Familiengeheimnksse

Guten Abend,

dies ist eher ein „Herzausschütt-Post“ da ich niemandem zum reden habe. Vorweg, es wird lang und ich möchte mir nichts einreden oder zusammendichten. Ich bin mir bewusst, hier keine Antworten auf meine Frage zu erhalten, eher Meinungen.

Es geht um meinen Großonkel der nun schon lang verstorben ist. Ich war damals 10 Jahre alt.
Es ist der Bruder meiner Oma, sie hat sich um ihn gekümmert und ich bin mit bei meiner Oma aufgewachsen. Wir waren meistens 1-2x in der Woche bei ihm. Seine Wohnung fande ich schon immer schrecklich, dunkel, düster und hat für mich nach altem Mann gerochen.
Nun uist es so, dass ich nachts oft von dieser Wohnung träume. Wie ich in dieser riesigen düsteren Wohnung umher laufe und Panik bekomme. Ich erinnere mich an jedes kleinste Detail dieser Wohnung. Von meinem Onkel direkt, träume ich nie. Ich hatte ihn immer als netten kleinen und zerbrechlichen Opi in Erinnerung der schon ein komischer, ruhiger Kautz war, wenn man darüber nachdenkt. Er hatte eine große Sammlung von diesen Porzellanpuppen. Als er starb und unsere Familie die Wohnung ausräumte meinte mein Onkel „der war doch pädophil, mit seinen komischen Puppen und nackten Frauen“. Er hatte viele Spielkarten mit Frauen in Akt darauf. Als Kind habe ich diesen Satz natürlich nie verstanden. Aber er hat sich eingebrannt.
Ich habe meine Oma oft gefragt wieso der Onkel mit seiner Frau (die schon sehr lang tot ist) keine Kinder hatten. Daraufhin wird immer sofort abgelenkt und man bekommt keine Antwort. Man merkt richtig, was für eine dunkle Wolke aufzieht, wenn man diese bestimmte Frage stellt.
Fahren wir an dieser Wohnung vorbei, bekomme ich in der Nacht sofort Albträume. Es ist wie verhext. Ich bin dann so fix und fertig, als hätte ich nie geschlafen.

Kann man da irgendwie einen Zusammenhang herstellen? Mich beschäftigt das schon Jahre aber ich komme zu keiner Antwort 😔

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Das ist schwierig.
Es gibt viele Fragen, die von älteren abgelenkt oder nicht beantwortet werden.
Todgeburten, Frühgeburten, Erkrankungen zur Unfruchtbarkeit
Missbrauch, so dass es innerhalb der Ehe keinen Sex gab (weil eine/r oder beide in der Kindheit missbraucht wurden) und es so zur Kinderlosigkeit kam / oder Angst davor Kinder zu bekommen, weil die eigene Kindheit nicht verarbeitet werden konnte.

uvm. Schwächen darf man nicht zeigen.
Psychologische Hilfe gab es oft nicht
und wenn es sie gegeben hätte, war auch das ein Tabu

Umgekehrt wurde vieles mit Sprüchen unter der Gürtellinie reingehauen, was ein Tabu war.
Unfruchtbarkeit, Kinderlosigkeit: mit der kann ja was nicht stimmen
"schwul" als Beleidigung
eine Frau ohne Partner: die Liste ist lang. In meiner Kindheit wurde mir oft vorgeworfen, ich würde NIE einen Mann finden, weil ich eine Brille hatte. Heute habe ich keinen Mann, manchmal kommt doch noch mal hoch, ob ich es nicht doch mal mit Kontaktlinsen.... vom Kopf her wissen sie es heute besser, aber so deren Erziehungseintricherungen kommen doch noch mal hoch.


Die Wohnung klingt gruselig. Vor allem als Kind und heute noch in der Erinnerung.
Ob er pädophil war oder nicht, ist schwer zu sagen.
Häufig war es früher auch ein Schimpfwort. Auch für Homosexuelle Männer oder Unverheiratete. Hat keine Frau = nicht normal = schwul und pädophil wurde oftmals (nicht immer!) gleich gesetzt,
Ich finde es furchtbar, gab es leider aber wirklich.

Nackte Frauen und co. auf Karten, finde ich furchtbar. Da kenne ich allerdings auch Familienväter, die das haben.


Es ist schwer was herauszufinden.

Sollten Erinnerungen oder Erinnerungsfetzen hochkommen, dass er dich angefasst hätte oder Sprüche in deine Richtung gemacht hätte, dann nimm das bitte ernst.

Dass dir die Wohnung gruselig in erinnerung geblieben ist, ist auch verständlich.

