Hallo zusammen
Mir ist das gestern aufgefallen, als ich mit einer Freundin telefoniert habe dass sie sich ständig vergleicht und versucht zu rechtfertigen wenn sie etwas anders macht, als andere.
Beispiel Kindergarten, ihr Kind kommt jetzt, mit knapp 5 erst in den Kindergarten, sie wird ihre Gründe haben, aber warum rechtfertigt sie sich vor mir, obwohl ich das nie kritisch habe?
Weil meine Tochter schon mit 8 Monaten in die Krippe gekommen ist?
Beim Thema Stillen ist mir das damals auch aufgefallen, dass es da riesige Diskussionen gibt, egal ob man stillt oder nicht.
Ich hatte diese Diskussionen aber nie, ich hab nicht gestillt, weil ich nicht wollte und das einfach so gemacht, nicht diskutiert und es kam nie auch nur der Ansatz einer Kritik, nicht von Freundinnen nicht aus der Familie.
Das Gleiche dann mit dem Thema Beikost, wo schläft das Kind, wann Krippe, da gibt es unheimlich viel Rechtfertigungsdruck der Betroffenen wenn man etwas anders macht als es empfohlen wird oder als die anderen es machen. Ich mache es einfach und bekomme auch nicht das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen
Meine Tochter hat von Geburt an in ihrem Zimmer geschlafen, darüber hab ich aber gar keinen Gesprächsbedarf
gehabt, also wusste auch niemand dass ich das so mache.
Nur meine Mutter war vor der Geburt hier und hat das Kinderzimmer gesehen und gefragt ob wir auch ein Bettchen für unser Schlafzimmer haben.
Dann sagte sie aber direkt, oh nicht nachgedacht , da passt ja gar kein Beistellbett mehr an sie Seite.
Richtig, Schlafzimmer 8 qm....recht und links neben dem 2 M Bett noch 60 cm Platz.
Auch da, nur Fragen, keine Vorwürfe oder das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen.
Wenn meine Freundin hier war und ihr Baby gestillt hat , war das vollkommen okay, umgekehrt wenn meins die Flasche bekam auch.
Sie fragte nur ob ich zufrieden sei mit dem Flasche geben und ob das insgesamt gut klappt.
Auch ich habe gefragt wie das Stillen so ist, ob sie zurecht kommt und wie das im Allrag funktioniert.
Und wenn sie dann mal gejammert hat , gab ich sicher nicht gesagt, selbst Schuld, warum stillst du auch?
Ich bin auch nach 8 Wochen wieder zur Arbeit, und mein Mann hat ein Jahr Elternzeit genommen.
Auch da müssten wir uns nicht rechtfertigen, wahrscheinlich weil wir es einfach gemacht haben ohne andere nach ihrer Meinung zu fragen oder unsicher zu wirken bei dem was wir tun.
Sind heute zu viele Mütter einfach nicht selbstbewusst genug, zu ihren Ansichten und Entscheidungen bezüglich des Kindes zu stehen?
Habt ihr auch das Gefühl euch rechtfertigen zu müssen oder strahlt ihr Selbstsicherheit aus in dem was ihr tut?
Seid ihr auch tolerant gegenüber anderen oder missionarisch unterwegs?
Warum rechtfertigt sich viele obwohl sie es nicht müssen?
In meinen Augen liegt das Problem mit dem Rechtfertigen am fehlenden Selbstbewusstsein und oft wurde in meinen Augen der Grundstein dafür in der Kindheit gelegt.
Ich bemerke das ständige Rechtfertigen oft bei Leuten die in ihrer Kindheit negatives erlebt haben und/ oder von den Eltern ständig unter Druck gesetzt wurden und nie etwas richtig machen konnten. Lob und Anerkennung haben sie meist nicht bekommen. Was sie bekommen haben war Kritik und Konsequenzen für Fehlverhalten was kein Fehlverhalten war.
Die Betroffen können nicht dafür und es ist für sie sehr schwer das Verhalten abzulegen.
VG blaue-Rose
Also deine Freundin stillt, gibt ihr Kind erst mit 5 in den Kindergarten und hat ein Familienbett--habe ich das richtig interpretiert oder war da von mehreren Freundinnen die Rede?
Dann könnte das nämlich durchaus eine indirekte Kritik an deinem Lebensmodell sein, anstelle von Verunsicherung. Nur mal eine Idee aus der Ferne
Generell wundere ich mich aber auch, was sich Mütter teilweise alles anhören dürfen--kenne ich aus meinem RL überhaupt nicht!
