Hallo,
ich bin eine Quasselstrippe. Ich habe ein sehr hohes Mitteilungsbedürfnis. Obwohl ich oft im Nachhinein denke: Warum hast du das jetzt erzählt? Ist doch eigentlich zu privat / interessiert doch niemanden.
Ich schicke fast täglich Videos oder Fotos von unserem Kind an Familie und manchmal auch Freunden, obwohl ich inzwischen merke, dass gar nicht so viel Interesse da ist und ich selbst finde es auch doof, mit dem Handy neben dem Kind zu sitzen.
Denke oft, so das war jetzt erst mal das letzte Video. Und am nächsten Tag: Oh in dem Pullover sieht er aber süß aus, ok, schnell der Familie ein Foto schicken.
Vor Verabredungen nehme ich mir vor, mehr zuzuhören und weniger zu reden. Aber ich habe letztendlich immer den höheren Redeanteil und im Nachhinein ist mir das so unangenehm, dass ich oft dann noch eine Rückfrage an die Freundin schreibe: Fand unser Treffen sehr schön. Was ich dich noch fragen wollte …
Ich merke auch, dass ich jeden Abend meinem Freund was erzählen MUSS. Auch wenn es ein ganz langweiliger Tag war. Als Kind hab ich mir dann oft etwas ausgedacht. Jetzt zum Glück nicht mehr, aber neige noch immer dazu, zu übertreiben oder Ereignisse auszuschmücken.
Und in den letzten Tagen habe ich mich zwei mal dabei ertappt, wie ich jemanden unterbrochen habe. Was für eine unangenehme Eigenschaft!
Bin mir selbst immer unsympathischer und frage mich, wie ich mein Verhalten verbessern kann.
Ich möchte mehr zuhören und weniger reden
Hallo,
Warum stört dich das an dir? Hat dir das jemand gesagt oder wie kommst du darauf? Für mich hörst du dich normal redselig an, besser als so ein stummer Fisch.
Naja aber zu deinem Problem: Hast du mal Tagebuch geschrieben? Oder Achtsamkeitsübungen ausprobiert? Wenn du zu Übertreibungen und Ausschmückungen neigst könnte es darauf hindeuten, dass du Angst hast um deiner selbst nicht gemocht zu werden. Das ist nur eine Vermutung über die du mal nachdenken kannst.
LG marci
Danke für deine Antwort, Marci.
Ich merke es an den Reaktionen und wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, stelle ich fest, dass es zu viel um mich ging.
Als Kind wurde mir manchmal gesagt, dass ich zu viel rede - oder zu wenig. Je nach Umfeld. In den letzten Jahren hat das niemand thematisiert. Dafür habe ich selbst immer mehr das Bedürfnis, es zu ändern. Vielleicht auch weil ich Negativbeispiele im Umfeld habe und auf keinen Fall auch so sein will.
Tagebuch schreibe ich gelegentlich, bin oft aber eher schreibfaul.
Hast du eine Vermutung woher das kommt?
Kannst du es nicht steuern? Impulskontrolle? Würden noch andere Symptome auf ADS/ADHS passen?
Ist das Bedürfnis auf diese Weise Nähe aufzubauen?
Verlustangst?
Angst davor nicht gesehen zu werden? Z.B. wenn du nichts sagst, dass du dann übersehen wirst?
Suchst du Aufmerksamkeit, weil dir an anderer Stelle was fehlt?
Suchst du an anderer Stelle was im Leben?
Bei ADS/ADHS hilft sinnvolle Diagnostik und dann darauf spezialisierte Therapie.
Bei anderen Punkten: herausfinden, was dir fehlt, um dich darum zu kümmern.
Ggf. mit Therapie. Wenn es in Müssen ausgeartet ist, kommt es darauf an, wie heftig es bei dir ausgeprägt ist und wie tief die Ursache sitzt.
Viele Fragen. Alle schwer zu beantworten. Mit ADS / ADHS hätte ich es nicht in Verbindung gebracht, kenne mich aber auch nicht gut damit aus.
