Wie hat sich das Leben mit einem ungeplanten Kind entwickelt?

Ich habe ein geplantes und ein ungeplantes Kind, daher meine Frage. Welche Auswirkungen auf die Partnerschaft und die Familie hatte das ungeplante Kind?
Ich habe zwei erwachsene Kinder, das zweite war ungeplant.
Mein Partner war für Abtreibung, ich wollte zwar auch das Kind nicht, konnte aber nicht abtreiben.
Wie hat sich euer Leben entwickelt?
Hat die Partnerschaft gehalten?
Wie waren die Auswirkungen auf die Kinder?

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Ich habe immer gern und viel geplant, auch Kinder. Am liebsten waren mir seit meiner Kitazeit 4, später dachte ich 7 wären eine vernünftige Zahl.

Mit 14 habe ich erfahren, dass ich wohl niemals Kinder haben würde, bekam aber jahrelang Tabletten, damit es vielleicht irgendwann mal klappt. Meinen Mann lernte ich mit 21 kennen, er hatte keinen Kinderwunsch (er war damals knapp 30). Nun ja, passte also.
Mit 23 (Mai 2004) von mehreren Ärzten bestätigt: Das wird nichts. Also alles abgesetzt. Im Juli 2004 hielt ich meinen positiven Test in der Hand. Ich studierte, parallel auf Diplom und Magister. Das war erstmal "wow". Mein Mann, damals noch Freund sagte "ich dachte das geht nicht." Nun ja, wohl doch.
März 2005 kam unsere Tochter. Mir wurde sehr gratuliert, ich solle mich über mein Wunder freuen, mehr wirds nicht. Mein Freund: Na ja, eines geht.

Zur Sicherheit nahm ich ab da die Pille, mehr wollte er nicht, also war das ok, ich hatte es vorher gewusst. Ich wurde Ende Dezember 2005 übel mit Grippe krank und hielt im Februar 2006, den nächsten positiven Test in der Hand. Mein Mann war nicht begeistert, da unsere "Große" sehr unter Kolliken litt und viel weinte, teils 12 Stunden am Stück (die ersten 3 Monate). Zu dem Zeitpunkt bekam sie gerade Zähne...
Da ich nicht abtreiben würde, bekamen wir Baby Nr. 2, ich kurz vor Ende des Studiums, ging dann auf dem Zahnfleisch, aber brachte es zu Ende. Ich machte alles alleine, weil ich dachte: Ich hätte es ja nicht bekommen müssen. Meine Entscheidung.
Unser Sohn kam Oktober 2006, er war das perfekte Baby. kein Schreien, kein Motzen, absolut entspannt. Unsere Große eine wunderbare Schwester. Ich war im Sommer 2007 mit dem Studium fertig und blieb zu Hause bis September 2009. Dann waren beide in der Kita, es lief super, ich bekam einen tollen Job - und einen erneuten Kinderwunsch.
Mein Mann war diesmal dabei, weil es mit den ungeplanten so toll lief. Tja, nur wurde ich nicht mehr schwanger. Ende 2013 (nach 4 Jahren probieren und tun) wurde ich sehr krank, wurde mehrfach operiert. Mein Mann entschied, es gibt keine Kinder mehr, ich müsste an meine Gesundheit denken. Es sei das Beste und ich gab ihm Recht. Im Mai 2014 war der Test positiv, an Weihnachten 2014 kam unsere Kleine. Mein Mann war nicht begeistert, hatte Angst, war oft wütend. Während der Schwangerschaft wurde befürchtet unsere Kleine könnte mit Down Syndrom zur Welt kommen (mehrere Softmarker). Ich entschied mich gegen eine Fruchtwasseruntersuchung. Mein Mann tobte, ob ich mein Leben für "so eines" riskieren wolle - natürlich, weil auch "so eines" mein Kind ist. Es war eine harte Zeit, doch als sie zur Welt kam, verliebte er sich unsterblich in dieses Kind und auch dieses kam ohne Dramen durch die Baby- und Kleinkindzeit.