Indirekte Kritik der Freundin habe ich jetzt weder aus dem Post der TE gelesen noch hätte ich es selbst so verstanden. Sind in diesem Fall sicher sehr unterschiedliche Vorgehensweisen, aber es gibt tatsächlich Menschen, die sowas einfach stehen lassen können, ohne zu kritisieren und damit möchte ich eindeutig nicht deine Aussage kritisieren, sondern einfach nur meine Meinung zu deinem Post kund tun
Hallo,
vieles habe ich auch so gemacht wie Du: nicht gestellt, Baby von an Anfang im eigenen Zimmer. Auch ich wäre da nie auf die Idee gekommen mich bei anderen dafür zu rechtfertigen. Wieso auch, ich bzw. wir mussten ja mit unserem Kind auf unsere Art leben.
Ich glaube das Rechtfertigen hat tatsächlich bei vielen was damit zu tun, dass sie zwar eine Entscheidung getroffen haben aber eventuell im Inneren doch unsicher damit sind. Gerade wenn es das erste Kind ist. Man hat ja dann noch keine Erfahrungwerte.
Beispiel Stillen/Flasche geben:
Ich stille, gebe das beste für mein Kind - Nachteil: ich kann nicht mehr alles essen, kein Alkohol, kann das Kind schlecht abgeben, Arbeiten könnte problematisch sein, der Partner ist beim Füttern außen vor.
Ich gebe die Flasche: zwar hochwertiges Essen aber eben keine Muttermilch, fördere ich Allergien? Ich kann zwar alles essen, kann das Kind besser abgeben, der Vater kann involviert werden, Arbeiten ist leichter möglich.
Für eins von beiden muss man sich aber nun entscheiden. Und da uns in unserer heutigen Welt immer wieder suggeriert wird, man könne alles haben, kommt man bei genauerer Überlegung eben in das Dilemma, dass es eben nicht so ist. Und das jede Entscheidung FÜR etwas, halt auch eine Entscheidung GEGEN etwas anderes ist.
Ich glaube mit einer Rechtfertigung versuchen sich dann solche Leute eben bei anderen die Absolution zu erhalten. Nach dem Motto: Was Du tust, ist schon richtig.
LG
Tiffy
Guten Morgen,
meiner Meinung nach liegt das zum Teil daran, dass die Menschen einfach viel zu sehr nach außen fokussieren, anstatt bei dem zu bleiben, was sie für sich wollen und sich für sie richtig anfühlt.
Dazu kommt, dass sich durch "Meinungsblasen" eine rein gefühlte Bedrohung von Außen bildet. Als könnten Menschen unterschiedlicher Meinung, mit unterschiedlichen Ansichten, Lebens - und Familienmodellen oder Interessen nicht mehr privat miteinander zu tun haben.
Diese Menschen fühlen sich ständig unterschwellig in ihrer eigenen Lebensweise nicht nur kritisiert, sondern auch irgendwie bedroht.
Es kommt ja heutzutage tatsächlich nicht mehr allzu selten vor, dass bestimmten Modellen oder Ansichten von bestimmten Gruppen in alle Richtungen schlicht und einfach die Existenzberechtigung abgesprochen wird. (Beispiel: Hausfrau)
Ich selbst fühle mich nicht davon betroffen. Nicht mehr. Ja, ich kann selbstbewusst auftreten, weil ich weiß, dass unser gewählter Weg für mich als Person und für uns als ganze Familie der richtige Weg ist.
Und in den zwei Worten "für uns" liegt die ganze Magie.
Ich würde niemals, niemals andere Menschen für ihr Lebensmodell bewerten, kritisieren oder gar meinen Weg dem ihren gegenüber erhöhen.
"Für uns". Punkt!
Und das strahle ich auch aus.
Ja, ich bin selbstbewusst in meinem Leben und meinem Weg. Das musste ich mir auch erst erarbeiten. So war es nicht von Anfang an.
Mein Mann und ich haben geplant jung unser erstes Kind bekommen. Ich habe mich toll vorbereitet und mich der neuen Aufgabe und den Herausforderungen gewachsen gefühlt. Zumindest so, wie man es vorher eben kann. Und tatsächlich lief das Leben mit Baby sehr gut. Ich bin fast sofort in meiner neuen Rolle angekommen und denke, jetzt 14 Jahre später und noch ein Kind mehr, sagen zu können, dass es mir (bisher) richtig gut gelungen ist.
Doch nichts, aber rein gar nichts hätte mich auf den Schock - und das war es wirklich - vorbereiten können, dass ich als Mutter plötzlich gefühltes "Allgemeingut" wurde. JEDER meinte plötzlich, er hätte das Recht ungefragt Kommentare abgeben zu müssen. Von der Frage ob das Kind geplant war bis hin zu partnerschaftlichen Dingen, unser Berufsleben, weitere Familienplanung usw.
