Grenzen ziehen - brauche Hilfe

Hallo,

ich bin ein eher Harmoniebedürftiger Mensch und mein Mann auch,ich kann zwar mittlerweile meistens schon sehr klar sagen was ich möchte aber bei sehr dominanten Menschen habe ich wirklich Probleme damit. Nun gibt es in meiner und der Familie meines Mannes mehrere dominante Personen. Ob es Fremdeln ist (dann wird das Kind trotzdem erstmal gegriffen) oder Erziehungsdinge wie Familienbett etc. Ich versuche höflich zu sein, zu erklären warum wir manches so machen und nicht anders und Grenzen zu setzen (Beim Fremdeln zum Beispiel das sie erstmal bei uns auf dem Arm bleibt bis sie sich "eingelebt" hat, dann wird aber gesagt "Ach guck da lacht sie doch schon wieder", Zack wieder das Kind genommen und prompt weint sie natürlich) Ich merke einfach wie schwer es mir fällt da höflich aber bestimmt zu bleiben, ich will und muss es aber unbedingt lernen da unsere Tochter nach dem letzten Besuch total drüber war. Am Sonntag ist ein großes Familienfest und mir graut es jetzt schon davor.

Habt ihr Tipps?

Und bitte keine Verurteilungen, ich kann doch nicht die einzige sein der das nicht ganz so leicht fällt?

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Versuche mal mit Fragen zu antworten statt mit Erklärungen.
„Was stört dich an unserem Familienbett (du liegst ja nicht mit drin)?“
„Wieso willst du das Kind ausgerechnet jetzt auf den Arm nehmen?“
„Willst du das Kind auf den Arm nehmen, weil DU es willst, oder weil das Kind signalisiert, dass es jetzt gerne bei dir wäre?“
„Merkst du wirklich nicht, dass das Kind in Ruhe und Sicherheit (die wir Eltern ihm geben), die neue Umgebung beobachten will?“

Das sind jetzt mal ein paar Beispiele. Indem du mit einer Frage reagierst, muss dein Gegenüber erstmal nachdenken und du gewinnst auch etwas Zeit, um zu überlegen.
Wenn dein Kind noch klein ist, würde ich es einfach erstmal in die Trage packen bei der Familienfeier. Ist es schon etwas größer, aber bei dir auf dem Arm, dreh dich weg, wenn jemand nach dem Kind greift. Zur Not mehrmals.
Man ist nicht automatisch unfreundlich, wenn man klar macht, was man erlaubt und was nicht. Und falls jemand dir doch vorwirft, unfreundlich, unverschämt oder sonst was zu sein, frag ihn, wieso er dich dafür hält, nur weil du die Bedürfnisse deiner Tochter gegenüber eines Erwachsenen durchsetzt, der ihre Bedürfnisse ignorieren will.

Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Spaß auf der Feier!

Orchifee

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Einfach nichts mehr erklaeren und erzaehlen. Falls trotzdem Fragen z.B. nach der Schlafsituation kommen, sag einfach "weil wir als Eltern das so entschieden haben".

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Was ist für dich höflich?
Wer mir gegenüber dominant rüber kommt, verspielt bei mir Höflichkeit.

Freundlich schon eher. Aber nicht rechtfertigend!
Erklärungen rutschen schnell in Rechtfertigungen über. Spirale nach unten.

Bei dominanten Menschen habe ich oft (nicht immer, aber oft) die Erfahrung gemacht: die wollen gar nicht verstehen, die wollen gar nicht darauf eingehen. Die wollen auch nix hören. Hauptsache sie bekommen, was sie wollen. Alles andere gilt als unhöflich.
Dass die dabei selbst unhöflich, aufdringlich, übergriffig sind, kapieren sie nicht. Wollen sie nicht kapieren.

Wer nicht kapieren will, dem brauch ich auch nichts erklären.
Höflichkeit und Respekt funktioniert in beide Richtungen. Wer mir gegenüber unhöflich ist (mehrfach meine Grenzen übergeht und runter macht, was mir wichtig ist), der hat Pech.

Da brauch ich auch nicht höflich sein.
Grenzen setzen reicht. Nicht beleidigen, reicht auch.

Familienbett? Jo mei...
Aus der Hand nehmen wollen: NEIN

Unhöflich oder beleidigend wäre: Familienbett geht dich nichts an, du Id**ot; Nein, du furchtbarer Mensch. DAS ist unhöflich.

NEIN ist höflich genug und ein vollständiger Satz.
Geht dich nichts an, kann als unhöflich gewertet werden. Aber hey, wer sich bei mir einmischt - auf unhöfliche / übergriffige Art - muss auch mit einem geht dich nichts an rechnen.

Gegenfragen sind eine gute Idee.