Woher das kommt, weiß ich nicht. Ich hatte das schon als Kind. Meine Eltern haben mir manchmal gesagt, dass ich leise sein soll und meine Mutter sagt im Nachhinein, dass es ihr für meinen Bruder leid tut, weil meine Schwester und ich ihn kaum zu Wort kommen ließen.
In der Schule war es dann anders rum. War Kind sehr schüchtern und wurde oft „die Stumme” oder „langweilig“ genannt. Wäre arrogant, wolle nichts preisgeben. Irgendwann, 9./10. Klasse, ist es dann auch da ins Gegenteil umgeschlagen.
Ich hab eigentlich nicht das Gefühl, dass ich durch das Gerede etwas ausgleiche. Vielleicht auch abhängig vom Umfeld. Der Wunsch, gut dazustehen, zu zeigen, dass ich nicht langweilig bin.
Aber zum Beispiel bei meinem Vater weiß ich, dass er mich nicht langweilig finden würde, wenn ich weniger rede und eher von dem Gerede genervt ist, aber trotzdem kann ich es nicht abstellen.
Ebenso bei der restlichen Familie und engen Freunden. Da fühle ich mich wohl und sicher. Muss nichts durch mein Gerede kompensieren oder beweisen. Quatsche trotzdem zu viel und schäme mich im Nachhinein dafür.
Wenn du es auch mit eigener Motivation "nicht steuern" kannst oder es dich extrem viel Mühe kostet, dann kann das schon mit ADS/ADHS zu tun haben.
Hinweise könnten auch sein: schon als Kind so und deine Schwester und du, während dein Bruder zu kurz kam. Das muss NICHTS heißen, könnten aber auch Hinweise in diese Richtung sein.
Was passiert, wenn du nicht redest?
Kannst du dann zu hören? Triftest du mit den Gedanken ab? Bist nicht bei der Person?
Manche ADS/ADHSler reden auch deswegen sehr viel, weil sie sonst wegtriften, sich in Träumen verlieren. Nicht mehr in der Situation sind.
Mir selbst hilft es, dass mein Umfeld weiß, dass ich ADHS habe. Das ist KEIN Freibrief! Aber sie wissen es und können es dann anders einordnen. Sie merken mit mir zusammen, wann die Wirkung des Medikaments weniger wird.
Durch spezielle ADHS-Therapie weiß ich, was ich dann brauche und habe mein Umfeld mit ins Boot geholt. Sie sagen mir z.B. DEUTLICH Stopp, weil es das für uns alle entspannter macht. Durch die Blume oder durch Blicke werde ich nervös und dann wird es für alle anstrengend. Klare sachliche Aussagen helfen uns insgesamt. Keiner nimmt es mir übel, wenn ich früher gehe. Reizüberflutung kann echt anstrengend sein.
Um besser in Gesprächen bleiben zu können, versuche ich darauf zu achten, dass ich Fragen zum Thema stelle. Dann rede ich zwar auch, bleibe aber aktiv beim Thema meines Gegenübers und höre auf diese Weise zu. Außerdem wird der Impuls zu reden, gestoppt, weil ich ja was sage. Nur nicht so viel.
Am besten hilft mir aber Medikation, da dadurch meine Gedanken sortiert werden, Impulse meiner Reaktionsfähigkeit angepasst werden UND ich aktiv besser zu hören kann, auch ohne was zu sagen.
Erster Schritt könnte sein: mit ADS/ADHS beschäftigen.
Wenn noch mehr in die Richtung passt, können weitere Schritte erfolgen.
Wenn du merkst, es passt nicht: dann hast du dein Allgemeinwissen erweitert und kannst in andere RIchtungen weiter suchen, was dir hilft oder ausschließen, was nicht.
