Beide Eltern engagiert im Job, Austausch gesucht

Ich bin Kinderärztin in einer Klinik und mein Mann ist selbständig mit einer Kinderarzt Praxis, ist eine Gemeinschaftspraxis mit mehreren Ärzten.
Wir haben beide unregelmäßige und oft auch lange Arbeitstage.
Wenn in der Klinik Notfälle rein kommen, ich Nachtdienste habe oder Kollegen ausfallen bin ich quasi oft tagelang nicht zu Hause.
Mein Mann hat auch oft noch bis spät abends Patienten , seine Zeiten ist aber insgesamt etwas besser überschaubar.
Unsere Kinder sind 14 und 17 und wir haben in Abhängigkeit vom Alter der Kinder immer was anderes ausprobiert.
Beim ersten Kind war ich noch in der Facharzt Ausbildung, was sehr stressig war, als die gerade beendet war, kam Kind 2.
Ich habe nach dem Mutterschutz direkt weiter gearbeitet, mein Mann hatte dann jeweils noch zwei Monate frei und war dabei, wenn die Au Pairs angefangen haben.
Mit einem Jahr kamen beide in die Kita, die hier sehr flexible Öffnungszeiten hatte.
Wir haben dann geschaut, dass mein Mann gegen 18.00 zu Hause war, insbesondere auch während der Grundschule, damit noch Schulthemen oder andere Probleme der Jungs besprochen werden konnten.
Ich war halt mal da, und mal nicht, je nach Schicht.
Als der Jüngere in die Schule kam, brauchte ich keine Schichten mehr zu übernehmen, trotzdem waren 12 Stoff Tage normal und auch die Wochenenden musste und muss ich oft arbeiten.
Also 60 Stunden Wochen sind keine Ausnahme.
Wenn ich da war, hab ich Zeit mit den Jungs verbracht, gerade die freien Wochenenden haben wir intensiv genossen und natürlich die Urlaube.
Haushalt lief nur nebenher, das Putzen hat uns eine zuverlässige Putzhilfe abgenommen.
Rückblickend hätten wir wahrscheinlich besser eine
Kinderfrau als beständige Bezugsperson eingestellt zumindest in den ersten Jahren.
Ansonsten wurde gekocht am Wochenende, in der Woche gab es in der Schule Essen.
Mittlerweile kochen die Jungs nachmittags nach der Schule selbst, nicht immer, aber immer öfter.
Der Älteste macht nächstes Jahr Abi und will dann im Ausland studieren.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht , was hat euch geholfen, wie haben die Kinder sich gefühlt, würdet ihr was anders machen?

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Es ist natürlich jedem überlassen wie er es macht, aber ich wäre statt in eine Klinik auch in eine Praxis gegangen. Und hätte geschaut, dass man zumindest die ersten 6 Jahre Teilzeit arbeitet, beide Elternteile. Jeder 30-35 Stunden die Woche.
Klar werden die Kinder auch so groß, aber ich denke es wäre schön, wenn man mehr Zeit miteinander verbringt statt Ganztagsbetreuung im Kindergarten oder durch Aupairs.
Und wenn die Kinder älter sind, kann man immer noch mehr arbeiten.
Das geht schneller als man gucken kann.

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bei uns war es ähnlich, ich bin Bauingeneurin, ich hatte nur den Vorteil das Büo im Haus zu haben und wir hatten 4 Kinder, es ist aus allen was geworden, obwohl wir nicht soviel Zeit hatten.

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Ich finde, ihr habt es toll gemacht 👍
Es war zwar für euch beide megastressig, aber Kinder und Karriere gleichermaßen unter einen Hut zu bringen und noch dazu beide Elternteile, das ist eine super Leistung.

Ich finde es schön, wenn auch Mütter ihre beruflichen Ziele weiterverfolgen. Das soll jetzt kein Seitenhieb sein auf Teilzeit Arbeitende oder Mütter, die überhaupt zu Hause bleiben.
Aber meiner Meinung nach gehören auch Frauen gewürdigt, die beides schaffen, Kinder und Karriere. Und wenn euer Sohn bereits beim Abitur ist, ging es ihm sicher nicht schlecht.