Das schwierigste bei Dominanten Menschen wird aber noch anderes sein. Daran solltest du auch üben; das ist ein Kraftakt das auszuhalten
- Augen
- Körpersprache
- wenn sie es trotzdem tun (aus dem Arm nehmen)

Überlege dir Übungsstrategien und überlegt euch Grenzen. Z.B. wann ihr geht, wann ihr aus dem Zimmer geht. Am Anfang kann es schon schwierig sein, sich schon bei der Begrüßung nicht überrumpeln zu lassen. Mit Übung und eigener klarer Haltung (Stimme, Tonlage, Körperhaltung - Schultern grade, standhafter Blick) kann das auch mal bis zur Vorspeise reichen.
Bis zum Nachtisch durchhalten erfordert schon viel Übung. Besonders dann, wenn diejenigen trotz erfolgter Konsequenzen keine Einsicht zeigen.

Plane ein: wenn ihr NUR was sagt, aber nicht handelt, werden diejenigen weiter machen.
Manche brauchen klare Grenzen. Gehen, Kind nicht aus dem Arm nehmen lassen. Wieder nach Hause fahren (nach Ankündigung).

So lange ihr mit euch machen lasst, nur lieb bittet, werden sie es entweder nicht merken oder wollen es gar nicht merken - oder es ist ihnen schlicht egal, weil für sie ändert sich ja nichts.

Haltung und Sätze kannst du vor dem Spiegel üben.
Und wichtig ist auch mit deinem Partner einig sein. Wenn einer vor den anderen einknickt und aus Angst oder erlernter Demut klein beigibt mit "ach lass sie doch, ist doch nicht so schlimm", dann setzt ihr euch selbst Schach matt, bevor ihr angefangen habt, die Veränderung zu beginnen.

Fangt mit einzelnen Punkten an, die euch besonders wichtig sind.
Besprecht gemeinsam, wie der "Flucht"(nach vorne)Plan aussieht und haltet euch gemeinsam dran.

Viel Kraft

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"NEIN ist höflich genug und ein vollständiger Satz."

Das sollte man sich einrahmen und gut sichtbar irgendwo aufhängen. *Nein ist ein vollständiger Satz*
#danke

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Ein „schneller“ Tip für die Familienfeier: nutz die Trage/das Tuch. Da kann dir keiner das Kind entreißen und es kann in Ruhe ankommen 😜

Ansonsten: üben. Du kannst auch mal ironisch antworten. Beispiel: Motte schlief ewig nur durch gehoppel auf dem Pezziball ein. Uns prophezeite jeder, dass sie es dann ja „nie anders lernt“. Wir sagten immer „Ja, ihr Ehemann muss mal echt stark sein!“ (Spoiler: sie ist 2,5 und wir hoppeln seit über einem Jahr nicht mehr, es ging von ihr aus und ganz ohne Tränen plötzlich ohne 😜).

Oder ich stimmte einfach zu. „Ihr verwöhnt sie aber ganz schön mit eurem ständigen Getrage.“ „Ja, das tun wir.“ hat die Leute total irritiert und ihnen den Wind aus den Segeln genommen 😂 weil wie soll man da diskutieren?

Ansonsten: nein heißt nein! Dabei kann man bleiben und sich nicht damit „erpressen“ lassen, dass das gegenüber dann vllt beleidigt ist. Du sagst, euer Kind braucht noch 5 Minuten und dann ist das so. Schön, dass sie lacht, du sagst trotzdem nein! :)

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Zu dem Punkt "Kind aus dem Arm reißen" kann ich dir den Tipp geben, dass man sich das Kind einfach nicht aus dem Arm nehmen lässt 😂 Ich meine, wenn du dein Kind im Arm hälst und es nicht freiwillig loslässt, müsste die andere Person es dir ja mit Gewalt entreißen?? Ich habe das oft so gemacht, dass ich mich seitlich weggedreht habe und ganz klar signalisiert habe: NEIN, das Kind bleibt erstmal bei mir. Habe da auch nicht viel dazu erklärt.

Themen wie Familienbett oder ähnliches würde ich gar nicht erst ausdiskutieren oder erklären. Einfach sagen: "Wir machen das so und sind alle 3 damit zufrieden."

Viel Kraft für die Familienfeier wünsche ich dir!!

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Du solltest weniger höflich sein. Sonst ist die nächste durchgebrüllte Nacht auf Montag garantiert.

„Nein.“ Und wenn jemand übergriffig wird etwas lauteres „Ich sagte NEIN.“ Kind nicht abnehmen lassen sondern (sanft) festhalten und deutlich abgrenzen.

Mein Abwehrprogramm für ganz hartnäckige:
1. Trage. Geht nicht bis sie 18 sind. Aber es halt grabbelige Finger von Babies und Kleinkindern weg.
2. ich gehe vorzeitig wenn man nicht auf mich hört.
3. Mann geht allein auf so eine Festivität da es zu viel für die Kids ist. Ich hüte Daheim die Kinder.
4. Ein Kind wird krank, Resultat analog zu 3.

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Ich würde gar nicht irgendwas erklären, weshalb ihr was warum macht, sondern einfach konsequent sein.