Bei den Sprüchen anderer wäre ich vorsichtig und würde hinterfragen.
Vgl. Bsp. Brille. Aber auch Fremdenhass, Hass gegen Homosexuelle und einiges weitere habe ich NICHT blind übernommen. Es hat Jahre gedauert, das zu hinterfragen. Ich liebe einige Verwandte und zu 90% vertraue ich ihnen voll und haben mir echt viel Gutes mitgegeben.
Die 10% will ich auf keinen Fall übernehmen und habe viel diskutiert. Das sind die Reste, die sie selbst aus ihrer Erziehung mitgenommen haben.... sehr vieles haben sie auch schon hinterfragt und aufgelöst!

Es kann sein, dass was dran war
Es kann aber auch sein, dass es ein "der war anders, kann ich nicht einordnen, also muss...." gewesen sein kann.

Mit manchen Verwandten gehe ich nicht ins Gespräch. Da ist mir auch heute noch zu viel pauschal.
Bei denen, mit denen ich diskutieren kann, erfahre ich dann mehr zu den Hintergründen oder wo sie selbst ihrer Erziehung aufgesessen sind - aber heute beim Diskutieren überdenken und für sich beleuchten.

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Danke für diesen Text und den Austausch darüber. Es hat mir tatsächlich geholfen, mal andere Sichtweisen zu betrachten.
Ich glaube nicht, dass er mir was getan hat. Von Anfang an nicht.
Aber ich suche irgendwie nach Erklärungen.
Es ist schon ein schwieriges Thema für mich

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Du wirst keine Erklärungen mehr bekommen, damit musst Du Dich einfach arrangieren/abfinden. Im Lebenslauf fast aller Menschen gibt es Dinge, über die sie niemals mehr sprechen würden, auch in meinem. Das nehme ich mal mit ins Grab und fertig. Kinderlosigkeit war früher ein Makel - es gab keine Kinderwunschkliniken mit sauteuren Behandlungen, die sich hätte eh keiner leisten können. Zudem hätten sich Männer sowieso nicht untersuchen lassen, waren viel zu stolz.
Sehr oft wurden/werden mit Puppen fehlende Kinder kompensiert - und der Mann konnte sich eben nicht davon trennen. Die Spielkarten mit nackten Frauen sagen auch nichts aus..Heute hat man Internet zum Pornos gucken, damals gab es eben Heftchen, Karten usw. - na und? Den Aufschrei der Empörten kannst vergessen, ist pseudoprüdes Gemache. Der Vater einer Schulfreundin war Fernfahrer und brachte das Zeug von Schweden usw. mit; er betrieb einen schwunghaften Handel damit und besserte die Familienkasse gut damit auf. Die Väter der anderen Schulfreunde waren beste Kunden 🙈 wir wussten das alle und grinsten nur. Da war überhaupt keiner pädo oder sonstwie abartig.
Sieh das Ganze mal nüchtern an und ohne irgendwelche geheimnisvollen dunklen Wolken - dann ist das Thema am schnellsten durch.
LG Moni

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Letztendlich kann das alles sein 🤷‍♀️ Ich würde aber tatsächlich nicht gleich Pädophile vermuten. Die Puppen könnten ein Kinderersatz des Frau gewesen sein. Dass er sie nach ihrem Tod nicht entsorgt hat, kann ich auch nachvollziehen.

Warum sie keine hatten, kann ja viele Gründe haben und ich kann das grad nicht mit der möglichen Pädophile in Zusammenhang bringen. Dann müsste sich die Frau ja bewusst gegen Kinder entscheiden haben, weil ihr Mann diese Neigung hatte? Das kann ich mir nicht vorstellen, weil sie ja auch kaum die Möglichkeit dazu hatte.

Ich denke sie waren ungewollt Kinderlos. Vielleicht haben sie ein oder mehrere Kinder verloren. Deshalb die Puppen.

Die Sexkarten... Da sind ja Frauen drauf, keine Kinder. Das spricht für mich eher gegen pädophile Neigungen.

Ich glaube tatsächlich, dass dir einfach die Wohnung als Kind Angst gemacht hat. Ich träume manchmal noch vom Keller des Hauses, in dem ich als Kind gelebt habe. Der war groß und dunkle und ich hatte einfach schon immer Panik da runter zu gehen.

Älteren Leuten fällt es tatsächlich sehr schwer über schlimme Dinge in ihrem Leben zu reden. Bei uns ist das Flucht und Vertreibung. Bis kurz vor Ende ihres Lebens hat meine Oma nicht über ihre Schwester gesprochen, sondern immer abgeblockt. Der Umgang mit so etwas war damals völlig anders. Da wurde nicht groß drüber geredet, sondern weiter gemacht.