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Und ist sie derweil auf der faulen Haut gelegen? Nein, oder?
Was ist so schlimm daran, Haushalt und auch einen Teil der Erziehung anderen zu überlassen, vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um Personen, denen man Kinder auch mit ruhigen Gewissen anvertrauen kann.
Finanziell steht die Familie sicher blendend da, und das ist ja auch kein Schaden für die Kinder, oder?
Bitte versteh mich nicht falsch, ich kritisiere hier keine Mütter, die Teilzeit oder gar nicht arbeiten.
Aber ich finde, dass man auch Mütter wie die TE bewundern darf.

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Wenn es für euch alle in Ordnung war, dann ist es doch ein Erfolg gewesen.

Irgendjemand schrieb hier, dass trotz wenig gemeinsam verbrachter Zeit auch etwas aus den Kindern geworden ist … Joa, das liegt dann aber denke ich viel an den Kindern und dem weiteren Umfeld.

Ich war auch relativ lang bei einer Tagesmutter untergebracht, von 7-16 Uhr. Meine Mutter hat dann noch den Haushalt geschmissen, eingekauft, samstags Großputz. Da blieb auch nicht mehr viel Zeit. Wenn ich mal krank war, musste ich zur Tagesmutter. Da war ich schon manchmal neidisch, dass andere Kinder von ihrer Mutter (oder dem Vater) umsorgt werden konnten. Es ist einfach etwas anderes mit einer Fremdbetreuung.

Ich habe nun 2 Kleinkinder, arbeite 35 Std die Woche (mal mehr mal weniger) als Führungskraft und mein Mann ca 50 Stunden.
Auf eine gute Haushaltshilfe bin ich immer noch nicht gestoßen, sodass da auch viel Zeit bei drauf geht.
Ich empfinde den Alltag schon stressig. Ich liebe meinen Job, möchte meine Kinder aber auch aufwachsen sehen…. Bin da immer im Zwiespalt.
Meinem Mann geht es ähnlich.
Sein Vater war damals kaum zu Hause und dieser bereut es mittlerweile zutiefst seine eigenen Kinder nicht aufwachsen gesehen zu haben. Er war halt bei vielen Ereignissen nicht dabei und wenn er zu Hause war, war er gestresst von der Arbeit = gedrückte Stimmung.
So möchten wir es für unsere Kinder nicht.

LG

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Hallo,

unserer Erfahrung nach kommt es nicht darauf an, wie viel Zeit man mit seinen Kindern verbringt, sondern wie die Qualität der gemeinsamen Zeit ist und wie verlässlich man da ist, wenn man zu Hause ist.

Sprich', wenn dann immer noch ständig das Diensthandy klingelt oder man gerade die jüngeren Kinder ständig "auf später" (morgen, übermorgen, ...) vertröstet, "macht" das auf die Dauer schon oft etwas mit ihnen.

Kam- und kommt- hier dennoch immer mal vor, ganz vermeiden ließ und lässt es sich nicht. Ich habe während der Elternzeit mit unserem ersten Kind den Job gewechselt und diese entsprechend vorzeitig beendet (nach ca. 8 Monaten statt 1 Jahr). Während der einjährigen Elternzeit mit unserem zweiten Kind habe ich parallel zwei Weiterbildungen absolviert, ich dachte es sei sinnvoll, die "freie" Zeit so zu nutzen. Aus beruflicher Sicht war es das auch durchaus, vom Kind habe ich im ersten Jahr jedoch manchmal tagelang wenig mitbekommen und das bereue ich bis heute hin und wieder. Die beiden "Großen" waren jederzeit super versorgt durch meinen Mann sowie unsere Tagesmutter, zu der bis heute Kontakt besteht.

Mein Mann hat während der zweiten Schwangerschaft den Job gewechselt und in dem Kontext bis vor Kurzem im Wechseldienst gearbeitet (meist 24h, auch an Wochenenden und Feiertagen- die Wochenstunden mochte man gar nicht mehr zählen- kennst Du ja selbst ebenfalls gut). Da haben wir uns wirklich oft die berühmte "Klinke in die Hand gegeben". Beim dritten Kind war ich im Beschäftigungs-Verbot und habe die anschließende Elternzeit wie geplant ein Jahr komplett genutzt, das war wesentlich entspannter als bei unseren älteren Kindern.

