Als Erzieherin sich selbst schützen können?

Ich weiß leider nicht an wen ich mich sonst wenden soll, aber ich möchte mir gerne über unsere Möglichkeiten informieren und vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen.
Wir haben ein 5, fast 6 jähriges, stark verhaltensauffälliges Kind mit einer diagnostizierten Autismus Spektrum Störung und ADHS.
Es fanden schon etliche Gespräche mit der Mutter, dem LVR, der Frühförderung und dem Träger statt. Der LVR rät zu Medikamentgabe. Das Kind besucht die Kita pro Tag 6 Stunden und wird dabei 4 Stunden von einer Alltagshelferin unterstützt die auch schon an ihre Grenzen kommt. Noch dazu fällt sie nun länger krankheitsbedingt aus.
Das Kind beleidigt mittlerweile jeden aufs Übelste , hebt Kinder hoch und wirft sie um, schlägt sie, geht an den Hals oder drückt ohne Vorwarnung feste auf den Bauch( wenn es zb liegt)
Wenn wir Erzieher dazwischen gehen zieht er an den Haaren, spuckt, beleidigt, tritt, kratzt und alles was so möglich ist. Erst heute hat er einer Erzieherin zuerst von hinten beim Mittagessen (er lief wieder durch die Gruppe) den Hals zugedrückt und später während einer Situation wo sie dazwischen gehen musste, ins Gesicht getreten und während des Morgenkreises einem Jungen ins Gesicht geboxt.
Der Träger schickt uns für ein paar Tage Unterstützung aus einer anderen Kita. Die Mutter ist uneinsichtig und akzeptiert die Diagnose nicht. Auch ist ihr ihr Job wichtig und sie kann ihrem Kind nicht gerecht werden, die Kita soll damit fertig werden oder wäre schuld an den Situationen.
Der Träger steht zwar hinter uns aber wirklich was machen tut er ja auch nicht, das ist doch so nicht tragbar und wenn wir nicht nur die Kinder sondern auch uns selbst so schützen müssen kann es doch so nicht weitergehen. Kann man denn nichts machen? Wenn alle Eltern auf die Barrikaden gehen würden und ihre Kinder abmelden hätte man auch nichts mehr davon (aus Trägersicht)

Wir sind echt an unseren Grenzen

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Hast du keine Leitung? Wieso akzeptiert sie, dass der Junge so agieren kann? Ich hätte da schon längst das Jugendamt eingeschaltet, eine Überlastungsanzeige an den Träger geschickt und bei derartigen Übergriffen die Annahme verweigert oder den Jungen abholen lassen, wenn es so massiv ist. Selbstverständlich kann ein Träger auch kündigen.

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Auch ein Kindergarten hat das Recht Eltern zu kündigen, wenn diese sich so verhalten wie hier. Ihr müsst euch nicht alles bieten lassen und es ist ja auch gefährlich für alle anderen Kinder und euch!

Bei uns in der Schule darf ein Kind, dass eine Alltagsbegleitung braucht ohne diese nicht am Unterricht teilnehmen, es sei denn ein Elternteil ist stattdessen dabei.

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Steigt eurer Leitung auf die Füße die soll mehr Druck beim Träger machen. Evtl Beschwerden von anderen Eltern immer an dem Träger verweisen. Und wenn es nicht tragbar ist in Rücksprache mit der Leitung das Kind abholen lassen. In der Schule wird so ein Verhalten auch nicht geduldet also wüsste ich nicht wieso wir uns so was gefallen lassen sollten!
Gute Nerven und liebe Grüße,
Bine

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Ihr seid doch nicht verpflichtet, das Kind zu betreuen.
Wäre ja noch schöner. Ihr könnt doch nicht die anderen Kinder und euch selber von dem Jungen schikanieren lassen.