Als sehr junge Mutter (22 in der Schwangerschaft, 23 bei der Geburt) hatte ich plötzlich Angst, dass meine Tochter und ich abgestempelt, in eine Schublade à la RTL II Nachmittagsprogramm gesteckt würden usw.
Ich bin zur ersten U Untersuchung beim Kinderarzt in einem meiner Arbeitsblazer (komme aus der Finanz - und Versicherungsbranche) und Pumps erschienen, obwohl ich so kurz nach der Geburt noch das Gefühl hatte, auf einem Bügeleisen zu reiten.
Es hat tatsächlich so 1-2 Jahre gedauert, bis ich das halbwegs abschütteln konnte und noch mal so viel Zeit, bis ich wirklich erkannt habe, wie ich ganz bei mir selbst bleibe und mich von Außen nicht mehr beeinflussen lasse.
Mittlerweile bin ich praktisch das komplette Gegenteil. Ich bin vollkommen frei in meinem Leben - soweit es als Teil einer funktionierenden Gesellschaft möglich ist. Es ist ein sehr schönes Gefühl so unabhängig von Außenmeinungen zu sein. Es interessiert mich schlicht nicht.
Meine beste Freundin und ich leben übrigens, ähnlich wie Du und Deine Freundin, auch komplett verschiedene Familienmodelle. Auch sie ging z.B. sehr kurz nach der Entbindung wieder arbeiten usw.
Unserer Freundschaft hat das nur gut getan. Denn wir sind schon Freundinnen seit unserer Schulzeit und werden auch noch Freundinnen sein, wenn unsere Kinder längst aus dem Haus sind. Ihr erstes Kind kam 10 Jahre nach meinem ersten Kind, wir kennen es also auch, dass nur einer von uns Mutter ist.
Hat nie geschadet. Im Gegenteil. Wir interessieren uns füreinander und lernen voneinander. Und wir öffnen uns gegenseitig die Augen für die Vor -und Nachteile des jeweils anderen Modelles. Da wir offen über alles sprechen, rechtfertigen wir uns nicht und beschönigen auch nichts, um besser dazustehen. Dadurch haben wir ein tolles Verständnis für die Realitäten der jeweils anderen und hören immer gern zu, geben Ratschläge oder nehmen einfach was mit.
Ich kann jedem nur raten: Macht Euch frei von Außen. Jeder hat seine Menschen im Leben, deren Meinung wirklich wichtig ist. Aber wen kümmert die Meinung einer anderen Kitamutter? Ehrlich, wen? Wen interessiert, ob jemand in einem Internetforum sagt, dass Dein Lebensmodell scheiße ist? Der hat Dich nach fünf Minuten wieder vergessen. Vergiss ihn schneller.
Über den Tellerrand schauen - immer! Nach Außen fokussieren und Bestätigung bei Fremden, gar im Netz suchen - Bullshit!
Der ultimative Tipp: Lest keine Blogs. Und schreibt vor allem selbst keine. Warum diese Selbstdarstellung, diese veröffentlichen des Privaten, dieses politisieren des Privaten?? Einfach leben! Und leben lassen.
LG
Danke für deinen Beitrag, genauso ist es.
Sehr schön geschrieben, danke!
Ich glaube, dass das Typsache ist. Ist man prinzipiell selbstbewusst und lässt sich nicht beirren, kann gut mit Kritik umgehen und lässt sich von „gut gemeinten Ratschlägen“ nicht verunsichern, da hat man wohl nicht das Bedürfnis, sich ständig zu rechtfertigen.
Ist man sowieso eher zurückhaltend, unsicher, vielleicht frisch gebackene Mama mit dem 1. Kind - ja, dann hat man wohl öfter das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen.
Ich persönlich finde den Druck von außen aber auch oft enorm. Jeder hat da zu zum Thema Flasche/Stillen/Schlafen/Fremdbetreuung/Süßigkeiten/Medienkonsum/whatever seine Meinung. Großeltern sind anders aufgewachsen, haben uns anders erzogen als wir das mit unseren Kindern ggf tun und es fällt ihnen manchmal schwer, heutige Erziehungsansätze zu verstehen oder gar zu akzeptieren. Andere Mütter halten sich oftmals für besser als andere, sind schnell dabei andere zu kritisieren und zu verurteilen.
Dazu noch die Flut an Infos, die online zugänglich ist…ich finde, das kann verunsichern.
Ich halte mich nicht für „schwach“ oder nicht selbstbewusst, ich gehe bei der Erziehung meiner Kinder nach Gefühl und bin damit bisher gut gefahren.