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Guten Abend, das liest ja wirklich spuki. Wenn ich die Antwort wirklich wissen wollen würde, würde ich evtl. Hypnose probieren.
Sonnige Grüße

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Hallo du! Nicht immer stecken in Familiengeheimnissen so schlimme Sache wie Mißbrauch, Gewalt, emotionale Erpressung... es gibt so viel dazwischen und tatsächlich Normalität, die trotzdem nicht 100 % gut tat. Aus meienr Sicht wäre es sicher richtig, mit therapeutischer Unterstützung zu schauen was dir jetzt hilft. Ob und was ans Licht muß, um irgendwie aufgearbeitet zu werden - ob und wie du deinen Frieden findest. Da gibt es keinen perfekten Weg, du kannst nur deinen eigenen Weg finden. Ich wünsche dir wirklcuh von Herzen, dass du auf diesem Weg Vertrauen findest - in dich selbst, aber auch zu Menschen. Ganz liebe Grüße und vile Kraft!

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Hallo!
Ich würde da gar nichts weiter unternehmen. Warum auch?
Vermutest Du Missbrauch?

Es kann ja auch ganz andere Hintergründe geben. Vielleicht konnte er keine Kinder zeugen oder sie haben Kind(er) verloren. Das kann doch tausend Gründe haben.
Meine Tante hat keine Kinder(weil sie keine bekommen konnte) und ich fand diese Überhäufung mit mütterlicher Liebe als Kind extrem unangenehm. Dazu noch ne gruselige Wohnung, Alptraum perfekt würde ich sagen.

Außerdem macht das Unterbewusstsein auch komische Sachen, da kann es schonmal passieren, dass du im Traum zwar in der Wohnung bist, der eigentliche Grund für die Panik ist aber ein ganz anderer.

Wenn du sehr unter den Träumen leidest, wäre vielleicht aktives Träumen hilfreich. Das kann man lernen, dauert aber.

Liebe Grüße

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Du fandest es als Kind einfach gruselig dort, verständlich. Der Ort war eher negativ besetzt, hat vielleicht Angst und Unwohlsein ausgelöst. Das hat sich tief eingegraben in dein Unterbewusstsein und kommt dann in den Träumen wieder raus. Ist bei mir manchmal ähnlich in anderen Dingen.

Dass "eine dunkle Wolke aufzieht", empfindest du sicher so. Es gibt aber Themen, über die Betroffene nicht gerne reden. Auch wenn sie schon 40 oder 50 Jahre her zurückliegen. Gerade ältere Menschen tun sich schwer damit. Damals war es noch nicht so wie heute, dass jeder jedem sein Seelenleid auf allen möglichen Kanälen klagt, da gab es noch "Geheimnisse" oder einfach Dinge "über die man nicht spricht", die niemanden etwas angehen. Ich würde da nicht weiter bohren, sondern es einfach auf sich beruhen lassen.

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Das klingt schon beängstigend und irgendwie scheint da wirklich was zu sein.

Wenn du möchtest, sprich doch mal mit einem Psychologen/Hypnotiseur.

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Hallo,
für mich klingt es so, als sei dein Großonkel ein etwas schrulliger Kauz gewesen, der für Teile deiner Familie nicht ins Bild passte und dem deshalb allerhand negatives Zeug angedichtet wurde.
Allein dass dein Verwandter meint, dass er sicher pädophil gewesen sei aufgrund der Pornobilchen von erwachsenen Frauen (nicht Kindern oder jungen Mädchen) untermauert das etwas für mich.

Durch dieses Gerede und deine kindliche Erinnerung an das fast schon klassische Spukhaus (düster, unheimliche Puppen, Krankheit und Tod in der Luft), wie man es in jedem zweiten Horrorfilm findet, spinnt sich dein Unterbewusstsein da etwas zusammen.

Natürlich kann ich nicht wissen, was wirklich dahintersteckt, aber von deiner Beschreibung her war der Onkel einfach anders, weil er nicht ins klassische Bild von sittsame Ehe+Kinder passte und dadurch die perfekte Zielscheibe für Lästereien und Spekulationen wurde.

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Hey!

Dass er Fotos nackter Frauen besaß, ist ja eher ein Argument gegen Pädophilie, oder?

Ansonsten finde ich es nicht ungewöhnlich, dass Kinderlosigkeit oder der frühe Tod der Ehefrau tabuisiert werden.
Das gibt's in meiner Familie auch.

Liebe Grüße
Schoko