsten mit den Kids bei Sturm raus, am Besten lebt man sowieso vegetarisch/vegan und die bedürfnisorientierte Erziehung ist das Einzige was toleriert wird, genauso wie Stillen, Familienbett, etc der einzig richtige Weg ist. Viele empfinde ich persönlich auch als ungesund übervorsichtig... Ich habe den Eindruck sie leben in einer Blase, in der ich zwar zeitgleich auch lebe, aber aus der ich auch verstoßen wurde. Auf mich wird herabgeschaut und das weiß ich. Es fing schon in der SS an, als ich z.B.. Nicht auf Sushi oder manch anderes Essen verzichtet habe, trotzdem in ein Gebiet gereist bin, in das ich nicht hätte reisen sollen oder mich gegen das Stillen entschieden habe. Hinterher hat unser Kleiner im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern auch relativ schnell im eigenen Bettchen geschlafen. Ich bin selbstbewusst und versuche es an mir abprallen zu lassen, bzw. manche Sachen einfach für mich zu behalten. Wenn es mir gelingt... Ich bin mir sicher, dass wir den für uns richtigen Weg gehen. Aber immer mehr spüre ich, wie auf mich herab geschaut wird. Mir wird fast täglich das Gefühl gegeben, ich sei zu eitel oder zu egoistisch um Mutter zu sein. Ich weiß natürlich, dass das nicht stimmt. Aber manchmal macht es mich ein bisschen traurig, dass ich nicht so zu den anderen Müttern passe, auf mich herabgeschaut wird und ich keinen richtigen Anschluss finde... Ich bin sehr früh mit Mitte Zwanzig Mutter geworden. Meine Freundinnen denken noch lange nicht an Kinder... Fühlt sich jemand von euch manchmal genauso oder hat jemand Tipps, irgendwie Anschluss unter Müttern zu finden?

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Mach doch wie du meinst- es ist völlig egal, was andere machen.

Wir gehören zu deinen beschriebenen "Öko-Eltern" - Bedürfnisorientiert, Familienbett, Wolle-Seide, Kügelchen, BLW, Montessori, Dinkel, blablabla - warum? Weil es zu uns passt und wir uns so wohl fühlen.
Meine beste Freundin macht es komplett anders - und genau richtig. Ich würde niemals den Kopf schütteln, denn sie ist nicht ich.

Ich glaube viele versuchen ihre Lebensweise als die einzig richtige zu verkaufen und das ist einfach Blödsinn.

Du bist nicht eitel oder egoistisch, sondern nur bist authentisch und das ist das, was zählt.

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Danke dafür. Dem kann ich nur zustimmen. Das was für mich und meine Familie passt (nach Bedarf stillen, Familienbett, tragen) übernehmen wir, das was nicht passt lassen wir weg. Und andere Familien machen es anders. Nicht besser oder schlechter als wir sondern einfach anders. Und wenn mich jemand fragt was bei uns funktioniert gebe ich gerne Tipps. Kann derjenige dann versuchen, muss er aber nicht.

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Der größte Denkfehler liegt darin, überhaupt die Nähe zu Suchen und zu glauben, man könnte bei diesen Müttern tatsächlich Anschluss finden.

Diese Schicht ist sehr darauf bedacht, eine (vermeintliche) Überlegenheit und oft auch finanzielle Potenz zu demonstrieren und ist bewusst auf Abgrenzung bedacht.

Nach dem Gutmensch kommt der Bessermensch, der angeblich nur Ökofleisch konsumiert
(beim Metzger in meiner Nachbarschaft bedeutet das ewige „ist-halt-bisschen-teurer“-Mantra tatsächlich den DREIFACHEN (!) Preis gegenüber ReWe, Edeka & Co. )
und nur Wolle-Seide-Leibchen für 60 Euro pro Stück kauft.