Danach bin ich wieder voll "durchgestartet" und inzwischen Vollzeit in leitender Position tätig. Mein Mann ebenfalls, er hat jedoch im Sommer den Bereich gewechselt, da das doch etwas too much war für uns als Familie. Grundsätzlich können wir unsere Zeiten frei einteilen, müssen allerdings eben auch immer "einsatz-bereit" sein. Aus dem Wechseldienst ist er jetzt aber glücklicher Weise "raus", das erleichtert Einiges. Organisatorisch sowie auch bezüglich unserer "Psycho-Hygiene" ;-).

Neben Kindergarten (später Schul-Betreuung) und Tagesmutter für die Randzeiten (nicht täglich, aber so zwei bis drei Mal pro Woche sowie in den Ferien) konnten und können wir uns immer ganz gut abstimmen mit der Betreuung, das erfordert eben immer exakte Absprachen und unbedingt einen "Plan B".

Inzwischen sind unsere Kinder bald 15, 13 und 9 (haben alle in Kürze Geburtstag) und es geht Ihnen gut mit unserer Situation. Sie selbst haben ja keinen Stress durch unsere Jobs/Arbeitszeiten. Unser Familienleben ist weitgehend entspannt und für die Kinder zu 90% verlässlich. Letzteres war zwischenzeitlich nicht immer so, aber man kann wohl auch nicht alles haben. Die Drei erleben von Anfang an, wie wichtig es meinem Mann und mir ist, zu arbeiten in unseren Berufen. Und dass wir nicht "umsonst" studiert haben möchten, um dann jahrelang nur stundenweise oder gar nicht zu arbeiten.

Unserer Erfahrung nach geht es Kindern (meistens) dann gut, wenn es auch den Eltern gut geht. Unsere Zufriedenheit (allgemein) überträgt sich, wir genießen unsere Zeit als Familie an erster Stelle, jedoch auch unsere Arbeit (bis zum einem gewissen Punkt) und natürlich die damit verbundenen materiellen Ressourcen. Welche mit drei Kindern schließlich auch nicht zu unterschätzen sind, vor allem, je älter diese werden.

Fazit: ich bin "ganz bei Dir" und kann Euer Modell absolut nachempfinden. Lediglich Au Pair wäre wohl eher nicht "unser Ding", weil das ja durchaus auch Aufwand bedeutet und "sich kümmern" trotz aller kultureller und organisatorischer Bereicherung.

Viele Grüße!

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Interessant deine Sicht mit älteren Kindern zu hören:

Wir haben ein 5klässler und ein 1 jähriges. Wir arbeiteten beide Vollzeit bis zur Elternzeit. Wir haben eine private Ganztagsschule bezahlt, die uns eine gewisse Flexibilität gab. Da wir normale Jobs ohne Schicht haben, die schon vor Corona relativ flexible kernarbeitzeiten und Homeoffice anbieten, konnten wir ohne Babysitter auskommen. Wir mussten natürlich viel koordinieren, kam auch mal vor dass einer früher gehen musste und das ansprechen musste usw, aber es war machbar. Die Öffnungszeiten von KiGa waren die gleichen der Schule.

Da die Schule Ganztags war, mussten wir uns nach der Abholung um nix kümmern und konnten den Rest des Tages genießen, mit Kind zum Sport/Musik fahren usw. war eine super Entscheidung für uns!

Jetzt kam Corona und die Lage sieht ganz anders aus. Es sieht so aus, als ob ich 100% im Home Office arbeiten kann. Das ältere Kind arbeitet sehr gut und selbständig und will nicht in den offenen Ganztag in die Schule. Es fand Home Schooling nach Anfangsschwierigkeiten ganz gut.

Das jüngere Kind kommt in die Krippe jetzt. Die Zeit ist schon straff um nicht es länger als nötig in der Krippe zu lassen und daher werde ich nicht viel Zeit haben während des Home Office. Ich werde zwar zu Hause sein, aber ich habe keine große Zeit zum Pause machen und Hausaufgaben helfen usw. bin gespannt, wie das beim großen laufen wird.