Ich rede auch gerne und viel 🙈😂
Was mir wirklich hilft - einmal kurz innehalten, bevor ich los spreche. Ein und Ausatmen und dabei überlegen, ob ich das jetzt wirklich sagen will. Klappt nicht immer, aber doch schon häufiger :)
Ich denke mir zwar nie was aus, berichte meinem Mann aber gerne von meinem Tag. Auch von langwelligen. Das find ich ok 😅
Unterbrechen tue ich auch ab und zu, aber ich entschuldige mich dann „entschuldige, ich hab dich unterbrochen, was wolltest du noch sagen?“ und daher merkt man dann selbst, wie oft man es insgesamt tut und ich mache es definitiv seltener 😅
Hallo,
oh, das kenne ich sehr gut und habe ganz gespannt die Beiträge gelesen.
Tatsächlich versuche ich mich, wenn ich mit Freunden oder der Familie zusammen bin selbst zu bremsen. Bewusst zu fragen und abzuwarten. Mir fällt das manchmal schon schwer, aber ich möchte auch nicht anderen ständig ins Wort fallen, auch wenn es nur ist um zuzustimmen.
Dieses unangenehme Gefühl im Nachgang kann ich also sehr gut nachempfinden.
Liebe Grüße
Na dann bin ich ja wenigstens nicht allein.
Hallo Quasselstrippe
Ich weiss, daß in anderen Kulturen viel mehr (durcheinander) geredet wird, viel mehr geteilt wird, usw. Gespräche können auch dynamisch sein. In unseren Breitengraden gilt dies wohl als unhöflich. Vielleicht könntest du in eine solche Community eintreten, allenfalls mit zusätzlichem Spracherwerb? Und in deinem Urspungs-Dunstkreis hältst du dich zurück mit den bereits vorgeschlagenen Tipps?
LG
Finde ich echt interessant.
Ich bin genau das Gegenteil. Ich bin in Gesprächen so ruhig, weil ich Angst habe, was falsches zu sagen. Das nervt mich so extrem, das ich gehemmt bin.
Ich bewundere andere, die einen natürlichen Redefluss haben und nicht gehemmt sind.
Ich würde erstmal sagen, bleib so wie du bist, aber gebe dir mehr Mühe die anderen auch sprechen zu lassen und vorallem nicht nur so zu tun, als ob es dich interessiert, sondern auch wirkliches Interesse haben. Das merkt dein Gegenüber.
Und mach dich nicht selbst so runter. Wir Menschen sind doch Gott sei Dank alle verschieden und jeder durch einen anderen Charakter geprägt. Schlimm wäre es, wenn du sagen würdest, du wärst andauernd neidisch auf andere, lästerst nur rum oder wünscht allen was schlimmes. Dann solltest du dich selbst ernsthaft hinterfragen. 🙂
Danke für deine nette Antwort. Dann können wir uns ja irgendwo in der Mitte treffen.
Habe Deine Antwort erst jetzt bemerkt.
Ja, so ist es. Wäre toll, wenn sowas gehen würde oder? 😄
Ohh man, dein Beitrag könnte von mir kommen. Ich rede auch extrem viel und das war schon in der Schule so. In jeder schriftlichen Beurteilung steht, dass ich eine Quasselstrippe bin 😩
Ich denke mir jedes mal vor einem treffen „heute redest du nicht so viel und unterbrichst nicht“ und trotzdem verfalle ich jedes mal in mein altes Muster. Das ärgert mich sehr und ich kann mich einfach nicht zurückhalten ☹️ Ich muss härter an mir arbeiten glaube ich.
Es kann hilfreich sein, wenn Du Dich immer nur auf einen Themenbereich beschränkst, über den Du aktuell gerne sprechen möchtest. Danach bewusst ein STOP und Dein Gegenüber fragen, was bei ihm/ihr gerade brennt.
Oder auch dem Gegenüber signalisieren, dass er/sie Dich gerne unterbrechen darf, um auch gehört zu werden.
Möglicherweise kannst Du Dir auch einen Timer stellen. Danach dann bewusst eine "Sprechpause" einlegen.
Ausprobieren, was für Dich geht. Und kommunizieren, dass Du gerne etwas ändern möchtest, aber noch an der Strategie feilst. Vielleicht kommen von Deiner/m GesprächspartnerIn noch gute Hinweise.