Ich bin 18 Jahre alt und habe den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Meine Eltern sind seit 2014 getrennt. Wir haben seit Jahren jeden Tag das selbe geschrieben. "Guten Morgen habt einen schönen Tag" "Wie war euer Tag?" "Viel Spaß in der Schule" "Gute Nacht". Ich und mein Bruder waren jede zweite Woche bei ihm. Die ersten Jahre waren schön und ich hab mich dran gewöhnt. Er hat meine Mutter für eine andere Frau verlassen mit der er jetzt zusammen lebt. Als sie sich trennen war er kein guter Mensch. Er hat meine Mutter furchtbar behandelt, konnte sie nicht verstehen wenns ihr schlecht ging und war oft eiskalt. Sie sind 2 Grund verschiedene Menschen. Immer wenn ich daran denken musste was er uns angetan hat, musste ich weinen.
Seit Coronabeginn haben wir uns selten gesehen. Ich merkte wie wenig er mich kennt und wie selten es ihm interessiert was für Interessen ich hab oder wie ich ticke. Ich merkte oft wenn ich mit ihm rede, wie wir nicht harmonieren. Er mich niemals verstehen würde. Ich bin ein ganz anderer Mensch als er mit einer anderen Denkweiße. Jeden Tag ihm das selbe zu schreiben wurde zur Pflicht und war nur nervig und fühlte sich wie höfliches schreiben an. Ich sehe ihn nicht mehr als meinen Vater sondern wie ein fremd gewordenen Menschen. Er bemüht sich. Er versucht wie ein Vater rüber zukommen. Aber für mich kommt es so gespielt rüber. Nicht echt. Ich empfinde ihn nicht mehr als mein Vater und da wir ihn eh selten sehen hab ich gestern den Kontakt abgebrochen. War es richtig? Hätte ich einfach weiter dieses Spiel spielen sollen? Wir gehen zu Besuch einem Menschen den wir Vater nennen und so tun als hätten wir eine Vater-Tochter Beziehung? Ich empfinde so nicht mehr! Mit meiner Mutter verstehe ich mich super nicht immer aber ich lieb sie. Ihn..nicht. Ich brauch ihn nicht.
Beziehung mit dem Vater beendet
Wenn ich knapp 20 Jahre zurück denke, hatte ich damals auch kein besonderes inniges Verhältnis zu meinem Vater. Ich denke, das hat auch einfach was mit dem "erwachsen werden" zu tun, dass man sich von seinen Eltern abnabelt und auch die bisherige Beziehung in Frage stellt.
Wie wünscht du dir den Kontakt zu deinem Vater? Welche Erwartungen hast du an eure Vater-Tochter-Beziehung?
Den Kontakt abbrechen finde ich schon ziemlich hart, wenn er sich bemüht hat. Auch wenn das Schreiben für dich gespielt rüber kam, vielleicht hat er das gebraucht. Ich könnte mit vorstellen, dass es für einen Vater auch nicht leicht ist, wenn seine Tochter erwachsen wird und er nicht weiß, wie er die Beziehung gestalten soll.
Unterhalte dich doch mal ganz in Ruhe mit ihm und dann steckt gemeinsam fest, wie sich euer Kontakt zukünftig gestalten soll, dass beide Parteien damit glücklich werden. Ich könnte mir sonst vorstellen, dass du den Kontaktabbruch irgendwann bereust, auch weil er augenscheinlich für mich unbegründet ist.
Letztlich musst du einfach schauen, womit du dich wohl fühlst. Wenn sich der Kontaktabbruch richtig anfühlt, dann war er wohl für dich (aktuell) richtig.
Ich persönlich finde es etwas hart. Du schreibst, dass dein Vater bemüht ist, ein Vater zu sein. Das ist doch positiv. Er scheint ein ganz anderer Mensch als du zu sein, das ist dann immer schwierig, gegenseitiges Verständnis aufzubringen.