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Mir ging es vor kurzem ganz genau so. Eine Mutter berichtete wie die Morgenroutine mit ihren 3 kleinen Kindern aussieht. Sie erzieht bedürfnisorientiert. Die Kinder sind 1, 3 und 6. Sie steht um 4 Uhr auf um sich für die Arbeit fertig zu machen, den Kindern die Brotbox zu richten und anfallende Tätigkeiten zu erledigen. Dann kuschelt sie alle drei Kinder wach, Familienbett. Alle drei, auch der 6-jährige bekommen ein Milchfläschchen im Bett. Danach werden alle drei Kinder an den Tisch getragen und beim essen angezogen. Dann bekommen alle drei die Zahnbürste geholt und die Mutter putzt die Zähne. Es darf keine Hektik und keine Aufforderung an die Kinder kommen.

Ich weiß nicht wie viel Wahrheit hinter solchen Posts steckt, bin aber auch immer wieder überrascht, wieviel Eltern, aber insbesondere Mütter, auf sich nehmen.

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Sie reden mir aus der Seele 😀

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Die ist aber hoffentlich bewusst, dass bedürfnisorientierte Erziehung nicht damit gleichzusetzen ist, keine Aufforderungen an seine Kinder zu stellen.

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Ich weiß es ist leichter gesagt als getan, aber ich würde versuchen, mich nicht so sehr verunsichern zu lassen. Du bist dir sicher, dass du für deine Familie den richtigen Weg gefunden hast, das ist doch das einzige, das zählt.

Warum möchtest du denn Anschluss bei Leuten finden, die auf dich herabschauen und dir das Gefühl geben, dass du eitel und egoistisch bist?

Ich hab solche Mütter auch schon erlebt und hab dann aber in vielen Fällen gesehen, dass viele dieser Erziehungsprinzipien über Board geworfen wurden, je älter die Kinder wurden. Oft scheitern diese Idealvorstellungen dann an der Realität.

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Gott bewahre mich vor Anschluss an solche Mütter/Frauen.
Wozu möchtest du solche Kontakte überhaupt? Ich mache um solche Mütter einen großen Bogen. Sitzen im Park oder auf der Bank im Spielplatz und übertönen sich mit ihren Schilderungen um die perfekte Erziehung und Ernährung ihrer Kinder, die dann in der Sandkiste sitzen und anderen Kindern mit der Schaufel eins über die Rübe ziehen...
was sollen einige auch sagen? Dass sie mit ihren Kindern genauso überfordert sind, wie alle anderen manchmal auch? Dass das zum Leben dazugehört? Dass man nie alles richtig oder perfekt machen kann? Dass man im Grunde überhaupt nicht weiß, ob man es richtig macht oder gerade mächtig verkackt?
Ich gebe echt nichts darauf was andere so erzählen. Immer nett lächeln und winken, bei solchen Leuten!
Authentisch sind mir immer die Mütter, die Augenrollend die Socke eines ihrer Kinder aus dem BH Fischen und darüber lachen, weil sie nicht bemerkt haben, dass es nicht die Polsterung war die im BH steckte, sondern eine Socke... oder diejenigen die eine Brotdose dabei haben, wo dick mit edding Apfelspalten draufsteht, aber eigentlich mit Keksen gefüllt ist.
Versuche solche Mütter zu finden. Du erkennst sie meistens daran, dass sie diese Grüppchen meiden und am anderen Ende des Spielplatzes sitzen.

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Hallo,

warum möchtest du unbedingt Anschluss haben, wenn du so ganz anders "tickst"?

Ich kann mir kaum vorstellen, dass wirklich alle Mütter in deinem Umfeld so denken. Kann es sein, dass du diese Denkweise der ein oder anderen Mutter unterstellst, weil es dir suspekt erscheint, wie sie ihre Kinder erziehen?

LG

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Nein ich glaube nicht. Zu allzu vielen Müttern habe ich ja auch leider nicht Kontakt. Liegt vielleicht auch ein bisschen an der Kita die unser Sohn besucht. Fiinde das Konzept der Kita aber gut und unser Sohn fühlt sich sehr wohl. Deswegen würde ich auch nicht wechseln nur meinetwegen. Durch Corona finden sich gerade ja leider auch nicht so viele Möglichkeiten neue Mütter kennenzulernen. Wünsche mir halt einfach Menschen mit denen ich mich über das Muttersein austauschen kann. Und das geht ja eben hauptsächlich mit Menschen mit denen man auf einer Wellenlänge ist...