Schon gut möglich, dass der Junge nichts für sein Verhalten kann. Aber deswegen ist das Ganze auch nicht tragbar. Es muss eine anderweitige Lösung gefunden werden. #zitter

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Hallo! Wir hatten mehrere solche Fälle von aggressivem Verhalten in unserer Kita.
Was schlägt denn der Träger vor, wie ihr euch schützen sollt? Bei uns gab es sogenannte Handlungsleitlinien, in denen festgelegt wurde, wie wir Erzieher uns in solchen für uns gefährlichen Situationen schützen können. Es gibt z.B. um das Thema Festhalten. Erarbeitet wurde das von Mitarbeitern aller Einrichtungen GEMEINSAM mit dem Träger. Wenn es das nicht gibt, würde ich das schleunigst anregen. Wir waren es auch irgendwann leid, ständig Bisswunden, rausgerissene Haarbüschel oder Beulen von umherfliegenden Gegenständen zu haben. Ausschlaggebend waren aber tatsächlich die Eltern der anderen Kinder. Ohne deren Druck hätte der Träger sicher lange nichts gemacht. Vielleicht könnt ihr die mit ins Boot holen. Ihr dokumentiert ja sicher schriftlich die Übergriffe (das solltest ihr unbedingt tun!!!!!!! Name, Datum, Handlung, mit Zeuge!), genauso würde ich schriftlich dokumentieren, wenn ihr Eltern darüber informiert, in wie weit ihre Kinder verletzte wurden und die Reaktion der Eltern auch. Im Zweifelsfall bittet die betroffenen Eltern schriftlich ihre Sorgen/Ängste/Nöte dazulegen. Und das kann man dann gut an den Träger weiterleiten. Oder an den Betriebsrat, wenn der Träger nicht handelt. Sich an den BR zu wenden, ist da generell sinnvoll. Die können euch evtl helfen, was es noch für Möglichkeiten gibt. Bei uns kam es dann dazu, dass alle Übergriffe für den Betriebsarzt und die Sicherheitsfachkraft dokumentiert werden mussten, so kam dann richtig Bewegung in die Sache.
Es gibt auch sowas wie Überlastungsanzeige, damit weist ihre euren Vorgesetzten darauf hin, dass ihr eure Arbeit nicht mehr ordnungsgemäß ausführen könnt und welche Schäden zu befürchten sind. Das kann man durchaus auch mal direkt an den Geschäftsführer schicken.

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eigentlich müsst ihr das Jugendamt mit ins Boot holen.
Das KInd muss in eine spezielle Einrichung. Bitte im Teamgespräch unbedingt besprechen

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Ich würde das Kind jedesmal abholen lassen, wenn es gewalttätig wird, alle Vorfälle notieren und das Jugendamt benachrichtigen.
Bei manchen Kindern funktioniert es leider trotz Assistent nicht und dann muss halt eine andere Lösung gefunden werden. Aber das sollte nicht einfach ignoriert werden und ihr und die Kinder müssen darunter leiden.

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Ich würde bei so einem Verhalten und fehlender Unterstützung alles ausreizen was geht. Es tritt einem anderen Kind auf den Bauch? Ruft einen Krankenwagen, wer weiß, ob es innere Verletzungen gibt. Es tritt euch ins Gesicht? Macht eine Unfallmeldung.

Das Kind ist eine Gefahr für andere? Lasst es abholen. Kommt die Mutter nicht, dann dokumentiert das.

Wirklich jede Kleinigkeit wird protokolliert. Und dann lasst ja nicht locker. Ohne entsprechende Begleittherapie und Hilfe braucht ihr das Kind auch nicht zu betreuen. Ist die Hilfe krank, dann muss sich die Mutter um einen Ersatz bemühen.

Dem Kind kann keiner helfen, wenn die Mutter die Augen verschließt und keiner den Mut hat, ihr wehement klar zu machen, dass ihr Kind Hilfe braucht.
Die Kita ist für das Kind so ja auch purer Stress, und für alle anderen Kinder und Erwachsenen dort ebenfalls.