Trotzdem fühle ich mich auch oft unter Druck gesetzt, weil man als Mutter schnell verurteilt wird und man es immer nur „falsch“ machen kann. Andere Mütter haben mehr Me-Time, warum fordere ich das nicht ein? Warum schläft das Kind mit 14M noch nicht durch und warum noch so oft bei uns im Bett? Warum hat das Kind noch nie woanders alleine übernachtet? Warum Brei und kein BLW? Warum geht er nicht jetzt schon in die Kita? Wie viel Zucker/Salz ist ok? Warum diese Lauflernschuhe, andere sind doch viel besser?
Ach, es gibt X Themen, über die man debattieren kann und an schlechten Tagen fühle ich mich durch blöde Fragen/Bemerkungen auch in die Ecke gedrängt, an guten Tagen juckt es mich nicht 🤷🏼♀️
Die Erfahrung habe ich auch gemacht.
Vor mir muss sich keiner rechtfertigen.
Aber vermutlich vor anderen?
Habe kürzlich mit meiner Freundin telefoniert. Ihr Kind kommt mit 3 Jahren in den Kindergarten. Sie hat versucht dies zu rechtfertigen. Da meinte ich, dass dies doch völlig okay und nicht einmal selten sei.
Mein Bruder mit Familie hat uns vor einpaar Monaten besucht. Seine Frau hat gleich versucht zu rechtfertigen, warum die Tochter (3 Jahre) erstmal zurückhaltend reagiert. Sie hat sogar ihrer Tochter gleich gesagt "das ist voll ok, dass du erstmal ankommen musst". Das klang in meinen Ohren so, als müsse sie das Verhalten sehr oft rechtfertigen. Was mein Bruder auch bestätigte. Dabei hat sie sich wie ein ganz normales Kind benommen. Erst zurückhaltend und dann aufgetaut.
Es scheint so, dass viele junge Familien sich eben vor Eltern und Freunden rechtfertigen müssen. Daher tun sie dies automatisch gleich bei allen Menschen. Auch bei denen, die keine Rechtfertigung verlangen.
Ich denke es liegt an mangelndem Selbstbewusstsein und wie man hier immer wieder so schön erlebt, an dem unterschwelligen oder sehr offensichtlichen Mama Bashing. Leider leidet die Toleranz bei so vielen, wie ich immer wieder feststellen muss.
Aber was lebt man damit seinen Kindern vor?
Sei tolerant, auch wenn ich es nicht bin?
Wasser predigen und Wein trinken?
Ist es das?
Wir sind nach außen hin alle sooo tolerant, jede Bemerkung die einen Ausländer betrifft wird sofort kritisiert, aber andere Eltern darf man runter machen?
Ich darf nicht kritisieren dass jemand Kopftuch trägt aber Mütter angreifen, die nicht stillen oder die umgekehrt in der Öffentlichkeit stillen?
Ich komme auf sowas nicht klar...
Ich glaub du hast meinen Post nicht verstanden.
Ich bin absolut gegen dieses Mama Bashing. Aber es ist leider nun mal für einige (schau dich hier doch mal um) zum "Trendsport" geworden. Das ist furchtbar.
Mir ist es zum Beispiel völlig egal ob eine Mutter ihr Kind gar nicht oder bis 6 Jahre stillt. Es ist nicht mein Kind, ich mache das so, wie es für uns passt und andere Lebensweisen gehen mich nichts an. Dennoch müssen sich (auch Paradebeispiel Urbia) beide "Lager" ständig rechtfertigen vor anderen Müttern. "oh du hast die Fläche gegeben, naja immerhin hat dein Kind keine Allergien" oder "naja zur 1. Klassenfahrt kannst du ja nicht mit, his dahin hört das Langzeitstillen schon auf" etc. So ähnlich hier schon alles gelesen.
Gründe, warum ich mich rechtfertige, auch wenn ich es wohl eigentlich gar nicht muss:
- wenn ich mich angegriffen oder kritisiert fühle
- wenn ich Sorge habe, dass der andere meinen anderen Standpunkt als Angriff oder Kritik auffasst
- wenn ich glaube, dass andere Leute andere Gründe für meine Entscheidung sehen, als wir sie haben
Ich weiß, dass wir in ziemlich vielen Dingen sehr anders Ticken als die meisten Eltern heutzutage. Da schäme ich mich auch nicht für. Ich stehe dazu. Manchmal kommt trotzdem das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Ich denke, das haben die meisten mal.
Ich würde mich schon als tolerant gegenüber anderen Meinungen bezeichnen. Was nicht heißt, dass man nicht auch immer mal wieder seine Argumente austauschen oder auch diskutieren kann.