Wie wir es danach machen, weiß ich nicht. Das ist eine Zwischenlösung um die Betreuung so zu lösen, sowohl vom großen als auch von Kleinen. Ich habe bedenken wegen kranken Kind im Krippenalter, mit den großen hätten niemals 10 Tage gereicht. Aber es ist für mich ein dead-end Job: ohne große fachlichen Herausforderungen und sicherlich werde ich die Karriereleiter nicht erklimmen im Remote-Modalität. Das heißt also, dass ich wahrscheinlich beim Kindergarten Eintritt in 2 Jahren mir einen neuen Job suchen werde, wo ich mehr verdiene und auch neue Herausforderungen haben kann. Ist halt ein Kompromiss aktuell, so sehe ich das, da ich weiter am Ball bleiben will, wenn man Vollzeit arbeiten das so nennen kann.

Wie es danach aussieht am Nachmittag mit dem großen, weiß ich nicht. Wir werden es sehen, wenn es soweit ist und auch je nachdem, wie sich das jüngere Kind am KiGa dann tut.

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Moin,
In der letzten Ausgabe der Zeitschrift des Hausärzteverbandes war ein Artikel zum Thema „Vereinbarkeit“ eigene Praxis und Familie. Fazit: geht in erster Linie wenn man die Unterstützung des Partners hat. Eure Kombination finde ich absolut heftig, Respekt!
Ich arbeite 75% in einer Praxis (angestellt), mein Mann ist Wissenschaftler, also auch eher 150 % tätig. Damit sind wir mit 3 Kindern aber auch an der Grenze des Machbaren und ich werde perspektivisch eher wieder etwas reduzieren, denn die Fortbildungen kommen ja noch on top und irgendein Kind ist eh immer krank… Außerdem verbringe ich tatsächlich auch gerne Zeit mit den Kindern oder habe auch mal ein paar Stunden für mich.
Wahnsinn, mit wie viel Disziplin ihr euer Modell hinbekommen habt!

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Ich bin auch selbständig in eigener Praxis, mein Mann ist Vollzeit angestellt. Wir haben alledings nur ein Kind und das wird auch so bleiben. Ich sehe zumindest meine Arbeitszeiten als großen Vorteil. Ich kann abends daheim Papierkram machen, so dass ich bis auf den einen langen Tag meine Tochter 14/14.30 abhole aus der Kita abholen. Mein Mann fängt morgens um einiges später an und kann früh viel Zeit mit ihr verbringen. Mit einem Kind ist das super machbar und ich kann viel an ihrem Leben teilhaben.
Das ist mir extrem wichtig, ich will nicht, dass sie wegen meiner Arbeit zurückstecken muss und das zu koordinieren ist oft anstrengend aber es funktioniert gut. Es muss eben auch Leute geben, die keinen 9-13 Uhr Job haben (um dem gleich vorzubeugen: ich habe überhaupt nichts dagegen wenn jemand so arbeitet), auch außerhalb der Medizin. Das erfordert oft Organisation und viel persönlichen Einsatz, aber es geht ja nicht anders. Ihr habt das auf eure Art gut geregelt und jetzt wo die Kinder größer sind, wird sicher der Druck geringer alles unter einen Hut bringen zu müssen.
Lg

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Ich frag mich grad warum du nun rückblickend Feedback benötigst hierzu ? Was bewegt dich zu dieser Frage ? Hast du das Gefühl, euer Modell ist so toll gewesen dass du das gern mitteilst oder Zweifel, ob es falsch war ? Muss doch nur zu euch passen - jeder ist anders

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Sie schreibt doch, dass es ihr um den Erfahrungsaustausch geht. Gerade weil - wie du ja selbst schreibst - jeder anders ist und entsprechend andere, passende Model wählt, ist es doch interessant. Weiter geht sie auch auf das ein, was sie rückblickend anders gemacht hätte.
Den Wunsch nach einem wertenden Feedback kann ich nirgends erkennen. Wie kommst du darauf?