Wie offen zu Schwester sein, die in Therapie?

Meine Schwester und ich hatten eine turbulente Kindheit und Jugendzeit aufgrund der Persönlichkeitsstörungen von nahezu allen Frauen in unserer Familie (Mutter, Oma, Tante).

Sie hat einen anderen Papa als ich, welcher verstarb, als sie 2 Jahre war. Uns trennen 7 Jahre, ich bin die ältere.
Meine Schwester ist extrem harmonie- und gefallsüchtig, was bei ihr über die Zeit leider zu Depressionen geführt hat.
Unserer Erzeugerin zu gefallen und ein harmonisches Leben zu führen, ist schlicht nicht möglich.

Vor nun 6 Jahren gab es den finalen Kontaktabbruch zwischen meiner Mutter und mir, was meine Schwester heute noch belastet.

Sie selbst sieht ebenfalls, dass unsere Mutter krank ist und der Kontakzt ungesund, unsere Kindheit traumatisch war und es viel schlimme Erlebnisse gab.

Das nur kurz als "Grundgerüst".

Sie befindet sich nun in Therapie, was für sie einen immensen Schritt bedeutet. Schulmedizinerin vor dem Herrn, von ihr hätte niemand jemals erwartet, eine Therapie anzugehen.
Ich bin sehr stolz auf sie, es bedeutet für sie aber einen extremen Kraftakt und dort wird natürlich viel aufgearbeitet.
Seitdem sie in Therapie ist, spüre ich deutlich, dass viel Unausgesprochenes zwischen uns schwebt.
Damit habe ich gerechnet, auch damit, dass unsere Beziehung, die sehr innig und liebevoll ist, ruckeln wird.

Sie bespricht alles in der Therapie und scheint vieles hochzubringen. Bislang haben wir das Thema Kindheit und Vergangenes gemieden. Also absolut.
Nun kommen von ihrer Seite unterschwellig Fragen und ich frage mich, wie offen ich sein soll/muss.
Es gibt schreckliche Vorfälle, von denen sie bislang nichts weiß. MMN ist sie nicht stabil genug, um diese zu erfahren. Andersherum denke ich, dass sie etwas ahnt und vielleicht die Wahrheit braucht, um es annehmen und verarbeiten zu können.

Ich möchte ihrer Genesung keinesfalls im Weg stehen, sie ist der einzige Mensch aus meiner Kernfamilie, der mir blieb und bedeutet mir alles.
Ich habe also sehr große Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Aktuell ist ihr gesundheitlicher Zustand sehr schlecht und ich weiß nicht weiter.
Evtl hat jemand Rat. Wahrheit oder ist "Verschweigen" richtig(er)?

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Ich würde versuchen, mit dem Therapeuten der Schwester zu sprechen und ihn nur diesbezüglich zu fragen, ob er Offenheit für sinnvoll oder für schädlich hält.
Alles Gute für euch!

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Wie soll das aussehen? Ich rufe ihren Therapeuten an? Das fände ich irgendwie grenzüberschreitend....

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Vielleicht eine sachliche Mail mit eben dieser einen Frage.

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Ich würde sie selber fragen, ob sie alles wissen möchte. Wahrscheinlich würde ich es ihr sagen, es ist ein fürchterliches Gefühl, dass es einem schlecht geht und man nicht weiß, warum. Sie ist doch in Therapie, der Therapeut kann sie auffangen.

Es klingt nach Traumatisierung bei deiner Schwester und ich persönlich würde einiges darum geben, wenn mir jemand erzählen könnte, was bei mir genau in der Säuglingszeit passiert ist. Geht aber leider nicht.

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Es geht um mich und Vorfälle, die mich betreffen. Sie war zu klein, um etwas mitzubekommen und hatte dazu auch keinerlei Gelegenheit.
Es kann also wirklich allerhöchstens sein, dass sie es sich zusammenreimt.

Würde ich sie fragen, ob sie alles wissen möchhte, wäre das ja ein Zuegständnis, dass es ein "Alles" gibt. Und dann muss ich natürlich offen sein. Denn dann ist es wahre UNwissenheit und die ist wesentlich schlimmer...

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Bei eurem Altersunterschied war sie dann noch nicht auf der Welt? Dann würde ich nichts sagen. Falls es nach ihrer Geburt war, hat sie es bestimmt irgendwie mitbekommen und das würde ich sehr wohl erzählen.
Mein Bruder möchte die Dinge, die vor ihm waren, gar nicht wissen, er versteht nicht, warum es mir psychisch so viel schlechter geht als ihm und will es nicht verstehen. Da beneide ich dich ein bisschen...

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Ja uff, schwierig. Ohne die Details zu kennen, kann man da eigentlich keinen Rat geben, das ist so individuell.

Ich würde den Therapeuten fragen, was er meint. Da werden ja bestimmt Gespräche mit Angehörigen möglich sein.

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Ich würde etwas offener ihr gegenüber sein und ihr sagen, dass es da schon was gibt, was du ihr aber lieber im Beisein ihres Therapeuten sagen möchtest, weil du dir einfach Sorgen machst. Und sie dann bitten, dass sie einen Termin für euch beide aus macht.
Oder du fragst sie ohne ihr zu sagen, dass da was ist, ob sie was dagegen hat, wenn du Kontakt zu ihrem Therapeuten aufnimmt, um dir Tipps zu holen, wie du sie unterstützen kannst und fragst dann ihn was er davon hält.
Das ist nicht gelogen und du machst nichts hinter ihrem Rücken.