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Hallo
Wo und wie hast du denn jetzt täglich so intensiv Kontakt mit „Müttern“? Und warum muss man überhaupt zwingend „Anschluss unter Müttern“ finden?
Du hast andere Ansichten als die besagten Mütter, bist aber total „selbstbewusst“ und suchst gleichzeitig krampfhaft wieder und wieder den Kontakt. Also entweder du bist vielleicht doch nicht ganz so sicher in dem was du machst oder du hast nicht gelernt es gut sein zu lassen, wenn man merkt dass man keinen Draht zueinander aufbauen kann.
Unterschiedliche Ansichten sind doch völlig ok. Ich habe das Gefühl, manchmal wird die Gemeinsamkeit ein Kind zu haben dermaßen überbewertet und erwartete dass man deshalb irgendwie automatisch mit jedem kann #kratz Aber das ist halt nicht so.

LG

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Klar verunsichert das hin und wieder in manchen Momenten aber ich versuche es halt nicht an mich ranzulassen. Wenn ich unser Familienleben anschaue, weiß ich wir gehen den für uns perfekten Weg. Das sind halt so die einzigen Mütter zu denen ich regelmäßig Kontakt habe. Wünsche mir einfach Anschluss an andere Mütter, da meine Freundinnen alle kinderlos sind. Aber ich gefühlt in keine Mütter Fraktion reinpasse...

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Ich finde, die Formulierung 'den perfekten Weg gefunden' verrät einiges über dich und über alle Mütter und Väter, die sie verwenden, selbst dann, wenn ein Zusatz wie 'für uns' dabei ist.

Es wirkt bewertend, starr, unflexibel. Vielleicht legt man sich mit einer solchen Haltung selbst Steine in den Weg.

Es ist vielleicht einfacher, sich selbst und andere in Kategorien wie Öko-, Hartz4-, Bedürfnisorientiert-Mutti und -Vati einzuteilen, aber sicher nicht näher an der Realität.

Ich würde dir empfehlen, auch deinen Kindern zuliebe, die sicher das Bedürfnis haben, sich ganz individuell zu entwickeln, nicht mehr so viele Maßstäbe anzulegen und andere und dich selbst vorzusortieren.

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Du bist herrlich normal. Bleibe du selbst.
Du musst nicht zu den anderen Müttern passen... ich pflege meine Freundschaften wie vorher, suche ansonsten keinen Anschluss. Manchmal ergibt sich ein nettes Gespräch, das war’s. Mir macht es nichts aus.
LG

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Ich finde das "bashing" unter Müttern ganz schlimm. Jeder sollte für sich als Familie seinen Weg finden. Den sollte man gegenseitig respektieren, aber immer in beide Richtungen, also genauso auch den Weg der anderen.
In meinem Bekanntenkreis (Kita-Mütter) klappt das zum Glück super. Man holt sich Rat, macht aber nur das, was dann auch zu einem passt. Da wird man nicht kritisiert.
Vielleicht habe ich einfach durch Glück/ Zufall ein Umfeld erwischt, was ähnlich tickt oder glücklicherweise tolerant genug ist.
Es sind da schon einige unterschiedliche Erziehungsansätze mit dabei.

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Ich kenne beides. Bei meinem großen Sohn haben wir in einer mittelgroßen Großstadt gewohnt. In einem Viertel mit vielen Familien, etwas alternativ, Univiertel. Ja, auf den Spielplätzen waren die ganzen Apfelschnitzmamas! Was mich jetzt nie wirklich gestört hat. Wie wir unsere Kinder erziehen, entscheiden nur mein Mann und ich. Meine Freundinnen waren nicht so eingestellt.

Dann sind wir umgezogen aufs Land und dort kam Kind 2. Ja, das ist schon was ganz anderes. Klar gibt es auch die speziellen Mamas, aber wenig. Die meisten sind doch eher „aus dem Bauch heraus“. Es gibt Familien mit Familienbett und ohne, gestillte und ungestillte Kinder, Apfelschnitze, Reiswaffeln, Kekse. Dieses Vergleichen habe ich hier nicht erlebt. Vielleicht liegt es auch an meinem Alter. Und bei meiner Tochter war ich keine Erstlingsmama.