Aber vielleicht kannst du irgendwann akzeptieren, dass dein Vater im Rahmen SEINER Möglichkeiten schon bemüht war. Und erkennst es an. Und vielleicht kann er irgendwann anerkennen und akzeptieren, dass du dir was anderes erhofft hast, nämlich im Rahmen deiner Möglichkeiten und Erwartungen. Aber bis dahin ist es sicher kein leichter Weg und wenn du ihn (noch) nicht beschreiten willst, ist das okay.
Ich finde es schwierig. Ein Abbruch ist dann gerechtfertigt, wenn jemand einen nicht gut behandelt und nicht gewertschätzt wird. So wie ich das lese, liegen die Probleme aber eher zwischen deiner Mutter und ihm und sicher wird er da auch seinen Teil dran schuld haben, aber ich finde eine gescheiterte Paarbeziehung ist etwas anderes als eine Eltern Kind Beziehung. Ich denke, er hat ja Interesse und denkt an dich, sonst würde er sich nicht melden. Nur eben nicht so wie Du dir das vorstellst. Und ja, vielleicht brauchst du ihn gerade auch nicht. Vermutlich kümmert sich bei Bedarf dann deine Mutter gut um dich...
Aber wenn ich was gelernt habe, dann das sich das Leben drehen und wenden kann und je älter man wird, desto mehr sieht man Dinge auch aus anderen Perspektiven. Mir kommt es so vor dass du ihn momentan mehr durch ihren Filter siehst und dass mit dem eigenen Verhältnis halt nicht so geklappt hat.
Ich denke, um euch anzunähern wäre es sinnvoller gewesen diese Nachrichten sein zu lassen und auch zu kommunizieren wie du dich damit fühlst und mehr zu schauen, dass man mal was zusammen macht.
Manchmal ist man trotzdem nicht auf einer Wellenlänge, dennoch ist er halt eben dein Vater. Ich finde, wenn es nicht so ist dass er dich schlecht behandelt, ist es auch kein Beinbruch lose Kontakt zu halten und sich ab und an zu sehen. Die Dinge können sich vielleicht eines Tages für dich ändern oder es entstehen neue Fragen und dann ist diese Tür aber vielleicht für immer zu und eines Tages ist er nicht mehr da.
Ich würde also mehr drauf schauen, mich zu fragen, wie ich mir das Verhältnis eigentlich wunsche und das auch mal auf den Tisch zu packen, was ich vermisse, was mich verletzt hat. Weiß er das überhaupt alles was Du hier schreibst?
Vielleicht war es die richtige Entscheidung, vielleicht aber auch voreilig und du vereust sie. Ich persönlich - wenn es nur drum geht dass du ihn gerade nicht so brauchst - würde mir ein Fenster offen halten. Vielleicht sieht es irgendwann anders aus. Z.B. wenn Du mal selber Kinder hast.
Das Verhältnis zu meinem Vater war berechtigt schwer, aber als Opa ist er klasse und wiederholt eben nicht die selben Fehler nochmal. Manchmal bringt Zeit auch naja Veränderung. Viele Dinge sind ein Prozess. Und wenn Du auf eigenen Beinen stehst, ich weiß nicht ob du das jetzt schon voll tust, wirst du merken, dass manchmal sich Sachen echt hart verketten können, die man eigentlich nie so gewollt hat....
Ob er ein schlechter Mensch für Dich selbst ist, siehst du an seinem Handeln dir gegenüber. Dann ist Distanzierung natürlich sinnvoll, wenn es so ist.
Die Kommunikation mit meinem 19jährigen ist auch oft so wie du beschreibst. Er wohnt noch hier und freiwillig erzählt er selten etwas, ich muss ihn schon regelrecht verhören und über WA läuft es eher so wie bei euch.
Mit meinem Mann ist es noch wortkarger, aber stört da offenbar keinen von beiden
Was würdest du dir denn von deinem Vater wünschen? Ein völliger Abbruch ist eine harte Sache....
Puuh.
Ich kann den Abbruch gar nicht verstehen. Und nicht falsch verstehen: Für mich ist das Thema "Kontaktabbruch mit den Eltern" immer präsent.