Anfang 2019 (ich nun schon Ende 30) war ich beflügelt vom Familienleben und hatte nach vielem Reden meinen Mann soweit noch ein 4. Kind zu wollen (er eher nicht, aber er sagte, mir zu liebe wäre es ok). Wie immer, wenn wir es drauf anlegten... nichts. Anfang 2020 wurde ich wieder sehr krank, verlor einen Eierstock und noch anderes. Mein anderer Eierstock war "tot", auf dem Ultraschall war alles schwarz. Das würde nichts mehr werden. AMH bei 0,1. Gut, dann war das so.
Im Juli 2020 hielt ich wieder einen positiven Test in der Hand. Mein Mann, wieder nicht begeistert, sagte aber "deine Entscheidung, du machst was für dich richtig ist. Du hast immer richtig entschieden." Gegen den Rat meiner Ärzte (und jedem den ich kannte) kam unser Sohn im März 2021 zur Welt. Gesund und wunderschön.

Vor etwa einem Monat fragte ich meinen Mann nebenher, ob er etwas ändern würde, wenn er könnte. Und er, der niemals Kinder wollte, sagte, er sei genau da, wo er immer sein wollte, obwohl er diesen Weg freiwillig nie gegangen wäre.
Es hat sich alles positiv entwickelt. Ich habe die vier Kinder, die ich als Kitakind immer gemalt habe. Jedes für sich zu diesem Zeitpunkt völlig ungeplant, aber doch wohl irgendwie zur richtigen Zeit. Hätte auch in einer großen Katastrophe enden können.

Das war jetzt sehr viel und sehr persönlich.

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Danke für deine persönliche Geschichte, schön, dass es so gelaufen ist.
Hört sich sehr abenteuerlich und aufregend an.
Das Leben ist hakt oft überraschend.

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Wie, was für ein aufregendes Leben.
Da war ja mal nix geplant.

Darf ich fragen, ob dein 3. Kind nun tatsächlich an downsyndrom erkrankt ist?

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Hallo,

meine Tochter kam auch ungeplant und der Vater hat mich auf eine Abtreibung angesprochen, was für mich nicht in Frage kam, denn in meine Lebensumstände hat sie gepasst. In seine weniger, weshalb wir uns ein halbes Jahr nach der Geburt getrennt hatten, zwei Jahre später wieder zusammenkamen und nun verheiratet sind und als Familie zusammenleben.
Das ungeplante Kind war das beste was mir passieren konnte. Ich bin total dankbar dafür und würde es niemals anders machen!
Was ich bei dir nicht verstehe, warum machst du dir da aktuell Gedanken zu, wo beide Kinder (geplant und ungeplant) erwachsen sind?

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Da es in meinem Fall schon Auswirkungen hatte aufs Leben und der ungeplante Sohn vom Vater nie wirklich so geliebt und akzeptiert wurde wie der erste..
Unsere Beziehung ist auch ein halbes Jahr nach der Geburt offiziell gescheitert, aber dass es vorbei war, wusste ich schon als ich mich gegen die Abtreibung entschieden habe.

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Und jetzt bereust du das Kind? Ich würde ehrlich gesagt mehr meine Partnerwahl bereuen. Er hat mitgemischt. Ein Risiko für eine Schwangerschaft gibts immer. Zumal es vermutlich Du warst, die verhütet hat. Und wenn er es so partout nicht will, hätte auch er ja auf doppelte Verhütung z.B. Pille + Gummi bestehen können.

Und eine Abtreibung erwarten kann man schlicht nicht. Dahinter muss Frau stehen, sonst gibt es oft psychische Probleme im Anschluss. Das weiß heutzutage auch der Mann. Ich denke, da du ihn nicht mit Absicht hintergangen hast, hätte er schlicht lernen müssen einen Haken hinter die Sache zu machen und sein bestes geben müssen diesem Kind ein ebenso guter Vater zu sein. Er hat sich aber für was anderes entschieden. Und ihr leidet alle drunter.

Es gibt auch Männer da draußen, die schaffen es mit sowas klar zu kommen und nicht lieblos zu werden, wenn niemand wirklich Schuld hat.

Ich sehe keinen Grund warum ein ungeplantes Kind automatisch zu einem schlechten Leben führen sollte. Es kommt auf die Situation an. In eurem Fall denke ich, es hätte ganz anders laufen können, wenn beide die Geschichte aufgearbeitet hätten und jeder seinen Teil draus gekernt hätte. Er macht es sich da für mich zu einfach und das wäre auch der Grund, warum ich ihn wohl an die Luft gesetzt hätte. Auch andere Mütter haben Söhne. Vernünftige Behandlung aller Familienmitglieder würde ich einfach erwarten. Es ist ja nicht so, dass du viele Kinder hast. Es war ja wirklich nur diese eine ungeplante Zwischenfall. Kein Verhütungsmittel ist 100 % ig. Dann fehlt ihm generell etwas Reife für Sexualität und Partnerschaft. Nicht ihr oder das Kind seid das Problem.