Meine ältere Schwester und ich bekommen Panikattacken in gleichen Situationen, sie etwas schlimmer als ich, unsere jüngeren Geschwister nicht.
Deshalb glaube ich, dass vermutlich es in unserer frühesten Kindheit einen Auslöser dafür gab. Aber weder sie noch ich können uns an etwas erinnern (sie ist 2 Jahre älter als ich).
Ich denke schon, dass es mir helfen würde, wenn ich wissen würde, was das war.

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Kurzes OT: hast du mal über Hypnose nachgedacht? Um an die Erinnerungen an deine Kindheit ranzukommen? Die sind ja definitiv da, im Unterbewusstsein ist alles abgespeichert, du brauchst nur jemanden, der dir hilft, die richtige Tür zu öffnen.

Oder, google mal Yager-Therapie. Ich finde die faszinierend, weil du gar keine gezielte Erinnerung brauchst, um in die Heilung zu gehen. Die Yager-Therapie ist auch eine Form der Hypnose und die meisten Probleme sind bereits nach 4-5 Sitzungen schwächer oder sogar ganz weg.

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Danke für den Tipp, ich werde mich da mal informieren. Allerdings geht unser beider Problem mit Sozialphobie und Angst vor Ärzten bzw der Arzt-Patienten Situation einher, was das Ganze durchaus schwierig macht.

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Hey!

Du kannst die Schwester fragen, ob du mit dem Therapeuten sprechen darfst.
Oder du schreibst ihr einen Brief, klebst den zu und schreibst auf den Umschlag, dass sie ihn in der Therapie lesen soll, wenn sie die Infos erfahren möchte.

Wenn sie es eh schon ahnt und danach fragt, wird sie die Wahrheit verkraften bzw muss dann damit eben fertig werden. Ich glaube auch, dass es sehr belastend ist zu wissen, dass etwas im Busch ist, aber man das Ausmaß nicht kennt.

Liebe Grüße
Schoko

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Die Idee mit dem Brief finde ich wirklich gut 👍

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Hallo,
ich versuche es vorsichtig:
Schon die Art deines Postes zeigt, dass auch du mit der ganzen Sache nicht abgeschlossen hast. Auch du hast das nicht verarbeitet. Deine Schwester mag an sich schwerer betroffen sein, aber sie unternimmt jetzt etwas.

Wenn deine Schwester mit Fragen zu Dir kommt, würde ich sie bitten, dies zunächst mit dem Therapeuten zu besprechen, ob das wirklich so sinnvoll ist. Deine Wahrheit ist durch deine damaligen kindliche Beobachtungen und deine heutigen eigenen äußerst negativen Gefühle stark verzerrt.
Es geht darum, deiner Schwester zu helfen und nicht darum, ihr deine Gefühle und Meinungen aufzudrücken.

Therapeuten haben eigentlich ganz gute Möglichkeiten herauszufinden, was passiert ist. Es geht um IHRE Erinnerungen, nicht um DEINE. Gib dem Therapeuten die Chance freizulegen, was in ihr ist. An was erinnert sie sich. Sie muß nicht wissen, was Jahrzehnte vor ihrer Geburt war, oder was Anderen passiert ist.

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Doch, ich habe es sowohl verarbeitet als auch damit abgeschlossen.
Es geht hier rein darum, was dieses Wissen evtl bei meiner Schwester auslösen könnte.

Ich war selbst vor Jahren in therapeutischer Behandlung. Im übrigen ist da auch nichts verzerrt, denn ich war kein kleines Kind, sondern bereits wesentlich älter - und meine Schwester schon größer.

Und ja, es geht mir um sie und ihre Erinnerungen bzw Vermutungen.
Wegen mir müsste sie von dem Thema nichts erfahren, nur möchte ich sie nicht in Unwissenheit stehen lassen, wenn sie Fragen stellt. Ich habe ebenfalls kein Problem damit, das Thema im Allgemeinen anzusprechen. Nur sorgt es mich, was es bei ihr bewirkt, wenn sie davon erfährt.

Ich habe mich scheinbar sehr missverständlich ausgedrückt, wenn es anders rüber kam.

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Ach und zuletzt : es geht keinesfalls um Gefühle oder gar Meinungen.
Es geht um missbräuchliche Vorfälle, die mir zugestoßen sind, von denen sie nichts weiß, aber scheinbar ahnt.

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Danke für alle Antworten.

Ich werde nun erst einmal abwarten, was die Zeit bringt und sollte es Fragen geben, versuchen die Situation neu einzuschätzen.

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Huhu

Ich würde auch vorschlagen da mit ihren Therapeuten zu sprechen.
Nicht heimlich hinter ihrem Rücken, sondern sie ganz offen fragen ob ihr das zu dritt machen könnt weil du da eben Sorge hast.

Liebe Grüße und alles Gute euch

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Evtl. würde ich sie fragen, ob es für sie ok wäre, wenn du mal mit ihrem Therapeuten sprechen darfst. Du möchtest ihr helfen, bist aber selbst unsicher. Ob es für sie ok wäre, wenn du ihrem Therapeuten Fragen beantwortest - sofern du sie weißt - damit er ihr dann besser helfen kann.
Oder ob ein gemeinsamer Termin möglich wäre. Wo sie dich fragen darf, aber du nicht alleine mit der Situation wärst.

Ansonsten sie fragen, wie viel sie wissen möchte und dann vorsichtig schrittweise mit der Sprache rausrücken. Also fragen darf sie dich alles und dann tastet du dich langsam vor. Und ein Stoppsignal vereinbaren. So dass sie jederzeit selbst stoppen darf, wann es ihr zu viel wird, aber sie fragen darf.