Meine Eltern haben sich auch getrennt, als ich 14 war. Beide haben riesen Fehler gemacht. Beide taten mir in ihrem jeweiligen Zustand nicht gut.
Ich blieb (schweren Herzens) bei meiner Mutter. Mit 18 zog ich (endlich) aus. Zu beiden Eltern hielt ich Kontakt, wie er gerade sinnvoll und für mich erträglich war.
Das war nicht immer einfach, manchmal einsam und manchmal sehr enttäuschend.
Erst rund 10 Jahre später war klar, dass ich mit meinem Vater eine neue, wundervolle Ebene finde. Die hat nichts mehr mit unserer schwierigen Vergangenheit zu tun. Wir mögen uns, unsere (neuen) Familien wachsen zusammen. Alles ist gut.
Mit meiner Mutter habe ich es lange versucht, aber es ist mir/uns nicht gelungen. Wir haben keine Basis gefunden. Es frisst mich einfach auf & deshalb habe ich den Kontakt komplett abgebrochen.
Meine große Tochter ist ähnlich alt wie du & hat ähnliche Schwierigkeiten mit ihrem Vater. Ich passe dennoch auf, dass sie (losen) Kontakt zu ihrem Vater hält. Vielleicht findet sie eine neue Ebene mit ihm irgendwann später.
Dein Kontaktabbruch passt gerade gar nicht und schlägt auch dir Türen zu!
Nun ja, der Drops ist gelutscht, du hast den Kontakt ja jetzt abgebrochen....ein Forum zu fragen, ob das richtig war....hm, was bringt dir das jetzt noch? Es ist doch jetzt abgehakt.
Aber weil du fragst kann ich nur antworten "Nein, es war nicht richtig.", das wirst du aber erst später verstehen. Ich verstehe, das du denkst, das du ihn nicht brauchst, das er quasi ein Unbekannter ist, das du ihm bisher nicht verzeihen kannst, das du komplett hinter deiner Mutter stehst. Für mich reagierst du einfach altersentsprechend und das ist kein Vorwurf. Nur ich bin fast 50, habe meine Eltern mittlerweile auf den Friedhof gebracht udn ich sehe mittlerweile die Beziehung zwischen Eltern und Kindern aus einem ganz anderen Blickwinkel. Niemand ist perfekt, Eltern schon gar nicht.
Du bist jetzt 18 jahre alt, du darfst, kannst udn sollst für deine Bedürfnisse einstehen. Mich würde jetzt ineteressieren, ob du mit ihm je über alles gesprochen hast, über deine Wünsche , deine Bedürfnisse, deine Vorstellungen.....Spiele sollst du natürlich nicht spielen, aber du hast jetzt einfach eine Tür zugeschlagen udn das an einem Zeitpunkt im Leben, wo man gerade erst anfängt selber zu leben. Du hast dich dafür entschieden, deinem Vater den Buhmann zuzuschieben, aber du hast dir damit die Chance vertan, zu schauen ob sich euer Verhältnis noch ändert....hin zu einem Verhältnis zwischen Erwachsenen, auf einer ganz anderen Ebene.
Schlußendlich hast du deine Entscheidung getroffen udn du wirst auch diejenige sein, die damit leben muß.
Um Mal ganz klare Worte zu finden: Nein, ich finde es nicht richtig.
Und das sage ich aus der Perspektive einer Tochter, die jahrelang zugesehen hat, wie ihre Mutter unter ihrem herrischen, kalten Ehemann verkümmert ist. Leider haben sie sich viel zu spät getrennt, aber trotz dessen, dass mein Vater auch mir gegenüber oft unfair und grausam war, würde ich nicht auf die Idee kommen, den Kontakt zu beenden.
Weißt du, ich war auch immer meiner Mutter viel mehr verbunden. Wir waren ein Team, zusammen gegen den Rest der Welt, aber vor allem eine Front gegen meinen Vater. Heute weiß ich, dass wir es ihm auch nicht leicht gemacht haben. Durch seine Art und durch meine Mutter konnte ich nie ein echtes Verhältnis zu ihm aufbauen. Auch nach ihrer Trennung nicht. Der Zug einer tollen Vater-Tochter-Beziehung ist schlicht abgefahren.