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Ich habe einige Träume und Wünsche aufgeben müssen (ua berufliche Weiterentwicklung). Mein Partner hat sich nach wenigen Jahren getrennt - das lag aber an ihm, nicht am Kind. Hat auch heute keinen Kontakt mehr, zu keinem seiner Kinder.

Dennoch würde ich in keiner Sekunde etwas anders wollen. Meine Kinder sind ein unglaubliches Geschenk und wertvoll und wunderbar. Bei allem, was wir und ich durchhaben würde ich - müsste ich erneut entscheiden - nichts anders machen, zumindest nicht in Bezug auf die Kinder.

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Unser Sohn war ungeplant. Bis zur achten Wochen wollten wir abtreiben und allein darüber nachzudenken schmerzen unfassbar. Unser Leben wäre absolut unvollständig ohne ihn und er ist wirklich das beste was uns passiert ist. Wir waren sehr jung und er hat alles von uns miterlebt, uns beim "Erwachsenwerden" begleitet: Abi, Studium, Berufseinstueg, Hauskauf, Versicherungen, Steuern, wie repariere ich meinen Geschirrspüler etc. 😅. Ich bin auch total froh dass er ungeplant kam. Einen besseren Zeitpunkt hätte es nicht geben können. Die Partnerschaft hat er - von dem Gebrüll als Baby abgesehen - eher gestärkt, da wird nun als Familie extrem verbunden waren.

Wir versuchen seit einer Zeit ein zweites Kind zu bekommen, was leider trotz medizinischer Hilfe nicht klappen will. Nach dem ersten Kind war ich etwas hochnäsig, habe gedacht dass Kinder zeugen ja nun nicht schwer ist. Dementsprechend geschieht es mir ganz recht, dass wir nun solche Probleme haben. Trotzdem bin ich paradoxer Weise doch ganz froh über die Unfruchtbarkeit, weil ich so beide Seiten der Medaille erleben konnte. Das zweite Kind ist nun also ein mehr als bewusste Entscheidung - und trotzdem mache ich mir manchmal Sorgen, ob ich es jemals so werden lieben können wie Nr.1. Nr.2 kommt nämlich ins gemachte Nest, selbst das Kinderzimmer ist fertig renoviert und muss nur noch bezogen werden. Ich weiß nicht, ob es in diese extrem enge Verbindung, die eben durch das Ungeplant-Sein entstand, reinflutschen kann.

ABER unser Baby war nur ungeplant, weil wir sehr jung waren und erst extrem kurz zusammen. Wir hatten 10 Jahre später ganz sicher Kinder bekommen und wären auch ohne Kind vermutlich zusammengeblieben. Es gibt Kinder, und das sind nicht wenige, die aus anderen Gründen ungeplant entstehen. Affären, Lebenskrisen, medizinische Probleme etc.. Dass die Eltern da rückblickend nicht so positiv drüber denken können, ist mehr als klar.

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In einer Partnerschaft muss man immer Komprisse finden, meiner Meinung nach.
Z.B. dass du zwar zu Ihm ziehst, aber ihr dennoch das Apartment haltet, damit du wenn es dir zu viel wird einen Rückzugsort hast.
Im Gegensatz zu vielen anderen hier verstehe ich die Argumente deines Freundes besser als deine. Er ist scheinbar ein Familienmensch, dementsprechend hättet ihr vor Ort viel Unterstützung wenn ihr sie brauchen solltet (gerade dann wenn ihr beide wieder arbeiten solltet). Auch das finanzielle ist nicht zu verachten. Er wohnt mietfrei ihr hättet also ein ordentliches Geldpolster, anstatt von Monat zu Monat leben zu müssen.
Du sagst es geht ihm nur um sein befinden, dabei lässt du völlig außer acht, dass du auch keinen Schritt auf ihn zumachst (handelst also genau so wie du es deinem Freund vorwirfst).