Fakt ist aber, dass man nur einen Papa hat. Und auch wenn es keine tiefe emotionale Bindung gibt, weiß ich doch, dass er mich lieb hat. Ich muss ihn weder täglich sehen noch mit ihm schreiben. Unser Kontakt ist selten geworden, aber wir geben uns beide Mühe, den jeweils anderen nicht komplett aus unserem Leben auszuschließen.
Niemand sagt, dass du eine Bilderbuchbeziehung zu deinen Eltern führen musst. Und niemand sagt, dass du das Verhalten deines Vaters gut finden solltest. Aber versuch dich von der Trennung deiner Eltern frei zu machen. Du bist nicht zur Loyalität verpflichtet, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Du bist ihr Kind und wenn sich jemand die Freiheit absoluter Neutralität erlauben darf, dann du.
Denk einfach darüber nach, ob du wirklich glücklich mit deiner Entscheidung bist. Am Ende ist es dein Leben.
Ob es richtig war oder nicht, kannst nur du dir beantworten. Das wird sich mit der Zeit zeigen.
Ich schreibe dir mal im Kurzabriss meine Gedanken, da meine Geschichte relativ ähnlich ist.
Auch mein Vater hat uns wegen einer anderen Frau verlassen, da war ich aber bereits im Teeniealter. Im Nachhinein betrachtet hat es beiden Elternteilen gut getan, weil die Ehe schon vorher nur noch nach außen hin existierte. Damals natürlich erstmal ein Schock für alle Beteiligten.
Mein Vater hat sich bereits in den Jahren davor immer weniger für uns Kinder oder die Familie generell interessiert und ist mehr seiner eigenen Wege und Hobbies nachgegangen.
Unser Kontakt in den Jahren darauf reichte von Monate langer Funkstille bis zu 1-2 Mal pro Monat treffen. Bei meiner Schwester und ihm das Gleiche.
Während meiner Schwangerschaft kam keine einziges Mal die Frage wie es mir geht oder wie das Baby heißen wird, etc und ich habe es ihm bereits in der 9.Ssw erzählt. Und das obwohl er wusste, dass ich zuvor bereits eine FG in der 12.Woche hatte. Die Reaktion darauf war übrigens "ich kenne dich, du bist stark, du kommst drüber hinweg".
Warum streiche ich ihn trotzdem nicht aus meinem Leben?
Ganz einfach - er ist und bleibt mein Papa. Man hat nur einen.
Auch wenn das Verhältnis zu meinem Stiefpapa deutlich inniger ist.
Es ist nie etwas wirklich Gravierendes zwischen uns vorgefallen außer "Desinteresse".
Klar sind wir auch häufiger Mal verschiedener Meinung, aber wir können beide sehr sachlich diskutieren. Er muss nicht immer gut finden was ich mache und umgekehrt auch nicht. Ich muss auch selbstreflektiert feststellen, dass mein Interesse an ihm auch nicht immer sehr ausgeprägt war, sprich er kam und kommt bei mir nicht an erster Stelle.
Wir sind beides erwachsene Menschen, die jeweils ihr eigenes Leben führen.
Meine Fragen an dich deshalb:
Belastet dich der sporadisch Kontakt?
Zeigst du mehr Interesse an seinem Leben? Sprich ist der Kontakt immer nur einseitig?
Wie würdest du dich fühlen, wenn die Rollen vertauscht wären?
Hast du mal mit ihm über deine Gedanken und Gefühle bezüglich eures Verhältnises gesprochen?
Ich finde es muss im Leben nicht immer nur
Schwarz (=totaler Kontaktabbruch)
oder Weiß (=Happy Family die gefühlt 24/7 aufeinander hängt)
geben, sondern man kann auch mit einem der zahlreichen Grautöne sehr glücklich werden.